Frille

Frille ist ein Ortsteil von Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke in Ostwestfalen.

Gedenkstein Frille
Frille
Koordinaten: 52° 20′ N,  0′ O
Höhe: 46 m ü. NN
Fläche: 10,58 km²
Einwohner: 1218 (15. Jun. 2023)
Bevölkerungsdichte: 115 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 32469
Vorwahl: 05702 und weitere
Karte
Lage von Frille in Petershagen

Geographie

Er liegt 4,5 km südöstlich der Petershagener Kernstadt. Frille grenzt im Norden an den Ortsteil Lahde, im Osten an den Ortsteil Quetzen, im Süden an Cammer, Ortsteil der Stadt Bückeburg, und Päpinghausen, Ortsteil der Stadt Minden, sowie im Westen an den Ortsteil Wietersheim und an die Weser mit der jenseits des Flusses gelegenen Kernstadt Petershagen.

Geschichte

Im Jahre 1168 wird Frille erstmals urkundlich als „Vrigelde“ erwähnt. Da Frille sowohl für die Edlen vom Berge als auch für die Grafen von Schaumburg interessant war, führte dies zu einem zweigeteilten Dorf, in dem sich eine unübersichtliche Gemengelage von Besitztiteln und Grundrechten beider Seiten ausbildete. 1398 erbte das Hochstift Minden den Besitz derer vom Berge, das 1648 als Fürstentum Minden an Brandenburg-Preußen fiel.

1885 wurde der Grenzverlauf zwischen Preußen und Schaumburg-Lippe festgelegt. Nach langen Mühen wurden die beiden Gemeinden am 1. Oktober 1971 endlich vereint und bildeten nunmehr eine Gemeinde im Lande Nordrhein-Westfalen bei einer Erhöhung der Einwohnerzahl um damals 355 und einem Flächenzuwachs um 3,43 km².[1]

Bis zur kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1973 (§ 15 Bielefeld-Gesetz) war Frille eine selbstständige Gemeinde mit einer Gesamtfläche von rund 10,58 km² sowie 1059 Einwohnern (31. Dezember 1972)[1] und gehörte zum Amt Windheim im Kreis Minden. Frille hatte am 31. Dezember 2008 1221 Einwohner und hat damit seit der Gebietsreform einen hohen Zuwachs zu verzeichnen.

Die evangelische Kirchengemeinde gehört weiterhin zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe.

Politik

Die Bevölkerung von Frille wird gegenüber Rat und Verwaltung der Stadt Petershagen seit 1973 durch einen Ortsvorsteher vertreten, der aufgrund des Kommunalwahlergebnisses vom Rat der Stadt Petershagen gewählt wird. 2009 hat der Rat beschlossen, die Bezeichnung Ortsbürgermeister zu nutzen. Seit November 2020[2] ist Hans Joachim Schneider Ortsbürgermeister.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche

Kirche im März 2019

Die neuromanische Kirche von Frille wurde aus Obernkirchener Sandstein errichtet und am 11. Oktober 1911 geweiht. Der Turm der Kirche ist 52 m hoch und ragt weit ins westfälische und schaumburgische Land hinein.

Ehemalige Synagoge

Gedenkstein nahe dem Standort der früheren Synagoge

Der Gedenkstein wurde im Jahr 1997 von der Kulturgemeinschaft Frille errichtet. Er erinnert an die jüdischen Einwohner des Dorfes, die im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. In der Nähe dieses Steins stand die Synagoge, die während der Novemberpogrome 1938 zerstört wurde.[3]

Jüdischer Friedhof

Der Friedhof wurde vermutlich von 1856 bis zum Jahr 1937 belegt. Seit dem 1. September 1988 unter der Denkmalnummer 84 in der Denkmalliste eingetragen.[4]

Naturdenkmal

Naturdenkmal Stieleiche in Frille im März 2020

Die Hofeiche am Gebäude Erstes Dorf 33, nördlich des Hofes wurde im Jahr 1684 gepflanzt und ist als Naturdenkmal eingetragen.

Baudenkmale der Straße Brakfeld (sehenswerte Gebäudeensemble)

Haus Nr. 15, 2013

Die Häuser Nr. 2 und Nr. 15 sind in der Denkmalliste der Stadt Petershagen eingetragen.

Friller Tracht

Die Friller Tracht ist eine Variation der Schaumburger Tracht mit den typischen roten Röcken. Die Männer tragen einen langen weißen Leinenkittel mit rotem Futter.

Historische Landesgrenze

Wappenschilder am ehemaligen Grenzverlauf

Die Grenze ist noch heute an den Häusern nachvollziehbar. Kleine Wappenschilde sind zur Straßenseite gut sichtbar angebracht. Das Wappen mit dem Pferd (plattdeutsch „Perd“) ist auf der preußischen Seite und mit dem Nesselblatt (plattdeutsch „Niertelblatt“) für die Schaumburg-Lippische Seite in Frille zu finden.

Etwa 700 Jahre lang verlief die Grenze durch Frille zwischen zuletzt dem Königreich Preußen und dem Fürstentum Schaumburg-Lippe. Sie folgte weder der Bückeburger Aue noch der Riehe, einem Nebenfluss der Gehle. Die Grenze zog sich in einem Gewirr von Kurven und Winkeln mitten durch die Siedlung. Dabei bildete die Grenze von „Preußisch Frille“ mehrere Enklaven von „Bückeburgisch Frille“, in deren Enklave wieder eine Enklave von „Preußisch Frille“ lag.

Bückeburger Aue

Renaturierung Bueckeburger Aue Frille Juni 2022

Auf etwa 300 Meter hat die vor rund hundert Jahren begradigte Aue ein neues Flussbett bekommen. Aus dem anfallenden Bodenaushub ist ein ökologisch wertvoll gestalteter Hügel errichtet worden. Im Zuge dieser Renaturierung an der Grenze zwischen Frille und Päpinghausen wurde das Flussbecken verbreitert und mit Mäandern und Inseln versehen, zudem werden Wasserpflanzen bzw. Kräuter nahe der Aue gepflanzt.

Erntedankfest

Erntefestumzug 2014 – Inschrift: Niertelblatt odder Perd wi hört tohope

Am ersten Septemberwochenende findet jährlich das Erntedankfest mit Friller Wiesn, Gottesdienst und Erntewagenumzug statt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Frille liegt an der Bahnstrecke Nienburg–Minden, der so genannten Natobahn. In Frille befindet sich ein Betriebsbahnhof. Personenzüge halten hier zum Ein- und Ausstieg nicht. Fahrdienstleiter, die per Schrankenwinde die Schranken bedienen, kommen hier bei der Schrankenanlage an der Schaumburger Straße zum Einsatz. Es ist einer der wenigen nicht automatischen Bahnübergänge in weitem Umkreis.

Der Mühlenkreis Minden-Lübbecke hat seit 1983 den Mühlenbauhof[5][6] mit dem Mühlen-Infozentrum in Frille eingerichtet. Die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. (DGM) hat den Sitz in Frille.

Partnergemeinden

Persönlichkeiten

Commons: Frille – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 117.
  2. Oliver Plöger: Keine Ortsbürgermeister für Bierde und Heimsen gefunden. Abgerufen am 8. November 2020.
  3. Orte der Erinnerung. Spuren der NS-Zeit in Minden Lübbecke, S. 30.
  4. Jüdische Friedhöfe: Archive aus Stein in Mindener Tageblatt vom 1. November 2019.
  5. Mühlenbauhof, auf muehlenverein-minden-luebbecke.de
  6. Mühlenbauhof, auf deutsche-muehlen.de, abgerufen am 25. Juli 2022
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