Gerrit Bolkestein

Gerrit Bolkestein (* 9. Oktober 1871 in Amsterdam; † 8. September 1956 in Den Haag) war ein niederländischer Politiker des Vrijzinnig-Democratische Bond (VDB)[1].

Gerrit Bolkestein

Leben und Tätigkeit

Bolkestein war Lehrer und Schulinspektor, bevor er von 1939 bis 1945 als niederländischer Minister für Bildung, Kunst und Wissenschaften amtierte.[1] In dieser Stellung gehörte er von 1940 bis 1945 der niederländischen Exilregierung in London an, die nach der deutschen Besetzung der Niederlande im Frühjahr 1940 gebildet wurde.

Von den nationalsozialistischen Polizeiorganen wurde Bolkestein nach seiner Flucht nach Großbritannien als wichtige Zielperson eingestuft: Im Frühjahr 1940 setzte das Reichssicherheitshauptamt in Berlin ihn auf die Sonderfahndungsliste G.B., ein Verzeichnis von Personen, die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Inseln durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS mit besonderer Priorität ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten.[2]

Eine von Bolkestein am 28. März 1944 von dem niederländischen Sender der BBC Radio Oranje gehaltene Radioansprache, in der er die niederländische Bevölkerung ermunterte, Aufzeichnungen, Briefe, Tagebücher usw. über ihre Leidenserfahrungen während der Besatzungszeit zu sammeln und diese nach Kriegsende der Regierung zu übergeben, führte nach dem Krieg zur Gründung des Instituts für Kriegs-, Holocaust- und Genozidstudien. Die Ansprache beeinflusste auch die Ausgestaltung des 1947 veröffentlichten Tagebuchs der Anne Frank: Anne Frank nahm Bolkesteins (dessen Namen sie in ihrem Tagebuch „Bolkesteyn“ schreibt) Ankündigung zum Anlass, ihre bisher angefertigten Niederschriften ab 1942, die als persönliches Tagebuch für den alleinigen Selbstgebrauch angelegt waren, in ihrer Struktur, Stilisierung usw. nachträglich in einer Weise umzuarbeiten, die diese für die Lektüre durch Dritte geeignet machen würden und legte ihre folgenden Aufzeichnungen bis zum August 1944, als sie verhaftet und deportiert wurde, ebenfalls nach diesem neuen Muster an.

Bolkestein wurde auf dem Zorgvlied Friedhof begraben. Er ist der Großvater von Frits Bolkestein.

Einzelnachweise

  1. G. (Gerrit) Bolkestein
  2. Hitler’s Black Book.
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