Günter Domschke

Günter Domschke (* 28. November 1930 in Bautzen; † 11. Juni[1] 2022) war ein deutscher Chemiker (Organische Chemie).

Günter Domschke (2018)

Leben

Domschke studierte Chemie an der TU Dresden. Während der experimentellen Durchführung seiner Diplomarbeit über Streptopolymethinfarbstoffe bei Walter König (1954) explodierte eine Flasche mit etwa 100 ml Acetylnitrat, wodurch er beide Hände verlor. Trotzdem war er bis zu seinem Ruhestand weiterhin erfolgreich experimentell tätig. Er war ab 1956 Forschungsassistent und wurde 1960 mit einer Arbeit „Über 1-Benzyl-2-methyl-5-methoxy-indolderivate als mögliche Antagonisten des Serotonins“ promoviert. Er habilitierte sich 1965 an der TU Dresden mit einer Habilitationsschrift über „Die Einwirkung von Enaminen auf p-Benzochinon (Ein Beitrag zur Nenitzescu-Reaktion)“. Aus politischen Gründen wurde er erst 1984 außerordentlicher Dozent. 1990 wurde er außerordentlicher Professor und 1992 Professor für Organische Chemie an der TU Dresden. Nach der Wende war er als Prodekan für Chemie und Lebensmittelchemie (1991 bis 1994) mitverantwortlich für die Umstrukturierung des Fachbereichs Chemie an der TU Dresden. Von 1992 bis 1996 war er Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes (ab 1994 leitender Vertrauensdozent für die TU Dresden).

Werke

Domschke war einer der Autoren des Standardwerks Organikum (Mitarbeiter bis zur 21. Auflage[2]) und Autor des organisch-chemischen Teils im Lehrbuch 7 des komplexen Lehrwerks Chemie (4 Auflagen).[3]

Domschke befasste sich vor allem mit Stickstoff- und Schwefel-Stickstoff-Heterocyclen. Bei Untersuchungen zu Thionitrosoverbindungen entdeckte er gemeinsam mit R. Mayer, S. Bleisch, A. Bartl und A. Staško eine neue Klasse persistenter Schwefel-Stickstoff-Radikale, die 1,2,3-Dithiazolyle. Ein weiteres Arbeitsgebiet waren polykondensierte Aromaten, die sich u. a. als organische Speichermedien für Lithiumzellen eignen. Er war Erfinder und Miterfinder mehrerer Patente z. B. über Perylen-Pigmente. Wissenschaftlich arbeitete er eng zusammen mit dem Institut für Chemische Physik der slowakischen Technischen Hochschule Bratislava und dem Dresdener Zentralinstitut für Werkstofforschung der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR (später: Institut für Festkörperforschung, IFW Dresden).

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die 5-Hydroxy-indolsynthese nach C. D. Nenitzescu, Z. Chem. 6 (1966) 41. - G. Domschke, Sinteza 5-Hidroxi-indolilor dupã C. D. Neniţescu, St. cerc. chim. Tom. 14, (1966) 673–700.
  • Darstellung von substituierten 5-Hydroxy-benzofuranen, J. prakt. Chem. 4. Reihe, 32, (1966) 144.
  • N-substituierte 5-Hydroxy-2,3-dimethoxycarbonyl-indole und Folgeprodukte, 311, (1969) 807.
  • mit R. Beckert, R. Mayer: Isocyanide aus N-Sulfinylaminen. Eine neue, leistungsfähige Synthese, Synthesis 1977, 275.
  • mit R. Mayer, S. Bleisch: Versuche zur Synthese von Thionitrosoverbindungen und Suche nach neuartigen farbigen Systemen mit Schwefel-Stickstoff-Mehrfachbindungen, Z. Chem. 18, (1978) 323.
  • mit R. Mayer, S. Bleisch, J. Fabian, A. Bartl, A. Staško: 1,2,3-Dithiazolyle, eine neue Klasse persistenter Radikale, Collect. Czech. Chem. Commun. 48, (1984) 684.
  • mit R. Mayer, S. Bleisch, A. Bartl, A. Staško: ESR-Study of the Reaction of Trithiazyltrichloride with Primary Aromatic Amines, Magn. Reson. Chem. 28, (1990) 797.
  • mit A. Bartl, J. Fröhner, T. Knieß, R. Mayer, S. Roth: New Charge-Transfer Complexes with Polyconjugated Sulfur Compounds, Synthetic Metals 51, (1992) 115.
  • mit F. Stuhlmann, A. Bartl, L. Omelka: Electrochemical and Electron Spin Resonance Investigations of some 1,2,3-Oxa- and -Thiazoles, Magn. Reson. Chem. 36, (1998) 8.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bernd Plietker: Nachruf Günter Domschke (1930–2022), in: Nachrichten aus der Chemie, 70 (Oktober 2022), Seite 77.
  2. Heinz G. O. Becker, Werner Berger, Günter Domschke, Egon Fanghänel, Jürgen Faust, Mechthild Fischer, Fritjof Gentz, Karl Gewald, Reiner Gluch, Roland Mayer, Klaus Müller, Dietrich Pavel, Hermann Schmidt, Karl Schollberg, Klaus Schwetlick, Erika Seiler und Günter Zeppenfeld: Organikum, Johann Ambrosius Barth Verlag, 1993, 19. Auflage, ISBN 3-335-00343-8.
  3. Lehrwerk Chemie, Lehrbuch 7 Reaktionsverhalten und Syntheseprinzipien: Von einem Autorenkollektiv unter Federführung von E. Uhlig; VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1973.
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