Fritz Harnest

Fritz Harnest (* 16. August 1905 in München; † 28. Januar 1999 in Traunstein) war ein deutscher Maler und Grafiker. Er war ein wichtiger Vertreter der Abstrakten Kunst und Druckgrafik nach dem Zweiten Weltkrieg.

Fritz Harnest Ende Dezember 1998 (Aufnahme Joseph Harnest)

Leben und Werk

Fritz Harnest begann sein Studium bereits im Alter von 16 Jahren. Von 1921 bis 1929 studierte er Malerei an der Akademie der bildenden Künste in München als Schüler von Carl Johann Becker-Gundahl, Ludwig von Herterich und Karl Caspar. Er beschäftigte sich intensiv, insbesondere ab 1929 bei Karl Caspar, mit der Farbe. In den Jahren von 1930 bis 1931 unternahm er Studienreisen nach Frankreich, in die Normandie und nach Paris mit seinem Freund, dem Maler Otto Baumann.

Fritz Harnest um 1970 (Aufnahme Joseph Harnest)

Bei Beginn der nationalsozialistischen Machtübernahme zog er sich zurück. Er besuchte 1934 Berlin und traf dort Emil Nolde, der ihn ermunterte, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Es schloss sich ein weitgehend erhaltener Briefwechsel mit Nolde an. Fritz Harnest hatte seine erste Einzelausstellung mit Kreidezeichnungen 1934 in Berlin. Ab dieser Zeit lebte er abwechselnd in Hamburg, Berlin und München.

1935 heirateten Fritz Harnest und Mutz Ellermann. Sie war Zeichnerin und bestritt später viele Jahre den Unterhalt der Familie. In dieser Zeit entstanden einige sehr farbige Landschafts- und Porträtgemälde von Fritz Harnest. 1937 wurde Sohn Joseph geboren, ein Jahr später erfolgt die Geburt des Sohnes Ulf. Nach einem missglückten Versuch sich in Hamburg niederzulassen zieht die Familie 1938 in eine Wohnung in Übersee am Chiemsee. Im gleichen Jahr porträtierte Fritz Harnest Emil Noldes Frau. Von 1940 bis 1945 war Harnest als Dolmetscher in Moosburg tätig. 1946 nahm er an den ersten Nachkriegsausstellungen Bayerische Kunst der Gegenwart (Bavarian Art of Today) in München und Basel teil.

Harnest wandte sich schon früh der grafischen Arbeit mit Holzschnitten und der Abstraktion zu. Im Jahr 1952 entstanden die “Bibelholzschnitte”. Seine Bilder wurden in dieser Zeit in der Schweiz, Italien, Holland, Österreich, in allen Teilen Deutschlands und in Ohio ausgestellt. 1959 begann eine Freundschaft mit Rupprecht Geiger. Im Jahr 1959 war er Teilnehmer der documenta 2 in Kassel in der Abteilung Graphik. Im selben Jahr wurde er, vermittelt durch Werner Gilles, Mitglied der Neuen Gruppe München. In den achtziger Jahren entstanden in Zusammenarbeit mit Klaus Steindlmüller Keramikarbeiten. 1991 starb seine Ehefrau.

Preise und Auszeichnungen

  • 1961: 2. Preis bei der II. Internationalen Triennale für farbige Originalgrafik Grenchen, Schweiz
  • 1964: Seerosenpreis der Stadt München für Malerei
  • 1969: Ehrenmedaille bei der ersten Triennale Internazionale della Xilographia Contemporanea, Capri
  • 1988: Preis des Kunstvereins Rosenheim anlässlich der Jahresausstellung
  • 1996: Bundesverdienstkreuz am Bande
  • 1997: Kulturpreis der Stadt Rosenheim

Arbeiten im öffentlichen Raum

Fenster im Treppenhaus des Instituts für Maschinenwesen der TU München (Aufnahme Joseph Harnest 1995)
„Wandkeramik Harnest-Bampi im Treppenaufgang zum 1.OG im Finanzamt Säckingen“[1]
„Wandkeramik Harnest-Bampi im Casino der Alb-Kaserne Stetten“[2]

Mappenwerke

  • Fritz Harnest – acht farbige Holzschnitte mit einem Gedicht von Eugen Gomringer, Verlag Galerie Otto Stangl München 1959; Leinenkassette (ca. 46,6 × 32,8 × 3,1 cm) mit 8 signierten mehrfarbigen handabgezogenen Holzschnitten und 4 Textblättern, Auflage 25 nummerierte Exemplare.[3][4]

Literatur

  • Monographische Werke:
    • Joseph Harnest, Stephan Harnest, Peter Schunda: Fritz Harnest – Das eigene Ringen um die Kunst. Selbstverlag, Übersee 2007, ISBN 978-3-00-020719-8.
  • Ausstellungskataloge:
    • Bayerische Kunst der Gegenwart. Bayerisches Nationalmuseum, Neue Sammlung, München/ Basel, 1946.
    • Moderne Farbholzschnitte. Kunstverein Freiburg, 1955.
    • Max Burchartz / Fritz Harnest, Kunstverein Freiburg, 1955.
    • Fritz Harnest, Klebebilder. Moderne Galerie Otto Stangl, München, 1957.
    • documenta II. 3. Band: Druckgraphik. 1959, S. 35.
    • Fritz Harnest, houtsneden en collages, Stedelijk Museum, Amsterdam 1960.
    • II. Internationale Triennale für Original-Graphik. Grenchen 1961
    • Fritz Harnest / Ernst Weil, Oelbilder Collagen und Zeichnungen. Galerie Otto Stangl, München 1961.
    • International Prints. Cincinnati Art Museum, Ohio 1962, Nr. 101.
    • Ausstellung Fritz Harnest – 19 Ölbilder und 5 Collagen. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1963.
    • Deutscher Holzschnitt – von der Frühzeit bis zur Gegenwart. Gesellschaft der Freunde junger Kunst Baden-Baden, 1966, Nr. 259–261.
    • Hommage à Franz Roh. Gesellschaft der „Freunde junger Kunst“ (München), Ausstellung im Kunstverein München 1966, Nr. 39.
    • Kunst der Graphik in und um München. Staatliche Graphische Sammlung München, München 1967.
    • La Triennale Internazionale della Xilographia Contemporanea. Castello dei Pio, Capri 1969.
    • Mostra Internationale della Xilografia Contemporane. Chalet delle Rose, Pontecchio Marconi (Bologna) 1971, Nr. 56.
    • Mutz Harnest / Fritz Harnest, Holzschnitte, Bilder, Zeichnungen. Kunstverein München, 1974, Texte von J.A. Schmoll gen. Eisenwerth, Fritz Harnest und Wilhelm Neufeld.[5]
    • Mutz und Fritz Harnest, Zeichnungen, Bilder, Holzschnitte. Städtische Galerie Rosenheim, 1982.
    • Wolf Dieter Enkelmann: GeigerGruchot – Harnest – Marek, Galerie der Künstler im BBK München 1991, ISBN 3-926220-36-8.
    • Fritz Harnest, Späte Grüße. marquardt Ausstellungen, München 1995.
    • Fritz Harnest – Anton Hiller. ARTS Akzente, Kunstraum Klosterkirche Traunstein, 1998.
  • Lexika und Sammelwerke:
    • Harnest, Fritz. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 6, Nachträge H–Z. E. A. Seemann, Leipzig 1962, S. 22 (Textarchiv – Internet Archive Leseprobe).
    • Harnest, Fritz. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 69, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23036-3, S. 369.
    • Juliane Roh: Deutsche Kunst seit 1960. Teil III, Druckgraphik, München 1974, S. 41, 194.
    • Oberste Baubehörde München: Bildwerk – Bauwerk – Kunstwerk. Bruckmann, München 1990, S. 160–161.
    • Maria Schüly: Richard Bampi, Keramiker der Moderne. Stuttgart 1993, S. 190–191.
    • Ruth Negendanck: Künstlerlandschaft Chiemsee. Fischerhude 2008, S. 179–204.
    • Andrea R. Stoll: Hommage an einen Galeristen – Otto Stangl und seine Künstlerfreunde. Hatje Cantz, 2003, S. 94–96.
  • Zeitschriften:
    • Klaus Steindlmüller: Fritz Harnest. In: Neue Keramik. Nr. 9, 1995, S. 614–615, ISSN 0933-2367

Posthume Ausstellungen (Auswahl)

  • 2005: 100 Jahre Fritz Harnest – 10 Jahre Staatliches Hochbauamt, Staatliches Hochbauamt Rosenheim.[6][7]
  • 2007: Fritz Harnest – Vom Klang der Farbe, Galerie im Alten Rathaus, Prien.[8]
  • 2019: Moments Musicaux – Fritz Harnest, ein Graphiker der Moderne und die Musik – Klavierabend mit dem Klangzauberer Wolfgang Leibnitz, mit einer Bildprojektion von Willee Regensburger,[9] Vereinshaus Traunstein.[10]

Film

  • Hans Stumpf: Kunst der Gegenwart – am Beispiel von Fritz Harnest. marquardt Ausstellungen, München 1994.[11]

Einzelnachweise

  1. Wandkeramik im Werkverzeichnis: „Maria Schüly – Richard Bampi, Keramiker der Moderne“, Stuttgart 1993, S. 251 Nr. 313.
  2. Wandkeramik im Werkverzeichnis: „Maria Schüly – Richard Bampi, Keramiker der Moderne“, Stuttgart 1993, S. 252 Nr. 320.
  3. Belegt durch Exemplar Nummer 6 im Toledo Museum of Art Ohio (Objektnummer 1984.547)
  4. Filme zu Fritz Harnest (1905–1999) Nr. 1 – Die "Stangl-Mappe" von 1959 auf YouTube, 7. September 2019, abgerufen am 20. September 2019.
  5. Kunstverein München – Publikationen
  6. Ausstellungseröffnung: Begrüßung Baudirektor Matthias Ferwagner, Ansprache Kulturreferent Klaus Jörg Schönmetzler
  7. Fritz Harnest – Ausstellungsverzeichnis
  8. Webseite: Galerie im Alten Rathaus, Prien
  9. Inspirierte Verbindung. In: Traunsteiner Tagblatt. am 19. Juli 2019.
  10. Veranstaltungsprogramm Chiemgauer Kulturtage, 12. – 28. Juli 2019.
  11. Fritz Harnest, Späte Grüße. marquardt Ausstellungen, München 1995, S. 102. (Filmbeitrag mit Ausschnitten aus der Eröffnungsrede von Hetum Gruber).
Commons: Fritz Harnest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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