Friedhofskapelle (Bützow)
Die Friedhofskapelle (auch: Gottesackerkapelle, Friedhofskirche) ist eine im Stil der Neugotik gebaute denkmalgeschützte Kapelle auf dem Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde in Bützow im Landkreis Rostock.
Friedhofskapelle (Bützow) | |
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Daten | |
Ort | Bützow, Friedhof |
Baumeister | Adolph Prahst |
Baustil | Neugotik |
Baujahr | 1907 |
Koordinaten | 53° 50′ 51,1″ N, 11° 57′ 50,9″ O |
Besonderheiten | |
Bützower Baudenkmal Nr. 0269 |
Geschichte
Das Abhalten von Trauer- und Bestattungszeremonien im Ort bzw. im Wohnhaus gingen im 19. Jahrhundert zurück, so dass sich die Notwendigkeit der Schaffung besonderer zweckbestimmter Räumlichkeiten für die Bestattungsfeierlichkeiten ergab. Die Evangelisch-lutherische Gemeinde beauftragte 1906 den Oberlandbaumeister für die Ämter Bützow und Warin Adolph Prahst mit dem Neubau einer Friedhofskirche. Das Bauwerk wurde am 18. November 1907 eingeweiht.[1]
Architektur
Außen
Die Kapelle präsentiert sich als ein eingeschossiger Baukörper mit einem steilen Zeltdach. Die Außenwände bestehen aus Kalksandsteinmauerwerk in rot und weiß. An der West- und Ostseite sind je zwei Risalite vorgelagert, vor dem sonst quadratischen Grundriss. Sockel, Traufgesims sowie Eck- und Mittellisenen in Rot rahmen 1/4-Stein zurückliegende weiße Kalksandsteinflächen ein. An der Nord- und Südseite befinden sich im Mittelfeld je zwei bleiverglaste Rundbogenfenster. In den Risaliten befinden sich ein Rundbogenfenster im Osten und im bekrönten Eingangsrisalit eine zweiflügelige, rundbogige Portaltür im Westen. Das weiß verblendete Giebelfeld des Risalits wird über eine Inschriftentafel von einem Medaillon aus Terrakotta, das den Kopf Christi darstellt, geschmückt.[2][3]
Terrakotta-Medaillon
Als Vorlage für das Medaillon diente die vom dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen 1839 erschaffene Christus-Statue in der Liebfrauenkirche von Kopenhagen.[4] Thorvaldsen ließ sich bei der Statue von dem Gemälde Die klugen und die törichten Jungfrauen inspirieren.
Giebeltafel
und Sterben ist mein Gewinn.
Innen
Im Inneren der Kapelle erhielten die Wände eine Fassung aus einem Leimfarbenanstrich, die über einer angedeuteten Sockelzone aus einer gemalten Verblendmauerwerksimitation besteht, die den Raum architektonisch gliedert. Die dabei entstehenden hellen Wandflächen sind von einem breiten grünen und einem schmaleren schwarzen Streifen gerahmt und werden z. T. durch Schrift, Zitate aus der Bibel, die sich auf den Tod beziehen, geschmückt. Der obere Wandabschluss wird von einem Fries aus einfachen Blattmotiven und leicht vorkragendend Konsolen verziert. Die Fassung des apsisartigen Raumes ist ähnlich, nur hier besteht die Rahmung der hellen Wandflächen aus einem violettfarbenen Streifen. Den oberen Abschluss des Kapellenraumes bildet eine auf hölzernen Konsolen ruhende Holzbalkendecke mit einer Schalung aus Profilbrettern. Ein Hängewerk trägt die fast wie eine Kuppel wirkende Deckenerhöhung, die aus einer großen Voute und dem Deckenspiegel besteht. Das Holz der Decke erhielt nach einer Grundierung aus Schellack eine Fassung in Ölfarbe, die aus einer begleitenden Umrahmung in grünen, roten und schwarzen Strichen der einzelnen Kassetten besteht. Ferner werden die Kassetten am äußeren Rand und am Spiegel der Decke noch zusätzlich mit einem einfachen Blattmotiv, das dem des oberen Wandfrieses gleicht, verziert.[2][3]
Inschrift Eingangsportal
Der Tod ist verschlungen in dem Sieg.
Inschrift linke Wandfläche
Offenb. 14.13.
Inschriften Altarportal
Leben wir so, leben wir dem Herrn
Inschrift rechte Wandfläche
Offenb. 21.4.
Ausstattung
- Altar „schlichter von zwei Fialen eingegrenzter Holzaltar mit Altarkreuz“
- Bleiglasfenster „Rundbogenfenster mit floralen Motiven und mittigem Kreuz“
- Gestühl „gestufte, hölzerne Sitzreihen, ähnlich einem Chorgestühl“
- Harmonium „Geschenk der Freimaurer-Loge „Urania zur Eintracht“ von 1934“
- Innenraum
- Bleiglasfenster
- Harmonium
Sanierung
Ein Gutachten im Jahr 1994 zeigte am Gebäude erhebliche Schäden. Daher wurde die Kapelle von 1994 bis 1997 durch die Denkmalpflege GmbH Güstrow restauriert. Bei den Restaurierungsarbeiten fand man an einer oberen Wandfläche im Eingangsrisalit die Signatur des Malers von 1907.[3]
Signatur
Maler-1907
Bützower Baudenkmal Nr. 0269
Dem Bützower Baudenkmal Nr. 0269 sind folgende Denkmale und Kleindenkmale untergliedert:
- Friedhof
- Friedhofskapelle
- Mausoleen
- Jüdischer Friedhof
- Ehrenfriedhof mit Mahnmal für Opfer des Nationalsozialismus
- Grabmal Ernst Mundt
- Grabmal Wilhelm Paschen und Frau
- Grabmal Heinrich Lenschau
Weblinks
- Denkmalliste des Landkreises Rostock A ‐ Z (Stand: 10. Februar 2021; PDF, 497 KB)
Einzelnachweise
- Evangelische Kirchengemeinde Bützow: Friedhof vor dem Rühner Thore zu Bützow. In: Historisches Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Bützow, 1808-1975. Band 103-106.
- Hartmut Böhnke: Friedhof Bützow-Untersuchung zur Nutzung, Ausbau und Instandsetzung. Bützow 1994.
- Lutz Jähne-Denkmalpflege GmbH Güstrow: Bericht über die Restaurierung der Decke und der Innenausmalung. Güstrow 1997.
- Evangelische Kirchengemeinde Bützow: Hospitalvorstand auf Studienreise. In: Gemeindebrief / 7.Jahrgang / Nr.25. Bützow 2023.