Geißblattgewächse
Die Geißblattgewächse (Caprifoliaceae, aus lateinisch capra = die Ziege und folium = das Blatt) sind eine Pflanzenfamilie in der Ordnung der Kardenartigen (Dipsacales).
Geißblattgewächse | ||||||||||||
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Wohlriechendes Geißblatt | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Caprifoliaceae | ||||||||||||
Juss. |
Systematik
Molekulargenetische Untersuchungen in der Ordnung der Kardenartigen (Dipsacales) führten seit etwa 1998 dazu, dass die Grenzen der Familien dieser Ordnung verschoben wurden. Sie wurde in mehrere kleine Familien aufgeteilt und umgegliedert; dann wurden die vielen kleinen Familien zu einer großen Familie der Caprifoliaceae s. l. zusammengefasst. Nach APG III[1] wurden in die Caprifoliaceae die früher als eigenständige Familien geführten Familien Diervillaceae, Dipsacaceae, Linnaeaceae, Morinaceae und Valerianaceae eingegliedert. Dagegen gehen andere Arbeiten, beispielsweise die Arbeitsgruppe um Charles C. Bell, Department of Biological Sciences, University of New Orleans,[2] die Flora of China 2011 und viele andere mehr davon aus, dass es sich bei fast allen um eigenständige Familien handelt. Es wird noch kontrovers darüber diskutiert.
Zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) gehören im erweiterten Umfang eine alleinstehende Gattung und sechs Unterfamilien mit etwa 40 Gattungen:[3]
- incertae sedis:
- Triplostegia Wall. ex DC. wird als alleinstehendes Schwesterntaxon der Kardengewächse und der Baldriangewächse geführt:[4] Die zwei Arten sind im südöstlichen Asien und östlichen Malesien weitverbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Indien und Nepal nordwärts bis Gansu, südwärts bis Malaysia sowie ostwärts bis Taiwan. Beide Arten kommen in China vor.[5]
- Unterfamilie Caprifolioideae:
- Heptacodium Rehder: Sie enthält nur eine Art:
- Heptacodium miconioides Rehder: Es ist ein Endemit der chinesischen Provinz Hubei.[5]
- Leycesteria Wall.: Die etwa fünf Arten sind vom Himalaja bis ins südwestliche China (vier Arten) beheimatet verbreitet.[5]
- Heckenkirschen, auch Geißblatt genannt (Lonicera L.): Die etwa 180 Arten sind auf der Nordhalbkugel in Eurasien, Nordafrika sowie in Nordamerika weitverbreitet. In China kommen 57 Arten vor, davon 23 nur dort.[5]
- Triosteum L.: Von den etwa sechs Arten sind drei in Ostasien (drei Arten in China) und drei im östlichen Nordamerika verbreitet.[5]
- Triosteum perfoliatum L.: Südöstliche bis östliche Vereinigte Staaten.
- Schneebeeren (Symphoricarpos Duhamel): Die etwa 15 Arten sind hauptsächlich von Nordamerika bis Mexiko verbreitet. Eine Art ist in China heimisch.[5]
- Heptacodium Rehder: Sie enthält nur eine Art:
- Unterfamilie Diervilloideae: Die nur zwei Gattungen mit etwa 16 Arten besitzen ein disjunktes Gesamtareal: zum einen das östliche Asien, zum anderen die südöstlichen USA.[5] (Zu den Gattungen siehe Unterfamilien-Artikel)
- Unterfamilie Linnaeoideae: Die sieben Gattungen mit etwa 19 Arten besitzen eine weite Verbreitungsgebiet auf der Nordhalbkugel umfasst Nordamerika, Mexiko, Europa und in Asien Russland, Kirgisistan, Usbekistan, Afghanistan, Nepal, Pakistan, Indien, China, Korea sowie Japan.[5] (Zu den Gattungen siehe Unterfamilien-Artikel)
- Unterfamilie Morinoideae Burnett: Sie enthält nur zwei (oder drei) Gattungen mit etwa zwölf Arten:
- Acanthocalyx (DC.) Tiegh.: Die etwa zwei Arten gedeihen im Himalaya und im Hengduan-Gebirge. Beide Arten kommen in China vor.
- Kardendisteln (Morina L., Syn.: Cryptothladia (Bunge) M.J.Cannon, Asaphes Sprengel non DC.): Die etwa zehn Arten sind vom Balkan über Zentralasien bis zum östlichen Himalaya verbreitet. In China gibt es acht Arten, vier davon nur dort.[5] Ein Beispiel ist:
- Langblättrige Kardendistel (Morina longifolia Wall. ex DC.): Sie gedeiht in der Himalaya-Region.
- Unterfamilie Kardengewächse (Dipsacoideae Eaton, Syn.: Dipsacaceae Juss.): Die früher 11, seit 2013 14 Gattungen mit etwa 290 Arten sind von den gemäßigten bis subtropischen Zonen Eurasiens und Afrikas sowie im tropischen und südlichen Afrika beheimatet. Verbreitungsschwerpunkt ist der Mittelmeerraum und Kleinasien.[5] (Zu den Gattungen siehe Unterfamilien-Artikel)
- Unterfamilie Baldriangewächse (Valerianoideae Raf., Syn.: Valerianaceae Batsch, Valerianeae Dumort.): Die etwa acht Gattungen mit etwa 350 Arten gedeihen in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel und in den höheren Lagen und vielfach montane Regionen der Anden. Im tropischen Afrika, auf Madagaskar, in Südostasien und Australien fehlen sie völlig.[5] (Zu den Gattungen siehe Unterfamilien-Artikel)
Quellen
- Eintrag zur Familie der Caprifoliaceae. In: Angiosperm Phylogeny Website - Online. Abgerufen am 1. Februar 2012 (englisch, Abschnitt Beschreibung, Systematik und Verbreitung).
- Qiner Yang, Sven Landrein, Joanna Osborne & Renata Borosova: Caprifoliaceae In Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 19: Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 616 (englisch). Caprifoliaceae, Qiner Yang, Fred R. Barrie & Charles D. Bell S. 615: Diervillaceae, Qiner Yang & Sven Landrein S. 642: Linaceae, Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 654: Dipsacaceae, Deyuan Hong & Fred R. Barrie S. 649: Morinaceae und Deyuan Hong, Fred R. Barrie & Charles D. Bell Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 661 Valerianaceae (textgleich online wie gedrucktes Werk, Abschnitt Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
- Wen-Heng Zhang, Zhi-Duan Chen, Jian-Hua Lic, Hu-Biao Chenb & Yan-Cheng Tanga: Phylogeny of the Dipsacales s. l. based on chloroplast trnL-F and ndhF sequences. In: Elsevier B.V. (Hrsg.): Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 26, Nr. 2, Februar 2003, ISSN 1055-7903, S. 176–189, doi:10.1016/S1055-7903(02)00303-2 (englisch, Elektronische Ausgabe Abstract bei ScienceDirekt).
- Tang Yang-chen & Li Liang-qian: The Phytogeography of Caprifoliaceae s. str. with Its Implications for Understanding Eastern Asiatic Flora. In: Chinese Academy of Sciences (Hrsg.): Acta Phytotaxonomica Sinica. Band 31, Nr. 3. Beijing 1994, OCLC 238667581, S. 197–218 (englisch).
- Nina Theis, Michael J. Donoghue, Jianhua Li: Phylogenetics of the Caprifolieae and Lonicera (Dipsacales) Based on Nuclear and Chloroplast DNA Sequences. In: American Society of Plant Taxonomists (Hrsg.): Systematic Botany. Band 33, 4, Oktober–Dezember, 1. Oktober 2008, ISSN 0363-6445, S. 776–783, doi:10.1600/036364408786500163 (englisch, Elektronische Ausgabe bei ingentaconnect).
Einzelnachweise
- An update of the Angiosperm Phylogeny Group classification for the orders and families of flowering plants: APG III. In: Angiosperm Phylogeny Group (Hrsg.): Botanical Journal of the Linnean Society. Band 161, 2009, ISSN 1095-8339, S. 105–121 (englisch).
- Charles D. Bell: the Bell Plant Evolution & Phylogenetics Lab. Abgerufen am 31. Januar 2012 (englisch).
- Caprifoliaceae im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Mai 2014.
- Nancy Pyck, Erik Smets: On the systematic position of Triplostegia (Dipsacales):. A combined molecular and morphological Approach. In: Royal Botanical Society of Belgium (Hrsg.): Belgian Journal of Botany. Band 137, Nr. 2, 2004, ISSN 0778-4031, S. 125–139, JSTOR:20794547 (englisch).
- Qiner Yang, Sven Landrein, Joanna Osborne & Renata Borosova: Caprifoliaceae In Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 19: Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 616 (englisch). Caprifoliaceae, Qiner Yang, Fred R. Barrie & Charles D. Bell S. 615: Diervillaceae, Qiner Yang & Sven Landrein S. 642: Linaceae, Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 654: Dipsacaceae, Deyuan Hong & Fred R. Barrie S. 649: Morinaceae und Deyuan Hong, Fred R. Barrie & Charles D. Bell Deyuan Hong, Liming Ma & Fred R. Barrie S. 661 Valerianaceae (textgleich online wie gedrucktes Werk)
Weblinks
- Charles D. Bell: Dipsacales. In: Tree of Life Projekt. Abgerufen am 31. Januar 2012 (englisch, Eintrag von Caprifoliaceae mit den Kladen in der Version vom 31. Juli 2004).