Georg Juckel

Georg Juckel (* 24. Dezember 1961 in Hamburg) ist ein deutscher Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Universitätsprofessor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Ruhr-Universität Bochum.[1] Er ist Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität sowie Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin in Bochum.[2] Juckel ist Experte auf den Gebieten Schizophrenie und affektive Störungen (Depression, bipolare Störung).

Leben

Juckel studierte Philosophie (1981–1986) und Humanmedizin (1986–1995) an der Freien Universität und der Humboldt-Universität Berlin. Im Anschluss an seine Promotion an der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin zu dem Thema Akustisch evozierte Potentiale bei Patienten mit affektiven Störungen unter Fluvoxamin, Lichttherapie und Lithium ging er für einen einjährigen Forschungsaufenthalt an das Department of Psychophysiology der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. Seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie absolvierte Juckel von 1995 bis 2002 an der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1997/1998 forschte er am Department of Psychology (Program of Neuroscience) an der Princeton University (New Jersey, USA). Er habilitierte sich 2003 an der LMU München zum Thema Die Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale als Indikator des zentralen serotonergen Systems – Untersuchungen im Tiermodell sowie an psychiatrischen Patienten und gesunden Probanden.[3] Von 2002 bis 2005 war Juckel Stellvertretender Leitender Oberarzt an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité in Berlin.

Seit 2005 ist Juckel Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Ruhr-Universität[1] und Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum sowie Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin.[2] Seit 2006 ist er zudem Vorsitzender des LWL-Instituts für Präventions- und Versorgungsforschung.[4]

Wissenschaftlicher Beitrag

Juckel hat jahrelang an der Etablierung eines neurophysiologischen Parameters (Lautstärkeabhängigkeit akustisch evozierter Potentiale) als Indikator des im Gehirn synaptisch ausgeschütteten Serotonins für psychiatrische und psychopharmakologische Fragestellungen sowohl grundlagenwissenschaftlich im Tiermodell als auch klinisch an Patienten geforscht.[3] Es folgten Untersuchungen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) zum mesolimbischen dopaminergen Bedeutungs- und Belohnungssystem vor allem bei Patienten mit Schizophrenie und Effekten unterschiedlicher Neuroleptika.[5] In Bochum konzentriert sich Juckel auf das von ihm und anderen gut validierte inflammatorische Tiermodell der Schizophrenie (PolyI:C) und untersuchte vor allem die Funktion der aktivierten Mikroglia und ihre Folgen auf das neuronale Substrat im Rahmen der Hirnentwicklungshypothese der Schizophrenie.[6] Vor allem in und mit dem LWL-Institut für Versorgungs- und Präventionsforschung entwickelte Juckel eine Reihe von Studien zu praktischen Aspekten der Versorgung und Behandlung in der Psychiatrie, so zur Genetik schizophrener Verlaufstypen, Ergo- und Bewegungstherapie sowie zur Genesungsbegleitung, aber auch zu Zwangsmaßnahmen und ihrer Reduktion.[7]

Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen (Auswahl)

Ehrungen und Auszeichnungen

  • DGPPN-Solvay/Duphar-Preis für psychiatrische Forschung (1996)
  • Bernhard-von-Gudden-Preis für Forschung zu Depression und Angst (2000)

Publikationen

Bücher (Auswahl)

  • als Herausgeber mit Marc-Andreas Edel: Neurobiologie und Psychotherapie. Integration und praktische Anwendung bei psychischen Störungen. Mit einem Geleitwort von Gerhard Roth. Schattauer, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7945-2854-7.
  • als Herausgeber mit Knut Hoffmann: Ethische Entscheidungssituationen in Psychiatrie und Psychotherapie. Pabst Science Publishers, Lengerich 2016, ISBN 978-3-95853-187-1.

Einzelnachweise

  1. Ruhr-Universität Bochum, Research Department of Neuroscience, Prof. Dr. Georg Juckel. Abgerufen am 5. Januar 2017.
  2. LWL-Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin. Abgerufen am 5. Januar 2017.
  3. Serotonin und akustisch evozierte Potentiale. Auf der Suche nach einem verläßlichen Indikator für das zentrale 5-HT-System (= Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie. 109). Steinkopff, Darmstadt 2005, ISBN 3-7985-1513-1 (Zugleich: München, Universität, Habilitations-Schrift, 2003).
  4. LWL-Instituts für Präventions- und Versorgungsforschung. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2017; abgerufen am 6. Januar 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oberbergkliniken.de
  5. Georg Juckel, Florian Schlagenhauf, Michael Koslowski, Torsten Wüstenberg, Arno Villringer, Brian Knutson, Jana Wrase, Andreas Heinz: Dysfunction of ventral striatal reward prediction in schizophrenia. In: NeuroImage. Bd. 29, Nr. 2, 2006, S. 409–416, doi:10.1016/j.neuroimage.2005.07.051.
  6. Georg Juckel, Marie Pierre Manitz, Martin Brüne, Astrid Friebe, Michael T. Heneka, Rainer J. Wolf: Microglial activation in a neuroinflammational animal model of schizophrenia – a pilot study. In: Schizophrenia Research. Bd. 131, Nr. 1/3, 2011, S. 96–100, doi:10.1016/j.schres.2011.06.018.
  7. Einrichtungen - LWL-Forschungsinstitut für seelische Gesundheit. Abgerufen am 22. Januar 2017.
  8. Dachverband Deutschsprachiger PsychosenPsychotherapie, Georg Juckel. Abgerufen am 5. Januar 2017.
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