Görresburg

Die Görresburg ist ein gallorömischer Tempelbezirk auf einem Hügel am Rande des Urfttales bei Nettersheim in der Eifel mit einem Heiligtum der Matronae Aufaniae. Sein Ursprung geht nicht in vorrömische Zeit zurück, sondern ein mit einem Holzzaun eingefriedeter Kultplatz mit einem Erdaltar in seinem Zentrum bestand erst seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Der heute teilrekonstruierte Haupttempel, der kein gallorömischer Umgangstempel war, wurde Mitte des 2. Jahrhunderts errichtet. Genutzt wurde das Heiligtum wahrscheinlich bis Anfang des 5. Jahrhunderts. Eine Umfassungsmauer umschließt das Heiligtum, das aus drei separaten kleineren Bauten (Cellae) besteht. Auch außerhalb dieser Mauer wurden Gebäudereste gefunden.

Die Tempelanlage befindet sich in direkter Nähe zu einem römischen Vicus aus der gleichen Zeit und bildet mit weiteren zahlreichen Siedlungs- und Straßenspuren auf der Nettersheim-Marmagener Hochfläche den römischen Siedlungsbezirk Marcomagus, der bereits im Itinerarium Antonini aufgeführt ist. Die sachlich irreführende Bezeichnung „Görresburg“ geht auf die alte Flurbezeichnung der Fundstätte in der Gemarkung Nettersheim zurück, die aus der Zeit vor der Entdeckung des Römertempels stammt.

Das Matronenheiligtum zählt zu den bedeutenden Funden in der römischen Provinz Germania inferior und ist für die siedlungs- und religionsgeschichtliche Forschung im Rheinland von großer Wichtigkeit (vgl. Spickermann 2008). Es wurde im Jahre 1909 entdeckt und vom Provinzialmuseum Bonn unter Leitung von Hans Lehner und Joseph Hagen ergraben. Neben zahlreichen Kleinfunden wurden vor allem Matronendenkmäler und Weihesteine in großer Zahl entdeckt, die auf eine intensive Benutzung der Weihestätte schließen lassen. Insgesamt wurden mehr als 40 Inschriftensteine oder Bruchstücke gesichert. Die Steindenkmäler werden im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt.

Der Befund wurde in den Jahren 1976 und 1977 gesichert und teilrekonstruiert, so dass die Umrisse der Gebäude heute deutlich werden. Zudem wurden Nachbildungen von drei Weihesteinen an der Tempelwand aufgestellt. Das Heiligtum ist damit seit 1977 touristisch erschlossen und heute Teil des Archäologischen Landschaftsparks, der am 18. Mai 2014 eröffnet wurde und den gesamten Vicus bis zum „Steinrütsch“ in der Urftaue umfasst.

Literatur

  • Hans Lehner: Das Heiligtum der Matronae Aufaniae bei Nettersheim. In: Bonner Jahrbücher 119, 1910, S. 301–321.
  • Provinzialmuseum Bonn (Hrsg.): Xanten, Mayen, Nettersheim. Bonn 1910.
  • Hans Lehner: Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums in Bonn. Friedrich Cohen, Bonn 1918, Nr. 277–312, S. 130–142.
  • Heinz Günter Horn: Das Matronenheiligtum bei Nettersheim. In: Nordöstliches Eifelvorland – Euskirchen, Zülpich, Bad Münstereifel, Blankenheim. Teil II: Exkursionen (= Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz u. a. [Hrsg.]: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 26). Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1974, S. 88 ff.
  • Heinz Günter Horn: Nettersheim: Römischer Tempelbezirk. In: Heinz Günter Horn (Hrsg.): Die Römer in Nordrhein-Westfalen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0312-1, S. 571 ff.
  • Wolfgang Spickermann: Germania Inferior. Religionsgeschichte des römischen Germanien II. Tübingen 2008. ISBN 978-3-16-149381-2.
  • Frank Biller: Kultische Zentren und Matronenverehrung in der südlichen Germania inferior. Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antke Rezeption Bd. 13. Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2010, ISBN 978-3-89646-734-8, S. 29–53.
  • Salvatore Ortisi: Der Vicus bei Nettersheim (Kr. Euskirchen) und die römische Besiedlung des oberen Urfttals. In: Martin Grünewald/Stephan Wenzel (Hrsg.): Römische Landnutzung in der Eifel. Neue Ausgrabungen und Forschungen. Tagung in Mayen, vom 3. bis zum 6. November 2011. RGZM-Tagungen. Band 16. Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz 2012, S. 279288.
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