Béatrice-von-Wattenwyl-Haus
Das Béatrice-von-Wattenwyl-Haus (ursprünglich Frisching-Haus) ist ein Stadtpalais an der Junkerngasse 57–59 in der Altstadt von Bern.
Geschichte
Hans Frisching (1486–1559), ehemaliger Söldnerführer einer Reisläufertruppe und später Landvogt und Berner Kleinrat, erwarb 1529 das ehemalige Sässhaus des Klosters Frienisberg, das seither Frisching-Haus hiess. Es war über viele Generationen der Stadtsitz der Patrizierfamilie Frisching.
Von 1705 bis 1706 liess Samuel Frisching dieses gotische Haus nach Plänen von Joseph Abeille um einen südlich vorgelagerten barocken Trakt mit Gartenterrasse erweitern und die Obergeschosse umbauen. Das Frisching-Haus sowie Schloss Rümligen gehörten später seinem Enkel Rudolf Emanuel Frisching (1698–1780), der sich 1727 mit Anna Margaretha von Wattenwyl verheiratete. Mit ihm erlosch der Zweig der Frisching von Rümligen; seine einzige Tochter Margarethe Frisching (1773–1813) heiratete 1746 einen Cousin aus dem Familienzweig von Schloss Wil, Johann Rudolf von Frisching (1761–1838). Nach deren Tod fielen das Stadthaus sowie das Schlossgut Rümligen 1838 an ihre Tochter Alette Sophie Rosine von Frisching und deren Ehegatten Friedrich Ludwig von Wattenwyl. In der nächsten Generation folgte ihr Sohn Ferdinand Karl Friedrich von Wattenwyl (1820–1877). Von seinen vier Töchtern aus zwei Ehen heirateten zwei in die Familie von Tscharner, wodurch Rümligen an diese Familie kam, die Jüngste, Sophia−Béatrice von Wattenwyl (1867–1923), heiratete ihren Cousin Jakob Emanuel („Nello“) von Wattenwyl (1863–1934). Dieser schloss 1929 einen Schenkungsvertrag mit der Schweizerischen Eidgenossenschaft, nach dem das Frisching-Haus nach seinem Tod 1934 an den Staat überging und seither den Namen seiner Gattin trägt.
Heute wird das Haus für Empfänge des Bundesrates gebraucht; regelmässig finden hier seit 1970 die sogenannten Von-Wattenwyl-Gespräche zwischen dem Bundesrat und den Regierungsparteien SVP, SP, FDP und die Mitte statt.[1] Ausserdem befinden sich zwei Wohnungen und ein Einzelzimmer im Haus, welche ausschliesslich an Magistratspersonen oder allenfalls an Parlamentarier vermietet werden. Im März 2022 wurde bekannt, dass der Bund eine Umnutzung der Wohnungen prüft. In den letzten Jahren waren die Wohnungen oft von Leerstand betroffen.[2][3] Für die Vermietung zuständig ist das Bundesamt für Bauten und Logistik.[4]
Die von der Münsterplattform aus sichtbare Hauptfassade mit Freitreppe, Balkon, Giebel mit Wappen der Patrizierfamilie Frisching und Dachreiter ist nach Süden gerichtet; die davor liegenden Terrassen und abgestuften Gärten verleihen ihr ein monumentales Gepräge.
Zur Schenkung von 1934 gehörte auch das sogenannte Gespensterhaus gegenüber an der Junkerngasse 54.[5]
Literatur
- Monica Bilfinger und Martin Fröhlich: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 681: Das Beatrice von Wattenwil-Haus in Bern, Bern 2000, ISBN 3-85782-681-9
- Monica Bilfinger: Das Beatrice von Wattenwyl-Haus in Bern. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 958–959, Serie 96). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2014, ISBN 978-3-03797-169-7.
Einzelnachweise
- Der Bundesrat: Von-Wattenwyl-Gespräche. Abgerufen am 17. Februar 2020.
- Ruedi Studer: Politiker-Palais steht leer: Bund prüft Umnutzung bei Von-Wattenwyl-Haus. In: blick.ch. 8. März 2022, abgerufen am 15. März 2022.
- Christian Holzer: Fünf Zimmer für 2450 Fr.: Leuthards Wohnung ist ein Mega-Schnäppchen. In: 20min.ch. 13. Januar 2020, abgerufen am 15. März 2022.
- Melanie Thöne: Doris Leuthard: Deshalb steht Ex-Wohnung in Bern noch immer leer. In: nau.ch. 23. Januar 2024, abgerufen am 23. Januar 2024.
- Pascal Tischhauser: Geist des Berner Gespensterhauses erhält Zugang zum Von-Wattenwyl-Haus. In: blick.ch. 19. Mai 2023, abgerufen am 20. Mai 2023.
Weblinks
- Infos und Bilder zum Béatrice-von-Wattenwyl-Haus auf g26.ch
- Infos und Bilder des Bundesamts für Bauten und Logistik
- Das renovierte von Wattenwyl-Haus, Schweizer Filmwochenschau vom 23. Januar 1959
- Gartenanlage Beatrice von Wattenwyl-Haus (Sanierungsplan des Bundesamts für Bauten und Logistik), 2011–2012