Fritz Bopp (Politiker)
Fritz Bopp, auch Friedrich Bopp (* 14. Januar 1863 in Dielsdorf; † 27. Januar 1935 in Bülach), war ein Schweizer Journalist, Dichter und Politiker.
Leben
Familie
Fritz Bopp war der Sohn des Kleinlandwirts und Viehhändlers Salomon Bopp († 1896)[1] und von dessen Ehefrau Katharina (geb. Lips); er hatte noch drei Geschwister.
Er war seit 1899 mit Elisabetha, der Tochter des Landwirts Hans Konrad Meier aus Bülach, verheiratet.
Werdegang
Nach Beendigung der Primar- und Sekundarschule, die er für ein Jahr besucht hatte, war Fritz Bopp auf dem elterlichen Hof und später als Notariatsgehilfe tätig. In dieser Zeit bildete er sich autodidaktisch weiter und veröffentlichte seine ersten journalistischen und dichterischen Arbeiten.
Von 1887 bis 1888 war er als Redaktor der in Dielsdorf[2] verlegten Zeitung Der Wehntaler tätig sowie von 1895 bis 1896 als Dienstknecht in einer Textilfabrik. Zudem war er, als Nachfolger von Friedrich Scheuchzer von 1895 bis 1928 Redaktor der Bülach-Dielsdorfer-Wochenzeitung, aus der 1949 die Tageszeitung Zürcher Unterländer hervorging. Ihm folgte Alfred Illi (1895–1969).[3] Zwischenzeitig war er 1902 von seiner Tätigkeit als Redakteur zurückgetreten.[4]
Als Landwirt betätigte er sich von 1899 bis 1912 auf dem Gut seines Schwiegervaters und war darauf von 1912 bis 1928 Bezirksrichter und in dieser Zeit von 1912 bis 1915 Präsident des Bezirksgerichts Bülach.
Politisches Wirken
Bis zu seinem Rücktritt 1893[5] war Fritz Bopp Mitglied und bis zum 21. Januar 1892 Aktuar[6] des Zürcherischen Bauernbunds,[7] einer Organisation, die 1891 von Konrad Keller aus Oberglatt ins Leben gerufen worden war.[8] Zu Beginn seiner Karriere war er Mitglied der Demokratischen Partei.
Er war einer der ersten Bauernführer des Kantons und versuchte die wirtschaftlich bedrohte Bauernschaft zu stärken, zu welchem Zweck er eine unabhängige politische Organisation anstrebte. 1907[9] gründete er die Demokratische Bauernpartei des Bezirks Bülach und war 1917 Mitbegründer der kantonalzürcherischen Bauernpartei (siehe Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei), aus der er 1923[10] – erst aus der Fraktion und 1924 aus der Partei – austrat.[11]
Seit 1896[12][13] war er, als Nachfolger von Heinrich Kern, im Kantonsrat vertreten. Nachdem er 1910 in der Gemeinderatswahl nicht wieder gewählt worden war, legte er darauf auch sein Amt als Kantonsrat nieder, wurde aber, obwohl er eine Kandidatur ablehnte, im April 1910 mit grosser Mehrheit wieder gewählt.[14] 1918 trat er, nach einem Auftritt der Frauenrechtlerin Rosa Bloch vor dem Kantonsrat, von seinem Amt als Rat zurück.
Vom 7. Juni 1915 bis zum 6. Januar 1928 war er Nationalrat. Bei der Nationalratswahl 1925 wurde für ihn eine besondere Nationalratswahlliste, die Freie Bauernliste, aufgestellt, damit er, der zuvor aus der Bauernpartei ausgetreten war, als fraktionsloser wieder gewählt werden konnte.[15][16] 1928 trat er von seinem Amt als Nationalrat zurück;[17] ihm folgte Emil Heller.[18]
Er war ein Vorkämpfer für den Bau der Eisenbahn.[19]
Fritz Bopp vertrat zunehmend eine Abwehrideologie mit autoritären und antimodernistischen Zügen, warnte vor geistiger Überfremdung und Vermassung und stellte gegen diese Bedrohung einen gesunden und starken Bauernstand. Zur Stärkung des bäuerlich-ländlichen Einflusses setzt er sich für den Proporz ein[20] und war 1902, gemeinsam mit Charles-Eugène Fonjallaz (1853–1917),[21] Initiant einer Initiative, die sich dafür einsetzte, dass eine Revision des Artikel 72 der Bundesverfassung erfolgen solle, sodass in Zukunft nicht mehr die Wohnbevölkerung, sondern nur die schweizerbürgerliche Wohnbevölkerung für die Repräsentation im Nationalrat massgebend sein sollte. Dies hätte zur Folge, dass auf 20.000 schweizbürgerliche Einwohner ein Mitglied gewählt werden könne.[22]
Er bekämpfte staatssozialistische Tendenzen,[23][24] war ein entschiedener Gegner des Landesstreiks, vertrat eine rigorose Sparpolitik und lehnte das Frauenstimmrecht[25] sowie den Völkerbund ab. Hierbei verhinderte jedoch sein schwieriger Charakter einen grösseren persönlichen Einfluss.
Rudolf Maurer (1872–1963)[26] war sein politischer Weggefährte, mit dem er auch befreundet war.[27]
Schriftstellerisches Wirken
In seiner Lyrik feierte Fritz Bopp traditionelle Werte und Tugenden wie Heimat, Natur, Bauernstand und Bauernarbeit. Er pflegte eine Freundschaft mit der Dichterin Isabelle Kaiser.
Ehrungen und Auszeichnungen
1966 wurde auf dem Friedhof Bülach ein Gedenkstein für Fritz Bopp eingeweiht.[28]
An seinem Geburtshaus an der Hinterdorfstrasse 3 in Dielsdorf ist eine Gedenkplatte angebracht.[29]
In Bülach wurde der Fritz-Bopp-Weg nach ihm benannt.
Schriften und Gedichte (Auswahl)
- Zug. In: Zuger Volksbatt vom 31. Juli 1894. S. 1 (Digitalisat).
- Wolken und Sterne. Frauenfeld 1896.[30]
- Neue Gedichte. Frauenfeld 1904.[31]
Literatur
- Markus Bürgi: Fritz Bopp. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Fritz Bopps Abschied vom Kantonsrat. In: Nebelspalter, Band 44, Heft 31. 1918. S. 2 (Digitalisat).
- Zur Demission des Nationalrates Fritz Bopp. In: Freiburger Nachrichten vom 16. Januar 1928. S. 3 (Digitalisat).
- Fritz Bopp. In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. April 1928. S. 5 (Digitalisat).
- Fritz Bopp. In: Bote vom Untersee und Rhein vom 29. Januar 1935. S. 3 (Digitalisat).
- Fritz Bopp. In: Oberländer Tagblatt vom 1. Februar 1935. S. 2 (Digitalisat).
- Fritz Bopp. In: Neue Zürcher Zeitung vom 3. März 1935. S. 5 (Digitalisat).
- Zum Andenken an Fritz Bopp. In: Neue Zürcher Zeitung vom 14. Januar 1963. S. 17–18 (Digitalisat).
- Stefan Schmid: Fritz Bopp, der Bauernführer aus dem Unterland. In: SVP Bezirk Dielsdorf. S. 4–5 (Digitalisat).
Weblinks
- Fritz Bopp. In: Archiv für Agrargeschichte.
- Fritz Bopp. In: Schweizerische Eliten im 20. Jahrhundert.
- Fritz Bopp auf der Website der Bundesversammlung.
- Fritz Bopp. In: Portrait Archiv.
Einzelnachweise
- Neue Zürcher Zeitung 12. Juni 1896 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 4. August 2023.
- Walther Heide: Handbuch der deutschsprachigen Zeitungen im Ausland. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2020, ISBN 978-3-11-151176-4 (google.com [abgerufen am 5. August 2023]).
- Illi, Alfred (1895-1969)--DB1715. Abgerufen am 5. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 1. Januar 1903 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Zürcherische Freitagszeitung 8. Dezember 1893 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Zürcherische Freitagszeitung 23. Dezember 1904 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Beat Junker: Bauernbünde. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Juni 2004, abgerufen am 5. August 2023.
- Hans Zopfi: Das Selbstbewusstsein des Bauern. In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, Band 23. 1961, abgerufen am 5. August 2023.
- Briger Anzeiger 6. April 1907 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. August 2023.
- Oberegger Anzeiger 15. Juni 1923 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. August 2023.
- Grütlianer 29. September 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 6. Juli 1896 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 7. Juli 1896 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Zürcherische Freitagszeitung 8. April 1910 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. August 2023.
- Grütlianer 6. Oktober 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. August 2023.
- Freiburger Nachrichten 28. Oktober 1925 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 7. August 2023.
- Neue Zürcher Nachrichten 13. Januar 1928 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 8. August 2023.
- Neue Zürcher Nachrichten 23. Januar 1928 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 8. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 18. Juni 1897 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- ETH-Bibliothek Zuerich: Erinnerungen an die Kämpfe für die Einführung des proportionalen Wahlverfahrens. Abgerufen am 8. August 2023.
- Maurice Meylan, Ekkehard Wolfgang Bornträger: Charles-Eugène Fonjallaz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 25. November 2002, abgerufen am 5. August 2023.
- Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 25. Januar 1902 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 2. April 1897 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern 2. Dezember 1905 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. August 2023.
- Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 30. August 1905 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 6. August 2023.
- Katja Hürlimann: Rudolf Maurer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. März 2008, abgerufen am 5. August 2023.
- Maurer, Rudolf (1872-1963)--DB4088. Abgerufen am 5. August 2023.
- Der Bund 9. Mai 1966 Ausgabe 02 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Ausgewählte Bauten: "Haus Bopp", Hinterdorfstrasse 3. In: Dorfchronik - mein Dielsdorf. 2012, abgerufen am 8. August 2023.
- Zürcherische Freitagszeitung 27. November 1896 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.
- Neue Zürcher Zeitung 14. August 1904 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 5. August 2023.