Gerhard Stauf
Gerhard Wilhelm August Stauf (* 28. Dezember 1924 in Burg (bei Magdeburg); † 25. April 1996 in Leipzig) war ein deutscher Grafiker, Illustrator und Kupferstecher.
Leben
Stauf wurde als Sohn des Malers Heinrich Wilhelm Stauf und seiner Frau Martha Marie in Burg geboren. Nach einer 1939 begonnenen Ausbildung zum Gebrauchsweber in Magdeburg absolvierte er an der Abendschule fünf Semester Zeichenunterricht an der Meisterschule des Deutschen Handwerks Magdeburg. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er 1942 in die Wehrmacht eingezogen. In Afrika geriet Stauf in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1950 nach Burg zurückkehrte. Nach kurzer Arbeitsunfähigkeit arbeitete er zunächst an einem Holzschnittzyklus über Ereignisse der Burger Geschichte. 1951 wurde er zum Studium im Fach Illustration an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig delegiert, das er 1956 abschloss und dem bis 1959 eine Aspirantur folgte. Seine Lehrer waren dort unter anderem Hans Mayer-Foreyt, Albert Kapr, Karl Krug und Heinz Völkel und sein Aspiranturmentor Heinrich Ilgenfritz. Einer seiner Kommilitonen war Joachim Nusser. Nach Abschluss seiner Ausbildung arbeitete er von 1961 bis 1962 als Entwerfer und Stecher bei der Deutschen Wertpapierdruckerei in Leipzig. Anschließend machte er sich selbständig und arbeitete als freischaffender Grafiker und Kupferstecher, insbesondere für das Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der DDR. Im Laufe seines künstlerischen Lebens schuf er über 200 Briefmarkenmotive, von denen fünf Entwürfe mit der Goldenen Briefmarke der Fachzeitschrift Sammler-Express ausgezeichnet wurden. Stauf war außerdem als Illustrator für Buch- und Zeitschriftenverlage wie den Domowina-Verlag Bautzen oder den Prisma-Verlag Leipzig beschäftigt und produzierte eine große Anzahl an Gebrauchsgrafiken für Theater und Industrie.
Durch Heinrich Ilgenfritz' Einfluss entstand von 1958 bis 1993 eine Exlibris Sammlung mit 76 Exemplaren, die überwiegend Kupfer- oder Holzstiche enthält. Ein großer Teil ist in der Burger Stadtbibliothek zu besichtigen.
Stauf nahm die politische und wirtschaftliche Entwicklung der DDR kritisch zur Kenntnis. Doch er bezweifelte die Richtigkeit der Deutschen Wiedervereinigung.[1] Vom Postministerium der DDR kamen nun keine Aufträge mehr und er musste um seine wirtschaftliche Existenz kämpfen.
Stauf war Mitglied der Heinrich-Schliemann-Gesellschaft. Für diese entwarf er 1990 die Heinrich-Schliemann-Medaille. Ab diesem Jahr arbeitete er auch für einen Münchener Verleger, der eine Dokumentation über grafische Techniken mit Originalen herausgab, für die Stauf spezielle Arbeiten wie den Kupferstich mit dem Porträt Albert Einsteins oder den Elfenbeinstich nach Jean-Étienne Liotards Das Schokoladenmädchen anfertigte.
Stauf beteiligte sich an vielen nationalen und internationalen Ausstellungen und Wettbewerben. Seine Werke wurden häufig ausgezeichnet. Privat verband ihn eine Freundschaft mit der Schriftstellerin Brigitte Reimann.
Stauf ist in Leipzig-Plagwitz bestattet worden.
Familie
1952 heiratete er während seines Studiums Hildegard Marie Pohlmann, mit der er zwei Kinder hatte. 1952 wurde Sohn Roland Gerhard und 1959 Tochter Undine Hildegard geboren.
Mitgliedschaften
- SED
- 1956 bis 1990: Verband Bildender Künstler der DDR
- ab 1990: Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler Leipzig
Auszeichnungen
- 1. Preis in der Kategorie Kupferstich des internationalen Exlibris-Wettbewerbes anlässlich des 6. Kongresso Eureo de Exlibris in Barcelona (1958)
- Goldene Briefmarke der Fachzeitschrift Sammler-Express (1965, 1967, 1979, 1980 und 1990)
- Heinrich-Schliemann-Medaille (1990)
Werke (Auswahl)
- 76 als Kupfer- oder Holzstich ausgeführte Exlibrisarbeiten (1958–1993)[2]
Kupferstiche
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Holzstiche
- Holzschnittzyklus: Ereignisse der Burger Geschichte
- Finnische Landschaft (1959)
- Tabak (1963)
- Blumenkranz (1963)
- Gautschfest (1967)
- Don Quichote und Sancho Pansa (1976)
- Die Stadtansicht von Röbel (1981)
- Waage, Sextant und Buch (1987)
- Albert Kapr (1995)
Strichätzungen
- Musizierender Seemann (1974)
- Initial “Z” mit Zander (1980)
- Buch, Dolch und Lorbeerzweig (1981)
- Die Kellerassel (1992)
Radierungen
- Exlibrissammler (1958)
- Bastian in seiner Freizeit (1989)
- Beethoven – Fidelio, Chor der Gefangenen (1993)
Teilnahme an zentralen und wichtigen regionalen Ausstellungen in der DDR
- 1965, 1974, 1979 und 1985: Leipzig, Bezirkskunstausstellungen
- 1967 bis 1988: Dresden, VI. Deutsche Kunstausstellung bis X. Kunstausstellung der DDR
- 1970: Berlin, Altes Museum („Im Geiste Lenins“)
- 1981: Dresden, Ausstellungszentrum am Fučík-Platz („25 Jahre NVA“)
Literatur
- Herbert Schwarz: Gerhard W. A. Stauf: Ein Meister des Kupferstiches und seine Exlibris. Exlibristen, 1997, ISBN 978-87-7317-207-0.
- Petra Schweiger: Kleinarbeit und Präzision. Volksstimme Burg, 17. Februar 1984.
- Sigrun Tausche: Burger Kupferstecher. Volksstimme Burg, 17. Mai 99.
- Stauf, Gerhard. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 919/920
Weblinks
- Literatur von und über Gerhard Stauf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biografie, abgerufen am 2. Juni 2012
- Persönlichkeiten der Stadt Burg, abgerufen am 2. Juni 2012
Einzelnachweise
- Persönlichkeiten der Stadt Burg, abgerufen am 2. Juni 2012
- Über mein Exlibrisschaffen (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Nachlass zu Händen von Roland Stauf, abgerufen am 2. Juni 2012
- Briefmarken (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Nachlass zu Händen von Roland Stauf, abgerufen am 2. Juni 2012