Gerichtsbezirk Graz-Ost

Der Gerichtsbezirk Graz-Ost ist ein dem Bezirksgericht Graz-Ost unterstehender Gerichtsbezirk im Bundesland Steiermark. Der Gerichtsbezirk umfasst den östlichen Teil der Stadt Graz und den südlichen Teil des Bezirkes Graz-Umgebung.

Gerichtsbezirk
Graz-Ost

Lage im Bundesland
 Gerichtsbezirk Graz-Ost
 Landesgericht LGS Graz
LGZ Graz
Basisdaten
BundeslandSteiermark
Bezirke
Sitz des GerichtsGraz
Kennziffer6011
zuständiges Landesgericht LGS Graz
LGZ Graz
Fläche602,45 km2
(31. Dezember 2019)
Einwohner272.275 (1. Jänner 2023)

Er entspricht im Prinzip, mit wechselndem genauer Zuständigkeit, dem 1848 geschaffenen Gerichtsbezirk Graz, ab 1854 ohne die Stadt Graz (Graz I,  II) dem Gerichtsbezirk Graz III, ab 1867 dem Gerichtsbezirk Graz Umgebung, ab 1962 dem Gerichtsbezirk Graz (Land); den heutigen Namen hat er seit 2007.

Geschichte

Der Gerichtsbezirk Graz-Ost wurde durch eine 1849 nach der Revolution beschlossene Kundmachung der Landes-Gerichts-Einführungs-Kommission mit dem Namen Gerichtsbezirk Graz geschaffen. Er umfasste 59 „neue Ortsgemeinden“ (in Reihenfolge der Nennung; in Klammer die enthaltenen 118 Gemeinden, „1“= wie die Ortsgem.):[1][2]

  1. Graz (Innere Stadt Graz, Kalvarienberg, Bodenfeld, Maria Hilf, St. Georgen, St. Andrä, Gries, Carlau, Graben, Oberrosenberg, Unterrosenberg, Geidorf, St. Leonhard, Leonhardgasse, Morellenfeld, Schörgelgasse, Münzgraben, Harmsdorf)
  2. Gratwein
  3. Eisbach (1, Kehr und Plesch, Hörgas)
  4. Gschnaid
  5. Stiwoll
  6. Thal
  7. Gösting
  8. Kalsdorf (1, Werndorf, Großsulz, Thalerhof)
  9. Unter-Premstätten (1, Ober-Premstätten, Hautzendorf, Bierbaum, Laa, Zettling)
  10. Wundschuh (1, Kasten)
  11. Zwaring (1, Dietersdorf)
  12. St. Bartholomä (1, Lichtenegg, Jaritzberg)
  13. St. Oswald (1, Plankenwarth)
  14. Reitteregg
  15. Rohrbach (1, Steinberg)
  16. Hitzendorf (1, Bärndorf, Mayersdorf, Mühlbach, Pirka)
  17. Attendorf (1, Mantscha)
  18. Haselsdorf
  19. Lieboch
  20. Tobel (1, Muttendorf)
  21. Eggenberg (Algersdorf, Bayerdorf, Wetzelsdorf)
  22. Straßgang (1, Webling)
  23. Seyersberg
  24. Pirka
  25. Feldkirchen (Rudersdorf, Lebern, Wagnitz)
  26. Schattleiten
  27. Stattegg
  28. Weinitzen
  29. Unter-Andritz
  30. Fölling (1, Wenisbuch, Niederschöckel)
  31. Kainbach (Stifting, Schafthal, Hönigthal, Ragnitz, 1)
  32. Premstetten (Breitenhilm, Premstätten, Wagersbach)
  33. Haselbach
  34. Hart, Pfarre Egersdorf (Hart)
  35. Purgstall
  36. St. Peter
  37. Edelsbach
  38. Messendorf
  39. Raaba
  40. Hart, Pfarre St. Peter (Hart)
  41. Wöbling
  42. Waltendorf
  43. Engelsdorf
  44. Liebenau
  45. Thondorf (Neudorf, 1)
  46. Gössendorf
  47. Hausmannstätten
  48. Grambach
  49. Fernitz
  50. Gnaning
  51. Mellach
  52. Sankt Stefan am Gradkorn (Forstviertl, Freßnitz, Kirchenviertl; Friesach, Pfarre St. Stefan)
  53. Edelsgrub
  54. Langegg
  55. Mitterlaßnitz
  56. Nestelbach
  57. Krumegg
  58. St. Marein
  59. Kumberg (1, Hofstätten, Gschwend, Rabnitz)

Durch eine ministerielle Verordnung wurde 1854 das Gebiet auf drei Bezirksgerichte aufgeteilt, wobei das städtisch-delegierte Bezirksgericht I. Section das Gebiet von Graz am rechten Murufer und das städtisch-delegierte Bezirksgericht II. Section das Gebiet von Graz am linken Murufer übernahm. Weiters wurde das städtisch-delegierte Bezirksgericht III. Section für den Bereich Graz Umgebung eingerichtet.[3]

Per 1. Jänner 1867 wurden im Zuge des Ausgleichs mit Ungarn die beiden städtisch-delegierten Bezirksgerichte I. und II. Section zusammengelegt, woraufhin sie den Gerichtsbezirk Graz bildeten.[4]

Das Graz umgebende Gebiet firmierte in der Folge unter dem Namen Gerichtsbezirk Graz Umgebung weiter und bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[5] ab 1868 gemeinsam mit den Gerichtsbezirken Frohnleiten und Voitsberg den Bezirk Graz-Umgebung.[6]

Nachdem durch eine kaiserliche Entschließung der Gerichtsbezirk Voitsberg per 1. Oktober 1891 vom Bezirk Graz-Umgebung abgetrennt worden war, verblieben nur noch die Gerichtsbezirke Frohnleiten und Graz Umgebung beim Bezirk Graz-Umgebung.[7]

Die Größe der beiden Gerichtsbezirke blieb mit 21,59 km² (Gerichtsbezirk Graz) bzw. 758,98 km² (Gerichtsbezirk Graz Umgebung) zunächst stabil.[8]

Erst durch die Ausscheidung der Gemeinde Petzendorf aus dem Gerichtsbezirk Wildon und dem Bezirk Leibnitz vergrößerte sich die Fläche des Gerichtsbezirks Graz Umgebung bzw. des Bezirks Graz-Umgebung per 1. Jänner 1924 um 2,70 km².[9]

Im Zuge der nationalsozialistischen Verwaltungsorganisation kam es per 15. Oktober 1938 zur Eingemeindung zahlreicher Umlandgemeinden zur Stadt Graz, wodurch auch der Gerichtsbezirk Graz auf Kosten des Gerichtsbezirks Graz Umgebung seine Fläche etwa versechsfachen konnte.[10] Zudem kamen per 1. Oktober 1942 Teile von Thondorf zu Graz und per 1. Februar 1948 die Gemeinden Eggersdorf und Höf vom Gerichtsbezirk Gleisdorf zum Gerichtsbezirk Graz Umgebung. Dies hatte zur Folge, dass der Gerichtsbezirk Graz nach dem Zweiten Weltkrieg 127,22 km² und der Gerichtsbezirk Graz Umgebung nur noch 670,66 km² umfasste.[11]

Auch in den 1950er Jahren kam es zu größeren Gebietsänderungen im Gerichtsbezirk Graz Umgebung. So gelangten die Gemeinden Affenberg und Präbach per 1. April 1952 vom Gerichtsbezirk Gleisdorf (Bezirk Weiz) zum Gerichtsbezirk Graz Umgebung.[12]

Zudem verlor der Gerichtsbezirk durch Grenzänderungen zwischen Gschnaidt und Großstübing per 1. April 1954 rund 51 Hektar Fläche an den Gerichtsbezirk Frohnleiten.[13]

Per 1. Jänner 1957 wurde die Gemeinde Pöls an der Wieserbahn aus dem Gerichtsbezirk Wildon (Bezirk Leibnitz) ausgeschieden und dem Bezirk bzw. Gerichtsbezirk Graz Umgebung zugeschlagen.[14]

Mit der 1962 verfügten Auflassung der Bezirksgerichte für Zivilrechtssachen Graz I (Graz Stadt) und für Zivilrechtssachen Graz II (Graz Umgebung) sowie der Errichtung eines gemeinsamen Bezirksgericht für Zivilrechtssachen Graz erfolgte die Vereinigung der bisherigen Gerichtsbezirke Graz bzw. Graz Umgebung zum Gerichtsbezirk Graz.[15] Seither firmierten zwei Sprengel, Graz (Stadt) und Graz (Land) für die Umgebung ohne der Gerichtsbezirk Frohnleiten.[16]

Dieser Status blieb bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts erhalten. Mit 1. Jänner 2004 wurden die Gemeinden Eisbach, Gratkorn, Gratwein, Gschnaidt, Judenburg-Straßengel, Sankt Bartholomä, Sankt Oswald bei Plankenwarth und Stiwoll dem Gerichtsbezirk Frohnleiten zugewiesen.

Mit 1. Jänner 2007 beschloss der Nationalrat die Errichtung eines weiteren Bezirksgerichtes mit der Amtsbezeichnung Graz-West und die gleichzeitige Umbenennung des bisherigen Bezirksgerichts Graz in Graz-Ost.[17][18] In der Folge wurden per 1. Jänner 2007 die Grazer Stadtbezirke IV. Lend, V. Gries, XIII. Gösting, XIV. Eggenberg, XV. Wetzelsdorf, XVI. Strassgang und XVII. Puntigam aus dem bisherigen Gerichtsbezirk Graz ausgeschieden und dem Gerichtsbezirk Graz-West zugewiesen. Das übrige Gebiet des Gerichtsbezirkes Graz bildet seitdem den Gerichtsbezirk Graz-Ost.[19]

Mit Wirkung ab 1. Jänner 2015 wurde der Gerichtsbezirk aufgrund der Veränderungen im Rahmen der Gemeindestrukturreform in der Steiermark in der Bezirksgerichte-Verordnung Steiermark 2015 neu definiert.[20] Im Zuge dessen erhielt er vom Gerichtsbezirk Feldbach die ehemalige Gemeinde Petersdorf II zugewiesen.

Gerichtssprengel

Der Gerichtssprengel umfasst seit Jänner 2015

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Allgemeines Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Steiermark, 1850, XXI. Stück, Nr. 378: Erlass des Statthalters vom 20. September 1850, womit die nach dem provisorischen Gesetze vom 17. März 1849 errichteten neuen Ortsgemeinden mit ihrer Zutheilung in die politischen Gerichts- und Steueramts-Bezirke in dem Kronlande Steiermark bekannt gemacht werden.
  2. Allgemeines Landesgesetz- und Regierungsblatt für das Kronland Steiermark, 1850, Beilage Kreis Gratz, S. 2–12.
  3. Verordnung des Minister des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 31. Jänner 1854 betreffend die politische und gerichtliche Organisation des Herzogthumes Steiermark, Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, 1854, VIII. Stück, Nr. 27.
  4. Verordnung des Justizministeriums vom 8. September 1866 wegen Vereinigung der städtisch-delegirten Bezirksgerichte I. und II. Section in Gratz, Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, 1866, XLVIII. Stück, Nr. 112.
  5. Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen , Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44.
  6. Verordnung vom 10. Juli 1868, Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich, Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101.
  7. Kundmachung des k. k. Statthalters in Steiermark, betreffend die Theilung des dermaligen politischen Bezirkes Umgebung Graz in zwei Bezirke und Errichtung einer Bezirkshauptmannschaft in Voitsberg, Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Herzogthum Steiermark, 1891, X. Stück, Nr. 33.
  8. k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Steiermark. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910, Wien 1917.
  9. Verordnung des Bundeskanzleramtes vom 17. Dezember 1923 über die Zuweisung der Ortsgemeinde Petzendorf zum Sprengel des Bezirksgerichtes Umgebung Graz und zum Amtsbezirk der Bezirkshauptmannschaft Graz, Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, 1923, 120. Stück, Nr. 621.
  10. Verordnung des Landeshauptmannes von Steiermark über die Erweiterung des Gebietes der Stadt Graz und einige damit zusammenhängende Änderungen des Gebiets von Umgebungsgemeinden. Verordnungsblatt für den Amtsbereich des Landeshauptmannes für Steiermark, 1938, 6. Stück. Nr. 10.
  11. Österreichisches Statistisches Zentralamt: Ortsverzeichnis von Österreich. Bearbeitet auf Grundlage der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951. Wien 1953, S. 129, 227, 232.
  12. Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung über die Änderung der Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung vom 29. Dezember 1950, LGBl. Nr. 63/1951, betreffend die Zuweisung der Gemeinden Affenberg und Präbach zum politischen Bezirk Graz-Umgebung, Landesgesetzblatt für das Land Steiermark, 1952, Stück 3, Nr. 18.
  13. Landesgesetzblatt für das Land Steiermark. 1953, Stück 18, Nr. 70.
  14. Verordnung der Steiermärkischen Landesregierung über die Zuweisung der Gemeinde Pöls an der Wieserbahn zum politischen Bezirk Graz-Umgebung, Landesgesetzblatt für das Land Steiermark, 1956, Stück 20, Nr. 60.
  15. Bundesgesetz vom 23. Mai 1962 über die Errichtung eines Bezirksgerichtes für Zivilrechtssachen. BGBl Nr. 140/1962.
  16. [#page=28 Ortsverzeichnis 2001 ]BUNDESLAND ANGEBEN: 1=Bgl 2=Ktn 3=Nö 4=Oö 5=Sbg 6=Stm 7=Tir 8=Vbg 9=Wien, S. 29 und S. 110.
  17. Bundesgesetz über die Organisation der Bezirksgerichte in Graz und die Änderung des Jugendgerichtsgesetzes 1988. BGBl I Nr. 60/2004 – Dieses Sondergesetz wurde mit Wirkung ab 1. Jänner 2015 aufgehoben, seine noch geltenden Bestimmungen in das allgemeine Gerichts-Organisationsrecht überführt: Änderung des Bundesgesetzes über den Übergang der Zivil- und Strafsachen und die Änderung der Zuständigkeit bei der Auflassung von Bezirksgerichten sowie Aufhebung des Bundesgesetzes über die Organisation der Bezirksgerichte in Graz, BGBl. I Nr. 9/2015.
  18. Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Organisation der Bezirksgerichte in Graz geändert wird. BGBl I Nr. 66/2005.
  19. Verordnung der Bundesregierung, mit der die Bezirksgerichte-Verordnung Steiermark geändert wird. BGBl II Nr. 295/2006.
  20. Bezirksgerichte-Verordnung Steiermark 2015. BGBl II Nr. 298/2014, ausgegeben 19. November 2014, ZDB-ID 1361921-4, S. 1.
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