Gertrud von Österreich-Toskana

Gertrud Maria Gisela Elisabeth Ignatia von Österreich (* 19. November 1900 in Wallsee; † 20. Dezember 1962 in Ravensburg) war bis 1918 eine Erzherzogin von Österreich.[1]

Ölgemälde von Erzherzogin Gertrud

Leben

Gertrud und Hedwig in Kostümen für ein Festspiel 1908
Gertrud mit ihren Eltern und Geschwistern, Gertrud auf dem Schoß des Vaters rechts (Foto für die öffentliche Presse um 1905)
Gertrud im Alter von drei Jahren, gemalt von Alois Schornböck

Gertrud war eine Tochter von Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana und Erzherzogin Marie Valerie von Österreich und damit eine Enkelin von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn.[2] Sie wurde am 23. November 1900 in der Schlosskapelle von Wallsee unter Beisein des Kaisers auf den Namen Gertrude Maria Gisela Elisabeth Ignatia getauft. Taufpatin war Prinzessin Gisela von Bayern, die Schwester ihrer Mutter.[3] Ihre Erzieherin war Elsa Köhler.

Der Hofmaler Alois Schornböck fertigte im Jahre 1903 ein Porträt der dreijährigen Gertrud an. Das ovale Ölgemälde befindet sich in Privatbesitz.[4] Im August 1908 führt Gertrud gemeinsam mit ihren Geschwistern ein Festspiel zum Geburtstag des Kaisers in dessen Ischler Sommervilla auf.[5] Die Erstkommunion feierte Gertrud gemeinsam mit ihrer Schwester Marie im Dezember 1911.[6] 1930 war Gertrud maßgeblich am Zustandekommen des Buches „Briefe Kaiser Franz Josef an seine Mutter 1838–1872“ beteiligt, das Franz Schnürer herausgab.[7][8]

Sie heiratete Georg Graf von Waldburg zu Zeil und Hohenems, den Witwer ihrer Schwester Ella, am 29. Dezember 1931 in Bad Ischl, Österreich. Sie trug danach den Namen Gertrud Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg. Das Paar hatte zwei gemeinsame Kinder.

Gertrud lebte nach der Heirat mit ihrer Familie auf Schloss Syrgenstein. Ihr Archiv mit Dokumenten und Briefen der kaiserlichen Familie wurde von Historikern und Autoren wie etwa Egon Caesar Conte Corti oder Richard Sexau verwendet und in den Werken gewürdigt.[9][10][11][12] In diesem Archiv befand sich auch das Tagebuch von Erzherzogin Marie Valerie, das in einer Danksagung von Egon Caesar Corti eigens erwähnt wird.[13] Ebenso waren in diesem Archiv Briefe von Kaiser Franz Joseph an seine Mutter aufbewahrt.[14]

Gertrud starb am 20. Dezember 1962 mit 62 Jahren im oberschwäbischen Ravensburg.

Wissenswertes

In den Briefen Kaiser Franz Josephs an Katharina Schratt ist zu lesen: Auch Valerie fand ich in ihrem Bette sehr wohl. Die neugeborene kleine Gertrude ist vielleicht etwas weniger häßlich, wie die neugeborenen Kinder es …[15]

Marie Valerie schrieb 1884 unter Anleitung ihres Lehrers Heinrich Reinhart eine kleine Komödie für zwei Personen. Der Einakter hieß Adelheid und Gertrud und wurde von Marie Valerie selbst und ihrer Cousine Marie Louise von Larisch-Wallersee aufgeführt.[16] Die Figur dieser Gertrud hat sie später zur Namensgebung ihres Kindes angeregt.

Trivia

Gertrud stand im Jahr 1961 auf dem Platz 1095 einer hypothetischen britischen Thronfolge, die den Ausschluss von Katholiken, wie er im Act of Settlement festgelegt wurde, ignoriert.[17] Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist ein Telegramm enthalten, in dem auch Gertrud genannt wird.[18]

Kinder

  • Sophie (* 5. Dezember 1932), ⚭ Wessel Freiherr von Loë (* 1928)
  • Joseph (* 12. April 1934), ⚭ Maria Benedikta von Redwitz (* 12. April 1937)

Literatur

  • Marie Valerie: Das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin Elisabeth 1878–1899. Verlag: Piper; Auflage: 4 (November 2008) Hrsg. Martha Schad und Horst Schad ISBN 978-3-492-24364-3
  • Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter (Taschenbuch) Verlag: Piper; Auflage: 10., Aufl. (April 2006) ISBN 978-3-492-22857-2
  • Das Familienalbum von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth Von Gabriele Praschl-Bichler (Seite 127)
  • Norbert Nemec: Erzherzoginnen in Österreich:Position und Wirkungsbereich von 1848–1945 – Seite 212
  • Gertrud, in: Brigitte Hamann: Die Habsburger – ein biografisches Lexikon, Verlag Piper, Wien 1988 ISBN 3-492-03163-3, S. 157

Presseberichte

Erwähnungen

  • Egon Caesar Conte Corti: Elisabeth, „die seltsame Frau“. Nach dem schriftlichen Nachlass der Kaiserin, den Tagebüchern ihrer Tochter und sonstigen unveröffentlichten Tagebüchern und Dokumenten. Weltbild Verlag, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-0548-X (früherer Titel: Sissi – Glück und Tragödie einer großen Kaiserin)
  • C. Arnold McNaughton: The Book of Kings: A Royal Genealogy, in 3 volumes (London, U.K.: Garnstone Press, 1973), volume 1 Seite 375.
  • Egon Caesar Corti, Hans Hugo Sokol: Der alte Kaiser, Franz Joseph I. 1955 – Seite vi
  • Richard Sexau: Fürst und Arzt, Dr. med. Herzog Carl Theodor in Bayern: Schicksal zwischen Wittelsbach und Habsburg. Styria Verlag, Graz 1963 – Seite xii
  • Egon Caesar Corti, Hans Hugo Sokol: Der alte Kaiser, Franz Joseph I., vom Berliner Kongress bis zu seinem Tode. Seite 29

Siehe auch

Commons: Gertrud von Österreich-Toskana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hof und Gesellschaft. In: Sport & Salon, 22. November 1900, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sus
  2. Habsburg9 (abgerufen am 23. Oktober 2009)
  3. Zeitung Das Vaterland vom 23. November 1900
  4. Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. Piper Verlag, 1999. Seite 154.
  5. Salon und Sport vom 28. November 1908
  6. Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. Piper Verlag, 1999. Seite 145.
  7. Martha Schad: Kaiserin Elisabeth und ihre Töchter. Piper Verlag, 1999. Seite 151.
  8. Franz Schnürer: Briefe Kaiser Franz Joseph I. an seine Mutter 1838–1872. München: Kösel & Pustet. 1930
  9. Egon Caesar Corti (Conte): Elisabeth, die seltsame Frau: nach dem schriftlichen Nachlass der Kaiserin … - Seite vii (1953)
  10. Egon Caesar Corti, Hans Hugo Sokol – 1960 – 510 Seiten Kaiser Franz Joseph Erwähnung des Archivs: Archiv der Gräfin Gertrud von Waldburg-Zeil, geborener Erzherzogin von Österreich, Schloss Syrgenstein – Seite xi
  11. Egon Caesar Corti, Hans Hugo Sokol: Der alte Kaiser, Franz Joseph I. 1955 - Seite vi
  12. Richard Sexau: Fürst und Arzt, Dr. med. Herzog Carl Theodor in Bayern: Schicksal zwischen Wittelsbach und Habsburg. Styria Verlag, Graz 1963 - Seite xii
  13. Der alte Kaiser, Franz Joseph I., vom Berliner Kongress bis zu seinem Tode von Egon Caesar Corti (Conte), Hans Hugo Sokol. Seite 29
  14. Briefe Kaiser Franz Josephs I. an seine Mutter, 1838–1872 Von Franz Joseph I (Emperor of Austria), Sophie (consort of Franz Karl, archduke of Austria), Franz Schnürer
  15. Franz Joseph I (Emperor of Austria), Jean Bourgoing, Katharina Schratt: Briefe Kaiser Franz Josephs an Frau Katharina Schratt 1949 (Seite 408)
  16. Marie Valerie von Österreich: das Tagebuch der Lieblingstochter von Kaiserin …Hrsg. Horst Heinrich Schad – 1998 – Seite 57
  17. Britische Thronfolge, Stand 1961
  18. Stuttgarter Hauptstaatsarchiv
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