Georg Hahn (Student)
Georg Cuno (von) Hahn, auch Georg Cuno Hahn von Basedow (* in Basedow; † vor 1575 in Altstadt Brandenburg) war ein Student.
Leben
Georg (von) Hahn entstammte, wie anhand der Familienwappen auf seinem Epitaph ersichtlich, dem mecklenburgischen Uradelsgeschlecht (von) Hahn, das auf Basedow ansässig war und erst seit der Grafung im frühen 19. Jahrhundert ein Adelspronomen führte. Die Zuordnung von Georg Hahn zur Familie Basedow beruht auf einer falschen Interpretation oder Übersetzung der Namensinschrift auf seinem Epitaph. In der Kunstgeschichte teilweise als Person nicht identifiziert, wird er dort trotz der Hahn-Wappen im Epitaph der Familie von Basedow zugeordnet. Georg Christian Friedrich Lisch, der im 19. Jahrhundert die erste umfangreiche Genealogie der Familie (von) Hahn veröffentlichte, hatte keine Kenntnis von diesem Hahnschen Epitaph in Brandenburg.
Georg (von) Hahn war ein Sohn des Kuno I. (von) Hahn (1525–1590) auf Basedow und Müggenburg aus dessen erster Ehe mit Gödel von Maltzan († 1575). Entsprechend der überlieferten Daten hatte Kuno I. unter zahlreichen Kindern aus seiner ersten Ehe zwei Söhne mit Namen Georg (Nr. 265 und 266 der Geschlechtszählung), über deren Lebensdaten jedoch nichts vermerkt ist. Beide starben früh, Georg I. (Nr. 265) wohl bald nach der Geburt, Georg II. (Nr. 266) hat nach Bernhard Latomus „studieret, aber die Schwindsucht hat ihn hingenommen“.[1]
Nach der Inschrift des ihm gesetzten Epitaphs soll Georg Hahn an der Universität Rostock vier Jahre lang die Artes liberales studiert haben. Das Rostocker Matrikelportal dokumentiert die Immatrikulation eines Georg Hahn aus Basedow im Oktober 1567.[2] Georg Hahn erkrankte nach der lateinischen Inschrift des Epitaphs an Phthisis (Tuberkulose) und verstarb an dieser im Alter von 23 Jahren.
Vorfahren
Nikolaus (V.) Hahn | ||||||||||||||||
Ludolf (IV.) Hahn († 1540) | ||||||||||||||||
Berta von Blanckenburg († 1505) | ||||||||||||||||
Kuno Hahn (1525–1590) | ||||||||||||||||
Kuno (IV.) von Quitzow († 1501) | ||||||||||||||||
Mette von Quitzow († 1549) | ||||||||||||||||
Catharina von Maltzahn († 1544) | ||||||||||||||||
Georg Hahn († vor 1575) | ||||||||||||||||
Bernd (II.) von Maltzan († 1525) | ||||||||||||||||
Georg von Maltzahn Freiherr zu Wartenberg und Penzlin (1501–1562) | ||||||||||||||||
Gödel von Alvensleben († 1537) | ||||||||||||||||
Gödel von Maltzahn († 1575) | ||||||||||||||||
Lütke von Quitzow († 1565) | ||||||||||||||||
Katharina von Quitzow (1510–1575) | ||||||||||||||||
Anna von Oberg | ||||||||||||||||
Epitaph
In der Pfarrkirche St. Gotthardt der damals selbstständigen Altstadt Brandenburg, die seit der Vereinigung mit der Neustadt Brandenburg 1715 einen der mittelalterlichen Stadtkerne der Stadt Brandenburg an der Havel bildet, ließ Georgs Vater ein reiches Epitaph seinem Sohn zum Gedächtnis im Stil der norddeutschen Renaissance errichten. Dieses ist sicher vor dem Tod des Vaters Kuno 1590 entstanden. Es ist aus weißem Sandstein gefertigt, welcher teilweise vergoldet ist. Dargestellt sind hinter einer kniend betenden Figur Georg Hahns die Grablegung, die Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu Christi. Weiterhin sind die Eherne Schlange und die Kreuzigung Jesu sowie 16 Wappen (Ahnenprobe) in das Epitaph gearbeitet.[3] Der ausführende Steinmetz arbeitete in das Kunstwerk seine Initialen ZB ein.[4] Der Vater Kuno Hahn wirkte als Auftraggeber an der reichen Ausstattung der Kirche Basedow mit, die der Werkstatt von Claus Midow zugeschrieben wird,[5] und setzte ein ähnliches Epitaph für zwei weitere Söhne in der Fleckenkirche St. Nicolai in Seeburg, in welchem der ältere von beiden 1578 als Erbe des Vaters beschrieben wird. Vor diesem Hintergrund legt die Formulierung in der Memorabile des Brandenburger Epitaphs „Klagegrund seiner Mutter“ nahe, dass Georg vor deren Tod 1575 verstarb. Die beiden von Konrad Hahn für seine Söhne in Auftrag gegebenen Epitaphien in Brandenburg und in Seeburg wurden von dem im östlichen Vorland des Harzes ansässigen mitteldeutschen Bildhauer Zacharias Bogenkrantz erstellt. Dabei zählt das Epitaph in St. Gotthardt neben seinem Hauptwerk, der Renaissancekanzel in der Moritzkirche in Halle, zu den einzigen bekannten, die er durch seine Initialen Z.B. signierte.[6]
Inschriften
Die Dedikation oder Widmung des Vaters an den verstorbenen Sohn findet sich in einer gesonderten Tafel im oberen Bereich des Epitaphs und ist in lateinischer Sprache gehalten.
Die zentrale Inschrift, die Memorabile des Epitaphs, befindet sich im unteren Bereich und ist auf Latein gefasst:
CUI NOMEN TRIBUIT GENTILE INSIGNIAQUE ORNAT.
DISTINGUENS CANTU TEMPORA NOCTIS, AVIS,
HAC GENITUS DORMIT CUNONE GEORGIUS VRNA,
TRES HYEMES LUSTRIS QUATUOR ANNUMERANS
CUI BASEDOA DEDIT FRAGILIS PRIMORDIA VITAE
HUNC VETUS OCCULUIT PULVERE BRENNOPOLIS
ROSTOCHIUM FLUERENT ANNI DUM QUATUOR ARTES
NOSCENDI DOCUIT CUM RACIONE DEUM.
HIC PHTISIS INVADES HEROICA MEMBRA SUPAUXIT
CURARI MEDICA QUAE NEQUIT ARTE LUEM.
ILLE SUO PASSIM MEDICAMINA MILLE DOLORI
DUM FRUSTRA QUAERI SPE PATIENTE VIDET
SPES PATRIS, MATRIS GEMITUS LAUS INCLITA STIRPIS
HIMNISONO VITAM FINIT AGONE SUAM,
ANTE DEUM, IUXTA PROAVOS ANIMASQUAE BEATAS
GAUDIA, QUAE NUNQUAM SUNT PERITURA CAPIT.
Dies lässt sich mit
„Dem der Vogel, der mit seinem Ruf die Zeiten der Nacht abtrennt, seinen Namen gab und sein Wappen schmückt, Georg, Sohn des Kuno, schläft in dieser Urne, zwanzig Jahren zählt er drei Winter hinzu. Dem Basedow den Anfang seines zerbrechlichen Lebens gab, den barg in Asche Alt-Brandenburg. Rostock lehrte ihn, während vier Jahre dahinflossen, die Künste, Gott mit Vernunft zu erkennen. Hier beförderte die Schwindsucht, die seine tapferen Glieder befiel, die Seuche, die mit ärztlicher Kunst nicht geheilt werden kann. Während jener nun mit geduldiger Hoffnung sieht, dass allenthalben tausend Heilmittel für seinen Schmerz vergeblich gesucht werden, beendet er, die Hoffnung seines Vaters, Klagegrund seiner Mutter, vielgepriesener Ruhm seines Geschlechtes, sein Leben in lobsingendem Todeskampf. Vor Gott, bei seinen Ahnen und den glückseligen Seelen, empfängt er die Freuden, die nie vergehen werden.“
übersetzen.
Literatur
- Sebastian Schulze: Mitteldeutsche Bildhauer der Renaissance und des Frühbarock. Regensburg: Schnell + Steiner 2014, zugl.: Halle (Saale), Univ., Diss., 2010, ISBN 978-3-7954-2881-5 (= Beiträge zur Denkmalkunde 9)
Einzelnachweise
- Georg Christian Friedrich Lisch: Geschichte und Urkunden des Geschlechts Hahn. Band 4: Die Linie Basedow-Seeburg enthaltend. Schwerin 1856 (Digitalisat) (S. 30).
- Rostocker Matrikelportal. Eingesehen am 31. Dezember 2017.
- Renate Johne: Reformatorisches Gedankengut in der St. Gotthardtkirche zu Brandenburg an der Havel. Die EPITAPHIEN. Druckhaus Köthen, Berlin 2008, ISBN 978-3-00-025520-5, S. 69–72.
- Rudolf Bergau (Hrsg.): Inventar der Bau- und Kunst-Denkmäler in der Provinz Brandenburg, im Auftrage des Brandenburgischen Provinzial-Landtages, Vossische Buchhandlung, Berlin 1885, Nachdruck erschienen im Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2012, S. 250, ISBN 978-3-88372-030-2.
- Michael Bischoff, Hillert Ibbeken: Renaissance in Mecklenburg. BWV, Berlin 2011. ISBN 978-3-8305-1906-5, S. 42
- Sebastian Schulze: Mitteldeutsche Bildhauer der Renaissance und des Frühbarock, S. 63