Geschichte Afrikas

Die Geschichte Afrikas umfasst die Entwicklungen des Kontinentes Afrika von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Erkenntnisse der Paläoanthropologie und der Molekularbiologie, insbesondere Genanalysen, legen in der Tat nahe, dass die Wiege der Menschheit auf dem afrikanischen Kontinent stand. Afrika ist somit der am längsten von Menschen bewohnte Erdteil.

Afrika aus europäischer Sicht, 1570
Afrika aus europäischer Sicht, 1812
Afrika aus europäischer Sicht, 1910
Kolonisation, 1913

Voraussetzungen

Regionale Aufteilung

Der Kontinent hat aufgrund seiner Größe verschiedene kulturelle Regionen und Einflussbereiche:

Zwar behinderte die Sahara in historischer Zeit den kulturellen Austausch mit dem übrigen Afrika. Sie stellte jedoch – von zahlreichen Handelsrouten durchzogen – nie eine undurchlässige Sprach- und Gesellschaftsgrenze dar.

Das Horn von Afrika, insbesondere Äthiopien, Eritrea und Sudan, wird sowohl zum nördlichen Afrika gezählt als auch als Übergangsregion zum südlichen und östlichen Subsahara-Afrika verstanden. Gleichzeitig lassen sich hier Berührungen nach Asien erkennen.

  • Südlich der Sahara war Afrika bis etwa zur Zeitwende ohne ausgedehnte Staatsstrukturen und kannte nur begrenzte Landwirtschaft. Dabei macht beispielsweise der Urwald das Auffinden von archäologischen Fundstücken besonders schwer.

Die Sprachen Afrikas lassen ebenfalls eine Nord-Süd-Unterteilung erkennen. Während im Norden afroasiatische Sprachen verbreitet sind, überwiegen im Süden Niger-Kongo-Sprachen. Daneben existieren Khoisan- und andere Sprachen.

Quellenlage

Die historische Quellenlage in der afrikanischen Geschichtsforschung gestaltet sich höchst unterschiedlich, in den meisten Regionen Afrikas aber problematisch. Während in Ägypten die schriftlichen Quellen bis in die Zeit vor 3000 v. Chr. zurück reichen, gibt es aus Zentral- und Südafrika fast überhaupt keine Quellen, die älter als 1000 Jahre sind. Die frühesten schriftlichen Aufzeichnungen zu Westafrika stammen von arabischen Autoren des 8. Jahrhunderts n. Chr. Archäologische Untersuchungen wurden in West- und Ostafrika erst in jüngerer Zeit unternommen, im Fall zum Beispiel der nigerianischen Nok-Kultur lassen sich die gefundenen Terrakotten etwa 2500 Jahre zurückdatieren. Deutlich ältere, steinzeitliche Zeugnisse finden sich an vielen Stellen Westafrikas. Die ältere Geschichte des Kontinents erschließt sich uns aber abgesehen von Nordafrika erst allmählich.

Die wissenschaftliche Erforschung der afrikanischen Geschichte beginnt mit dem deutschen Afrikaforscher Heinrich Barth, der auf seiner Reise durch Sahara und Sudan in den Jahren 1850 bis 1855 wertvolle Dokumente und Chroniken einsehen konnte, diese auswertete und als erster Historiker große Teile der westafrikanischen Vergangenheit rekonstruieren konnte. Barth erkannte als erster europäischer Gelehrter die Bedeutung von Felsbildern für die Rekonstruktion der Geschichte, wenngleich seine Datierung der Felsmalereien im Tassili n'Ajjer längst nicht mehr haltbar ist. Angesichts des grassierenden Rassismus und der unter den Gelehrten vorherrschenden Ansicht, dass die Afrikaner eine geschichtslose „Rasse“ seien, stieß er allerdings auf große Widerstände, und seine Forschungsergebnisse zur afrikanischen Geschichte gerieten in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurde sein interdisziplinär angelegter Forschungsansatz wieder aufgegriffen, vornehmlich von britischen und amerikanischen Historikern, aber auch von afrikanischen Fachkollegen wie Albert Adu Boahen und Joseph Ki-Zerbo.

Evolution des Menschen in Afrika

Afrika ist die Wiege der Menschheit. Hier wurden die frühesten Spuren der unmittelbaren Vorfahren des Menschen entdeckt, und hier hat sich auch der moderne Mensch (Homo sapiens) aus Homo erectus entwickelt. Allerdings sind die Forschungsergebnisse aufgrund insgesamt nur weniger Funde von Skelettresten (die allermeisten menschlichen Überreste werden in ziemlich kurzer Zeit völlig zersetzt) mit großen Unsicherheiten behaftet, die auch moderne genetische Untersuchungen bislang nicht haben beheben können.

Nach jüngsten paläoanthropologischen Forschungsergebnissen entwickelten sich die ersten Hominini vor sieben bis sechs Millionen Jahren in Afrika aus einer bis dahin gemeinsamen Entwicklungslinie mit den Vorfahren der heutigen Schimpansen. Schon der in Nordost-Afrika entdeckte, rund fünf Millionen Jahre alte Ardipithecus bewegte sich zumindest zeitweise aufrecht auf zwei Beinen. Durch diese Art der Fortbewegung (Bipedie) konnten die frühen Hominini sowohl am Rande von tropischen Wäldern als auch in der Savanne, die sich damals aufgrund klimatischer Veränderungen ausdehnte, überleben.

Vor mehr als vier Millionen Jahren entwickelten sich die Arten der Gattung Australopithecus – wahrscheinlich in Ostafrika.

Der nächste große Entwicklungsschub geschah vor etwa 2,5 Millionen Jahren mit dem Auftreten von Homo rudolfensis und Homo habilis, die bereits erste Steinwerkzeuge anfertigen konnten. Das afrikanische Early Stone Age begann damit deutlich früher als das europäische Altpaläolithikum.

Vor etwa zwei Millionen Jahren entwickelte sich Homo ergaster bzw. Homo erectus. Homo erectus war vermutlich die erste Homo-Art, die Afrika verließ und sich über den vorderen Orient nach Europa und Asien auszubreiten begann; der europäische Neandertaler war ein Nachfahre dieser Expansion. Homo erectus gilt als die erste Art der Gattung Homo, die Feuer zu machen befähigt war.

Dokumentierte archäologische Funde wie die der Pinnacle-Point-Menschen und der Broken-Hill-Schädel belegen, dass der archaische Homo sapiens bereits vor rund 160.000 Jahren in Afrika existierte. Aufgrund genetischer Analysen gilt heute als gesichert, dass auch die Ausbreitung von Homo sapiens über die anderen Kontinente in Afrika ihren Ausgang nahm.

Wissenschaftler vermuten, dass die Khoisan, eine ethnische Gruppe in Südwestafrika, die direktesten Nachfahren der Urpopulation des Homo sapiens sind. Umstrittene Hypothesen sehen sogar die Klick- und Schnalzlaute der Khoisansprachen als Relikte der evolutionären Herausbildung des menschlichen Sprechapparates beim Homo erectus.

Frühe Zivilisationen

Beginn des Ackerbaus in Afrika

Gegen Ende der letzten Kaltzeit um 10500 v. Chr. war die Sahara ein grünes und fruchtbares Land und wurde wieder von jenen Völkern besiedelt, die sich zuvor südlich der Sahara angesiedelt hatten. Doch um 5000 v. Chr. wurde die Region immer trockener, wodurch ihre Bewohner gezwungen waren in klimatisch günstigere Gebiete abzuwandern. Sie gründeten daraufhin vor allem im Niltal südlich des zweiten Katarakts dauernde oder halbdauernde Siedlungen. Der klimatische Umbruch verursachte auch, dass die heftigen und anhaltenden Niederschläge in Zentral- und Ostafrika weniger wurden. Seitdem herrscht in diesen Gebieten trockenes Klima.

Die ältesten Funde von domestizierten Rindern stammen aus Nordafrika um 4500 v. Chr. Unter den domestizierten Tierarten waren auch Schafe und/oder Ziegen. Parallel zu diesen pastoralistisch lebenden Gruppen existierten Jäger- und Sammlerkulturen.

Ab 4000 v. Chr. schritt die Desertifikation der Sahara weiter voran. Die zunehmende Knappheit an wichtigen Ressourcen, insbesondere für Pastoraliten, könnte verantwortlich sein für eine Migration pastoralistisch lebender Gruppen in die weiter südlich gelegenen Regionen Westafrikas und das Niltal.

Um 2500 v. Chr. begann im Sahel mit der Perlhirse Pennisetum glaucum der Anbau von Pflanzen. Die Mohrenhirse, Sorghum, ist bisher nur aus nachchristlichen Zusammenhängen bekannt.

In Westafrika werden heute Yams und Ölpalmen, in Ostafrika Kaffee und Zwerghirse angebaut. In Äthiopien wurden außerdem noch Erbsen, Linsen und Flachs domestiziert.

Jungsteinzeitliche Kulturen

Felsgravierungen aus dem Neolithikum in der libyschen Sahara geben Zeugnis von einer frühen Jäger- und Sammlerkultur im trockenen Grasland Nordafrikas während der letzten Kaltzeit. Wo sich heute die Wüste Sahara erstreckt, lebten vor 5000 Jahren Fischer und Jäger. Typisch für die südliche Sahara ist die mit Wellenlinien verzierte Keramik, die sogenannte „wavy-line-pottery“. Infolge der Desertifikation der Sahara konzentrierte sich die Besiedlung im Nil-Tal. Archäologische Funde belegen, dass hier schon 6000 Jahre v. Chr. Landwirtschaft betrieben wurde. Andere flohen vor der zunehmenden Trockenheit in die südlich gelegene Sahelzone.

Linguistische Forschungen ergaben, dass sich Bantu-Völker ausgehend vom Hochland von Adamaua nach Südwesten hin ausbreiteten und die dortige Urbevölkerung, die Khoisan, verdrängten. Der Zeitpunkt dieser Migrationsbewegung ist nicht bekannt. Diese Bantu-Völker verwendeten eine bestimmte Anbaufolge, bei der Perlhirse und Yams beteiligt waren. Ihre Hauptwaffen waren Bogen, Speere und Schilde. Archäologische Belege für eine solche Bewegung fehlen allerdings. Dies ist auch auf die schlechte Erhaltung und Sichtbarkeit von Siedlungsresten im dichten Regenwald zurückzuführen.

Auch im heutigen Eritrea und Äthiopien gab es eine jungsteinzeitliche Kultur, die in Austausch mit asiatischen und europäischen Kulturen stand. Sie verwendete eine eigene Sprache und baute Kaffee, Sorghum und Zwerghirse an.

In Westafrika finden sich Überreste steinzeitlicher Kulturen wie etwa der Gajiganna-Kultur, die vor nahezu 4000 Jahren im nördlichen Nigeria bestand oder die deutlich jüngeren Senegambischen Steinkreise im Senegal und in Gambia.

Nord- und Nordostafrika in der Antike

Altes Ägypten

Die schriftlich fixierte Geschichte entstammte dem Alten Ägypten; der ägyptische Kalender diente als Standard für die Datierungen während der bronze- und eisenzeitlichen Kulturen der Region.

Ca. 3100 v. Chr. wurde Ägypten unter der Herrschaft des Menes (Mena) vereinigt, mit dem die erste der 30 Dynastien begann, in die Ägyptens alte Geschichte geteilt wird: Altes Reich, Mittleres Reich und Neues Reich. Die Pyramiden von Gizeh (bei Kairo), die in der 4. Dynastie errichtet wurden, bezeugen die religiöse und staatliche Macht des Pharaonenkultes. Die Cheops-Pyramide, das Pharaonengrab, ist das einzige erhaltene Denkmal der Sieben Weltwunder. Altägypten erreichte den Höhepunkt an Macht, Reichtum und territorialem Umfang in der Periode des neuen Reichs (1567–1085 v. Chr.).

Die Ägypter erreichten Kreta etwa 2000 v. Chr. und wurden durch eindringende Indogermanen und semitische Hyksos erobert. Sie besiegten die Eindringlinge 1570 v. Chr. und drangen vor bis in die Ägäis, Sudan, nach Libyen und einen großen Teil Südwestasiens bis zum Euphrat.

Die Bedeutung Altägyptens für die Entwicklung Afrikas ist umstritten. Frühere Afrikanisten sahen im Allgemeinen in Ägypten eine Mittelmeerkultur mit geringen Auswirkungen auf das übrige Afrika. Im Gegensatz dazu behaupten neuere Historiker eine ähnliche Bedeutung Ägyptens für die Entwicklung der afrikanischen Kultur wie die Griechenlands für die europäische Entwicklung. Ägypten pflegte lebhaften Kontakt mit dem heutigen Eritrea und Äthiopien und das obere Niltal südlich der Nilkatarakte nach Nubien (Kusch). Beziehungen in die Sahelzone und nach Westafrika werden vermutet, sind aber noch unbewiesen. Verschiedentlich wurde darauf verwiesen, dass die sakralen Königreiche Westafrikas, etwa bei den Yoruba oder den Akan, wohl auf vorderorientalische oder ägyptische Einflüsse zurückzuführen seien. Es wurde insbesondere darauf hingewiesen, dass solche Herrschaftsformen sich nicht überall auf der Welt unabhängig voneinander entwickelt haben, sondern dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit aus einem kulturschaffenden Zentrum wie dem Alten Vorderen Orient oder Altägypten durch abgewanderte Völkerschaften über Nubien nach Ost- und Westafrika exportiert wurden.[1]

Phönizische Kolonisierung

Afrika war durch das „Sandmeer“ der Sahara geteilt in Nord- und „Subsahara-Afrika“ und allein durch unsichere Handelswege verbunden. Die phönizische, griechische und römische Geschichte Nordafrikas wird in den Artikeln römisches Reich und seinen Provinzen wie Maghreb, Mauretanien, Africa, Tripolitanien, Cyrenaica, Aegyptus usw. dargestellt.

In der Geschichte Nordafrikas war Äthiopien der einzige Staat, der (außer einer kurzen Periode während des Zweiten Weltkrieges) seine Unabhängigkeit behauptete.

Die Länder rund um das Mittelmeer wurden 1000 v. Chr. durch die Phönizier von Phönizien und Karthago aus kolonisiert und besiedelt, zum Beispiel durch den karthagischen Admiral Hanno, (5. Jahrhundert v. Chr.). Die Punier besiegten die Berberstämme, die damals wie heute den Hauptteil der Bevölkerung bildeten, und wurden Herrscher der gesamten bewohnbaren Gebiete Nordafrikas westlich der große Syrte und fanden im Handel eine Quelle großen Wohlstandes.

Griechische und römische Kolonisierung

Rhyton in From eines Krokodils, das einen dunkelhäutigen Knaben gepackt hält, 460–450 v. Chr.

Die Griechen gründeten um 630 v. Chr. die Stadt Kyrene in Libyen. Die Kyrenaika wurde eine blühende Kolonie, obwohl sie auf allen Seiten von der Wüste umgeben war, so dass sie nur geringen Einfluss auf das innere Afrika ausübte. Die Griechen hatten jedoch weit mehr Einfluss auf Ägypten. Die Stadt Alexandria verdankt Alexander dem Großen ihre Gründung im Jahr 332 v. Chr. und unter der hellenistischen Dynastie der Ptolemäer wurden Vorstöße nach Süden unternommen, so dass man von Äthiopien Kunde erhielt.

Die drei Mächte Karthago, Kyrenaika und Ägypten wurden schließlich durch die Römer verdrängt. Nach jahrhundertelanger Rivalität mit Rom fiel Karthago schließlich 146 v. Chr. Innerhalb eines guten Jahrhunderts wurden Ägypten und Kyrene dem römischen Reich einverleibt. Unter römischer Herrschaft kamen die besiedelten Teile des Landes zu großem Wohlstand, und eine lateinischsprachige Verwaltung wurde in das Land eingeführt. Obwohl sie den Fessan erobert hatten, fanden die Römer in der Sahara eine unüberwindliche Sperre. Wohl erreichte man Nubien und Äthiopien, aber eine durch Kaiser Nero entsandte Expedition zur Entdeckung der Nilquellen scheiterte. Die umfangreichste Darstellung der geographischen Kenntnisse des Mittelmeerraums findet sich in den Schriften des Ptolemäus (2. Jahrhundert n. Chr.), der von den großen Seen des Nils, den Handelsstationen entlang des Indischen Ozeans bis Rhapta (im heutigen Tansania) und vom Fluss Niger Kenntnis hatte.

Zwischen Asien, Europa und Nordafrika bestand in dieser Zeit eine tiefgreifende Abhängigkeit. Zu den wesentlichen Auswirkungen der Zeit zählen die Verbreitung der klassischen Kultur rund um das Mittelmeer, der anhaltende Kampf zwischen Rom und den Berberstämmen, die Christianisierung und die kulturelle Wirksamkeit der Kirchen in Tunesien, Ägypten und Äthiopien.

Reich von Aksum

Das Königreich von Aksum war eine bedeutende Handelsmacht am Horn von Afrika. Es entstand im 4. Jahrhundert v. Chr. und wuchs im Laufe der Jahrhunderte zu beträchtlicher Größe. Aksum kam eine große Rolle im Handel zwischen dem indischen Subkontinent und dem Mittelmeerraum zu. Außerdem ließen die Könige von Aksum eigene Münzen prägen. Damit war es das einzige Reich des subsaharanischen Afrikas, das seine eigene Münzwährung besaß. Beim persischen Propheten Mani wird Aksum mit Rom, China und Persien zu den vier bedeutendsten Mächten der Welt gezählt. König Ezana trat 325 zum Christentum über und prägte zum ersten Mal in der Weltgeschichte das Kreuz auf eine Münze. Die christliche Tradition dieser Region dauert bis in die heutige Zeit an (siehe Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche). In der Hochblüte erreichte das Reich von Aksum eine Ausdehnung von 1,25 Mio. km² und kontrollierte das heutige Äthiopien, Eritrea, Dschibuti, das westliche Somalia, den Jemen und das südliche Saudi-Arabien. Damit verfügte es sowohl über Zugang zum Roten Meer, als auch zum Nil und zum Indischen Ozean.

Die Hauptausfuhrgüter waren Gold, Smaragde, Schildpatt und Elfenbein. Importiert wurden hauptsächlich Seide und Gewürze. Als Beweis kultureller Hochblüte gelten die Entwicklung eines eigenen Alphabets (siehe Äthiopische Schrift), sowie der Obelisk von Aksum. Er ist nur einer von mehreren Riesenobelisken, die als Grabsteine von Königsgräbern fungierten. Der 24 Meter hohe Granitblock wurde während der kurzen Kolonisierung der Italiener unter Benito Mussolini nach Rom gebracht, wo er bis 2005 stand. Im Zuge der Ausdehnung des Islams im 7. Jahrhundert verfiel das Reich von Aksum, die Zagwe-Dynastie übernahm die Herrschaft über seinen Nachfolgestaat, aus dem schließlich das Kaiserreich Abessinien hervorging.

Afrika im Mittelalter

Transsaharahandel

Forschungsergebnisse aus jüngster Zeit legen die Vermutung nahe, dass es bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. Handelskontakte zwischen Subsahara-Afrika und der Mittelmeerwelt gab. Der früheste Teilnehmer am Transsaharahandel war Karthago, das mit den Garamanten, ein im Fessan ansässiges Berbervolk, entlang der Bornustraße Handel trieb. Die Bornustraße verlief zwischen Libyen und dem Tschadsee. Die Haupthandelsgüter waren Gold, Luxusgüter und Sklaven, für die sowohl in Karthago als auch in Rom eine rege und beständige Nachfrage bestand. Der Niedergang und die Zerstörung Karthagos 146 v. Chr. hatten vermutlich keine großen Auswirkungen auf den Handel, zumal Rom einfach an die Stelle Karthagos trat. Große Bedeutung für den Aufschwung des Transsaharahandels hatte die zunehmende Verbreitung des Kamels in Nordafrika seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. Sehr wenig weiß man über die staatliche Organisation der westafrikanischen Völker zur Antike. Ptolemaios erwähnt im 2. Jahrhundert n. Chr. das Reich Agisymba, das wohl im heutigen Niger anzusiedeln ist.

Seit dem 5. Jahrhundert kam es durch den Aufstieg des Reiches von Ghana in der westlichen Sahara zu einem erneuten Aufschwung des Handels. Durch die Entstehung einer sozialen Oberschicht im Niger-Senegal-Gebiet stieg die Nachfrage nach Luxusgütern aus dem Norden erheblich an. Die Intensivierung des Handels wurde auch durch den staatlichen Schutz von Ghana begünstigt. Im Austausch für das Gold der Wangara lieferten die nordafrikanischen Händler hauptsächlich Salz aus den Salinen von Taghaza (Nordmali) und Idschil (Westmauretanien), da Salz im tropischen Westafrika sehr begehrt war. Endpunkt des Handels im Maghreb war bis ins 11. Jahrhundert Sidschilmasa. Auf der Bornustraße zwischen dem Tschadsee und Tripolis waren Sklaven seit der Antike das wichtigste Ausfuhrprodukt. Salz kam in diesem Bereich aus den Oasen von Bilma und Fachi. Wichtigste Importprodukte aus Nordafrika waren Pferde, Stoffe und Waffen.

Dem Transsaharahandel verdankte vor allem das Reich von Kanem-Bornu seinen Reichtum und seine Stabilität. Dieses Reich dürfte aus den antiken Handelszentren am Ufer des Tschadsees entstanden sein. Es bestand aus zwei Reichshälften: einer westlich (Bornu) und einer östlich (Kanem) des Tschadsees. Das von Ptolemaios erwähnte Agisymba könnte ein Vorläufer dieses Staates gewesen sein. Nach der Zerstörung der Herrschaft der Garamanten durch den arabischen Feldherrn Uqba ibn Nafi um 666 n. Chr. dehnten die Herrscher der Duguwa-Dynastie ihre Macht langsam nach Norden aus, um die Sicherheit der transsaharanischen Handelsverbindungen zu gewährleisten. Zur Mitte des 11. Jahrhunderts erstreckte sich das Reich von Kanem-Bornu bis in den Fessan. Im Zuge der Islamisierung Kanem-Bornus erlangten die Sefuwa die Herrschaft über das Reich. Im 13. Jahrhundert expandierten sie noch einmal und beherrschten das gesamte Gebiet zwischen Darfur und den Hausastaaten im heutigen Nigeria. In dieser Ausdehnung existierte das Kanem-Bornu-Reich bis zum Beginn der kolonialen Invasion im 19. Jahrhundert.

Die Kolonisierung der afrikanischen Küstengebiete und der Aufstieg des transatlantischen Handels führten zum allmählichen Verfall des Transsaharahandels. Dennoch konnte der Transsaharahandel seine wirtschaftliche Bedeutung für die Reiche in der Sahelzone bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts behaupten. Danach brachte das langsam auch im Osmanischen Reich durchgesetzte Verbot des Sklavenhandels den Handel endgültig zum Erliegen.

Reich von Ghana

Aus dem Soninke-Stamm im Gebiet des Oberen Niger und des Senegal-Flusses entstand im 5. Jahrhundert das Reich von Ghana. Zu dieser Zeit hatten die Soninke bereits alle wichtigen Zwischenstationen entlang der westlichen Handelsroute unter Kontrolle. Die Hauptstadt war Koumbi Saleh, 200 Kilometer nördlich von Bamako. Wie alle anderen Reiche, die in diesem Teil der Erde entstanden, gründete auch dieses seinen Reichtum im Wesentlichen auf die Transporte von Gold und Elfenbein von Westafrika zum Mittelmeer und in den Nahen Osten.

Darüber hinaus wurde der Salzhandel von den Sahara-Oasen nach Westafrika kontrolliert. Auch Kupfer, Baumwolle, Werkzeuge und Schwerter (zunächst aus Arabien, später dann auch aus Deutschland), Pferde aus Marokko und Ägypten sowie Kola-Nüsse und Sklaven aus dem südlichen Westafrika passierten dieses Gebiet. Das Reich Ghana war wie die meisten frühmittelalterlichen Reiche fast ausschließlich auf die Herrschaftsausübung des Königs und seiner unmittelbaren Begleiter gegründet. Ein Verwaltungssystem und staatliche Einrichtungen, wie sie in den später entstehenden Reichen Mali und Songhai auftreten sollten, gab es hier noch nicht. Keiner der Ghana-Könige trat zum Islam über, sondern behielt den traditionellen Glauben bei, der auf einer Gemeinschaft der Ahnen, der Lebenden und der noch nicht geborenen Nachfahren basierte.

Der moderne Staat Ghana hat weder geschichtlich noch territorial etwas mit dem mittelalterlichen Reich zu tun. Die angebliche Herkunft der Akan aus dem alten Ghana ist ein politischer Mythos, der von Politikern wie Kwame Nkrumah im Vorfeld der Entlassung der Goldküste in die Unabhängigkeit geschaffen wurde, um dem neuen afrikanischen Staat Ghana eine historische Tiefe zu verleihen und gleichzeitig die von europäischen Historikern aufgestellte Behauptung, Subsahara-Afrika besitze keine eigene Geschichte, zu widerlegen.

Reich Kanem

Kanem ist ein ehemaliges Reich, das östlich des Tschadsees entstand aber auch Auswirkungen auf die Geschichte westlich des Tschadsees hatte. Ab dem 13. Jahrhundert nennt man das Reich aufgrund seiner schriftlich dokumentierten Ausdehnung westlich des Tschadsees Kanem-Bornu. Das vorislamische Staatswesen von Kanem zeichnete sich durch sein sakrales Königtum aus, dessen wichtigstes Merkmal die Seklusion des Königs war. Daneben spielte auch die Königinmutter, die Magira, eine wichtige Rolle in der Verwaltung und der konstitutionellen Machtbegrenzung des Königs.

Islam in Afrika

Im 7. Jahrhundert begann eine Entwicklung, die von dauerhaftem bestimmendem Einfluss auf den gesamten afrikanischen Kontinent bleiben sollte. Beginnend mit Ägypten eroberten die Araber, die Anhänger der neuen Religion des Islam, das gesamte Nordafrika vom Roten Meer bis zum Atlantik und weiter bis nach Spanien. In Nordafrika verschwand das Christentum fast vollständig, lediglich in Ägypten konnte es in Gestalt der Kopten fortbestehen. Das obere Nubien und Äthiopien wurden nicht von den Muslimen unterworfen.

Vom 8. bis 10. Jahrhundert war die Zahl der Araber in Afrika gering; sie hielten die eroberten Länder allein durch militärische Überlegenheit nieder. Im 11. Jahrhundert erfolgte eine große arabische Immigration, wobei die Kultur der Berber weitgehend absorbiert wurde. Schon zuvor hatten die Berber im Allgemeinen die Sprache und Religion ihrer jeweiligen Eroberer angenommen. Der arabische Einfluss und die Religion des Islam wurden Nordafrika damit aufgezwungen und zerstörten die traditionelle Kultur der Berber. Hier nahm die Südexpansion des Islam über die Sahara ihren Anfang. Die Muslime siedelten entlang der Ostküste, wo Araber, Perser und Inder blühende Kolonien, wie Mombasa, Malindi und Sofala etablierten. Hier übernahmen sie in Handel und Seefahrt die Rolle, die in früheren Jahrhunderten von den Karthagern wahrgenommen wurde. Bis ins 14. Jahrhundert lebten Europäer und nordafrikanische Araber in Unkenntnis dieser östlichen Länder und Städte.

Die ersten arabischen Eindringlinge hatten die Autorität des Kalifats von Bagdad anerkannt. Die Aghlabitendynastie – begründet durch Aghlab, einen von Harun ar-Raschids Generälen – regierte Ende des 8. Jahrhunderts als Vasall des Kalifats. Anfang des 10. Jahrhunderts kamen jedoch die Fatimiden (968) in Kairo an die Macht und regierten von dort weit nach Westen bis zum Atlantik. Später entstanden weitere Dynastien, wie die Almoraviden und Almohaden.

Unter den frühen arabischen oder maurischen Dynastien hatte die Kultur einen hohen Entwicklungsstand erreicht, der Unternehmungsgeist und der missionarische Eifer der Muslime hatten zu einem beträchtlichen Wachstum der Kenntnisse über den Kontinent geführt. Die schon zu Beginn des christlichen Zeitalters erfolgte Einführung des Kamels durch die Römer ermöglichte es Berbern und Araber die Sahara mit Handelskarawanen in ihrer Gesamtheit zu durchqueren. Auf diese Weise wurden Senegambia, zentrale Gebiete des Niger und das Tschadseegebiet für den regelmäßigen Handel erschlossen. In Ostafrika waren Araber schon in vorchristlicher Zeit im regelmäßigen Küstenhandel tätig. Im Inneren des Kontinents wurde die Expansion des arabischen Handels durch die ausgedehnte dichte Waldzone gestoppt, die sich von Zentralafrika bis 10° nördlicher Breite ausdehnte.

Entstehung großer Handelsstädte

Im Gebiet der heutigen Staaten Mali, Niger und Senegal bildeten sich im Mittelalter bedeutende Handelszentren an der Peripherie der islamischen Welt. Einige seiner Handelsstädte – insbesondere Djenné, Timbuktu und Gao – gelangten zu großem Reichtum und kulturellem Glanz, von dem bis heute noch einige Gebäude zeugen. Andere, wie zum Beispiel Kumbi und Audagost, die damals nicht weniger berühmt waren, sind inzwischen nur noch als Ruinen am Rande der Sahara vorhanden.

Der Aufstieg dieser Städte ging einher mit der Islamisierung der dort ansässigen Bevölkerung, denn die Arabische Welt war ihr wichtigster (manchmal der einzige) Handelspartner. Mit dem Handel verbreitete sich auch der Islam, da mit dieser Schriftreligion viele Vorteile verbunden waren. Bei randständigen Völkern ist deren traditionelle Religion bis heute noch weit verbreitet.

Der Reichtum der Handelsstädte basierte in erster Linie auf den Steuern, die auf die Goldtransporte von Westafrika nach Nordafrika und in den Nahen Osten und auf die Transporte von Salz aus den Sahara-Oasen nach Westafrika erhoben wurden. Das Gold aus Westafrika hatte in jener Zeit eine derart große Bedeutung, dass der Gebrauch dieses Metalls als Zahlungsmittel im Mittelalter ohne diese Quelle überhaupt nicht denkbar gewesen wäre. Sogar die Monarchen im weit entfernten England ließen ihre Münzen aus westafrikanischem Gold anfertigen.

Reich Mali

Nach mehr als 500-jährigem Bestehen wurde Ghana schließlich im Jahre 1076 von den muslimischen Berberarmeen der Almoraviden zerstört, die aus der Ebene Mauretaniens kamen – sie waren es auch, die das maurische Spanien in Besitz nahmen. Die Almoraviden, ständig auf Raubzug, waren nicht in der Lage, das Reich lange zu halten.

Es folgte eine Phase des Niedergangs, bis 1230 die Hauptstadt Kumbi von einem Stamm aus dem Tekrur-Gebiet im äußersten Norden des Senegal eingenommen wurde. Kurz darauf entstand unter der Herrschaft des Mansa (=König) Sundiata Keïta ein neues Reich der Malinke. Sundiata Keita trat zum Islam über. Dies stellte einerseits eine Freundschaftsgeste gegenüber den Handelspartnern im Norden dar, andererseits nutzte er dadurch aber auch die Vorteile von Effizienz und Organisation, die ein Bündnis mit dieser Religion mit sich brachte.

Das Malireich, mit der Hauptstadt Niani, erreichte im 14. Jahrhundert unter Mansa Musa seine größte Flächenausdehnung, als es sich vom Atlantik bis an die Grenze des heutigen Nigeria erstreckte. Zu dieser Zeit etwa erreichte auch der Transsaharahandel seinen Höhepunkt und brachte dem Reich immensen Wohlstand. In diese Zeit fällt auch der beginnende Aufstieg Timbuktus und Djennés zu Zentren von Bildung und kultureller Blüte. Musa holte Architekten aus Arabien, die in diesen Städten neue Moscheen bauen sollten, und er verbesserte die Verwaltung, indem er sie methodischer aufbaute. Der tatsächliche Beginn einer Staatsverwaltung kam allerdings erst mit dem Aufstieg der Songhai. Bemerkenswert war der starke Einfluss, den Sklaven als königliche Administratoren zeitweise im Mali-Reich auf die Regierung ausübten.

Reich Songhai

Die Songhai, obwohl ursprünglich Vasallen des Mansa Musa, hatten bis 1375 einen starken Stadtstaat mit Zentrum in Gao aufgebaut und waren in der Lage, die malische Oberherrschaft abzuschütteln und selbst zu Anwärtern des Reiches zu werden. Im Jahre 1400 waren sie stark genug, die malische Hauptstadt Niani zu plündern, und 1464 machten sie sich unter der Führung von Sonni Ali schließlich daran, das Sahel-Gebiet systematisch zu erobern, was den Niedergang des Malireiches einläutete. Dieser ereignete sich endgültig unter Alis Nachfolger, Askia Mohammed Ture, der aus Mekka zurückkam, ausgestattet mit dem Recht, im West-Sudan als Kalif des Islam zu agieren. Ture trieb seine Armeen im Westen bis an die Atlantikküste und im Osten bis nach Kano voran, wobei er die Hausa-Staaten überrannte. Anschließend eroberte die Songhai-Armee die von den Tuareg besiedelten Oasen von Aïr.

Wie die Mali-Herrscher traten auch die Songhai-Herrscher zum Islam über, trafen aber gleichzeitig sorgfältige Maßnahmen zur Bewahrung der traditionellen Religion der Bauern auf dem Land. Worin das Songhai-Reich das Malireich übertraf, war die Schaffung einer Staatsverwaltung mit Hilfe von für über einen längeren Zeitraum eingesetzten Provinzialgouverneuren, der Aufbau einer Berufsarmee und die Bildung einer Berufsmarine am Niger. Die Macht der Songhai-Herrscher gründete sich zunächst auf die Bauern, doch an ihre Stelle traten allmählich die muslimischen Handelsstädte. Mit der Krise des Transsaharahandels im 16. Jahrhundert, der marokkanischen Invasion und der darauf folgenden internen Unruhen zerbrach das Songhai-Reich.

Die Geschichte der großen Reiche Westafrikas wurde durch die marokkanische Invasion 1591 beendet. Um diese Zeit endete auch das muslimische Monopol über den Handel in Afrika und auf dem Indischen Ozean. Stattdessen entstanden im Anschluss an die portugiesischen Entdeckungen neue Handelsverbindungen über den Atlantik mit Europa und Amerika und über den Indischen Ozean mit Indien.

Europäische Kolonisation

Vereinzelte frühe Kolonien

Im 15. Jahrhundert plante Heinrich der Seefahrer, afrikanische Gebiete für Portugal zu erwerben. Unter seiner Führung fand eine Reihe von Entdeckungsreisen statt, die auch andere Seefahrer zu weiteren Expeditionen inspirierte. 1432 erreichten portugiesische Schiffe das Kap Bojador und 1445 Kap Verde, 1482 erreichte Diogo Cão die Mündung des Kongo, sechs Jahre später gelangte Bartolomeu Diaz zum Kap der Guten Hoffnung, und 1498 erreichte Vasco da Gama auf dem Seeweg den indischen Subkontinent, wobei er die afrikanische Ostküste entdeckte. Mit diesen Entdeckungen war der Grundstein für eine erste Kolonisierung Afrikas durch die Portugiesen gelegt.

Die Guineaküste, die den Portugiesen ab 1480 vollständig bekannt war, stand in der Frühphase des Kolonialismus im Zentrum europäischer Interessen. 1482 wurde São Jorge da Mina (Elmina), der erste europäische Stützpunkt, errichtet, ihm folgten zahlreiche andere Forts. Die Haupthandelsgüter waren Sklaven, Gold, Elfenbein und Gewürze. Durch die Entdeckung und Kolonisierung Amerikas erlebte besonders der Sklavenhandel, der zuvor hauptsächlich von arabischen Staaten betrieben worden war, einen Aufschwung. Das hohe ökonomische Potential dieses Gebiets zog bald auch andere Nationen an die Guineaküste. Ab 1553 stiegen englische Händler in das Geschäft ein, gefolgt von den Spaniern, Holländern, Franzosen und Dänen. Im Laufe der Jahrhunderte verlagerte sich die koloniale Vormachtstellung von den Portugiesen zunächst auf die Holländer, später auf die Franzosen und Briten. Bis ins späte 19. Jahrhundert beschränkten sich die Kolonialmächte aber auf die Besetzung von kleinen Handelsposten entlang der Küste; das Hinterland blieb lange Zeit unerforscht und (zumindest politisch) unabhängig. Eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Entwicklung der Kontakte zwischen den Afrikanern und den Europäern spielten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert die Walfangschiffe, da deren Mannschaften es nicht beim Walfang beließen, sondern – wenn sich die Gelegenheit bot – durch den Handel entlang der afrikanischen Küsten etwas hinzuverdienten.[2]

Ab 1491 weitete Portugal seinen Einflussbereich auf die Region südlich der Kongo-Mündung aus und begann mit der Missionierung ihrer Bewohner. Ein großer Erfolg für die Missionare war die Konversion des mächtigen Königreichs Kongo zum Christentum. Nachdem aber Stämme aus dem Landesinneren, die traditionellen Religionen anhingen, den christlichen König von Kongo zu Fall gebracht hatten, konzentrierten sich die Portugiesen auf das Gebiet des heutigen Angola, wo sie 1575 Luanda gründeten.

Portugal war auch an den blühenden Städten entlang der ostafrikanischen Küste interessiert. Dieses Gebiet hatte bis dahin zum Einflussgebiet der Araber gehört, doch bis 1520 eroberten die Portugiesen alle muslimischen Sultanate zwischen Sofala und dem Kap Guardafui und machten Mosambik zum Zentrum ihrer Besitzungen. Anders als in Westafrika versuchten sie hier früh, in das Landesinnere vorzudringen, wo man sich erhoffte, große Mengen Gold zu finden. Allerdings gelang es ihnen nicht, diese Gebiete dauerhaft unter Kontrolle zu halten.

Südafrika wurde bis ins 17. Jahrhundert keine große Bedeutung zugemessen; und das Kap der Guten Hoffnung diente lediglich als Rastplatz auf dem Weg nach Indien. 1620 erklärten zwei britische Offiziere der Britischen Ostindien-Kompanie auf eigene Initiative das Kap zur britischen Kolonie, was von der Regierung in London aber nicht anerkannt wurde. Von diesem Desinteresse profitierten die Holländer, die 1652 die erste dauerhafte weiße Siedlung in Südafrika gründeten. Unter den ersten Siedlern befanden sich auch Hugenotten, die aus Frankreich geflohen waren und in den Niederlanden Asyl gefunden hatten. Zunächst sah man die Kapkolonie nur als westlichsten Vorposten von Ost-Indien, doch nach und nach dehnten die Holländer ihren Einfluss- und Siedlungsbereich nach Norden hin aus.

Obwohl die Napoleonischen Kriege die Aufmerksamkeit der Europäer von Afrika ablenkten, übten sie doch erheblichen Einfluss auf die Zukunft des Kontinents aus. Die Besetzung Ägyptens durch Frankreich und später durch Großbritannien endete mit den Bemühungen der Türken, das Land wieder unter ihre Kontrolle zu bekommen. 1811 gelang es Muhammad Ali Pascha, Ägypten zu einem weitgehend unabhängigen Staat zu machen und Sudan unter ägyptische Herrschaft zu bringen. Der Kampf gegen Napoleon veranlasste die Briten, die niederländische Kapkolonie zu besetzen. Nach langen Kämpfen befanden sich schließlich die Siedlungen in Südafrika 1814 in britischen Händen. 1830 ließ Karl X. Algier besetzen und beendete damit die – freilich nur noch nominelle – Herrschaft des Osmanischen Reiches. Durch Feldzüge in das Atlas-Gebirge kamen die Berber unter französische Herrschaft. Bis 1855 waren auch große Teile der nördlichen Sahara unterworfen. Der Anführer der muslimischen Völker dieser Region, Abd el-Kader, hatte sich bereits 1837 dem französischen Oberbefehlshaber General Bugeaud unterwerfen und ins Exil in den Libanon gehen müssen.

Imperialismus, Wettlauf um Afrika

Zu dieser Zeit betrieben protestantische Missionare Entdeckungs- und Missionsreisen an der Guineaküste, in Südafrika und in Sansibar. Diese Reisen brachten wichtige Kenntnisse über die topographische und geologische Beschaffenheit des Landesinneren und dessen Bewohner. Zu den wichtigsten Entdeckern gehört David Livingstone, der 1855 den Victoriasee erreichte. Zwischen 1860 und 1875 durchquerten die Deutschen Gerhard Rohlfs, Georg Schweinfurth und Gustav Nachtigal die Sahara. Weitere Erkundungs-Expeditionen wurden von Friedrich Konrad Hornemann, Eduard Robert Flegel, Gustav Adolf von Götzen, Heinrich Barth, Oskar Lenz, Johann Ludwig Burckhardt, Karl Klaus von der Decken, Karl Mauch, Paul Pogge und Hermann von Wissmann, Wilhelm Junker, Eduard Schnitzer sowie Kurt von Morgen durchgeführt (siehe auch Liste der Afrikaforscher).

In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es zum Wettlauf um Afrika. Dabei wurde die Landkarte Afrikas grundlegend umgestaltet. Willkürliche Grenzlinien teilten den Kontinent in Territorien verschiedener europäischen Staaten, ohne dabei bestehende geographische oder ethnische Grenzen zu berücksichtigen.

Die Gründe für diese Aufteilung können in der wirtschaftlichen und politischen Verfassung Europas gesehen werden. Deutschland, unter preußischer Herrschaft vereint, suchte nach neuen Absatzmärkten und Ressourcen für seine wachsende Industrie. Zuvor waren die Deutschen nicht an Kolonien interessiert gewesen, doch in Berlin erkannte man, dass nur mit einer expansiven Kolonialpolitik der geopolitische Großmachtanspruch, den das Deutsche Reich stellte, geltend gemacht werden konnte. Da große Teile der Welt bereits unter Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal aufgeteilt waren, konzentrierte sich das Deutsche Reich auf Afrika. Für die Franzosen war der verlorene Krieg von 1870/71 ein Impuls, ihrerseits die Ausdehnung der Kolonien voranzutreiben. Dies wiederum rief die Briten auf den Plan, die sich um ihre Stellung in der Welt sorgten. Infolgedessen entbrannte ein Wettrennen um Kolonien, das eher ideologisch als ökonomisch motiviert war. Das Interesse der Kolonialmächte war eine Mischung aus christlichem Missionsgeist, Forschungsdrang, Abenteuerlust, Profitgier und geopolitischer Strategie.

1876 lud der belgische König Leopold II. Vertreter Englands, Frankreichs, Deutschlands, Österreich-Ungarns, Italiens und Russlands zu einer Konferenz um über die Vorgehensweise bei der Erforschung Zentralafrikas zu beraten. Das Resultat dieses Gipfels war die Gründung der Internationalen Afrika-Gesellschaft (französisch Association Internationale Africaine) mit Hauptquartier in Brüssel. Ursprünglich sollte es eine internationale Organisation werden, doch bald stellte sich heraus, dass es ein rein belgisches Unternehmen war. Schließlich entstand aus der Association der Kongo-Freistaat, zunächst im Privatbesitz des belgischen Königshauses.

Die Briten waren währenddessen auf den Konflikt mit den Buren in Südafrika konzentriert, wo es 1881 zu einem Friedensvertrag kam, in dem den Buren eine eigenständige Regierung unter britischer Aufsicht zugesprochen wurde.

Berliner Konferenz von 1884/85

Um diese Zeit entstand bei den Führungseliten der europäischen Großmächte die Überzeugung, dass man sich auf Spielregeln einigen musste, nach denen die koloniale Invasion ablaufen sollte. Eine große Konferenz musste her.

Otto von Bismarck war es, der dieses Zusammentreffen organisierte. Er hoffte, als Gastgeber das Ergebnis einer solchen Zusammenkunft beeinflussen zu können und so für Deutschland mehr herauszuholen. Die Delegierten einigten sich auf die sogenannte „Kongoakte“, die schwerwiegende Folgen für den afrikanischen Kontinent hatte. Die Kongoakte regelte in 38 Artikeln folgende Punkte:

  • Der Kongo-Freistaat wurde als Privatbesitz der Kongogesellschaft bestätigt.
  • Das ganze zentralafrikanische Gebiet wurde zur Freihandelszone erklärt.
  • Die Flüsse Niger und Kongo wurden für die Schifffahrt freigegeben.
  • Das Verbot des Sklavenhandels wurde international festgelegt.
  • Der Grundsatz wurde festgeschrieben, dass nur jene Macht das Recht auf Erwerb einer Kolonie haben sollte, welche sie tatsächlich in Besitz nahm.

Die Kolonialmächte hatten schon vor der Konferenz Vorstellungen, auf welche Gebiete sie einen Anspruch erheben könnten. Die Briten wollten alle Gebiete zwischen Kairo und der Kapkolonie besitzen, um den Plan der Cap-Cairo-Railway umsetzen zu können. Die Franzosen beanspruchten alle Gebiete von Dakar bis Dschibuti. Natürlich konnte keiner dieser Pläne verwirklicht werden. In den darauf folgenden Jahren waren die Kolonialmächte damit beschäftigt, ihre Territorien zu erobern. Bis zur Jahrhundertwende war beinahe ganz Afrika unter europäischer Kolonialherrschaft.

Frühes 20. Jahrhundert

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der gesamte Kontinent der europäischen Fremdherrschaft unterworfen, bis auf Äthiopien (damals Kaiserreich Abessinien) und Liberia.

Die Kolonialmächte waren damals gerade damit beschäftigt eine Verwaltung aufzubauen. Dabei wurden unterschiedliche Verwaltungssysteme angewandt, weil auch die Ambitionen der Kolonialmächte unterschiedlich waren. In manchen Ländern, zum Beispiel in Britisch-Westafrika, gab es nur einen schmalen Verwaltungsapparat, der auf einfache ökonomische Ausnützung zielte. Anderswo war die Verwaltung darauf ausgelegt, europäische Siedler aufzunehmen und Siedlerstaaten aufzubauen, in der eine starke weiße Minorität langfristig die Macht ausüben sollte. Algerien sollte überhaupt ein gleichberechtigter Teil des französischen Staates werden, allerdings unter der Führung weißer Siedler. In den meisten Ländern hatte die Kolonialverwaltung nicht die nötige Stärke um das ganze Land zu kontrollieren und musste sich daher der bestehenden lokalen Machtstrukturen bedienen. Dies führte manchmal zum Kampf unter der einheimischen Bevölkerung, wer nun tatsächlich einen traditionellen Machtanspruch in der Region besaß und wer nicht. Um den eigenen Machtanspruch in den Augen der Kolonialregierung und der eigenen Gemeinschaft zu legitimieren, leitete man ihn oft von erfundenen Traditionen her. Letztlich bevorzugten die Kolonialherren jene Gemeinschaften, die besser mit ihnen kooperierten, und achteten nicht immer darauf, ob sie aufgrund der Stammestradition die rechtmäßigen Herrscher waren.

In Deutsch-Südwestafrika sahen die Herero und Nama durch die Anwesenheit der Deutschen ihrer Lebensgrundlagen bedroht. Im Januar 1904 schlugen die Herero unter Kapitän Samuel Maharero gegen deutsche Einrichtungen und Farmen los. (→ Aufstand der Herero und Nama) Die personalschwache Schutztruppe der Kolonie war anfänglich den Aufständischen nicht gewachsen und völlig überrumpelt. Die deutsche Reichsregierung entsandte daraufhin umgehend etwa 15.000 Mann unter Generalleutnant Lothar von Trotha, dem es bis zum August gelang, den Aufstand niederzuwerfen. Die Kriegführung Trothas war den Bedingungen in Südwestafrika nicht angepasst und zudem durch große Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet. Vielfach wird das Vorgehen der deutschen Seite als Völkermord an den Herero betrachtet, diese Deutung ist jedoch umstritten.

Im Ersten Weltkrieg gab es einige Schlachten zwischen den Briten und den Deutschen. Die bedeutendste war die Schlacht bei Tanga im heutigen Tansania, bei der es den Deutschen gelang, die Briten vernichtend zu schlagen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die ehemaligen deutschen Kolonien vom Völkerbund übernommen und per Mandat von Belgien, Frankreich, Großbritannien, Portugal und Südafrika verwaltet.

1935 ließ Benito Mussolini italienische Truppen das letzte freie Land Afrikas, Äthiopien, besetzen. Innerhalb kürzester Zeit fiel Addis Abeba, doch den Italienern gelang es zu keinem Zeitpunkt das ganze Land zu kontrollieren. Kaiser Haile Selassie wurde vorübergehend vertrieben, kehrte aber 1941 mit britischer Hilfe zurück.

Afrika im Zweiten Weltkrieg

Kriegsschauplatz Ostafrika

Als Italien unter Mussolini 1940 an der Seite der Achsenmächte in den Krieg einstieg, bedeutete das für die Briten eine akute Gefährdung der von ihnen kontrollierten Handelsrouten durch das Rote Meer. Die britischen Truppen in Ägypten und Sudan waren den italienischen Truppen in Eritrea, Äthiopien und Libyen zahlenmäßig unterlegen. Der erste Zusammenstoß der beiden Mächte fand im Sommer 1940 in Somalia statt. Der Nordwesten des Landes war britisch, der Osten italienisch. Von Äthiopien (damals: Abessinien) aus begann die italienische Armee, in der auch viele Afrikaner kämpften, eine Offensive in den britischen Teil Somalias. In wenigen Tagen zwangen die Italiener die Briten, sich aus Somalia zurückzuziehen.

Im Winter 1941 erfolgte die Gegenoffensive der Alliierten, die von abessinischen Partisanen in Äthiopien unterstützt wurde, aus zwei Hauptrichtungen: Im Süden aus Kenia, damals Britisch Ostafrika, und aus dem Sudan im Westen. Im April des Jahres brachten britische, südafrikanische und äthiopische Verbände Addis Abeba unter Kontrolle. Der Sieg über die italienischen Streitkräfte im Norden des Landes unter dem Kommando des Herzogs von Aosta erfolgte am 18. Mai 1941. Die Feindseligkeiten in anderen Landesteilen sowie in der italienischen Kolonie Eritrea dauerten aber an, bis 1943 Italien auf die Seite der Alliierten wechselte.

Auch in Libyen kam es zu wechselseitigen Angriffen und Gegenangriffen zwischen Italien und Großbritannien, mit dem Ergebnis, dass die Italiener im Februar 1941 beinahe gezwungen waren, Libyen zu verlassen. Aufgrund der Gefahr durch die einbrechenden italienischen Linien in Libyen, und dem damit drohenden Verlust des gesamten Landes und seines Kolonialgebietes an Großbritannien, ersuchte Benito Mussolini in Berlin um militärische Unterstützung.

Rommels Afrikafeldzug

Adolf Hitler sah sich gezwungen, deutsche Truppen in diesen Konflikt einzubinden (siehe Afrikakorps), um die Schwächung der Achse Berlin-Rom, durch eine Niederlage Italiens gegen Großbritannien, zu verhindern. Erster Kommandeur der deutschen Truppen wurde Generalleutnant Erwin Rommel, der später den Spitznamen „Wüstenfuchs“ bekam. Im Gegensatz zur geplanten, defensiven Haltung des Afrikakorps hielt Rommel ein offensives Vorgehen gegen die britischen Truppen für unbedingt notwendig. Er startete rasche Angriffe mittels mechanisierter Streitkräfte (Panzer), die für die Wüste ideal geeignet waren. Durch Rommels erfolgreiche Taktik des mobilen Wüstenkriegs wurden die überlegenen britischen Truppen über 800 Kilometer zurückgeworfen.

Die schnellen Erfolge führten auf britischer Seite zu einem tiefen Schock. Der deutsche Vormarsch stoppte Mitte April bei der ägyptischen Grenzstadt Sollum östlich von Tobruk. Hier hatte das Afrikakorps bereits mit Versorgungsengpässen zu kämpfen.

Im November begannen britische Truppen mit Gegenangriffen und warfen das deutsche Afrikakorps bis Ende 1941 auf seine Ausgangsstellung am Westrand der Cyrenaika zurück.

Im Januar 1942 ergriff Rommel wieder die Initiative. Mit der Hilfe Albert Kesselrings Luftflotte führte er eine Offensive an, die die deutschen Truppen bis El-Alamein brachte. Danach versuchte er erfolgreich Tobruk einzunehmen. Doch der Angriff auf Alexandria scheiterte am zahlenmäßig überlegenen Widerstand der Briten, die unter Bernard Montgomery einen Gegenschlag begannen. Im Zuge dieses Vorstoßes wurde das Afrikakorps erneut nach Libyen zurückgedrängt.

Im November 1942 landeten amerikanische und britische Truppen in Casablanca und Algier. Von dem Zeitpunkt an mussten die Deutschen an zwei Fronten kämpfen. Aufgrund der kritischen Situation an der Ostfront konnte das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) jedoch nur unzureichende Verstärkung entsenden, Rommels Afrikakorps war überfordert.

Nachschubprobleme und die Unterlegenheit der Deutschen und Italiener gaben im Frühjahr 1943 unter anderem den Ausschlag für den vollständigen Sieg der Westalliierten in Afrika.

Der Afrikafeldzug kostete ungefähr 84 000 Soldaten das Leben, davon 35 500 Briten und 18 600 Deutsche.

Kriegsschauplatz Westafrika

Nach der Waffenruhe zwischen Frankreich und Deutschland war unklar, ob sich die französischen Kolonien der Résistance oder dem Vichy-Regime anschlossen. Französisch-Kamerun und Französisch-Äquatorialafrika bekannten sich zu de Gaulle, Französisch-Westafrika und Algerien hingegen zu Vichy.

Dakar war der wichtigste strategische Punkt auf diesem Kriegsschauplatz, weil dort große Goldreserven der Banque de France lagerten. Außerdem hätten die Alliierten durch die Kontrolle des Hafens von Dakar den (militärischen) Schiffsverkehr besser schützen können.

Im September 1940 versuchte eine kleine alliierte Flotte, den Hafen einzunehmen, und scheiterte. Der Angriff wurde jedoch nur halbherzig geführt, da de Gaulle kein französisches Blut vergießen wollte. Von britischer Seite wurde 1941/42 die Operation Postmaster durchgeführt, ein Kommandounternehmen gegen Handelsschiffe der Achsenmächte an der Küste Westafrikas.

Afrika von 1945 bis heute

Im Jahre 1963 wurde in Addis Abeba die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) mit 30 Mitgliedsstaaten gegründet, deren Nachfolge 2002 die Afrikanische Union (AU) antrat.

Dekolonisation

Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die verbleibenden Kolonialreiche langsam zu zerbrechen. Teilweise ging der Prozess der Dekolonisation gewaltsam vonstatten. Die Gründe dafür waren hauptsächlich wirtschaftlicher Natur: Die Kolonien warfen keine bzw. zu geringe Profite ab. Die Dekolonisation Afrikas begann 1951 mit Libyen. Viele Länder folgten in den 50er-Jahren. 1960 erfolgte die größte Welle der Dekolonisation, als fast ganz Französisch-Westafrika unabhängig wurde. Portugal hielt seine Kolonien am längsten.

Die von den europäischen Kolonialmächten gezogenen Grenzen blieben bei der Dekolonisierung meistens auch erhalten. Sie wurden aber bei der Eroberung willkürlich, ohne Rücksicht auf bereits bestehende Stammes- bzw. Völkergrenzen gezogen. So entstanden Vielvölkerstaaten, die politisch äußerst instabil waren. Die einzige übergreifende Institution war oft das Militär. Aufgrund der kolonialen Verwaltung, die meist eine Selbstverwaltung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit ausschloss, fehlte in vielen Ländern eine demokratische Tradition. Das bereitete den Boden für korrupte Regierungen, Militärdiktaturen oder Einparteiensysteme.

Entwicklungen nach Ende des Ost-West-Konflikts

Nach dem Ende des Kalten Krieges verloren zahlreiche autoritäre Regime ihre Unterstützung durch nördliche Industriestaaten, was zu politischen Veränderungen führte. Themen wie Demokratie, Freiheit, Menschenrechte und soziale Gleichheit gewannen wieder an Bedeutung. In zahlreichen Ländern wie Äthiopien, Benin, Kap Verde, Mali oder Sambia wurden alte Diktaturen gestürzt und durch Mehrparteiensysteme ersetzt, in anderen sogenannten Fassadendemokratien wie der Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun, Kenia, Senegal wurden Reformen im Wahlrecht und in der Wirtschaft in Gang gesetzt, jedoch blieben die autoritären Regimes dort weiterhin an der Macht. In den Ländern Angola, Burundi, Liberia, Mosambik, Somalia, Sudan, Tschad führten demokratische, separatistische und tribalistische Bewegungen zu Bürgerkriegen und zur politischen Destabilisierung.

Ostafrika

Zwischen 1952 und 1956 wurde Kenia durch den Mau-Mau-Aufstand erschüttert. Den britischen Truppen gelang es zwar, die Rebellen zu besiegen, doch das Land musste schließlich 1963 in die Unabhängigkeit entlassen werden. Der Führer der Aufständischen, Jomo Kenyatta, wurde der erste Präsident der Republik Kenia.

Wie in anderen Regionen Afrikas auch, waren die jungen unabhängigen Staaten in Ostafrika von Zeitpunkt ihrer Gründung an durch ethnische Kämpfe sowie politischer und ökonomischer Instabilität gekennzeichnet. Im Ogadenkrieg von 1977 bis 1978 versuchte Somalia unter der Führung Siad Barres den mehrheitlich von Somali bewohnten östlichen Teil Äthiopiens zu erobern. Das kommunistische Derg-Regime Äthiopiens wurde von der Sowjetunion unterstützt, woraufhin Barre seinen sozialistischen Kurs aufgab und die Unterstützung der USA suchte. Somalia verlor den Krieg und Barre wurde 1991 gestürzt.

In den frühen 90ern spitzte sich der Konflikt zwischen Hutus und Tutsis in Ruanda zu. 1994 kam es zum Völkermord: Mitglieder der Hutu-Mehrheit töteten innerhalb weniger Monate 75 Prozent der Tutsi-Minderheit.

Nordafrika

Die jüngere Geschichte Ägyptens war vor allem geprägt durch die Auseinandersetzung mit Israel, in der es hauptsächlich um die Halbinsel Sinai und den Sueskanal ging. 1954 hatte Gamal Abdel Nasser den ägyptischen König Faruk I. gestürzt und intensive Beziehungen zur Sowjetunion aufgebaut. Unter ihm kam es 1967 zum Sechstagekrieg mit Israel, der eine schwere Niederlage für Ägypten brachte. Nassers Nachfolger Anwar as-Sadat führte 1973 einen zweiten Krieg gegen Israel (Jom-Kippur-Krieg), aus dessen Niederlage diesmal ein Friedensprozess eingeleitet werden konnte. Sadat unterzeichnete 1979 das Camp-David-Abkommen und erhielt dafür gemeinsam mit Menachem Begin den Friedensnobelpreis. Damit brachte er die erstarkenden islamistischen Gruppierungen gegen sich auf. 1981 fiel Sadat einem Attentat zum Opfer. Unter Hosni Mubarak gelang die Annäherung an die Arabische Liga trotz der Beibehaltung einer pragmatischen Israel-Politik.

In Libyen gelangte Muammar al-Gaddafi 1969 infolge eines Staatsstreichs an die Macht. Er installierte ein Militärregime mit sozialistischen Elementen und führte sein Land in weitgehende Isolation. 1988 kam es über der schottischen Ortschaft Lockerbie zu einem Anschlag auf ein amerikanisches Passagierflugzeug, für den der libysche Geheimdienst verantwortlich gemacht wurde. Elf Jahre später gestand Gaddafi die Schuld an diesem Anschlag und lieferte die Verantwortlichen aus. Seither verbesserten sich die Beziehungen Libyens zum Westen.

Ende 2011 kam es zu Protesten in Tunesien gegen die Regierung, welche zum Rücktritt von Zine el-Abidine Ben Ali führten. Daraufhin begann der Arabische Frühling, welcher den Sturz der Regierungen in Ägypten und Libyen zur Folge hatte.

Da Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg die Unabhängigkeit Algeriens weiter ablehnte, unter anderem wegen der starken französischen Minderheit, begann die algerische Befreiungsfront (FLN) 1954 mit dem bewaffneten Kampf. Der Konflikt weitete sich aus, als die FLN seit 1956 durch das mittlerweile unabhängige Marokko und Tunesien unterstützt wurde. Die französischen Truppen wurden in der Folgezeit auf etwa 500.000 Mann verstärkt und konnten teilweise Erfolge erzielen. So wurde 1957 die FLN unter dem in der Schlacht von Algier geschlagen. Auch wenn Frankreich in der Folgezeit den militärischen Nachschub für die FLN teilweise unterbinden konnte, war eine vollständige Befriedung des Landes gegen die Guerillaeinheiten der FLN nicht möglich. Frankreich entwickelte in der Folge eine durch ihre Rücksichtslosigkeit berüchtigte Strategie zur Bekämpfung der Aufständischen, die als Französische Doktrin bekannt wurde. Der Algerienkrieg gilt als einer der von beiden Seiten am grausamsten geführten Unabhängigkeitskriege.

Zunehmend kam es wegen der Kämpfe auch zu heftigen Spannungen unter den Franzosen selbst. Nachdem 1961 in Frankreich bei einem Referendum 78 % der Bevölkerung für einen Rückzug aus Algerien gestimmt hatten, kam es zu verstärkten Terrorakten der französischen Siedler. Diese wurden von der FLN mit Gegenterror beantwortet. Am 17. Oktober 1961 löste die Polizei eine friedliche Protestkundgebung der FLN in Paris gewaltsam. Darauf folgte eine Eskalation der Gewalt, die bis zu 200 Menschen das Leben kostete. Nach längeren Verhandlungen erkannte Charles de Gaulle im Abkommen von Evian am 18. März 1962 das Recht Algeriens auf Selbstbestimmung an. Auch wenn den französischen Siedlern ihr Eigentum garantiert wurde, kam es zu einer Massenflucht nach Frankreich.

Für die Geschichte Algeriens ist der Krieg, neben der Erringung der Unabhängigkeit, insoweit von großer Bedeutung, als das Militär einen starken Einfluss auf die Politik erlangte und eine wirkliche Demokratisierung des Landes bisher verhindern konnte.

Südliches Afrika

In Südafrika gewann 1948 die burische Nationale Partei die Wahlen und führte ein System der strengen Rassentrennung, die Apartheid, ein. Die rassische Trennung bestimmte nicht nur das Alltagsleben (zum Beispiel separate Abteile in öffentlichen Verkehrsmitteln), sondern wurde durch die Homeland-Politik auch räumlich vollzogen.

In den 1970er- und 80er-Jahren wuchs der Widerstand der schwarzen Bevölkerung. Als Symbolfigur galt Nelson Mandela, der 27 Jahre im Gefängnis saß. Unter Frederik Willem de Klerk wurde die Apartheid-Politik beendet, 1994 fanden die ersten Wahlen statt, zu denen alle Bevölkerungsgruppen zugelassen waren. Mandela wurde der erste schwarze Präsident Südafrikas und erhielt gemeinsam mit de Klerk den Friedensnobelpreis.

1980 ging Robert Mugabe bei den ersten freien Wahlen in Simbabwe als Sieger hervor. Bis zu seinem Rücktritt im November 2017 regierte er das Land zunehmend mit diktatorischen Mitteln, dabei trieb er es in politische Isolation und wirtschaftlichen Ruin.

Westafrika

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden überall in Westafrika nationalistische Bewegungen, vor allem in Ghana unter Kwame Nkrumah. 1957 erlangte Ghana dann auch als erste westafrikanische Kolonie die Unabhängigkeit. Bis 1974 war die gesamte Region selbständig. Die unabhängigen Staaten waren jedoch von Beginn an gezeichnet von Korruption und internen Konflikten. Es gab blutige und langwierige Bürgerkriege in Nigeria, Sierra Leone, Liberia und der Elfenbeinküste, sowie eine Reihe von Staatsstreichen in Ghana und Burkina Faso. Die politische Instabilität und die meist undemokratischen Regimes behinderten weitgehend eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Hinzu kamen Hungersnöte infolge immer wiederkehrender Dürreperioden in der Sahel-Region sowie eine grassierende AIDS-Pandemie.

Geschichte Afrikas nach Regionen

Geschichte Nordafrikas

Geschichte Ostafrikas

Geschichte Sudan-Afrikas

Geschichte Westafrikas

Geschichte Zentralafrikas

Geschichte des südlichen Afrikas

Afrikaforscher und Afrikareisende

Bekannte Afrikaforscher waren Mungo Park, David Livingstone, Henry Morton Stanley, Heinrich Barth, Theodor Heuglin, Gustav Nachtigal, Gerhard Rohlfs, Richard Francis Burton und John Hanning Speke.

Literatur

  • Emmanuel K. Akyeampong, Robert H. Bates, Nathan Nunn, James Robinson (Hrsg.): Africa’s Development in Historical Perspective. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-04115-8.
  • Franz Ansprenger: Geschichte Afrikas. 5. Auflage, C.H.Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-73451-9.
  • Thomas Bierschenk, Eva Spies (Hrsg.): Afrika seit 1960. Kontinuitäten, Brüche, Perspektiven. (Mainzer Beitrage zur Afrikaforschung 29) Köppe, Köln 2012
  • Michael Brett: Approaching African History. Woodbridge 2013.
  • Basil Davidson: Modern Africa: A Social and Political History. Revidierte Neuausgabe London 1994.
  • Lutz van Dijk: Afrika. Geschichte eines Kontinents. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2016 (auch als Lizenzausgabe bei der Bundeszentrale für politische Bildung).
  • John Fage: A History of Africa, 4. Auflage, London 2001.
  • François-Xavier Fauvelle: Das goldene Rhinozeros. Afrika im Mittelalter. C.H. Beck, München 2017.
  • Howard French: „Born in blackness“. Africa, Africans, and the making of the modern world, 1471 to the Second World War. Liveright Publishing, New York 2021, ISBN 978-1-63149-582-3.
  • Leonhard Harding: Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2013, ISBN 978-3-486-71702-0.
  • John Iliffe: Africans. The History of a Continent. Cambridge University Press, Cambridge 1995; deutsch als: Geschichte Afrikas. München: C.H. Beck 2003 (2. Aufl.), ISBN 3-406-46309-6.
  • Adam Jones: Neue Fischer Weltgeschichte. Band 19: Afrika bis 1850. Fischer, Frankfurt/M. 2016. Das Vorgänger-Werk von Pierre Bertaux, Afrika. Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart (Fischer Weltgeschichte, Band 32, 1966) erschien bis 1999 in 13 Auflagen, und war lange Zeit das grundlegende deutschsprachige Werk zur Geschichte Afrikas.
  • Joseph Ki-Zerbo: Die Geschichte Schwarz-Afrikas. Wuppertal 1979.
  • Christoph Marx: „Völker ohne Schrift und Geschichte“: Zur historischen Erfassung des vorkolonialen Schwarzafrika in der deutschen Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte; 43. Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05173-2
  • Christoph Marx: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 978-3-8252-2566-7. (Rezension)
  • Elikia M’Bokolo: Afrique Noire: Histoire et Civilisations. Paris: Hatier, Bd. I, 1995, Bd. II, 2004
  • Roland Oliver, J. D. Fage: A Short History of Africa. 6. Ausg., London 1988; deutsch als Kurze Geschichte Afrikas. Wuppertal 2002.
  • Winfried Speitkamp: Kleine Geschichte Afrikas. Reclam, Stuttgart 2007, ISBN 3-15-010643-5.
  • Richard Reid: History of Modern Africa. 1800 to the present. Wiley-Blackwell, Oxford 2008, ISBN 978-1-4051-3265-7 (Blackwell Concise History of the Modern World).[3]
  • Werena Rosenke, Thomas Siepelmeyer (Hrsg.): Afrika – der vergessene Kontinent? Zwischen selektiver Weltmarktintegration und ökologischen Katastrophen. Münster (Westfalen) 1992, ISBN 3-928300-09-1.
  • UNESCO (Herausgeber): Histoire générale de l’Afrique. 8 Bände. New York u. a. 1982–1989 (Digitalisat), auch auf Englisch als General History of Africa sowie in weiteren Sprachen erschienen

Einzelnachweise

  1. Dierk Lange, "Afrika südlich der Sahara - von den Sakralstaaten zu den Großreichen", WBG Weltgeschichte, Bd. III, Darmstadt 2010, 103–116.
  2. Felix Schürmann: Der graue Unterstrom. Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas (1770–1920). Campus Verlag, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-593-50675-3.
  3. Vgl. Winfried Speitkamp: Rezension zu: Reid, Richard: History of Modern Africa. 1800 to the present. Oxford 2008. In: H-Soz-u-Kult, 25. März 2010.
  4. beruht auf Archivstudien. Im Wesentlichen eine Zusammenfassung seiner Diss. phil. Lyon, die auch als Buch in Franz. und Dt. erschienen ist
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