Genu recurvatum

Das Genu recurvatum ist ein abnorm überstreckbares Knie. Während gesunde Erwachsene das Knie normalerweise in der Neutral-Null-Methode bis in 0-Stellung strecken können, gilt bei Kindern eine Überstreckbarkeit bis 10° als physiologisch, ab 15° als krankhaft.[2][3][4]

Klassifikation nach ICD-10
Q68.2 Angeborene Deformität des Knies Inkl.: Angeboren: Genu recurvatum Kniegelenkluxation
M21.8 Sonstige näher bezeichnete erworbene Deformitäten der Extremitäten
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Ella Harper, bekannt als „Das Kamel-Mädchen“[1]
Genu recurvatum vorzeitiger Teilverschluss der Wachstumsfuge, 15 Jahre alt, männlich

Die Erstbeschreibung stammt auf dem Jahre 1928 durch den Frankfurter Arzt Arthur Sanders.[5]

Vorkommen

Das Genu recurvatum ist selten. Es kann isoliert, zusammen mit weiteren orthopädischen Auffälligkeiten wie Klumpfuß oder Hüftdysplasie oder im Rahmen von Syndromen vorkommen. Die Veränderung kann ein- oder beidseitig auftreten.[6]

Ursachen

Zugrunde liegt entweder eine angeborene, durch Verletzungen oder durch Lähmungen (z. B. nach Poliomyelitis) verursachte abnorme Lockerheit des Band- und Kapselapparates (Hypermobilität), oder eine Fehlstellung des Tibiaplateaus mit Neigung nach vorne.[7]

Mögliche Ursachen einer Fehlstellung:[8][4]

Klinische Erscheinungen

Als Folge der abnormen Stellung kann es meist erst im Erwachsenenalter zu Knieschmerz und vorzeitiger Abnutzung (Arthrose) kommen.[7][3]

Diagnose

Die Fehlstellung kann bereits vorgeburtlich mittels Feinultraschall erkannt werden.[9] Die Diagnose ergibt sich bei der körperlichen Untersuchung, die Abklärung der Ursache erfolgt durch eine Röntgenaufnahme vorzugsweise belastet (im Stehen).[3][7] Normalerweise ist das Tibiaplateau nach dorsal (hinten) um 7–10° geneigt, beim Genu recurvatum ist diese Neigung vermindert, aufgehoben oder nach ventral abgeflacht.[8][2]

Differentialdiagnose

Differential-diagnostisch abzugrenzen ist die Angeborene Knieluxation.

Therapie

Die Behandlung besteht aus Muskelkräftigung oder bei schwereren Veränderungen in einer operativen Achskorrektur.

Literatur

  • R. S. Dean, N. R. Graden, D. H. Kahat, N. N. DePhillipo, R. F. LaPrade: Treatment for Symptomatic Genu Recurvatum: A Systematic Review. In: Orthopaedic journal of sports medicine, Band 8, Nummer 8, August 2020, S. 2325967120944113, doi:10.1177/2325967120944113, PMID 32851107, PMC 7425269 (freier Volltext) (Review).
  • D. Fish, C. Costa: Genu Recurvatum: Identification of Three Distinct Mechanical Profiles. In: Journal of Pediatric Orthopedics, 1998, Band 10, S. 26

Einzelnachweise

  1. J. Tithonu Pednaud: The Human Marvels. In: thehumanmarvels.com. Abgerufen am 24. April 2010.
  2. D. Kohn, D. Pape: Genu recurvatum. In: C. Wirth, W. Mutschler, D. Kohn et al. (Hrsg.): Praxis der Orthopädie und Unfallchirurgie. 3., vollständig überarbeitete Auflage. 2013. doi:10.1055/b-002-23558
  3. Eintrag zu Genu recurvatum im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck
  4. Radiopaedia
  5. A. Sanders: XII. Ein Beitrag zur Ätiologie des Genu recurvatum congenitum beim Neugeborenen. In: Monatsschrift Geburtshilfe und Gynäkologie, Band 79, S. 68–71, 1928, doi:10.1159/000305781
  6. Genu recurvatum, kongenital. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten).
  7. F. Hefti: Kinderorthopädie in der Praxis. Springer 1998, ISBN 3-540-61480-X
  8. Pschyrembel online
  9. G. Gorincour, F. Chotel, R. C. Rudigoz, A. L. Guibal-Baggio, J. Berard, J. P. Pracros, L. Guibaud: Prenatal diagnosis of congenital genu recurvatum following amniocentesis complicated by leakage. In: Ultrasound in obstetrics & gynecology: the official journal of the International Society of Ultrasound in Obstetrics and Gynecology. Band 22, Nummer 6, Dezember 2003, S. 643–645, doi:10.1002/uog.884, PMID 14689540.

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