Georg-Wilhelm Rodewald

Georg-Wilhelm Rodewald (* 13. März 1921 in Kiel; † 27. Juni 1991 in Hamburg) war ein deutscher Herzchirurg.

Georg Rodewald

Leben

Als Sohn des Kieler Arztes Berthold Rodewald wurde Georg Rodewald 1927 in Kiel eingeschult. 1928 zog die Familie nach Waldenburg in Niederschlesien. Dort besuchte er ab 1931 das humanistische Gymnasium. Seit 1933 mit den Eltern wieder in Kiel, wechselte er auf die Kieler Gelehrtenschule, an der er 1939 das Abitur bestand. Im gleichen Jahr trat er in die NSDAP ein.[1]

Wehrmacht und Studium

Nach vier Monaten beim Reichsarbeitsdienst wurde er für den Überfall auf Polen zum Heer (Wehrmacht) eingezogen. Er wurde im März 1944 verwundet und in Lazaretten behandelt. Noch auf Genesungsurlaub konnte er im Sommersemester 1944 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel das Medizinstudium aufnehmen. Ab November 1944 wieder kriegsverwendungsfähig, kehrte er in die Truppe zurück. Im Mai/Juni 1945 war er in US-amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Danach begann er eine einjährige Lehre im Baugeschäft des Schwiegervaters. Im Wintersemester 1945/46 konnte er das Studium wieder aufnehmen. Ab 1948 war er HiWi bei Erich Opitz.[2] Nachdem er im Juni 1950 das Staatsexamen mit „sehr gut“ bestanden hatte und ebenfalls mit „sehr gut“ zum Dr. med. promoviert worden war, blieb er als Medizinalassistent noch zwei Jahre in der Kieler Physiologie.[3] 1951/52 war er Assistent in einer Münchner Arztpraxis für Innere Medizin.

Hamburg

Unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft begann er am 1. Oktober 1952 seine klinische Laufbahn im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Mit der Förderung durch Albert Lezius trieb er den Aufbau der Herzchirurgie voran. Im November 1958 wurde er Facharzt für Chirurgie. Vier Wochen später habilitierte er sich.[4] 1958/59 war er bei Clarence Crafoord und Åke Senning am Karolinska-Universitätskrankenhaus 1959 wurde die Herz-Lungen-Maschine bei acht Patienten eingesetzt.[5] Seit 1962 Oberarzt, wurde er 1965 zum Extraordinarius und ersten Abteilungsdirektor der „Operativ Kardiologischen Abteilung“ ernannt. 1966 wurde sie in Abteilung für Herz- und Gefäßchirurgie umbenannt. Im Januar 1969 erhielt er ein Ordinariat für Herz- und Gefäßchirurgie und experimentelle Kardiologie. Von 1970 bis 1982 war er geschäftsführender Direktor der chirurgischen Klinik im UKE. Er gehörte zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und wurde am 9. Januar 1971 ihr erster Präsident.[2] 1977 leitete er die 120. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen (NWCH).[6] Mit einer Delegation der Max-Planck-Gesellschaft reiste er im Oktober 1978 nach China.[7] Von 1980 bis 1988 war er Erster Schriftführer (= Präsident) der NWCH.[8] Zum 31. März 1987 wurde er emeritiert. Sein Schüler Peter Kalmár folgte ihm im Amt.

Fachübergreifende Forschung

Für die Implikationen seines (noch nicht etablierten) Fachs hatte Rodewald einen ungewöhnlich weiten Blick. Mit dem Kieler Psychiater Hubert Speidel initiierte er das „Projekt über die Analyse von Bedingungsfaktoren der postoperativen psychopathologischen und neurologischen Auffälligkeiten bei Herzoperationen mit extrakorporaler Zirkulation im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 115“.[9][10]

Ehrungen

  • Dr.-Martini-Preis (1960)[2]
  • Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie[2]
  • Ehrenmitglied der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen (1988)[6]
  • Paul-Morawitz-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (1989)[11]
  • Symposien im UKE zum 65. und 70. Geburtstag

Literatur

  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender, 15. Ausgabe.
  • Kerstin Krümpelmann und Brigitte Lohff: Georg-Wilhelm Rodewald (1921–1991). Biografie eines Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgen. Dissertation Medizinische Hochschule Hannover 2008.
  • Ingelene Rodewald: Prof. Dr. med. Georg-Wilhelm Rodewald. Briefe 1944 bis 1970. Kaden Verlag, Heidelberg 2017. ISBN 978-3-942825-62-7.

Einzelnachweise

  1. NSDAP-Mitgl.-Nr.: 7.184.989, Aufn.: 1. September 1939 (BArch R 9361-IX KARTEI / 35200838)
  2. Ingelene Rodewald: Prof. Dr. med. Georg-Wilhelm Rodewald. Briefe 1944 bis 1970. Kaden Verlag, Heidelberg 2017.
  3. Dissertation: Zur Frage der enteralen Regeneration von Enterobius vermicularis unter besonderer Berücksichtigung des Sauerstoffpartialdruckes in der Darmwand für die Eientwicklung.
  4. Habilitationsschrift: Über das Verhalten von Ventilation, Kreislauf und Gasaustausch bei Lungenkranken vor und während praeoperativer Pulmonalarterien-Blockung.
  5. DÄB 1991
  6. Rüdiger Döhler, Heinz-Jürgen Schröder und Eike Sebastian Debus: Chirurgie im Norden. Zur 200. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Chirurgen in Hamburg 2017. Kaden Verlag, Heidelberg 2017, S. 280–281.
  7. Rodewald G: A cardiac surgeon's impressions of China. Thorac Cardiovasc Surg 27 (1979), S. 137–144
  8. Wolfgang Teichmann, Christoph Eggers, Heinz-Jürgen Schröder (Hg.): 100 Jahre Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen. Hamburg 2009, S. 331
  9. H. Speidel, G. Rodewald: Psychic and neurological dysfunction after open-heart surgery. First international symposium, Hamburg 1978. Thieme, Stuttgart 1980.
  10. Hubert Speidel über seine Zusammenarbeit mit Rodewald, in: Ingelene Rodewald (2017), S. 119–120.
  11. Paul-Morawitz-Preis
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