Friedrich Gustav Weidauer

Friedrich Gustav Weidauer (* 10. April 1810 in Lauter/Sa.; † 6. März 1897 in Schwarzenberg) war ein sächsischer Jurist und liberaler Politiker.

Friedrich Gustav Weidauer (1810–1897)
Gedenkstein im Park Ottenstein

Leben und Wirken

Der Sohn eines Handelsmanns zog mit seinen Eltern als Kind von Lauter in das benachbarte Schwarzenberg, wo er den Stadtbrand vom 2. Mai 1824 miterlebte, der die Stadt fast vollständig zerstörte. Er besuchte zunächst die Dorfschule in Lauter und später das Lyzeum in Schneeberg. Weidauer studierte ab 1830 die Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig. Nach Abschluss seines Studiums ließ er sich 1834 in Schwarzenberg nieder, wo er zunächst als Rechtsgelehrter im Kreisamt und bei Finanzprokurator Johann Traugott Lindner tätig wurde. Seine Immatrikulation als Advokat erhielt er 1842 oder 1843.[1] Bereits 1840 war er in Schwarzenberg zum Bürgermeister gewählt worden, in welchem Amt er sich insbesondere um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und Umgebung bemühte. Die verkehrstechnische Erschließung des Schwarzwassertals und somit die Schaffung der logistischen Grundlagen für die Gründung von Industriebetrieben war eines seiner Hauptanliegen.[2] Um die seinen Bezirk bevorteilende Bahnstrecke Zwickau–Schwarzenberg durchzusetzen, nahm es Weidauer in Kauf, die in der Dringlichkeit höher eingeschätzte und von der Sächsischen Regierung zur Projektierung und Bewilligung dem Sächsischen Landtag vorgelegte Bahnstrecke Chemnitz–Annaberg zu obstruieren.[3] Die Bahnanbindung Schwarzenbergs erfolgte 1858.

Als Vertreter des 12. städtischen Wahlbezirks gehörte er auf den Landtagen 1845/46 bis 1847 und 1854/55 bis 1866/68 der II. Kammer des Sächsischen Landtags an.[4]

Im Prinz Albert Stift, einem Heim für körperlich und geistig verwahrloste Kinder, übernahm Weidauer nach dem Tod des Schwarzenberger Pfarrers Winter die Leitung. Er hatte maßgeblichen Anteil an der Förderung von Park und Bad Ottenstein. Nach 41 Dienstjahren als Bürgermeister ging er 1881 in den Ruhestand. Weidauer starb 1897 und wurde auf dem Schwarzenberger St. Georgenfriedhof beerdigt.

Ehrungen

Für die Unterstützung der Verlängerung der Bahnstrecke Zwickau–Schwarzenberg um eine Nebenstrecke nach Johanngeorgenstadt und die geleistete Hilfe beim Wiederaufbau des dortigen Rathauses wurde er 1869 zum Ehrenbürger von Johanngeorgenstadt ernannt. Auch Schwarzenberg ehrte ihn mit der Ernennung zum Ehrenbürger. In Schwarzenberg erinnert seit 1909 die Weidauerstraße in der Neustadt an ihn.[2] In Ergänzung zu der bereits 1883 wegen seiner Verdienste um die Ottensteinanlagen errichteten Marmorgedenktafel im Ottensteinpark wurde dort im April 2010 eine weitere Gedenktafel mit seinen Lebensdaten und seiner Amtszeit als Bürgermeister angebracht.[5]

Ferner wurde er zum Ritter des Albrechts-Ordens ernannt.[6]

Werke

  • Die obererzgebirgische Eisenbahnfrage mit einem Anhang über die Spitzenmanufactur. 1854

Literatur

  • Andreas Neemann: Landtag und Politik in der Reaktionszeit – Sachsen 1849/50–1866, Droste: Düsseldorf, 2000, S. 187 und S. 391 ISBN 3-7700-5232-3
Commons: Friedrich Gustav Weidauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Theodor Tauchnitz und Wilhelm Theodor Richter (Hrsg.): Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung, zunächst für das Königreich Sachsen. 3. Band, 1843, S. 507 (Digitalisat).
  2. Anita Tonar: Kleine Schwarzenberger Chronik vom 12. bis 21. Jahrhundert. Schwarzenberg: Regionalverlag Anita Tonar, 2006, S. 87.
  3. Andreas Neemann: Landtag und Politik in der Reaktionszeit – Sachsen 1849/50–1866, Droste: Düsseldorf, 2000, S. 187.
  4. Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte – Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952, Dresden 2001, S. 134.
  5. Freie Presse, Lokalausgabe Schwarzenberg vom 10. April 2010: Stadtoberhaupt mit strategischem Weitblick. und vom 16. April 2010: Gedenktafel ehrt früheren Bürgermeister.
  6. Königliche Ritter-Orden. In: Königliches Gesammtministerium (Hrsg.): Staatshandbuch für den Freistaat Sachsen 1875. Commissionsverlag von T. Heinrich, Dresden 1875, S. 5 (568 S., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 18. Februar 2024]).
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