Garching an der Alz
Garching an der Alz (amtlich: Garching a.d.Alz) ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Altötting.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 8′ N, 12° 35′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberbayern | |
Landkreis: | Altötting | |
Höhe: | 459 m ü. NHN | |
Fläche: | 25,86 km2 | |
Einwohner: | 8778 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 339 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 84518 | |
Vorwahl: | 08634 | |
Kfz-Kennzeichen: | AÖ, LF | |
Gemeindeschlüssel: | 09 1 71 117 | |
Gemeindegliederung: | 67 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 84518 Garching a.d.Alz | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Maik Krieger (CSU) | |
Lage der Gemeinde Garching a.d.Alz im Landkreis Altötting | ||
Geografie
Geografische Lage
Der Hauptort liegt im Alztal, 30 km nördlich des Chiemsees und 20 km nördlich des Waginger Sees an der Bundesstraße 299. Der Fluss, der der Gemeinde den Namenszusatz Alz verleiht, ist der Abfluss des Chiemsees.
Gemeindegliederung
Es gibt 67 Gemeindeteile:[2][3]
- Am Winklhart
- Ausleiten
- Bartlehen
- Berndlmühle
- Brandl
- Brandstätt
- Bruck
- Brucköd
- Brunn
- Brunnthal
- Dorfen
- Egg
- Enhub
- Fleck
- Förgenthal
- Galland
- Garching a.d.Alz
- Geisberg
- Gloneck
- Hart a.d.Alz
- Harteck
- Hartfeld
- Hartmühle
- Hausen
- Hub
- Hutlehen
- Kaindl
- Kastenstatt
- Kobler
- Kronberg
- Kronposthub
- Lacken
- Langschwert
- Lehen
- Lex
- Lindach
- Loderer
- Maierhofen
- Matzen
- Mauerberg
- Maurer
- Mörn
- Obergarching
- Oberhausen
- Oberlindach
- Oed
- Pirzlöd
- Point
- Reit
- Schnabling
- Schönstadt
- Schwarzmann
- Simetsbichl
- Spiegelsberg
- Stecken
- Steffellehen
- Straß
- Thalhausen
- Wald a.d.Alz
- Weipolding
- Will
- Wimm
- Winkl
- Winklhart
- Wurasöd
- Zaunbos
- Zeilhub
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Streu- und Siedlungsfunde der Jungsteinzeit belegen den Beginn einer nahezu kontinuierlichen Besiedlung des Gebietes an der mittleren Alz seit fast 5000 Jahren. Die älteste Grablege im Gemeindegebiet, ein sog. Hockergrab, stammt aus der Zeit der Glockenbecherkultur, ca. 2300 v. Chr. Das Alztal lag günstig für die Nord-Süd-Handelswege: Salz und Kupfer aus dem Alpenraum, Getreide und Eisen aus Niederbayern und dem Donauraum. Mehrere Funde auf der Mittelterrasse des Alztales, beispielsweise Hügelgräberfelder 1600–1200 v. Chr., die Prunkbestattung eines Stammesführers als Wagengrab in Hart/Alz, das von circa 1250 v. Chr. stammt, Nekropolen der Urnenfelderkultur 1200–800 v. Chr. (Grabung im Jahr 2003, 26 Urnen + Schwertgrab). Hügelgräber aus der Zeit um 500 v. Chr., zeigen, dass das Gebiet in der Bronze- und Eisenzeit dichter besiedelt wurde. Eine kleine Ortschaft mit Gräberfeld (ca. 140 Gräber, Grabung 1972/73) bestand in der Bajuwarenzeit. Dieser Ort, der 747/49 an Salzburg geschenkt wurde, ist etwa 798 im Salzburger Güterverzeichnis Breves Notitiae als Gouvrichingen erstmals urkundlich erwähnt. Die Vor- und Frühgeschichte um Garching an der Alz wird in der ortsgeschichtlichen Sammlung Museum am Rathaus modern präsentiert.
Die Urbarmachung des wasserarmen Landes auf den Hochufern der Alz erfolgte im Laufe des 10. Jahrhunderts. Westlich der Alz haben neben den Salzburgern auch die herzoglichen Urbarsbauern einen größeren Anteil. Östlich der Alz findet sich klösterlicher Streubesitz, allen voran das Zisterzienserkloster Raitenhaslach, auch Baumburg und Ranshofen.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand die Burg, das spätere Schloss Wald an der Alz, mit dem Gebiet der Walder Herrschaft (Pflegamt), das auch neben dem jenseits der Alz gelegenen Ort Garching, die heutigen Gemeinden Feichten, Kirchweidach, Halsbach und Teile von Burgkirchen umfasste. Es markierte einen Salzburger Grenzposten zu Bayern. Nach den Erhartinger Verträgen und dem Aussterben der Herren von Wald zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird Garching mit dem Herrschaftsgebiet Wald bayrisch. Die Herren von Wald gehörten zur führenden salzburg-bayerischen Ministerialenschicht, waren jedoch nicht turnierfähig. Sie hatten hohe Ämter inne als Pfleger in Reichenhall, Richter in Trostberg oder Vicedome von Niederbayern.
Seit 1508 residierten die Herren von der Leiter, Nachkommen der oberitalienischen della Scala, auf Schloss Wald. Zwischen 1602 und 1736 war die Herrschaft im Besitz der Grafen von Wartenberg. Herzog Ferdinand von Bayern, der Onkel des späteren Kurfürst Maximilian I., hatte die junge und überaus hübsche Maria Pettenbeck, Rentschreibertochter aus Haag, geehelicht. Die aus dieser Seitenlinie entsprossenen „Halb-“Wittelsbacher wären als (titl.) Grafen von Wartenberg (bei Erding. Sitz der Wittelsbacher zum Zeitpunkt der Belehnung mit der bayerischen Herzogswürde 1180) nach dem Aussterben der altbayerischen Linie – noch vor den Pfälzern und Zweibrückern – erbberechtigt gewesen. Leider erstickte 1736 der junge Graf von Wartenberg in der Ettaler Ritterakademie schicksalshaft an einem Pfirsichkern. Die Herrschaft Wald wurde daraufhin Kabinettsherrschaft und vom Kurfürsten an verschiedene Adelige, darunter auch die Fugger, verliehen. Die eigenständige Verwaltung der Herrschaft Wald, zeitweise sogar mit Hochgericht (wovon eine erhaltene „Galgensäule“ zeugt), bestand bis 1803.
19. und 20. Jahrhundert
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Josef Keller Schullehrer in Wald. Keller war Klosterorganist in Seeon gewesen, als der junge Mozart erstmals bei einer Durchreise nach München die dortige Klosterorgel spielte. Als Wegbereiter des volkstümlichen Zitherspiels wurde der Sänger und Zithervirtuose, Musikalienhändler und Musiklehrer Josef Wasserburger (1788–1857), der Wirtsepperl z’Garching, bekannt. Ein Volkslied gleichnamigen Titels hält die Erinnerung an ihn wach, auch wenn manche Liedstrophe keine biographischen Züge erkennen lässt. Sein Verdienst war die Einführung der Zither in Niederbayern und Oberösterreich zwischen 1820 und 1850.
Die Umbenennung der früheren Landgemeinde Engelsberg, Bezirk Altötting, in Gemeinde Garching erfolgte 1858.
1905 wurde die Gemeinde Garching von 762 Personen bewohnt. Der Bau der Bahnstrecke Mühldorf am Inn–Freilassing, sog. Bayerische Tauernbahn 1908, ließ als Alzüberquerung eine der größten Brücken in Senkbrunnentechnik des damaligen Deutschen Kaiserreiches entstehen. Durch den Bau eines Werkes der Bayerischen Kraftwerke AG, später Süddeutschen Kalkstickstoffwerke (SKW) nahm die Bevölkerung rasch zu. Eine Werkssiedlung entstand 1923/24 als Mustersiedlung einer Gartenstadt nach den Plänen des Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg (1882–1940).
Die NSDAP verzeichnete in Garching an der Alz ihre bayernweit schlechtesten Ergebnisse, obwohl der Ortsgruppenleiter Ernst Schmidt ein Weltkriegskamerad Adolf Hitlers war. Anders als in anderen Orten gab es keine durch NS-Größen geprägte Straßennamen. Der zentrale Platz, benannt nach dem jüdischen Chemiker und Gemeindeehrenbürger Nikodemus Caro, wurde mit der gemeindlichen Einführung von Straßennamen und Hausnummern 1965 umbenannt nach dem Baurat Karl Janisch. Im Zweiten Weltkrieg wurde am 19. März 1945 der Bahnhof Garchings bombardiert, ein mit Sprengstoff voll beladener Güterzug konnte gerade noch rechtzeitig weggefahren werden. Die im süditalienischen Stornara gestarteten amerikanischen Bomberverbände sollten Mühldorf am Inn und Landshut bombardieren. Aufgrund eines Identifizierungsfehlers wurden über 100 Bomben mit je 250 kg TNT abgeworfen. Der Einmarsch der Amerikaner (86. US Inf.Div., Black Hawks) erfolgte am 4. Mai 1945, morgens 9 Uhr.
Zu Kriegsende und in der Nachkriegszeit kamen viele Heimatvertriebene nach Garching. Seit 1957 führt Garching an der Alz ein Gemeindewappen, das dem Vorschlag von Ehrenbürger Josef Dirscherl folgte.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Mai 1978 Wald an der Alz eingegliedert.[4]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 7410 auf 8642 um 1232 Einwohner bzw. um 16,6 %.
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinde hat einen 20-köpfigen Gemeinderat, Stimmverhältnisse der letzten Kommunalwahlen:
Partei/Liste | 2020[5] | 2014[6] | ||
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% | Sitze | % | Sitze | |
CSU | 39,8 | 8 | 40,8 | 8 |
Freie Wähler | 25,2 | 5 | 24,3 | 5 |
Frei ohne Partei | 16,2 | 3 | 9,9 | 2 |
SPD | 11,0 | 2 | 25,0 | 5 |
Grüne | 7,8 | 2 | – | – |
Gesamt | 100 | 20 | 100 | 20 |
Wahlbeteiligung | 54,5 % | 55,1 % |
Darüber hinaus hat die Gemeinde für wichtige Themenkomplexe Referate gegründet, diese werden ehrenamtlich durch Gemeinderäte vertreten.
Bürgermeister
Bei der Wahl am 15. März 2020 wurde Maik Krieger (CSU) mit 58,2 % der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt.[7] Sein Vorgänger Christian Mende (* 1953, SPD/Die Unabhängigen) kandidierte nicht mehr.
Wappen
Blasonierung: „In oben rotem, unten blauem Schild eine durchgehende silberne Brücke, über deren Mitte ein silbernes Brückenkreuz steht.“[8] | |
Wappenbegründung: Figuren und Farben des Wappens enthalten zentrale Botschaften zur Geschichte der Gemeinde. Garching a. d. Alz wird urkundlich erstmals Ende des 8. Jahrhunderts genannt und war Grenz- und Brückenort zwischen dem Herzogtum Bayern und dem Hochstift Salzburg. Die direkte Verbindung von Salzburg zu dessen Exklave Mühldorf verlief über den alten Flussübergang mit Urfahr (Fähre) über die Alz. Diese Brückenfunktion kommt in der Brücke mit dem Kreuz zum Ausdruck. Besitz- und Herrschaftsrechte der wittelsbachischen Herzöge und der Erzbischöfe von Salzburg, um die es vor allem im 13. Jahrhundert manchen Streit gab, dominierten im Gemeindegebiet bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Farben Rot und Silber (Salzburg) und Silber und Blau (Bayern) unterstreichen diese Gemengelage und das Aufeinandertreffen von salzburgischen und wittelsbachischen Interessen.
Dieses Wappen wird seit 1957 geführt. |
Gemeindepartnerschaften
- Laa an der Thaya, Niederösterreich, Österreich, seit 2003
- Collesalvetti, Toskana, Italien, seit 2004
Freundschaftliche Beziehungen bestehen zu Stolpen in Sachsen / Deutschland.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die neuromanische katholische Pfarrkirche St. Nikolaus wurde 1870 bis 1872 erbaut.
- Die Werkssiedlung der SKW (Janischsiedlung), 1921 bis 1924 errichtet, gilt als eine der schönsten Gartenstädte Deutschlands.
Geotope
- Nagelfluh-Aufschluss am Bahneinschnitt Brunnthal; leider verwachsen, geowissenschaftliche Bedeutung „wertvoll“.[9]
Verkehr
Straßenverkehr
Im östlichen Teil der Hauptbebauung der Gemeinde führt die Bundesstraße 299 in Nord-Süd-Richtung vorbei Richtung Altötting und die Bundesautobahn 94 im Norden und im Süden Richtung Trostberg und weiter über die Bundesstraße 304 Richtung Traunstein. Die Staatsstraße 2355 verbindet Garching mit Mühldorf am Inn.
Diese Busverbindungen[10] werden von Regionalverkehr Oberbayern (RVO) durchgeführt:
- Garching – Altötting
- Garching – Burghausen
- Garching – Traunstein (Linie 9442)
Bahnverkehr
Durch den Ort führt seit 1908 als ehemaliger Teil der „Bayerischen Tauernbahn“ die Bahnstrecke Mühldorf–Freilassing, die durch Züge der Südostbayernbahn Linie RB 45 stündlich befahren wird. Von Bahnhof Garching zweigt die Bahnstrecke Traunstein–Garching (Traun-Alz-Bahn) ab, auf der von Mühldorf aus die Züge der Südostbayernbahn RB 47 im Zweistundentakt verkehren.
Im Jahr 2022 wurden die Bahnsteige 1 bis 3 grunderneuert und der Fußgängerüberweg mit zwei Aufzügen zu den jeweiligen Gleisen ausgestattet. Die Einweihung erfolgte am 16. Dezember 2022. Somit ist der Garchinger Bahnhof barrierefrei.
Persönlichkeiten
- Josef Wasserburger (1788–1857), Volkssänger und Zitherspieler
- Maria Andergast (1912–1995), österreichische Schauspielerin, geboren im Ortsteil Brunnthal
- Anton Feichtner (* 1942), bayerischer Volksschauspieler
- Peter Hullermann (* 1947), römisch-katholischer Priester und verurteilter Sexualstraftäter
- Wolfgang A. Herrmann (* 1948), Chemieprofessor, Präsident der Technischen Universität München 1995–2019, hat seit 1991 seinen Zweitwohnsitz in Garching a.d. Alz
- Tobias Zech (* 1981), Politiker (CSU), Bundestagsabgeordneter von 2013 bis 2017 und von 2020 bis jetzt (Nachrücker), Mitglied des Garchinger Gemeinderats seit 2002
- Hartwig Hausdorf (* 1955), Schriftsteller, lebt in Garching
- Manfred Lucha (* 1961), Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), seit 2016 Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg, in Garching geboren
- Jannis Turtschan (* 2001), Fußballspieler, in Garching geboren
- Ehrenbürger
- Ludwig Füssl (1825–1901), Pfarrer von Garching
- Petrus Göbl (1851–1916), Weihbischof von Augsburg
- Franz Xaver Sixt (1866–1921), Pfarrer von Mauerberg
- Karl Janisch (1870–1946), deutscher Maschinenbauingenieur und Manager in der Stickstoffindustrie
- Nikodem Caro (1871–1935), Regierungsrat
- Josef Dirscherl (1894–1982), Lehrer
Literatur
- Fritz Demmel: Geschichte und G’schichten aus der Gemeinde Garching an der Alz. Altötting 1999
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Garching an der Alz in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 23. Dezember 2017.
- Gemeinde Garching an der Alz, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. April 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 567.
- Kommunalwahlen in Bayern. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- Kommunalwahlen in Bayern am 16. März 2014. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- Gemeinderat. Gemeinde Garching an der Alz, abgerufen am 16. Juli 2020.
- Eintrag zum Wappen von Garching an der Alz in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- (PDF)
- Buslinien (im Kasten gelistet)