Geruchlose Kamille

Die Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum), auch Falsche Strandkamille genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Strandkamillen (Tripleurospermum) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).[1][2][3]

Geruchlose Kamille

Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum)

Systematik
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Asteroideae
Tribus: Anthemideae
Gattung: Strandkamillen (Tripleurospermum)
Art: Geruchlose Kamille
Wissenschaftlicher Name
Tripleurospermum inodorum
(L.) Sch. Bip.

Sie ist aufgrund ihrer sehr ähnlichen Blütenkörbchen leicht mit der Echten Kamille zu verwechseln. Sie enthält aber nur wenige ätherische Öle und hat daher keinen Kamilleduft. Eine Heilwirkung, wie für die Echte Kamille typisch, hat sie nicht.

Beschreibung

Illustration aus Köhler's Medizinalpflanzen
Schnitt durch den Blütenkorb
Habitus

Vegetative Merkmale

Die Geruchlose Kamille ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 80 Zentimetern. Sie besitzt aufsteigende bis aufrechte, erst im oberen Bereich verzweigte, nur im jungen Zustand spärlich behaarte Stängel.

Die zwei- bis dreifach gefiederten Laubblätter sind nicht fleischig und 2 bis 8 Zentimeter lang. Die Blattabschnitte sind bei einer Länge von 4 bis 20 Millimetern sowie einer Breite von nur 0,3 bis 0,5 Millimetern schmal-linealisch bis fast fadenförmig.[4]

Generative Merkmale

In einem doldigen Gesamtblütenstand stehen endständig die körbchenförmigen Teilblütenstände. Der halbkugelige Körbchenboden ist markig und nicht hohl. Die ovalen Hüllblätter sind in der Mitte dunkelgrün bis dunkelbraun; ihre Ränder und Spitzen sind blass bis hellbraun und mehr oder weniger trockenhäutig. Die Blütenkörbchen weisen einen Durchmesser von etwa 3 bis 4,5 Zentimeter auf.

Die Blütenkörbe enthalten innen gelbe, radiärsymmetrische Röhrenblüten (= Scheibenblüten) und außen 13 bis 21 weiße, 10 bis 20 Millimeter lange zygomorphe Zungenblüten.[4] Die Zungenblüten stehen waagerecht ab oder sind aufgerichtet und erst bei älteren Blütenkörbchen auch herabgeschlagen.

Die Frucht ist eine Achäne mit einem Pappus, der als häutiger Saum ausgebildet ist. An der Scheitelspitze der dreifach gerippten, blass-braunen Achäne befinden sich mehr oder weniger kreisrunde schwarze Öldrüsen.[4]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18 oder 36.[5][6]

Ökologie

Bei der Geruchlosen Kamille handelt es sich um einen überwinternd grünen Therophyten. Die Geruchlose Kamille ist ein Kulturbegleiter. Sie wurzelt bis 120 Zentimeter tief.[5]

Die körbchenförmigen Teilblütenstände wirken als Pseudanthien. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.[5]

Die Geruchlose Kamille ist Wirtspflanze für die Pilz-Arten Entoloma matricariae, Peronospora leptosperma und Peronospora radii.[4]

Vorkommen

Die Geruchlose Kamille in weiten Gebieten Eurasiens verbreitet. In vielen Gebieten, beispielsweise den Azoren, der Region Primorje, Neuseeland und Nord- sowie Südamerika ist Tripleurospermum inodorum ein Neophyt.[2]

In Deutschland wächst die Geruchlose Kamille häufig auf nährstoffreichen Äckern, in Ruderalfluren und auf Ödland. Sie gedeiht in Mitteleuropa auf frischen bis mäßig trockenen, nährstoffreichen, meist kalkarmen, mehr oder weniger humosen, neutralen, sandigen oder reinen Ton - oder Lehmböden. Sie kommt in Mitteleuropa vor allem in Pflanzengesellschaften des Verbands Sisymbrion oder der Klasse Secalietea vor.[5] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern oberhalb der Mittelstation der Fellhornbahn bis zu einer Höhenlage von 1850 Metern auf.[7] Im Kanton Wallis erreicht sie sogar eine Höhenlage von etwa 2000 Meter.[4]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1755 unter dem Namen (Basionym) Matricaria inodora durch Carl von Linné in Flora Suecica, Editio Secunda Aucta et Emendata, Seite 297. Die Neukombination zu Tripleurospermum inodorum (L.) Sch. Bip. wurde 1844 durch Carl Heinrich Schultz in Ueber die Tanaceteen: mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Arten, Seite 32 veröffentlicht.[8] Synonyme für Tripleurospermum inodorum (L.) Sch. Bip. sind: Tripleurospermum maritimum subsp. inodorum (L.) Appleq., Matricaria maritima subsp. inodora (L.) Soó, Matricaria perforata Mérat, Tripleurospermum perforatum (Mérat) M. Laínz, Chamaemelum inodorum (L.) Vis., Dibothrospermum agreste Knaf nom. illeg., Pyrethrum elegans Pollini.[3][2]

Trivialnamen

Für die Geruchlose Kamille bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Küdill, Kühaug, Rindsaug und Rödendil (Göttingen).[9]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Luc Brouillet: Tripleurospermum Schultz Bipontinus - Mayweed.: Tripleurospermum inodorum (Linnaeus) Schultz-Bipontinus, S. 549 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York und Oxford, 2006, ISBN 0-19-530563-9.
  2. Tripleurospermum inodorum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 17. Februar 2018.
  3. Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: W. Greuter & E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae.: Datenblatt Tripleurospermum inodorum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987, ISBN 3-489-86020-9. S. 587–589.
  5. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 937.
  6. Tripleurospermum inodorum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching bei München, 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 604.
  8. Tripleurospermum inodorum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 17. Februar 2018.
  9. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 94 (online).
Commons: Geruchlose Kamille (Tripleurospermum inodorum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Geruchlose Kamille – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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