GEHAG
Die GEHAG GmbH ist ein privatisiertes Wohnungsunternehmen in Berlin. Das Unternehmen wurde im April 1924 als Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft von den Gewerkschaften, Baugenossenschaften und gemeinwirtschaftlichen Unternehmen gegründet.[2] Die GEHAG gehört seit 2007 zum Unternehmensverbund der Deutsche Wohnen SE.
GEHAG GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1924 |
Sitz | Berlin, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 0[1] |
Umsatz | 127,4 Mio. Euro (2017)[1] |
Branche | Wohnungsunternehmen |
Website | Deutsche Wohnen |
Stand: 31. Dezember 2017 |
Geschichte
Am 14. April 1924 wurde die GEHAG Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft in Berlin durch Martin Wagner (damals Stadtbaurat von Schöneberg) und Gewerkschafter August Ellinger vom Deutschen Bauarbeiterverband gegründet.[3] Das Unternehmen ließ vor allem in den 1920er und 1930er Jahren zahlreiche Wohnsiedlungen in verschiedenen Bezirken anlegen. Die GEHAG war im Besitz der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft und der Stadt Berlin.[4] Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die GEHAG als gewerkschaftliches Unternehmen in die Deutsche Arbeitsfront eingegliedert.[5]
1952 erfolgte eine Reorganisation der Gesellschaft nach Verstaatlichung in den 1930er Jahren und Zwangsverwaltung durch den Alliierten Kontrollrat. Gesellschafter werden mit je ca. 33 % die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft, der Deutsche Gewerkschaftsbund sowie das Land Berlin.[6]
Im Jahr 1998 wurde die GEHAG teilprivatisiert. 25 % und eine Aktie verblieben beim Land Berlin. 2002 wurde die Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt.[6] Im Herbst 2005 übernahm der US-amerikanische Finanzinvestor Oaktree Capital Management 85 % der Anteile der GEHAG von der HSH Nordbank. Im Juli 2007 übernahm die börsennotierte Deutsche Wohnen AG die Mehrheit der Anteile des Unternehmens.[7] Zum Jahresende 2017 verwaltete die GEHAG 13.102 Wohnungseinheiten vorwiegend im Raum Berlin-Brandenburg.[1]
Bauten im Auftrag der GEHAG
Die Wohnbauten und Siedlungen der GEHAG gelten als architektonisch und sozial richtungsweisend: Hufeisensiedlung (1925), Waldsiedlung Zehlendorf (1926) und die Siedlung am Poßweg ebenfalls in Berlin-Zehlendorf (1933/1934), Onkel Toms Hütte (1926–1932), Wohnstadt Carl Legien (1929) und Gropiusstadt (1962–1975). Sie sind verbunden mit Bruno Taut, Otto Rudolf Salvisberg und anderen Architekten.
Des Weiteren ließ das Unternehmen im damaligen Verwaltungsbezirk Weißensee im Bereich Buschallee, Gartenstraße, Sulzfelder Straße und Kniprodeallee (heute Hansastraße) eine etwa einen Kilometer lange zusammenhängende Wohnbebauung ebenfalls nach Plänen von Bruno Taut errichten (1925–1930). Die Gebäude sind in der DDR-Zeit baulich verändert worden, stehen jedoch nach vorsichtigen Rekonstruktionen in der Denkmalliste.[8]
Weitere in der Berliner Denkmalliste ausgewiesene Wohngebäudeensembles der GEHAG sind: im Ortsteil Britz im Karree Fritz-Reuter-Allee/ Parchimer Allee/ Gielower Straße/ Malchiner Straße,[9] in Berlin-Tegel (Siedlung „Freie Scholle“),[10] im Bereich Berlin-Falkenhagener Feld (Wohnsiedlung am Germersheimer Platz)[11] und in Berlin-Lichterfelde die Finnenhaussiedlung am Blackertzweg/Hildburghauser Straße.[12]
Die Idee und Umsetzung eines gewerkschaftlich sozialen Bauens wurde reichsweit, ja europa- und weltweit diskutiert, kommentiert und übernommen. Der GEHAG-Wohnungsgrundriss ist praktisch das Vorbild des Wohnens der Welt im 20. Jahrhundert geworden. Dies war auch ein Beweggrund, sechs Siedlungen der Berliner Moderne zum Weltkulturerbe zu erheben.
Zwei dieser Welterbe-Siedlungen, die Hufeisensiedlung in Britz und die Wohnstadt Carl Legien, wurden von der GEHAG erbaut und betrieben. Eine weitere GEHAG-Siedlung, die Waldsiedlung Zehlendorf Onkel Toms Hütte soll noch in diesem Jahr zum bestehenden Welterbe nachnominiert werden.[13]
1952 konnte die GEHAG wieder eigenständig Wohnungsbau betreiben, neben Siedlungen in NRW, insbesondere die Erweiterung der Hufeisensiedlung, Britz-Süd, und gemeinsam mit der DEGEWO die Gropiusstadt.[3]
Weblinks
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur GEHAG in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Administrator: Wohnungsbau gewerkschaftlich, genossenschaftlich, gemeinnützig - Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. In: aiv-berlin-brandenburg.de. 17. Juni 2023, abgerufen am 25. März 2024.
Einzelnachweise
- Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2017 bis zum 31.12.2017 im Bundesanzeiger. Abgerufen am 28. April 2019.
- Steffen Adam: August Ellinger: Vergangene Zukunft des Wohnens. nd, 9. Juni 2023, abgerufen am 25. März 2024.
- Philip Engelbrecht: 99 Jahre GEHAG – Ikone des genossen-, gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Wohnungsbaus. In: Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin-Brandenburg e.V. 11. April 2023, abgerufen am 25. März 2024 (deutsch).
- Rupprecht Dittmar, Peter Stüber, Fritz Weise: Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft DAG. Hamburg 1971, S. 204.
- Lorenz: Die GEHAG – Aufstieg und Fall eines gewerkschaftlichen Wohnungsbauunternehmens. In: August Bebel Institut. 31. März 2022, abgerufen am 25. März 2024 (deutsch).
- Kerndaten der GEHAG-Gruppe (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) bei Deutsche Wohnen AG.
- Deutsche Wohnen fusioniert mit GEHAG-Gruppe. 3. Juli 2007, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 29. August 2010 (deutsch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Wohnanlage Buschallee 8–23, 24–68, 71–84, 94–107 /Gartenstraße 12/13, 22–25A /Hansastraße 174/176 /Sulzfelder Straße 2–6; 1925–1930 von Bruno Taut
- Wohnanlage Fritz-Reuter-Allee 75–95 /Parchimer Allee 45–59, 63/Gielower Straße 28–28F, 32–32E /Malchiner Straße 70–118; 1932/1933 vom Entwurfsbüro der Gehag
- Siedlung Freie Scholle Talsandweg 3–20, 22/ Waidmannsluster Damm 60A–64 /Erholungsweg 50–58; 1937 von der Planungsabteilung der GEHAG
- Wohnsiedlung am Germersheimer Platz: Germersheimer Platz 1–10D /Falkenseer Chaussee 267–269, Germersheimer Weg 30–78/Merziger Straße 3–7, Zweibrücker Straße 17–23, 25–42, 44, 46; 1939–1941 von der Bauabteilung der GEHAG einschließlich der Sgraffiti-Wandbilder von Willy Robert Huth
- Finnenhaussiedlung Berlin-Lichterfelde; 1958 in der Denkmaldatenbank der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
- Waldsiedlung "Onkel Toms Hütte". In: Siedlungen der Berliner Moderne. Abgerufen am 25. März 2024 (deutsch).