Georg Maliniak

Georg Maliniak (polnisch Jerzy Maliniak; * 1. Dezember 1895 in Warschau; † 23. Juni 1949 in London)[1] war Kapellmeister, Studienmeister und Solokorrepetitor polnischer Herkunft.

Leben

Maliniak studierte 1916/17-1919/20 Musiktheorie bei Franz Schreker[2][3] und in der Kapellmeisterschule bei Franz Schalk, im letzten Studienjahr auch bei Ferdinand Löwe an der damaligen Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien.[4][5] Er war laut Soma Morgenstern auch Schüler Alban Bergs[6]. Zunächst arbeitete er in Freiburg i. Br., in Graz und Reichenberg, am Nationaltheater Osijek und an der Oper Frankfurt.[7] Während seiner Tätigkeit an den Städtischen Bühnen Frankfurt a. M. arbeitete er als Kapellmeister und Solokorrepetitor, und auch parallel hierzu als Lehrer an der Opernschule Frankfurt, dem sogenannten Hoch’schen Konservatorium. 1929 zog er mit seinem Kollegen Krauss weiter an die Wiener Staatsoper.

Georg Maliniak wurde 1930 an die Wiener Staatsoper berufen, um die Proben der Aufführung Alban Bergs Wozzeck unter der Leitung von Clemens Krauss durchzuführen.[8] Clemens Krauss nannte ihn seinen „Edelkorrepetitoren“.[9] Die Wiener Staatsoper nahm Maliniak auch unter Vertrag, und sein Vertrag wurde mehrmals verlängert. Er wurde Mitglied der Hofoper und wirkte in den dreißiger Jahren auch im Rahmen der Salzburger Festspiele.[10] Insbesondere schrieb er auch die Übersetzung der Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinzy von Modest Mussorgski, die in der Bearbeitung von Lothar Wallerstein im Frühjahr 1935 an der Wiener Staatsoper aufgeführt wurde.[11] Maliniak stand auch mit dem polnischen Komponisten Karol Szymanowski in Kontakt und versuchte dessen Opern im deutschsprachigen Raum zu Bekanntheit zu bringen.[12]

An der Wiener Staatsoper wurde 1938 durchgesetzt, dass alle „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, in den Ruhestand zu versetzen“ sind. Im Rahmen dieser Entlassungen wurde auch Georg Maliniak entlassen.[13] Georg Maliniak und Clemens Krauss kannten einander aus der gemeinsamen Zeit in Wien und in Graz.[14] Diese Freundschaft, die Georg Maliniak mit Clemens Krauss und seiner Ehefrau Viorica Ursuleac verband, rettete Maliniak und seine Familie. Krauss war erst musikalischer Leiter, später auch Intendant der Bayerischen Staatsoper zu München und gut im In- und Ausland vernetzt, und kannte viele Personen in London. Diese Kontakte halfen Maliniak und seiner Familie bei der Flucht nach England. Dort fand Maliniak jedoch keine feste Stelle. Es ist bekannt, dass er ab 1946 als Assistenzdirigent gelegentlich mit dem Dirigenten Alberto Erede kooperierte. Er arbeitete im Rahmen mehrerer Opernproduktionen wie La Bohème 1946–1948, Don Pasquale 1946–1948, Don Giovanni 1947–1949, Falstaff 1948 und Il barbiere di Siviglia 1949 mit der New London Opera Company[15] und hatte in London Kontakt mit bedeutenden geflüchteten Musikern aus Österreich, Deutschland und Italien.[16] Georg Maliniak nahm sich 1949 das Leben.[17]

Familie

Georg Maliniak heiratete 1928 Gerda Ellen Maliniak, geborene Rissler (* 12. März 1903 in Berlin; † 26. April 1984 in London[18]). Aus diese Ehe ging eine Tochter hervor.

Quellenangaben

  1. Jacques Lajarrige: Soma Morgenstern – Von Galizien ins amerikanische Exil. Hrsg.: Jacques Lajarrige. Band 1 von Forum: Österreich. Frank & Timme, Berlin November 2014, S. 221.
  2. Rudolf St. Hoffmann: Frank Scheker. E.P. Tal & Co Verlag, Leipzig Zürich Wien 1921, S. 16.
  3. Gösta Neuwirth: Franz Schreker. Bergland Verlag, Wien 1959, S. 96.
  4. Christopher Hailey: Franz Schreker (1878–1934) – Eine kulturhistorische Biographie. Boehlau Verlag, Wien 1. Februar 2018, S. 464.
  5. Matrikelblatt Jerzy Maliniak im Universitätsarchiv der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
  6. Jacques Lajarrige: Soma Morgenstern – Von Galizien ins amerikanische Exil. Hrsg.: Jacques Lajarrige. Band 1 von Forum: Österreich. Frank & Timme GmbH, Berlin 2014, ISBN 3-7329-0120-3, S. 221.
  7. Albert Richard Mohr: Die Frankfurter Oper 1924–1944. Waldemar Kamer Verlag, Frankfurt a. Main 1971, S. 39, 97, 449.
  8. Otto König: Kritik der Kritik: Gespräch mit Alban Berg und Clemens Krauß. In: Neues Wiener Journal. Wien 2. April 1930.
  9. Albert Richard Mohr: Die Frankfurter Oper 1924–1944. Waldemar Kramer Verlag, Wien 1971, ISBN 3-7829-0053-7, S. 97.
  10. Fuhrich, Edda & Prossnitz, Gisela: Die Salzburger Festspiele Band I 1920–1945. Residenz Verlag, 1990, S. 169.
  11. Archiv der Wiener Staatsoper: Der Jahrmarkt von Sorotschinzy. Abgerufen am 28. August 2018.
  12. Complete edition of extant letters from and to the composer. In: Teresa Chylińska (Hrsg.): Korespondencja Karol Szymanowski. Band 2,2. Polskie Wydawnictwo Muzyvzne, Kraków 1994, ISBN 83-224-0185-X, S. 142.
  13. Andreas Láng, Oliver Láng und Alfred Oberzaucher, Bernadette Mayrhofer (Mitarbeit): 70 Jahre danach. Die Wiener Staatsoper und der „Anschluss“ 1938. Opfer, Täter, Zuschauer. In: Andreas Láng, Oliver Láng und Alfred Oberzaucher, Bernadette Mayrhofer (Hrsg.): Ausstellung im Gustav Mahler-Saal. 10. März bis 20. Juni 2008. Edition Wiener Staatsoper II, Wien 2008, S. 9. , S. 22.
  14. Personalakte: Institut für Stadtgeschichte,Georg Maliniak ISG.PA.10.108. Hrsg.: Städtische Bühnen Frankfurt a. M. Zugang 25.2.55. Zeitraum 1924–1929, Frankfurt a. Main, S. 90.
  15. J. P. Wearing: The London Stage 1940–1949: A Calendar of Productions, Performers, and Personnel. Hrsg.: By J. P. Wearing. Rowman & Littlefield, Lanham, Maryland, United States 2014, ISBN 0-8108-9306-1, S. 439.
  16. Marietta Bearman, Richard Dove, Charmian Brinson: Out of Austria: The Austrian Centre in London in World War II. In: Marietta Bearman, Richard Dove, Charmian Brinson (Hrsg.): International library of twentieth century history. Volume 12. I.B.Tauris, 2007, ISBN 0-85771-544-5, S. 144.
  17. Korrepetitor Maliniak gestorben. In: Das Kleine Volksblatt. Wien 29. Juni 1949, S. 10.
  18. The London Gazette: Todesanzeige von Gerda Ellen Maliniak. (PDF) In: The Gazette. 24. August 1984, abgerufen am 22. August 2018 (englisch).
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