Friedrich Staib

Friedrich Staib (* 4. August 1925 in Uhingen; † 18. Oktober 2011 in Sommerhausen bei Würzburg)[1] war ein deutscher medizinischer Mykologe[2], Mikrobiologe, Veterinär- und Humanmediziner.[1] Er gilt als Erstbeschreiber und Entwickler eines Agars zur Isolation von Cryptococcus neoformans. Das Nährmedium basiert auf Samen des Ramtillkrautes und wird zu Ehren seines Erfinders Staib-Agar genannt.

Leben

Staib diente in der Wehrmacht und begann nach der Kriegsgefangenschaft die Studien der Veterinär- und Humanmedizin an den Universitäten München und Würzburg.[3] Er promovierte und approbierte sich 1952 in München mit der Arbeit Die bakteriologische Untersuchung des Kotes zur Diagnose und Prognose der Krankheiten bei Tier und Mensch unter besonderer Berücksichtigung der Morphologie und der Biologie des Bacterium coli zum Dr. med. vet.[4] und 1961 promovierte und approbierte er mit der Arbeit Experimentelle Untersuchungen über die Wasserdurchlässigkeit verschiedener Kavitätenlacke sowie über die Randspaltverhältnisse alter Amalgamfüllungen unter Verwendung von radioaktivem Phosphor in Kiel zum Dr. med.[4] 1962 habilitierte er sich im Fach Mikrobiologie.[3] 1953 begann Staib mit dem Aufbau eines mykologischen Labors an der Universität Würzburg.[3] Von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1990 war er am Robert-Koch-Institut tätig.[5] Dort leitete er das bakteriologische Zentrallabor und etablierte das Fach Medizinische Mykologie.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Staib publizierte mehr als 240 wissenschaftliche Arbeiten.[3] Zu Schwerpunkten seines wissenschaftlichen Arbeitens zählten Cryptococcus- und Candida-Vertreter, insbesondere Candida albicans und Cryptococcus neoformans, deren Pathogenitäten und Vorkommen er erforschte.[5] Bei C. albicans entdeckte er 1965 den Einfluss der Proteasetätigkeit auf die Pathogenese bei Infektionen.[5] C. neoformans, weltweit in Vogelkot vorkommend, konnte von Staib 1966 in einem von ihm entdeckten und beschriebenen Nährmedium auf Guizotia abyssinica-Kreatinin-Basis (Staib-Agar) isoliert und mittels Braunfarbeffekt nachgewiesen werden.[3][6] Er belegte, dass eine Infektion mit diesem Erreger todesursächlich sein kann.[7] Bei Infektionen mit C. neoformans wurde von Staib festgestellt, dass der Erreger opportunistisch ist und besonders bei Patienten mit Immunsuppression und T-Zell-Defekt auftritt, typischerweise AIDS-Patienten oder solchen mit medikamentöser Immunsuppression, beispielsweise nach Organtransplantationen.[3][8] Staib entdeckte auch, dass die Disposition für eine Kryptokokkose maßgeblich von der Anzahl an CD4‐Lymphozyten abhängt.[9] Die zunehmende Anzahl an Kryptokokkosen bei der Patientengruppe der an AIDS Erkrankten konnte durch Aufdecken und Beseitigung von Infektionsquellen und frühzeitige Diagnostik gestoppt werden.[3][10][11][12] Ferner untersuchte Staib den u. a. in bepflanzten Blumentöpfen vorkommenden Dermatophyten Aspergillus fumigatus und erbrachte den Nachweis, dass es sich hierbei um eine – für immunsupprimierte Patienten potentiell tödliche – Infektionsquelle handelt.[3][13]

Ehrungen und Mitgliedschaften

Literatur

  • Staib, F./Huhn, D. (Hrsg.): Pilzinfektionen bei abwehrgeschwächten Patienten, Springer, Berlin 1991, ISBN 978-3-540-54391-6.

Wissenschaftliche Veröffentlichungen Friedrich Staibs auf ResearchGate

Einzelnachweise

  1. Homepage der International Society for Human and Animal Mycology. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  2. Zum 80. Geburtstag Prof. Friedrich Staibs, einem Pionier der medizinischen Mykologie Ärzteblatt, abgerufen am 13. Januar 2021.
  3. Nachruf auf Prof. Dr. Dr. Friedrich Staib von Claus Seebacher, DMykG. (PDF) Abgerufen am 13. Januar 2021.
  4. Datensatz zur Person Dr. Dr. Friedrich Staib im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 13. Januar 2021.
  5. Nachruf auf Prof. Dr. Dr. Friedrich Staib im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts, 04/2012. (PDF) Abgerufen am 13. Januar 2021.
  6. Staib, F., Grosse, G., Brown-red Pigment Formation by the Mycelial Phase of a Clinical Isolate of Histoplasma capsulatum on Staib Agar: A Preliminary Report, in Zentralblatt für Bakteriologie, 238/4, 1996, S. 515–521.
  7. Staib, F., Tödliche Cryptococcose eines Vogelliebhabers, in Zentralblatt für Bakteriologie, Mikrobiologie und Hygiene, 256/2, 1983, S. 231–238.
  8. Kryptokokkose, Robert Koch-Institut, online, abgerufen am 13. Januar 2021.
  9. Staib, F., Pilze im Wohn- und Krankenhausmilieu, in Mycoses – Diagnosis, Therapy and Prophylaxis, of Fungal Diseases, 39/1, 1996, S. 26–29.
  10. Staib, F. e. a., Cryptococcus neoformans in the Seminal Fluid of an AIDS Patient. A Contribution to the Clinical Course of Cryptococcosis, in Mycoses – Diagnosis, Therapy and Prophylaxis, of Fungal Diseases, 32/4, 1989, S. 171–180.
  11. Staib, F. e. a., Mycological‐Diagnostic Assessment of the Efficacy of Amphotericin B + Flucytosine to Control Cryptococcus neoformans in AIDS Patients, in Mycoses – Diagnosis, Therapy and Prophylaxis, of Fungal Diseases, 31/4, 1988, S. 175–186.
  12. Staib, F. e.a., Detection of Cryptococcus neoformans in Biopsy Specimens from the Spleen and the Liver of AIDS Patients: Critical Comments, in Mycoses – Diagnosis, Therapy and Prophylaxis, of Fungal Diseases, 29/12, 1986, S. 551–555.
  13. Staib, F., Pilze im Wohn- und Krankenhausmilieu, in Mycoses – Diagnosis, Therapy and Prophylaxis, of Fungal Diseases, 39/1, 1996, S. 26–29.
  14. Homepage DMykG. Abgerufen am 13. Januar 2021.
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