Gertrude Käsebier
Gertrude Käsebier, auch Gertrude Stanton Kasebier, geborene Stanton, (* 18. Mai 1852 in Des Moines, Iowa; † 13. Oktober 1934 in New York) war eine US-amerikanische Fotografin. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen des Piktorialismus.
Leben und Wirken
Gertrude Käsebier wurde am 18. Mai 1852 als Gertrude Stanton in Des Moines, Iowa, geboren. Ihre Eltern waren Muncy Boone Stanton und John W. Stanton. Der Vater betrieb ab 1859 in Golden City ein Sägewerk im Bauboom des Colorado Gold Rush. Er starb schon 1864, weshalb die Mutter mit der Familie nach New York übersiedelte. Gertrude heiratete im Jahr 1874 Eduard Käsebier, einen Geschäftsmann deutscher Abstammung.[1]
Gegen Ende der 1880er Jahre absolvierte sie eine künstlerische Ausbildung am Pratt Institute in New York. Als Ehefrau und Mutter dreier Kindern begann sie in den 1890er Jahren, gelegentlich ihre Familie zu fotografieren. Erst später, nach einer weiteren Ausbildung bei einem Porträtfotografen, eröffnete sie 1897 ihr eigenes Fotostudio in New York.[2] Mit ihren Porträtfotografien hatte sie rasch auch wirtschaftlichen Erfolg; bereits 1898 wurde ihr eine Ausstellung im New Yorker Camera Club gewidmet. 1903 veröffentlichte Alfred Stieglitz in der Erstausgabe seines Magazins für Fotografie, der Camera Work, sechs ihrer Fotografien, unter anderem das nebenstehende Bild Blessed Art Thou among Women.
Ihr Bild The Manger (Die Krippe) erzielte 1899 mit 100 Dollar den höchsten Verkaufspreis, der bis dato für eine Kunstfotografie bezahlt worden war. Käsebier wurde als erste Frau in die Brotherhood of the Linked Ring aufgenommen, sie war 1902 Gründungsmitglied der Photo-Secession. Wegen differierender Ansichten trennte sie sich aber von der maßgeblich von Stieglitz beeinflussten Secession und gründete 1910 als rivalisierende Vereinigung die Picturial Photographers of America.[3]
- Blessed Art Thou Among Women (dt.: „Du bist gebenedeit unter den Frauen“), um 1899
- Alfred Stieglitz, 1902
- Miss N, Evelyn Nesbit, 1903
- The Cristal Gazer, 1904
- Rose O'Neill, porträtiert im Studio von Gertrude Käsebier, 1907
- Charging Thunder, 1900
- Amos Two Bulls, 1901
- Has No Horses, 1900
Neben den Porträtfotografien – etwa von Sioux-Indiandern, die sie durch Buffalo Bills Wild-West-Show kennengelernt hatte – und in späterer Zeit auch Landschaftsaufnahmen ist Gertrude Käsebier bekannt für ihre romantischen Mutter-Kind-Motive, bei denen sie der Ausgestaltung der Tonwerte Vorrang vor kompositorischen Fragen gab.
Obwohl das Werk von Gertrude Käsebier nicht für Aktaufnahmen bekannt ist, hat sie mindestens zwei Aufnahmen entkleideter Frauen gemacht, auf der einen, „The Bat“ betitelten Fotografie aus den Jahren 1902 bis 1904, stand Jane White, Ehefrau des Fotografen Clarence Hudson White, Modell.[4]
Literatur
- Barbara L. Michaels: Gertrude Kasebier: The Photographer and Her Photographs. Harry N. Abrams, Inc., New York 1992, ISBN 0-8109-3505-8.
- Boris Friedewald: Gertrude Käsebier. In: Boris Friedewald: Meisterinnen des Lichts – Große Fotografinnen aus zwei Jahrhunderten. Prestel, München 2014, ISBN 978-3-7913-4673-1, S. 102–107
Weblinks
- Gertrude Käsebier bei artfacts.net
- Gertrude Käsebier bei photography-now.com
- Eintrag Gertrude Käsebier im Techniklexikon, abgerufen am 20. April 2008.
- Website luminous-lint über Gertrude Käsebier, abgerufen am 30. Oktober 2011
Einzelnachweise
- Käsebier, Gertude Stanton (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), iphf.org, abgerufen am 13. Juni 2023
- Christopher Hudson (Hrsg.): Meisterwerke im J. Paul Getty Museum. The J. Paul Getty Museum, Los Angeles 1999, ISBN 0-89236-523-4, S. 66
- Walter Koschatzky: Die Kunst der Photographie. Technik, Geschichte, Meisterwerke. dtv, München 1987, ISBN 3-7010-0386-6, S. 154
- Judith Fryer Davivdov: Women's camera work: self/body/Other in American Visual Culture. Duke University Press, Durham, New York 1998, S. 52