Fritz Röll

Fritz Röll (* 16. März 1879 in Kaltennordheim / Rhön; † 1. August 1956 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.

Sandalenbinder 1909, am Lietzensee

Leben und Werk

Steinmädchen 1913
Schreitendes Mädchen in Berlin-Spandau 1932
Schönheit 1926

Röll war der Sohn von Wilhelm Röll und Luise Greifzu. Er gehörte zu den Künstlern der Berliner Bildhauerschule und wurde maßgeblich von Adolf von Hildebrand beeinflusst. Von 1896 bis 1900 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Nürnberg und war danach Gehilfe bei Gustav Eberlein und Johannes Götz. Von 1902 bis 1910 war er an der Akademischen Hochschule der Künste in Berlin unter Ludwig Manzel,[1] Ernst Herter, Peter Breuer und hauptsächlich Gerhard Janensch. Für 1906/1907 erhielt er ein Stipendium der Adolf Menzel-Stiftung.[2]

1909 bekam er den „Großen Staatspreis“ der Preußischen Akademie der Künste. Von 1911 bis 1914 lebte er in Rom, Atelier zuerst in der Villa Strohl-Fern,[3] ab Oktober 1912 in der Villa Massimo (zeitweise zusammen mit Adolf von Hildebrand), erster Privatstipendiat von Eduard Arnhold. Er stellte auf bedeutenden Kunstausstellungen in Berlin, München, Rom und Wien aus. 1928 gewann er die silberne Medaille für deutsche Kunst in Düsseldorf. Außerdem wurde er mit dem Menzelpreis ausgezeichnet. Er arbeitete in Stein, Bronze und Holz.

Röll lebte in Berlin-Dahlem. Ab 1919 hatte er sein eigenes Atelier in Berlin, 1935 kaufte er das Atelier von August Gaul. 1934 leitete er die Große Berliner Kunstausstellung. Besonders geschätzt sind seine Porträtbüsten. Röll blieb den Hildebrandschen Forderungen treu, was ihn vor einer großen Karriere als Bildhauer während der Zeit des Nationalsozialismus bewahrte. Er war von 1937 bis 1941 auf allen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München jeweils mit mehreren Werken vertreten, von den Hitler 1939 die Marmorstatue „Jünglingsfigur“ für 20 000 RM erwarb[4] und 1940 der Reichsminister Hans Heinrich Lammers die Bronze-Plastik „Gänsepaar“.

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

  • Große Berliner Kunstausstellungen 1901, 1902, 1904, 1906–1942
  • Berliner Secession 1920, 1926
  • Verein Berliner Künstler 1925–1941
  • Akademie Berlin 1924–1941
  • München 1904, 1907, 1908, 1911, 1912, 1925, 1930, 1932, 1935, 1936, 1937–1941
  • Olympischer Kunstwettbewerb Berlin 1936
  • Königsberg 1925, Rio de Janeiro 1928, Essen 1928, Düsseldorf 1928 (Silbermedaille), 1933, Wien 1909, 1932 (Ehrenmedaille), 1940, Rom 1912, 1913, Helsinki 1936, Warschau 1938, Zagreb und Bratislava 1942

Werke (Auswahl)

  • Sandalenbinder (Marmor, lebensgroß, 1939 gekauft von Hitler, 2004 bei Sotheby’s wieder aufgetaucht, nach Intervention zurückgezogen. 2008 im freien englischen Handel wieder aufgetaucht, seit Bericht über den ehemaligen Hitler-Besitz der Figur in The Art Newspaper vom 7. Juli 2008 ist sie wieder verschollen[5][6])
  • Sandalenbinder, 1909 (Bronze, lebensgroß, Berlin/Lietzenseepark und Folkwang-Museum/Essen; dort auch ein „Schweinchen“)
  • Verzweifelter, Rom 1912 (Bronze, lebensgroß, Berlin/Mariendorf, Heidefriedhof)
  • Steinmädchen, 1913 (Muschelkalk, lebensgroß, Berlin-Grunewald)
  • Kapitellfiguren in der Eingangshalle Ullstein-Druckhaus, Tempelhof, 1926
  • Schreitende, 1932 (Bronze, lebensgroß, Berlin-Spandau)
  • Läufer am Ziel, 1927 (Bronze, lebensgroß, Halle/S., Am Leipziger Turm)
  • Nietzsche-Porträt, 1921 (Marmor, Goethe-Nationalmuseum, Weimar)
  • Porträt Maler Ströher (Bronze, Hunsrück-Museum Simmern)
  • Porträt Dr. Franke (Bronze, Siemens-Archiv)
  • Stifterplakette Bronzerelief Porträt Eduard Arnhold, 1929 (Deutsche Akademie, Villa Massimo, Rom)
  • Grabplastiken (Berlin: Luisenfriedhof II/Kriegergrab „Mutter Erde“, Parkfriedhof Lichterfelde, Friedhof Stahnsdorf, Dahlem – St. Annen-Friedhof; Hamburg-Ohlsdorf: Grab Fichtel, 1931[7])
  • Grabstein einer Trauernden (Kriegerdenkmal in Kaltennordheim)
  • Mutter und Kind (1938, lebensgroß, Berlin/Bahnhof Friedrichstraße, wurde 1960 das letzte Mal gesehen, seither verschollen)
  • Rhönbäuerin (Holz, verschollen)
  • Jung-Siegfried (überlebensgroß, Gips in Metall, 1942 erworben von der Stadt Berlin, verschollen)
  • Brunnenanlage mit weiblicher Figur (verschollen)

In Privatbesitz: Porträtbüsten, Kleinplastiken, darunter Tierdarstellungen, mit denen er sich neben August Gaul behaupten kann.

Literatur

  • Röll, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958, S. 88 (Textarchiv – Internet Archive Leseprobe).
  • Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? 10. Ausgabe, Degener, Berlin 1935, S. 1315.
  • Angela Windholz: Et in Academia Ego. 2008, ISBN 978-3-7954-2060-4, S. 315–317.
  • Angela Windholz: Villa Massimo. 2003, ISBN 3-935590-93-8, S. 64–65, 108 Anm. 273.
  • Degener´s "Wer ist´s?" 1928, S. 1282 und 1935, S. 1316.
  • Dresslers Kunsthandbuch 1930, 2. Band, S. 828.
  • Internat. Handbuch aller Maler und Bildhauer des 19. Jhdt., Busse-Verzeichnis 1977.
  • E.Bénézit: Tome 7, S. 322 (1954), Tome 9, S. 56 (1976), Tome 11, S. 852 (1999).
Commons: Fritz Röll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Röll, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 489 (biblos.pk.edu.pl).
  2. Personal-Nachrichten – Charlottenburg. In: Die Kunst – Monatsheft für freie und angewandte Kunst. F. Bruckmann, München 1899, S. 200 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Berichte über die Arbeit, Mietzahlung u. ä. folgender Stipendiaten bzw. Gäste in Rom: Fritz Röll 1909 bis 1911. Ab 1911 gedruckt in Angela Windholz: Et in academia ego … Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-2060-4, S. 315–317.
  4. Jünglingsfigur — Die Großen Deutsche Kunstausstellungen 1937 – 1944/45. Abgerufen am 1. August 2021.
  5. Pressefoto mit Hitler vor dem „Sandalenbinder“ in München (1939) (abgerufen am 24. Mai 2014)
  6. Jiri Kuchar: Hitlerova sbirka v cechach. Verlag Eminent, 2009, ISBN 978-80-7281-386-5, S. 195–201
  7. Barbara Leisner, Heiko K. L. Schulze, Ellen Thormann: Der Hamburger Hauptfriedhof Ohlsdorf. Geschichte und Grabmäler. Verlag Hans Christians, Hamburg 1990, S. 154, Kat. 1066.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.