GEK-Gruppe

GEK-Gruppe (Autorengruppe Gernhardt-Eilert-Knorr) bezeichnet die Zusammenarbeit der drei Autoren Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr.

Geschichte

Anfänge (1971–1973)

Robert Gernhardt und Peter Knorr lernten sich in Frankfurt am Main als Mitarbeiter der SatirezeitschriftPardon“ kennen und arbeiteten ab 1971 zusammen. Gernhardt war damals 34, Knorr 32 Jahre alt. Ihre ersten gemeinsamen Arbeiten waren „Funk für Fans“, und „Die letzte Frequenz“ im Hessischen Rundfunk (HR). Für diese Sendungen lieferten die beiden Szenen und Sketche. Das 90-Minuten-Weihnachts-Spezial „Was beatet uns der Weihnachtsmann“, ebenfalls HR, war die erste ausschließlich mit Gernhardt/Knorr-Texten gestaltete Radio-Unterhaltungs-Sendung.

Von nun an konzentrierten sie sich auf das gemeinsame Verfassen von aktuell-satirischen und komischen Texten für den Hörfunk.

Bereits 1972 hatten Gernhardt und Knorr ihre eigenen Radio-Serien, bei denen zunächst der HR-Redakteur Werner Klein, später Peter Knorr selbst Regie führte: „Dr. Seltsams Sonntagsortiment, oder Hörrohr klar zum Gefecht – eine aktuelle Merkwürdigkeitenschau“ und „HELP – ein satirisches Aushilfsmagazin“.

Gernhardt und Knorr verfassten außerdem sogenannte „Euro-Ring-Sendungen“, die als komische Unterhaltungssendungen ARD-weit ausgestrahlt wurden.

Arbeit als Trio (1973–1975)

Zwei weitere Weihnachts-Specials entstanden im Zusammenwirken mit Bernd Eilert (damals 23), der am Verfassen der Texte beteiligt war. 1973 wurde Eilert von Gernhardt/Knorr in den Stand des Co-Autors erhoben bei der sogenannten „Musikalischen Comedy-Show“ „Südpolmädel“, die Ende 1974 vom Hessischen Rundfunk produziert und gesendet wurde. Die Musik stammte von Frank Duval.

Gernhardt, Eilert und Knorr schrieben ab 1974 die Radio-Serie „Dr. Seltsams Radio-ABC“, deren 23 Folgen zunächst vom HR produziert und gesendet und später von anderen ARD-Sendern ganz oder in Ausschnitten übernommen wurden. Insgesamt entstanden für die Radio-Serien hunderte komischer Texte, Szenen, Sketche und Dramolette, viele davon gab es in verschiedenen Versionen.

Zusammenarbeiten (ab 1974)

Einige der Texte tauchen in den frühen Bühnenprogrammen des Komikers Otto Waalkes wieder auf. Anschließend begann die Zusammenarbeit: Waalkes übernahm für seine Live-Show Texte von Gernhardt/Knorr und ließ sich in den folgenden 30 Jahren von dem Autorenteam Gernhardt/Eilert/Knorr seine sämtlichen Bühnen- und Fernsehprogramme schreiben.

Aus der gelegentlichen Zusammenarbeit wurde eine regelmäßige und ständige Zusammenarbeit der drei Autoren, mit festen Arbeitszeiten und der ständigen Entwicklung neuer Unterhaltungsprogramme und Medien-Vorhaben. Daneben blieb den drei Beteiligten Spielraum für ihre individuellen und voneinander gänzlich unabhängigen literarischen oder publizistischen Aktivitäten.

Filmografie

1975 startete die Arbeit an den zehn Folgen von „Dr. Muffels Telebrause“, einer vom HR in Auftrag gegebenen und produzierten Fernseh-Comedy-Serie, die bundesweit in der ARD ausgestrahlt und später in fünf Highlight-Folgen in den dritten Programmen wiederholt wurde. Knorr war Co-Regisseur.

1978 erschien im Verlag Zweitausendeins die LP Da geht’s lang und für den HR entstand eine weitere Hörfunk-Serie unter dem Titel „Brainstorm-Denkstärke 13“.

Literatur (ab 1979)

1979 gründeten Gernhardt und Knorr als Gesellschafter – zusammen mit Chlodwig Poth, Hans Traxler und F.K. Waechter – die monatlich erscheinende Satirezeitschrift „Titanic“. Das Autorenteam Gernhardt/Eilert/Knorr verfasste nun unter dem Kürzel GEK neben der Arbeit für Funk, Fernsehen und Otto Waalkes regelmäßig Beiträge für Titanic.

1980 erschien im Hoffmann und Campe-Verlag Das Buch Otto, herausgegeben von GEK. Es enthielt ausschließlich Texte von Eilert/Gernhardt/Knorr/Waalkes, stand zehn Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und verkauft inklusive der Taschenbuch­ausgaben über eine Million Exemplare.

1983 stellte die FS-Unterhaltungsabteilung des Südwestfunks Baden-Baden der Autorengruppe das Filmmaterial der alten Familien-Serie „Forellenhof“ für ein komisches Experiment zur Verfügung. In einem aufwändigen Verfahren zerlegten GEK das Bild-Material in seine Einzelteile und fügten es völlig anders, neu geschnitten, neu betextet und neu synchronisiert zu zwei neuen Filmen mit den alten Darstellern zusammen: Wenn Hackensack kommt. – Ein Therapiewochenende auf dem Forellenhof und Besuch der alten Schachtel – Ein Dichtertreffen auf dem Forellenhof. Das „Therapie-Wochenende“ wurde nie gesendet, trotzdem hatte dieses Experiment Jahre später noch Folgen.

1984/85 schrieben Gernhardt/Eilert/Knorr das Drehbuch für Otto – Der Film, der unter der Regie von Xaver Schwarzenberger und produziert von Horst Wendlandt zum kommerziell erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilm wurde. GEK verfassten auch die Drehbücher zu Otto – Der neue Film (1987), Otto – Der Außerfriesische (1989) und Otto – Der Liebesfilm, letzterer mit Bernd Eilert und Otto Waalkes in Co-Regie. Das 2. Buch Otto, verfasst und herausgegeben von GEK, erschien im Verlag Rasch und Röhring.

Von 1987 bis 1990 zeigte die Ausstellung „25 Jahre Neue Frankfurter Schule“ in mehr als 50 deutschen Städten die Arbeiten der Zeichner F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F. K. Waechter, sowie (audiovisuell zubereitet) der Autoren Eilert, Gernhardt, Knorr und Eckhard Henscheid.

Als Spätfolge des „Forellenhof-Experiments“ stattete der Filmproduzent Horst Wendlandt die GEK-Gruppe mit dem Recht aus, das Bild-Material von rund 30 alten Edgar-Wallace-Filmen zu benutzen. Es entstand 1995 für RTL in 13 Folgen ein völlig neuartiges Fernseh-Format: Otto – Die Serie. Schon damals gab es Software, die es möglich machte, neu gedrehte Szenen mit Otto Waalkes mit den alten Bildern so zu verschneiden, dass sich, sorgfältig nachsynchronisiert, völlig neue Zusammenhänge und komische Szenen ergaben. Regie führte Bernd Eilert.

Von 1996 bis 2006 fand alljährlich am Karsamstag beim Winzer Ulli Stein in Alf an der Mosel eine Autorenlesung mit Robert Gernhardt und Peter Knorr – oft auch mit Bernd Eilert und Gästen aus der Neuen Frankfurter Schule – statt. Der Westdeutsche Rundfunk nahm auf und sendet und so entstanden im Lauf der Jahre auch die Hörbücher Die schärfsten Kritiker der Elche …, Mallorca-Toscana, Horch, ein Schrank geht durch die Nacht!, Das Ungeheuer von Well Ness und Pisa und die Volgen.

Das botanische Kurz-Drama Erna, der Baum nadelt, ein Weihnachtsstück von Eilert/Gernhardt/Knorr, erschien mit Illustrationen von Volker Kriegel zunächst im Haffmans Verlag und später bei S. Fischer. Es liegt mittlerweile in der 6. Auflage und mit Übersetzungen aus dem hessischen Original in zehn weitere deutsche Dialekte vor.

Am 11. August 1999, anlässlich Knorrs 60. Geburtstag und der an diesem Tag stattfindenden Sonnenfinsternis, veranstalteten Eilert, Gernhardt, Knorr im Antiquariat der Frankfurter Buchhandlung Schutt eine öffentliche Lesung ihrer Weihnachtstexte. Aus dieser später in München wiederholten Lesung entstand das Hörbuch Erna, der Baum nadelt (Heyne Verlag). Als letzte größere gemeinsame Text-Arbeit der drei Autoren darf das dritte Otto-Buch gelten: Otto – Das Buch des Friesen (Ullstein-Verlag, 2002).

Im gleichen Jahr erhielten GEK, zusammen mit den anderen Autoren und Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule, den „Binding-Kulturpreis der Stadt Frankfurt“. Danach trafen sie sich immer wieder zu gemeinsamen Lesungen und Auftritten. Sie gründeten nie eine gemeinsame Firma und schlossen auch keinen Vertrag untereinander ab.

Seit 1996 werden ungedruckte Texte von GEK für einen in Zukunft zu veröffentlichenden Sammel-Band komischer Dramen gesammelt und bearbeitet.

Am 30. Juni 2006 starb Robert Gernhardt nach langer Krankheit. Eilert und Knorr hielten die Grabreden und ehrten sein Andenken im Herbst 2007 in der Alten Oper in Frankfurt: Das Neue Frankfurter Schulorchester musizierte, Roger Willemsen moderierte, F.W. Bernstein, Otto Waalkes, Bernd Eilert und Peter Knorr lasen Robert Gernhardts und gemeinsame Texte.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.