Fustanella
Die Fustanella ist ein traditioneller Männerrock. Als typische Tracht wird der Faltenrock vor allem in Albanien und Griechenland getragen und ist als Kleidungsstück in ganz Südosteuropa bekannt.
Etymologie
Das Wort Fustanella kommt vom italienischen fustagno, das „Rock“ oder „Baumwollflanell“ bedeutet. Dieses Wort wurde vom lateinischen fūstāneum „harter Stoff“, Diminutiv von fustis, entlehnt. Weitere Namensvariationen sind im albanischen fustani, im griechischen foustani, im rumänischen und türkischen Fistan. Früher wurde das Kleidungsstück auch Albaneser Hemd genannt.[1][2][3]
Geschichte
Auf der Balkanhalbinsel sind Kleidungsstücke in der Art der Fustanella seit dem 5. Jahrhundert vor Christus durch Statuen belegt. Darstellungen auf Grabsteinen, die in der Gegend des heutigen Durrës und Vlora gefunden wurden, zeigen jeweils einen Mann in einem Faltenrock.[4][5][6] Andere illyrische Skulpturen wurden auch in Maribor gefunden. Andere Historiker vermuten, dass der Herrenrock von der klassischen römischen Toga abstammt.[7]
Die traditionelle Tracht der Albaner und Aromunen verbreitete sich während der Revolution unter anderem durch die Arvaniten und Çamen auch in Griechenland[8] und erlebte ihre Blütezeit als Teil der Militäruniform und als zeitgenössische Mode für Männer im 19. Jahrhundert.[2]
Laut griechischer Legende stehen die 400 Falten des traditionellen Rocks für jeweils ein Jahr der Unterjochung durch die Osmanen.
Beschaffenheit
Die Fustanella besteht aus einem von der Taille bis zu den Knien reichenden, durch einen Zug über die Hüften zusammengehaltenen, glänzend-weißen Faltenrock. Nach den Knien zu geht er in weite Falten über, die sehr sorgfältig behandelt werden.
Das Material besteht meist aus Baumwolle oder Leinen, bei den Landleuten war der Stoff gröber.
Verwendung in der Gegenwart
Heute ist die Fustanella noch Teil der Uniform der Soldaten, die das Grab des unbekannten Soldaten vor dem Athener Parlament bewachen und die Präsidialgarde stellen (Evzonen). Außerdem wird die Fustanella häufig vor allem in Griechenland und Albanien zu folkloristischen und festlichen Anlässen getragen. Die griechische Band Koza Mostra ist auch dafür bekannt, dass sie in Kilts oder Fustanella auftreten.[2]
Bilder
- Porträt von König Otto von Griechenland
- Fustanella eines Evzonen mit dem typischen plissierten Rock und den Bändern an den Strümpfen
- Südalbanische Tosken mit Fustanella, Skizze aus dem Jahre 1906
- Aufnahme aus Shkodra um 1903
- Iso-polyphonische Gesangsgruppe aus Skrapar
Weblinks
Einzelnachweise
- Meyers Konversationslexikon. Vierte Auflage. Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/ Wien 1885–1892.
- Fustanella. auf: kleidung-web.de, abgerufen am 27. Juli 2010
- Andromaqi Gjergji: Die Volkstrachten. In: Werner Daum (Hrsg.): Albanien – zwischen Kreuz und Halbmond. Pinguin Verlag, Innsbruck 1998, ISBN 3-7016-2461-5, S. 179.
- Manuel Fiedler: Aspekte zhvillimi në ndërtimet qytetare të Apolonisë. Kërkimet gjermano - shqiptare të viteve 2006–2013. In: Iliria. Band 38, Nr. 1, 2014, ISSN 1727-2548, S. 95–109, doi:10.3406/iliri.2014.2467.
- Burrë me fustanellë (terrakoto e Durrësit, shek. IV e.s.). Abgerufen am 27. September 2020.
- Burrë me fustanellë (Gur varri gjetur në Sokthinë - Mesaplik, Vlorë, shek. III-IV e.s.). Abgerufen am 27. September 2020.
- Paulicelli & Clark 2009, Kapitel 9: Michael Skafidas, "Fabricating Greekness: From Fustanella to the Glossy Page", S. 148.
- Heinrich Schliemann: Ithaka, der Peloponnes und Troja. Leipzig 1869.