Gerebernus

Gerebernus (auch Gerebern oder Gerbert) ist ein Märtyrer und Heiliger der katholischen Kirche.

Die Legende

Der Lebensbeschreibung Vitae Dymphnae et S. Gereberni presbiteri (dt.: Lebensbeschreibungen der Dymphna und des hl. Priesters Gerebern) zufolge, die Petrus von Cambrai, ein Kanoniker der Abtei St-Géry-et-Aubert in Cambrai, im 13. Jahrhundert aufzeichnete, war Gerebernus ein irischer Priester, der im 6./7. Jahrhundert lebte. Er war der Erzieher von Dymphna, der Tochter eines irischen Stammeskönigs. Nach dem Tode der Mutter wollte der König seine Tochter Dymphna zur Frau nehmen, die daraufhin mit Gerebernus nach Geel im heutigen Belgien floh, wo sie vom König entdeckt und enthauptet wurden.[1] Der Legende nach wurden sowohl Dymphnas als auch Gerebernus’ Gebeine in ihren Särgen durch „Räuber aus Xanten“ aus Geel entwendet. Dem Volksglauben entsprechend galt die Entwendung der Gebeine Heiliger nicht als Diebstahl, da sie nur entwendet werden könnten, wenn der Heilige dem zustimme.[1] Dymphnas Gebeine ließen sich auf dem Weg nach Xanten jedoch nicht mehr bewegen, und einige Bürger Geels sollen die „Räuber“ verfolgt haben, so dass diese Teile von Gerebernus’ Knochen aus dem Sarg nahmen und flüchteten.[2] Nur wenige Kilometer vor Xanten, im Bereich des heutigen Sonsbeck, ließen sich auch Gerebernus’ Gebeine nicht mehr weitertransportieren, so dass diese noch am gleichen Ort beigesetzt wurden und ihm eine Kapelle errichtet wurde.

Die Wallfahrt zum hl. Gerebernus

Berichte über am Grabe des hl. Gerebernus geschehene Wunder lösten Wallfahrten dorthin aus.[3] Ihren Höhepunkt erlebte die Wallfahrt zum hl. Gerebernus im 18. Jahrhundert.[4] Die Wallfahrt endete mit der Zerstörung von Sonsbeck im Bombenkrieg 1945.

Ikonografie und Verehrung

Gerebernus wird meist als bärtiger Priester dargestellt.[5] Seine ikonografischen Heiligenattribute sind Palme und Lanze.[6]

St. Gerebernus gilt als Schutzpatron gegen Chiragra (gichtbedingte Schmerzen im Handgelenk), Lähmung und Epilepsie.[1] Sein katholischer Gedenktag ist der 15. Mai.[7] Zuweilen wird auch der 13. Juli als Gedenktag genannt.

Literatur

in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Petrus Kuyl: Legende der martelaren van Gheel SS. Dimphna en Gerebernus opgevolgd van eene reeks wonderbare genezingen door de voorspraek der H. Dimphna bekomen, alsmede eenige oefeningen van devotie tot de H. patrones van Gheel. J.-E. Buschmann, Antwerpen 1860.
  • Ferdinand Heuckenkamp: Die heilige Dimphna. R. Oldenbourg, Halle 1887.
  • Georg Schreiber: Iroschottische und angelsächsische Wanderkulte in Westfalen. In: Heinrich Börsting, Alois Schröer (Hg.): Westfalia sacra. Quellen und Forschungen zur Kirchengeschichte Westfalens, Bd. 2. Aschendorff, Münster 1950, S. 1–132, zu Gerebernus S. 33–37.
  • Roger Aubert: Art. Dimphna. In: Dictionnaire d’histoire et de géographie ecclésiastique, Bd. 14: Dabert – Eger. Letouzey, Paris 1960, S. 1245–1246.
  • Wilhelm Wüsten: Chronik von Sonsbeck. Sonsbeck 1965; darin Kapitel 2: Wie kommt St. Gerebernus nach Sonsbeck?, S. 14–20.
  • Heinrich Janssen: Wallfahrten am Niederrhein. In: Heinrich Janssen, Udo Grote (Hg:): Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein. Dialogverlag, Münster 1998, ISBN 978-3-933144-02-7, S. 397–411, darin S. 402: Kriechaltar des hl. Gerebernus.
  • Ekkart Sauser: Gerebern. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 502.

Fußnoten

  1. Heinrich Janssen: Wallfahrten am Niederrhein. In: Heinrich Janssen, Udo Grote (Hg:): Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein. Dialogverlag, Münster 1998, S. 402.
  2. Wilhelm Wüsten: Chronik von Sonsbeck. Sonsbeck 1965, S. 14–20.
  3. Bernhard Roßhoff: Gemeinde Sonsbeck am Niederrhein (= Rheinische Kunststätten, Heft 313). Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 1986, ISBN 3-88094-529-2, S. 22.
  4. Margret Wensky: Kirchen und Konfessionen. In: Dies. (Hg.): Sonsbeck. Die Geschichte der niederrheinischen Gemeinde von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Böhlau, Köln 2003, ISBN 3-412-06103-4, S. 104–134, hier S. 113.
  5. Karl Künstle: Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 2: Ikonographie der Heiligen. Herder, Freiburg im Breisgau 1926, S. 190–192.
  6. Louis Réau: Iconographie de l'art chrétien, Bd. 3: Iconographie des saints, Teilband 1: A – F. Paris 1958, S. 407–408.
  7. Heinrich Samson: Die Heiligen als Kirchenpatrone und ihre Auswahl für die Erzdiöcese Köln und für die Bisthümer Münster, Paderborn, Trier, Hildesheim und Osnabrück. Verlag der Bonifacius-Druckerei, Paderborn 1892, S. 198.
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