Fußball-Weltmeisterschaft 1998/Frankreich

Qualifikation

Als Ausrichter war Frankreich, das nach 1938 zum zweiten Mal Gastgeber dieses Turniers war, automatisch für die Endrunde qualifiziert. In den Vorbereitungsspielen des WM-Jahres vermochte die Équipe tricolore kaum einmal zu überzeugen:

  • 28. Januar 1998 (Saint-Denis, Einweihung des Stade de France) gegen Spanien 1:0
  • 25. Februar 1998 (Marseille) gegen Norwegen 3:3
  • 25. März 1998 (Moskau) gegen Russland 0:1
  • 22. April 1998 (Solna) gegen Schweden 0:0
  • 27. Mai 1998 (Casablanca, König-Hassan II.-Pokal) gegen Belgien 1:0
  • 29. Mai 1998 (Casablanca) gegen Marokko 2:2 und 5:6 im Elfmeterschießen
  • 5. Juni 1998 (Helsinki) gegen Finnland 1:0

Französisches Aufgebot

In den Wochen vor der Endrunde mehrte sich die Kritik an Nationaltrainer Aimé Jacquet. Seine Aufstellungen, die Auswahl der Vorbereitungsgegner, die Tatsache, dass die Nationalelf sich überwiegend außerhalb Frankreichs einspielte – je näher das Auftaktspiel rückte, umso hysterischer wurde das Trommelfeuer gegen ihn und machte auch vor persönlichen Angriffen nicht halt: er sei nur ein Provinztrainer, der mit den hoch bezahlten Stars der Bleus generell nicht umgehen könne, manche von ihnen (wie Cantona und Ginola) sogar regelrecht vergrault habe, ohne Ahnung von Strategie und Taktik des modernen Fußballs und als Person zu farblos.

Zu seinen umstrittensten Entscheidungen gehörte die Nominierung von 28 Spielern bis zum letztmöglichen Zeitpunkt. Dies war eigentlich nicht ungewöhnlich, zeigt aber die Probleme, die vor allem die veröffentlichte Meinung im Vorfeld der Endrunde mit diesem sélectionneur hatte. Zum endgültigen Meldetermin strich Jacquet dann Nicolas Anelka (FC Arsenal), Ibrahim Ba (AC Mailand), Martin Djetou (AS Monaco), Pierre Laigle (Sampdoria Genua), Sabri Lamouchi (AJ Auxerre) und Lionel Letizi (FC Metz) aus dem Kader.

Dass nach der WM teilweise dieselben Journalisten von ihrer vorhergehenden Rolle nichts mehr wissen wollten, Jacquet über den grünen Klee lobten und sich einig darin waren, ihn zu Frankreichs „Trainer des Jahrhunderts“ zu wählen – worüber sich durchaus streiten lässt –, verweist eher auf Probleme der Medien, die auch in anderen europäischen Ländern nicht unbekannt sind. Aimé Jacquet jedenfalls ging den Weg, den er für richtig befand, und der Erfolg gab ihm recht.

NummerNameDamaliger VereinGeburtstagSpieleTorePlatzverw.
Torhüter
16Fabien BarthezAS Monaco28.06.1971700
22Lionel CharbonnierAJ Auxerre25.10.1966000
1Bernard LamaWest Ham United07.04.1963000
Abwehr
5Laurent BlancOlympique Marseille19.11.1965511
2Vincent CandelaAS Rom24.10.1973100
8Marcel DesaillyAC Mailand07.09.1968701
18Frank LebœufFC Chelsea22.01.1968300
3Bixente LizarazuFC Bayern München09.12.1969610
15Lilian ThuramAC Parma01.01.1972620
Mittelfeld
14Alain BoghossianSampdoria Genua27.10.1970500
7Didier DeschampsJuventus Turin15.10.1968600
13Bernard DiomèdeAJ Auxerre23.01.1974300
6Youri DjorkaeffInter Mailand09.03.1968710
19Christian KarembeuReal Madrid03.12.1970400
17Emmanuel PetitFC Arsenal22.09.1970620
11Robert PiresFC Metz29.10.1973300
4Patrick VieiraFC Arsenal23.06.1976200
10Zinédine ZidaneJuventus Turin23.06.1972521
Angriff
21Christophe DugarryOlympique Marseille24.03.1972310
9Stéphane Guivarc’hAJ Auxerre06.09.1970600
12Thierry HenryAS Monaco17.08.1977630
20David TrezeguetAS Monaco15.10.1977610
Trainer
 Aimé Jacquet 27.11.1941

Spiele der französischen Mannschaft

Vorrunde

Frankreich spielte in Gruppe C mit Südafrika, Dänemark und Saudi-Arabien.

Rang Land Tore Punkte
1FrankreichFrankreich Frankreich9:19
2Danemark Dänemark3:34
3Sudafrika Südafrika3:62
4Saudi-Arabien Saudi-Arabien2:71
Frankreich - Südafrika 3:0 (1:0)
Frankreich - Saudi-Arabien 4:0 (1:0)
Frankreich - Dänemark 2:1 (1:1)

Spielberichte

Gegen Südafrika am 12. Juni 1998 im Stade Vélodrome von Marseille vor 55.075 Zuschauern; SR: Rezende de Freitas (Brasilien):

1:0 Dugarry (34.) – 2:0 Issa (77., ET), 3:0 Henry (90.)


Gegen Saudi-Arabien am 18. Juni 1998 im Stade de France von Saint-Denis vor 80.000 Zuschauern; SR: Brizio Carter (Mexiko):

1:0 Henry (36.) – 2:0 Trezeguet (68.), 3:0 Henry (77.), 4:0 Lizarazu (85.); Platzverweis: Zidane (70.)


Gegen Dänemark am 24. Juni 1998 im Stade Gerland von Lyon vor 44. 000 Zuschauern; SR: Collina (Italien):

1:0 Djorkaeff (12., FE), 1:1 M. Laudrup (42., FE) – 2:1 Petit (56.)

Achtelfinale

Frankreich – Paraguay 1990 Paraguay 1:0 (0:0, 0:0) nach Golden Goal

Am 28. Juni 1998 im Stade Félix-Bollaert von Lens vor 42.000 Zuschauern; SR: Bujsaim (Vereinigte Arabische Emirate):

1:0 Blanc (114.)

Viertelfinale

Frankreich – Italien Italien 0:0 n. V., 4:3 i. E.

Am 3. Juli 1998 im Stade de France von Saint-Denis vor 77.000 Zuschauern; SR: Dallas (Schottland):

Elfmeterschützen: für Frankreich Zidane, Lizarazu (verschossen), Trezeguet, Henry, Blanc; für Italien R. Baggio, Albertini (verschossen), Costacurta, Vieri, Di Bagio (verschossen)

Halbfinale

Frankreich – Kroatien Kroatien 2:1 (0:0)

Am 8. Juli 1998 im Stade de France von Saint-Denis vor 80.000 Zuschauern; SR: García Aranda (Spanien):

0:1 Šuker (46.), 1:1 Thuram (47.), 2:1 Thuram (69.); Platzverweis: Blanc (74.)

Endspiel

Frankreich – Brasilien Brasilien 3:0 (2:0)

Am 12. Juli 1998 im Stade de France von Saint-Denis vor 75.000 Zuschauern; SR: Belqola (Marokko):

1:0 Zidane (27.), 2:0 Zidane (45.) – 3:0 Petit (90.); Platzverweis: Desailly (68.)

Frankreich spielte mit Barthez – Thuram, Lebœuf, Desailly, Lizarazu – Djorkaeff (ab 70. Vieira), Deschamps, Zidane, Petit, Karembeu (ab 57. Boghossian) – Guivarc'h (ab 66. Dugarry)

Fazit

68 Jahre nach ihrer ersten WM-Teilnahme und 40 Jahre nach ihrem dritten Platz bei der WM in Schweden gelang der Équipe tricolore der lang angestrebte Titelgewinn. Der Film „Les Yeux dans les Bleus“ (dt. „Der Blick auf die Blauen“), der diesen von einer ganzen Nation herbeigesehnte Erfolg dokumentiert, wurde in Frankreich naturgemäß zum Kultfilm. Die berühmteste Szene darin: der Kuss des französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac auf die „göttliche Glatze“ von Torhüter Barthez nach dem WM-Finale, der damit die Geste aufgriff, die der im Endspiel gesperrte Laurent Blanc eingeführt hatte.

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