Georg Sigl

Georg Sigl (* 13. Jänner 1811 in Breitenfurt (Niederösterreich); † 9. Mai 1887 in Wien-Währing) war ein österreichischer Maschinenbauer und Unternehmer.

Georg Sigl Lithographie von Adolf Dauthage. 1862
Georg Sigl, Lithographie von Adolf Dauthage, 1857

Leben

Georg Sigl erlernte das Schlosserhandwerk und kam nach seiner Wanderschaft durch Deutschland und Österreich nach Berlin, wo er 1840 eine kleine Werkstätte und 1844 eine kleine Maschinenfabrik für den Bau von Buchdruckerpressen errichtete. Als er 1846 seine Wiener Fabrik gründete, behielt er dennoch sein Berliner Werk bei. Das Unternehmen in Wien übersiedelte 1851 in die Maschinenfabrik am Alsergrund in der Währinger Straße, dort wurden ab 1857 auch Dampflokomotiven hergestellt. Die erste Lokomotive erhielt den Namen "Gutenberg".

Anfang der 1870er-Jahre wurden auch die beiden ersten verdichtungslosen Zweitaktmotoren nach den Entwürfen des Mechanikers und Automobilpioniers Siegfried Marcus gebaut (nicht zu verwechseln mit den beiden Viertakt-Motoren von 1887 und 1888, Stationärmotor und der Motor des Zweiten Marcus-Wagen, beide im Technischen Museum Wien). Außerdem stellte man Werkzeugmaschinen, Papiermaschinen, verschiedene Arten von Dampfmaschinen (auch Schiffsdampfmaschinen), landwirtschaftlichen Geräte und Dampfkessel her.

Im Jahr 1861 pachtete Sigl die im Jahr vorher in den Besitz der österreichischen Creditanstalt übergegangene Günthersche Lokomotiv-Fabrik in Wiener Neustadt, 1867 ging diese Fabrik schließlich in sein Eigentum über. Er beteiligte sich an zahlreichen weiteren Unternehmen, so fabrizierte er Ölpressen, Wasserhaltungsmaschinen, Arsenaleinrichtungen und Trägerkonstruktionen (unter anderem auch den eisernen Dachstuhl der Votivkirche in Wien).

1872 befuhr die „Sigl-Straßenlokomotive“ unter großer Beachtung der zeitgenössischen Presse versuchsweise als Schleppfahrzeug die Wiener Straßen. 1873/74 ließ Sigl eine von ihm entwickelte Standseilbahn mit kuppelbaren Wagen auf die Wiener Sophienalpe errichten, welche recht erfolgreich war und bis 1881 existierte. Sie konnte stündlich bis zu 200 Personen transportieren.[1]

Infolge des Börsenkrachs von 1873 musste Sigl alle seine Unternehmen, mit Ausnahme der Wiener Fabrik, in der nur mehr der allgemeine Maschinenbau zur Anwendung kam, abgeben. Darunter war auch die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik, die von Schoeller & Co. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.

Würdigung

Am 11. Februar 1870 wurde Georg Sigl Ehrenbürger von Wien und im gleichen Jahr auch von Wiener Neustadt; in diesem Jahr wurde in seinem Unternehmen die 1.000. Lokomotive fertiggestellt. 1888 wurde in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) die Georg-Sigl-Gasse nach ihm benannt.

Im Jahr 2011 legte die österreichische Post anlässlich seines 200. Geburtstages eine Sonderbriefmarke auf.[2]

Bilder

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Sigl, Georg. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 34. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1877, S. 244–247 (Digitalisat).
  • Karl Gölsdorf: Lokomotivbau in Alt-Österreich. 1837–1918. Verlag Slezak, Wien 1978, ISBN 3-900134-40-5 (Schriftenreihe internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 26).
  • B. Köfler-Tockner, J. Mentschl: Sigl Georg. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 252 f. (Direktlinks auf S. 252, S. 253).
  • Dietmar Hübsch u. a.: Georg Sigl und seine Gasse in Wien-Alsergrund. Festschrift vom 120. Todesjahr. Bezirksmuseum Alsergrund, Wien 2007, ISBN 3-902140-04-6.
  • Sándor Tóth, Attila Kirchner, György Villányi: Die Lokomotivfabriken des Georg Sigl in Wien und Wiener Neustadt. bahnmedien.at, Wien 2016, ISBN 978-3-9503304-6-5.

Einzelnachweise

  1. Knöpferlbahn im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. Personalisierte Briefmarken auf Bahn-Austria abgerufen am 28. Oktober 2012
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