Gersfeld (Rhön)

Gersfeld (Rhön) ist eine Kleinstadt im osthessischen Landkreis Fulda, eingebettet in die Rhön, auf einer Höhe zwischen 371 und 950 m ü. NHN. Als anerkannter Heilklimatischer Kurort[2] und Kneipp-Heilbad ist Gersfeld Ausgangspunkt für Wanderungen durch das Biosphärenreservat Rhön und ein Zentrum des Wintersports. Der Haderswald im Süden ist größtenteils gesperrt, da hier der Nordteil des Truppenübungsplatzes Wildflecken liegt.

Wappen Deutschlandkarte
Gersfeld (Rhön)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Gersfeld (Rhön) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 27′ N,  55′ O
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Fulda
Höhe: 486 m ü. NHN
Fläche: 89,34 km2
Einwohner: 5516 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner je km2
Postleitzahl: 36129
Vorwahlen: 06654, 06656
Kfz-Kennzeichen: FD
Gemeindeschlüssel: 06 6 31 010
Stadtgliederung: 13 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 19
36129 Gersfeld (Rhön)
Website: www.gersfeld.de
Bürgermeister: Steffen Korell (CDU)
Lage der Stadt Gersfeld (Rhön) im Landkreis Fulda
Karte
Karte
Blick auf Gersfeld von der Nalle
Blick auf das Zentrum von Gersfeld
Die Fulda in Gersfeld

Geografie

Geografische Lage

Gersfeld wird von Bergen halbkreisförmig umschlossen. Da diese schon der Hohen Rhön als naturräumliche Einheit zugeordnet werden müssen, liegt die Gemeinde genau an der Grenze zweier naturräumlicher Einheiten. Der Kurort liegt in dem nach Südwesten gerichteten Fuldatal inmitten des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.

Stadtgliederung

Bei der Gebietsreform in Hessen wurden 1971/72 die Orte Altenfeld, Dalherda, Gichenbach, Hettenhausen, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rengersfeld, Rodenbach (mit Sparbrod), Rommers, Sandberg und Schachen nach Gersfeld eingemeindet. Die Mehrzahl der Ortsteile liegt am Rande der Talsohlen oder an Einmündungen von Seitentälern. Auf dem Stadtgebiet liegt zudem die Wüstung Sampach.

Mit über einem Drittel (34,7 %) nimmt der landwirtschaftlich genutzte Bereich mit hohem Grünlandanteil große Flächen der mittleren Höhenlagen in der Gemarkung ein. Auch die Waldfläche hat große Gebietsanteile (37,9 % der Gemarkungsfläche), die sich allerdings auf die relativ ortsfernen Hang- und Hochlagen beschränken.

Nachbargemeinden

Gersfeld grenzt im Norden an die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe), im Nordosten an die Gemeinde Ehrenberg (beide im Landkreis Fulda), im Osten an den Markt Oberelsbach und an die Stadt Bischofsheim (im Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern), im Süden an den Markt Wildflecken (im bayerischen Landkreis Bad Kissingen) sowie im Westen an die Gemeinde Ebersburg (Landkreis Fulda).

Geschichte

Lage von Gersfeld auf einer historischen Karte (vor 1932)

Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung von Gersfeld als Geresfeld stammt aus dem Jahr 944.[3] Seinen Ursprung verdankt der Ort den Herren von Schneeberg.

Etymologie

Der Name Gersfeld, um 1350 auch als Geroldiesfeldt belegt, ist eine Zusammensetzung aus Gerisa und -feld (althochdeutsch: feld = „offenes, nicht bewaldetes Land“), ein häufiger Name für Siedlungen. Dies belegt eine Begründung der Siedlung im 8. oder 9. Jahrhundert. Der Flussname ist bereits ab 1036 als Gēraha belegt. Möglich wäre hierbei eine Namensbildung auf -aha, einer Variante des -au. Gemeint ist dabei das spätere Gersfelder Wasser. Während der ursprüngliche Bachname verloren ging, blieb der Name des Ortes erhalten.[4]

Mittelalter

1059 wurde Gersfeld fuldisch. Der Fuldaer Abt Heinrich VII. erhielt 1359 von Kaiser Karl IV. die Erlaubnis, Gersfeld die Stadt- und Marktrechte zu verleihen, doch der Ort wurde nie befestigt.

Neben den größeren Herrschaftsbereichen der Hochstifte Würzburg und Fulda gelang es seit dem späten Mittelalter zunehmend auch kleineren Adelsgeschlechtern, selbständige, relativ unabhängige Machtbereiche aufzubauen. In den Jahren 1402 und 1428 übertrug das Hochstift Würzburg den ursprünglich fuldischen Ort Gersfeld mit seiner Wasserburg den Herren von Ebersberg genannt von Weyhers als Lehen. Damit war Gersfeld dem Einfluss Fuldas verloren gegangen. Indem der Adel im Zuge der Reformation die Religionshoheit (Cuius regio, eius religio) für sich reklamierte, konnte er seine landeshoheitlichen Rechte vervollkommnen und er gewann ein entscheidendes Stück Selbständigkeit. Im Dreißigjährigen Krieg wurde eine Landwehr, auch Schwedenschanze genannt, am Reesberg zur Überwachung der Straße nach Bischofsheim angelegt.

Neuzeit

Die Stadt löste sich 1656 unter den Reichsrittern von Ebersberg und derer von Steinau genannt Steinrück vollständig aus der Herrschaft Fuldas und unterstand nun direkt dem römisch-deutschen Kaiser (→ Reichsunmittelbarkeit). Als einst ritterschaftliches Gebiet blieben Gersfeld und das dazugehörige Umland bis heute evangelisch in einem überwiegend katholischen Umfeld. Zur Herrschaft Gersfeld gehörten die Orte Altenfeld, Gersfeld (Rhön), Kippelbach, Maiersbach, Mosbach, Obernhausen, Rodenbach, Rommers, Sandberg und Schachen.[3] An der frühneuzeitlichen Rekultivierung um Gersfeld ab dem 16. und 17. Jahrhundert hatten die Herren von Ebersburg – aus fiskalischen Gründen – entscheidenden Anteil. Im 18. und 19. Jahrhundert fanden dagegen kaum noch Ortsneugründungen statt. Die gewachsenen Siedlungsbilder erfuhren lediglich eine gewisse Ausweitung und Verdichtung. Entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung und Anordnung der Wohnanlagen übten die Gersfelder Stadtbrände von 1756 und 1814 und mehrere Einzelbrände in den heutigen Ortsteilen aus. Während des großen Feuers 1756 wurden 233 Gebäude zerstört.

Nach der Säkularisation der geistlichen Fürstentümer durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 und die danach mehrfach wechselnde Landeszugehörigkeit (ab 1810 Großherzogtum Frankfurt) fiel der Großteil des ehemaligen Hochstifts Fulda 1816 an Kurhessen. Gersfeld aber kam zum Königreich Bayern und wurde Sitz des Landgerichts Gersfeld. Nach dem Deutschen Krieg (früher auch preußisch-österreichischer Krieg genannt) 1866 annektierte Preußen Kurhessen und damit auch den heute hessischen Teil der Rhön. Im Friedensvertrag zwischen dem König von Preußen und dem König von Bayern, der am 22. August 1866 in Berlin abgeschlossen wurde, trat Bayern die Bezirke Gersfeld und Orb an Preußen ab. Preußen gliederte die gewonnenen Gebiete wenig später in seine neue Provinz Hessen-Nassau ein. Gersfeld wurde die Kreisstadt des 1867 geschaffenen Kreises Gersfeld.[5]

Die Rhönbahn befuhr 1888 zum ersten Mal die Strecke Fulda-Gersfeld.

Durch die Lage im Zonenrandgebiet an der innerdeutschen Grenze war die Gemeinde bis 1990 als wirtschaftlicher Standort benachteiligt. Die staatliche Zonenrandförderung konnte dies nur teilweise ausgleichen. Auch nach der Grenzöffnung zeichnet sich die Rhön noch heute als dreigeteiltes Grenzgebiet der Bundesländer Hessen, Thüringen und Bayern aus.

Hessische Gebietsreform

Am 31. Dezember 1970 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbstständigen Gemeinden Mosbach, Rengersfeld, Rodenbach, Rommers und Sandberg auf freiwilliger Basis in die Stadt Gersfeld eingegliedert.[6] Am 31. Dezember 1971 kamen Altenfeld, Gichenbach, Hettenhausen, Maiersbach, Obernhausen und Schachen hinzu. Dalherda folgte kraft Landesgesetz am 1. August 1972.[7][8] Für alle Stadtteile sowie für die Kernstadt wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[9]

Am 1. August 1972 wurde ein Teilgebiet mit damals etwa 50 Einwohnern (ein Flurstück aus Gichenbach) an die Nachbargemeinde Ebersburg abgetreten.

Staats- und Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Gersfeld angehörte:[3][10]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gersfeld 5558 Einwohner. Nach dem Lebensalter waren 1008 Einwohner unter 18 Jahren, 2163 zwischen 18 und 49, 1137 zwischen 50 und 64 und 1251 Einwohner waren älter.[11] Unter den Einwohnern waren 120 (2,2 %) Ausländer, von denen 52 aus dem EU-Ausland, 42 aus anderen Europäischen Ländern und 27 aus anderen Staaten kamen.[12] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 8,0 %.[13]) Die Einwohner lebten in 2379 Haushalten. Davon waren 735 Singlehaushalte, 633 Paare ohne Kinder und 753 Paare mit Kindern, sowie 222 Alleinerziehende und 36 Wohngemeinschaften. In 579 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 1518 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[11]

Einwohnerentwicklung

Gersfeld: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
1.634
1840
 
1.593
1846
 
1.557
1852
 
1.515
1858
 
1.498
1864
 
1.552
1871
 
1.546
1875
 
1.481
1885
 
1.402
1895
 
1.476
1905
 
1.440
1910
 
1.404
1925
 
1.525
1939
 
1.661
1946
 
2.361
1950
 
2.459
1956
 
2.281
1961
 
2.133
1967
 
2.108
1970
 
3.024
1973
 
5.771
1975
 
5.777
1980
 
5.851
1985
 
5.870
1990
 
5.818
1995
 
6.332
2000
 
6.368
2005
 
6.321
2010
 
5.893
2011
 
5.558
2015
 
5.506
2020
 
5.480
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Hessisches Statistisches Informationssystem[13]; Zensus 2011[12]
Nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.

Religion

Evangelisch Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Gersfeld umfasst die Stadt Gersfeld und die Ortsteile Maiersbach, Schachen, Obernhausen, Sandberg, Mosbach, Rodenbach und Rengersfeld.

Katholisch Die römisch-katholische Kirchengemeinde Gersfeld mit der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und der Filialkirche St. Wendelinus unterhalb des Wachtküppels im Ortsteil Maiersbach gehört zum Bistum Fulda. Die Kirchengemeinde umfasst das gesamte Gebiet der mehrheitlich evangelischen politischen Gemeinde Gersfeld einschließlich Kippelbach bis zu dessen Absiedlung 1938.

Konfessionsstatistik

 1885:1108 evangelische (= 79,0 %), 203 katholische (= 14,5 %), 91 jüdische (= 6,5 %) Einwohner[3]
 1961:1554 evangelische (= 72,9 %), 551 katholische (= 25,8 %) Einwohner[3]
 1987:3647 evangelische (= 69,0 %), 1403 katholische (= 26,5 %), 235 sonstige (= 4,4 %) Einwohner[14]
 2011:3141 evangelische (= 56,5 %), 1691 katholische (= 30,4 %), 726 sonstige (= 13,1 %) Einwohner[14]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[15] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[16][17][18]

Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2021
Insgesamt 31 Sitze
  • SPD: 10
  • BfG: 11
  • CDU: 10
Parteien und Wählergemeinschaften  %
2021
Sitze
2021
 %
2016
Sitze
2016
 %
2011
Sitze
2011
 %
2006
Sitze
2006
 %
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 31,0 10 31,8 10 31,5 10 40,2 12 36,8 11
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 31,5 10 32,6 10 22,9 7 26,1 8 28,6 9
BfG Bündnis für Gersfeld 37,4 11
BWG Bürger-Wähler-Gemeinschaft Gersfeld 19,4 6 21,9 7 11,9 4 13,7 4
FDP Freie Demokratische Partei 11,0 3 13,7 4 16,1 5 12,0 4
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 5,3 2 10,0 3
LBL Linke Bürgerliste 5,7 2 9,0 3
gesamt 100,00 31 100,00 31 100,00 31 100,00 31 100,00 31
Wahlbeteiligung in % 60,6 62,4 55,9 49,1 60,2

Bürgermeister

Seit 10. September 2014 ist Steffen Korell (CDU) der hauptamtliche Bürgermeister der Stadt Gersfeld.

Bisherige Amtsinhaber

  • bis 2012: Margit Trittin (SPD)
  • 2012–2014: Peter Wolff (FDP)
  • seit 2014: Steffen Korell (CDU)

Wappen

Das Gersfelder Stadtwappen stellt einen Lindenbaum mit 39 Blättern dar, dessen Wurzeln durch ein Fundament ins Erdreich ragen. Der Hintergrund dieser Darstellung ist die Tatsache, dass bis 1866 die Gemeindeversammlungen unter der Dorflinde stattfanden. Der Baum steht hierbei für die Bürger der Gemeinde, der Mauersockel (Fundament) symbolisiert die Stadtrechte, die Gersfeld im Jahr 1359 verliehen wurden, und die Wurzeln verweisen auf die Verankerung der Bürger im Gemeinwesen sowie ihre Bodenständigkeit.

Städtepartnerschaften

Seit 2001 besteht eine Städtepartnerschaft mit dem französischen Bellegarde (Gard).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Stadtkirche am westlichen Ende des Marktplatzes
  • Am Marktplatz finden sich Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
  • Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche (Barockkirche) wurde 1778 von Johann Caspar Heym entworfen und 1780–1788 von Baumeister Johannes Link aus Brückenau ausgeführt. Zur Straße hin nach Osten erhebt sich über dem Haupteingang in der Mittelachse ein 60 m hoher Turm mit Zwiebelhaube und offener Laterne, ganz oben abgeschlossen mit einem 1,25 m hohen Turmkopf mit Wetterfahne, die einen auf einer hinauswallenden Wolke sitzenden Engel darstellt, der sich mit der einen Hand in windiger Höhe an der Stange festhält und mit der anderen Hand einen Olivenzweig als Friedenssymbol hält. Rechts und links im Turm führen Treppen hoch auf die Emporen und noch weiter hinauf bis zur Turmuhr, die allerdings von 1899 stammt, weil das Original von 1785 kaputtgegangen war. Noch höher liegt die Glockenstube mit fünf Glocken. Die Holztür des Eingangs stammt noch original aus dem Rokoko. Das reichgeschmückte Portal ist eine Arbeit des Bildhauers Johann Georg Weber. Besonders sehenswert ist die Westwand mit einem um die Orgel erweiterten Kanzelaltar: Wie in der Schlosskirche in Schmalkalden sind Altar, Kanzel und Orgel übereinander gestaffelt.[19] Neben den Kirchen von Lauterbach und Erbach ist sie der bedeutendste evangelische Kirchenbau der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Hessen.[20] Die reich verzierte Chorwand besitzt acht Säulen mit vergoldeten korinthischen Kapitellen und vergoldeten Basisringen, zwei Dreiergruppen an den Seiten und je eine rechts und links der Kanzel. Die Farbe des Stuckmarmors ist die gleiche wie die der Säulen, welche die Emporen tragen. Diese Chorwand wurde vom Holzbildhauer Georg Gorten aus Bischofsheim und vom Schnitzer und Schreiner Nikolaus Zitzmann aus Gersfeld konzipiert und gebaut. Die Orgel mit ihren rund 2000 Pfeifen und 30 Registern ist eine Arbeit von Orgelbaumeister Johann Michael Wagner aus Schmittfeld bei Schleusingen; sie wurde am 17. Juni 1787 erstmals bespielt. Rechts des Altars befindet sich die Patronatsloge für die Ortsherrschaft, früher die von Ebersberg gen. Weyhers, heute die von Waldthausen. Eine zweite Loge links des Altars war für die Pfarrfamilie gedacht. Außen Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers. Innen am Orgelgehäuse Wappen der von Ebersberg gen. Weyhers und Leyen. Glasscheiben mit Wappen von Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyhers und Bruno von Waldthausen. Mehrere Epitaphien aus dem Vorgängerbau, im Detail sind das Denkmäler für Cordula Elsbeth von Ebersberg gen. Weyhers, Lucas von Ebersberg gen. Weyhers, Anna Hedwig von Hanstein, Wilhelm Rudolph von Ebersberg gen. Weyhers, Otto Heinrich von Ebersberg gen. Weyhers und seine beiden Ehefrauen, sowie ein nicht zugeordnetes Epitaph, das mit einer nicht dazu passenden Inschrift für Christoph (Christopher) von Ebersberg gen. Weyhers (gest. 1562) zu Gersfeld, und seine Frau, Kunigunde von Schrimpf, kombiniert wurde.
  • Das Obere Schloss wurde im 12. Jahrhundert als Wasserburg erbaut und 1486–1493 zum Schloss umgestaltet.[21] Es liegt am östlichen Rand des Schlossparks. Wappentafel (1605): von Ebersberg gen. Weyhers, Stein vom Altenstein, Wappen an den Portalbögen (zweite Hälfte 16. Jh.) von Ebersberg gen. Weyhers, von Schrimpf.
  • Das Mittlere Schloss stammt in seinen Ursprüngen aus dem Jahr 1560.[22] Es diente lange Zeit als Herrschaftsgericht und Gefängnis. Wappen (1560): von Ebersberg gen. Weyhers, von Schrimpf. Wappen an der Verbindungsmauer zum Oberen Schloss, am Torbogen: von Ebersberg gen. Weyhers, von Schrimpf, darüber (1905) von Waldthausen.
  • Das Barockschloss (auch Unteres Schloss oder Gelbes Schloss) von 1740 liegt am südlichen Rand des Schlossparks.[23] Es ist der ehemalige Sitz der Familie von Ebersberg, seit 1903 in Besitz der Familie von Waldthausen. In den Jahren von 1996 bis 2000 wurde das Gebäude durch Constantin von Waldthausen in Stand gesetzt und wird seitdem für Wohn-, Büro- und Veranstaltungszwecke genutzt.[24] 2013–2014 wurde das steile Mansarddach saniert. Wappen am Osteingang des Schlosses: von Waldthausen. Wappen am Parkzugang: von Ebersberg gen. Weyhers und Leyen, von Leyen.
  • Die Parkvilla im erhöhten nördlichen Teil des Schlossparks wurde 1908 nach Entwurf des Frankfurter Architekten Claus Mehs für Bruno von Waldthausen im Stil des Neobarock erbaut. Es diente als Wohnhaus für vier früh verwaiste Kinder des Bruders des Bauherrn und wird seit 1981 als Klinik für Naturheilkunde genutzt.[25][26] Wappen: von Waldthausen.
  • Die 1907 in schlichterem Neobarock erbaute ehemalige Reithalle im Schlosspark, heute Gersfelder Stadthalle, ist berühmt für ihre offene Leimbinder-Dachkonstruktion.
  • Der Wildpark Gersfeld liegt im Ehrengrundtal etwa einen Kilometer südöstlich der Kernstadt. Er zeigt auf einer Fläche von 50 Hektar hauptsächlich europäische Wildtierarten.
  • Die Wasserkuppe, der höchste Berg der Rhön, erhebt sich gut fünf Kilometer nördlich von Gersfeld. Auf dem Berg befindet sich das Deutsche Segelflugmuseum mit Modellflug.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur

Blick aus Richtung Süden auf Gersfeld im Winter mit dem markanten spitzen Berg Wachtküppel (linker Bildrand) und der Eube (verdeckt durch den rechten Baum)

Die wichtigste Erwerbsquelle der Bevölkerung Gersfelds bildete in früheren Jahrhunderten die Landwirtschaft, da sich aufgrund der relativen Armut an natürlichen Bodenschätzen und der abgeschiedenen Lage fern der großen städtischen Ballungszentren Handel, Bergbau und späterhin Industrie hier nur in geringem Maße entfalten konnten. So sind in Gersfeld noch relativ viele landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe mit intensiver Milchviehhaltung vorhanden.

Der Anteil der in Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten liegt heute insgesamt jedoch unter zwei Prozent. Mit über 50 % macht der tertiäre Sektor den Hauptanteil an der Beschäftigtenstruktur in der Gemeinde aus. Ein Großteil der Beschäftigten ist dem Gast- und Beherbergungsgewerbe zuzurechnen. Zirka ein Drittel der Beschäftigten vereinigt der sekundäre Wirtschaftssektor auf sich.

Tourismus

Die ländliche Prägung, die Abgeschiedenheit und das reizmilde Klima sind Vorzüge der Region und förderlich für den Tourismus. Sechs Hotels, mehrere Pensionen und über ein Dutzend Gasthöfe laden zur Erholung ein. Neben den Klassikern Wandern, Segelflug und Skifahren bestehen auch Möglichkeiten zum Klettern, Mountainbiken und Tennis spielen.

Durch den Ort führt der Hessische Radfernweg R1 (Fuldaradweg), und hier startet die Gipfelroute, ein Radwanderweg, der Hoherodskopf und Wasserkuppe verbindet.

In der Stadthalle findet seit 1989 jährlich im Oktober die Tagung der Arbeitsgemeinschaft Urodela (Schwanzlurche) der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde statt.

Schienen- und Busverkehr

Anschluss an das überregionale Eisenbahnnetz mit ICE-Anschluss besteht im Bahnhof Fulda, von dort erreicht man Gersfeld[27] mit der Regionalbahn-Linie RB 52. Die Stichstrecke Fulda–Gersfeld, 1997 für knapp zwölf Millionen Euro saniert, stellt die letzte noch regelmäßig befahrene Bahnlinie in die Rhön dar Es besteht eine weitere Linie zur Wasserkuppe.[28]

Straßenverkehr

Durch Gersfeld verläuft die Bundesstraße 279, die den Ort in westliche Richtung mit Fulda und der Bundesautobahn 7 und nach Südosten mit dem bayrischen Bischofsheim in der Rhön verbindet. In Gersfeld zweigt die Bundesstraße 284 von der B 279 ab, die in nordöstlicher Richtung nach Ehrenberg (Rhön) zur B 278 führt.

Bildung

In Gersfeld befindet sich das Schulzentrum Gersfeld mit drei Schulen: die Grundschule Otto-Lilienthal-Schule,[29] die Förderschule Anne-Frank-Schule[30] sowie die Rhönschule Gersfeld, eine kooperative Gesamtschule[31]. Die Rhönschule ist offizielles Skileistungszentrum des Hessischen Skiverbandes (HSV).[32] Von 1928/29 bis 2020 befand sich im Bodenhof an der Grenze zu Poppenhausen (Wasserkuppe) die Gymnastikschule und Rhön-Akademie Schwarzerden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die mit der Stadt verbunden sind

  • Ernst Friedrich von Ebersberg (1687–1762), erbaute das Untere Schloss
  • Bruno von Waldthausen (1862–1926), Unternehmer, Abgeordneter des Kurhessischen Kommunallandtages, kaufte im Jahre 1903 die Herrschaft Gersfeld
  • Cuno Raabe (1888–1971), deutscher Politiker, Widerstandskämpfer und 1946 Mitglied des Verfassungsausschusses Groß-Hessen, Vizepräsident der verfassungsgebenden Versammlung in Hessen, von 1946 bis 1956 Oberbürgermeister von Fulda
  • Paul von Waldthausen (1897–1965), Unternehmer, Maler, Fotograf und Innenarchitekt

Literatur

  • Gabriele Primus: Führer durch Gersfeld und Umgebung. 2., veränderte Auflage. Fulda 1980.
  • Literatur über Gersfeld nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Gottfried Rehm: Die evangelische Schule in Gersfeld, Buchenblätter – Beilage der Fuldaer Zeitung für Heimatfreunde, Dezember 2005, Nr. 30, Seite 118–119.
Commons: Gersfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Gersfeld – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 80. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 14. Oktober 2014. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2015 Seite 148
  3. Gersfeld (Rhön), Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. September 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Edward Schröder: Bachnamen und Siedlungsnamen in ihrem Verhältnis zueinander. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Neue Folge, Band III, Nr. 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1940, DNB 365114146, S. 15.
  5. Friedensvertrag zwischen dem König von Preußen und dem König von Bayern, vom 22. August 1866. In: www.verfassungen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2017; abgerufen im Dezember 2018.
  6. Eingliederung von Gemeinden in die Stadt Gersfeld, Landkreis Fulda vom 7. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 172 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  7. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fulda und Hünfeld und der Stadt Fulda (GVBl. II 330-14) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 220, § 7 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 393395.
  9. Hauptsatzung. (PDF; 791 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Gersfeld, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2021; abgerufen im August 2020.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 64, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  12. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen): Stadt Gersfeld (Rhön). In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  13. statistik.hessen.de/hesis Hessisches Statistisches Informationssystem (vorübergehend offline) In: Statistik.Hessen.
  14. Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 20, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2022;.
  15. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  16. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
  18. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
  19. Eva-Maria Wagner: Gewundene Gassen, bucklige Plätze. In: Die Rhön. (= Merian, Jg. 17 (1964), Heft 4), S. 19–24, hier S. 19.
  20. Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele in und um Gersfeld – Barockkirche. In: Gersfeld.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  21. Eintrag zu Oberes Schloss Gersfeld in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  22. Eintrag zu Mittleres Schloss Gersfeld in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  23. Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele in und um Gersfeld – Barockschloss. In: Gersfeld.de. Abgerufen am 24. März 2019.
  24. Eintrag zu Unteres Schloss, Gelbes Schloss Gersfeld in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  25. Eintrag zu Parkvilla Gersfeld in der privaten Datenbank Alle Burgen. Abgerufen am 16. Juni 2020.
  26. Website der Schlosspark-Klinik
  27. Gersfeld auf bahnhof.de
  28. Busanbindung Stadt Gersfeld
  29. Otto-Lilienthal-Schule Gersfeld. Otto-Lilienthal-Schule Gersfeld, abgerufen am 25. August 2020.
  30. Anne-Frank-Schule Gersfeld. Anne-Frank-Schule Gersfeld, abgerufen am 25. August 2020.
  31. Rhönschule Gersfeld. Rhönschule Gersfeld, abgerufen am 25. August 2020.
  32. Talentförderung Ski nordisch: Neuer Vertrag mit Skileistungszentrum Rhönschule. In: OsthessenNews.de. Abgerufen am 11. Februar 2018.
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