Friede von Nimwegen
Der ab 1678 verhandelte und 1679 abgeschlossene Friede von Nimwegen beendete den ab 1672 geführten Holländischen Krieg, auch genannt Französisch-Niederländischer Krieg. Der Vertrag umfasst mehrere einzelne Friedensverträge, die 1678/1679 in Nijmegen (Nimwegen) abgeschlossen wurden und nicht nur den Holländischen Krieg, sondern auch die damit verbundenen weiteren Kriege beendeten.
Konfliktparteien
Am Ende des Holländischen und des Schonischen Krieges waren dies die Kriegführenden:
- Antifranzösische Koalition
- Republik der Vereinigten Niederlande
- Spanisches Reich (einschließlich Spanische Niederlande)
- Dänemark-Norwegen
- Heiliges Römisches Reich:
- Brandenburg-Preußen
- Hochstift Münster
- Fürstentum Lüneburg (Celle)
- Herzogtum Lothringen
- und andere
- Frankreich und Verbündete
Das Vertragswerk
Zuerst schlossen das Königreich Frankreich und die Vereinigten Niederlande einen Friedensvertrag. Dadurch, dass die Niederlande aus der Koalition gegen Frankreich ausschieden, gerieten Spanien und das Heilige Römische Reich in Zugzwang und mussten mit ihren Friedensschlüssen nachziehen. So kam es zu einer Folge von Verträgen:
Verträge von Nimwegen und damit verbundene Verträge | |||||
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Datum (gregor. / (julian.)) | Vertrag | Anti-französische Seite | Französische Seite | Texte | Quelle |
10. August 1678 | Vertrag von Nimwegen | Niederländische Republik | Frankreich | Niederländisch | [1][2] |
10. August 1678 | (separater Handelsvertrag) | Niederländische Republik | Frankreich | [3] | |
17. September 1678 | Vertrag von Nimwegen | Spanien | Frankreich | Französisch | [1][4] |
5. Februar 1679 | Vertrag von Nimwegen | Heiliges Römisches Reich | Frankreich und Schweden | Latein/Schwedisch | [1] |
5. Februar 1679 (26. Januar 1679) | Vertrag von Celle | Lüneburg (Celle) | Schweden (und Frankreich) | [5] | |
19. März 1679 | Vertrag von Nimwegen | Münster | Schweden | [6][7] | |
29. Juni 1679 (19. Juni 1679) | Frieden von Saint-Germain | Brandenburg-Preußen | Frankreich (und Schweden) | [1] | |
2. September 1679 (23. August 1679) | Vertrag von Fontainebleau | Dänemark-Norwegen | Schweden (und Frankreich) | [1] | |
26. September 1679 (16. September 1679) | Frieden von Lund | Dänemark-Norwegen | Schweden (und Frankreich) | [1] | |
12. Oktober 1679 (2. Oktober 1679) | Vertrag von Nimwegen | Niederländische Republik | Schweden | [1] |
Die Verträge sahen vor:
- Dass die Niederlande für die Zusage ihrer Neutralität gegenüber Frankreich und Schweden französisch besetzte Gebiete zurückbekamen.
- Abtretungen von Spanien an Frankreich, dazu zählten der Rest des Artois um Saint-Omer, Cassel, Aire-sur-la-Lys und Ypern in Flandern, Maubeuge und Valenciennes im Hennegau, das Hochstift und die Stadt Cambrai sowie die Freigrafschaft Burgund. Dadurch teilweise Revision des Ersten Aachener Friedens.
- Rückgabe von sechs französisch besetzten Städten in den Spanischen Niederlanden an Spanien: Limbourg, Charleroi, Ath, Oudenaarde, Kortrijk und Gent.[8] Bis auf Limbourg und Gent waren diese Städte 1668 im Frieden von Aachen an Frankreich gefallen und wurden nun zur Grenzbegradigung zurückgegeben.
- Abtretung von Freiburg und Kehl an Frankreich. Der deutsche Volksmund sprach daraufhin bald vom „Frieden von Nimmweg“.[9] Im Gegenzug Rückkehr des 1648 an Frankreich gefallenen und 1676 von kaiserlichen Truppen eroberten Philippsburgs zum Heiligen Römischen Reich.
- Rückgabe des seit 1670 französisch besetzten Lothringens an Herzog Karl V. mit Ausnahme von Longwy und der Hauptstadt Nancy, wofür der Herzog mit der Stadt Toul kompensiert werden sollte. Da der Herzog die Bedingungen des Vertrags nicht akzeptieren wollte, behielt Frankreich das Herzogtum bis 1697 weiter besetzt.
- Rückgabe des französisch besetzten Herzogtums Bouillon an die Familie La Tour d’Auvergne, das damit faktisch zu einem französischen Protektorat wurde.
- Abzug münsterscher Truppen, die im Schonischen Krieg für Dänemark kämpften.
- Dass die Besitzansprüche Frankreichs bezüglich der Inseln St. Vincent, St. Lucia und Dominica bestätigt wurden.
Bedeutung und Folgen
- Der Friedensvertrag dokumentiert neben dem nachfolgenden kurzzeitigen Reunionskrieg den Machtzenit des Sonnenkönigs, wurde aber nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg im Jahr 1697 durch den Frieden von Rijswijk teilweise revidiert. Durch den Frieden des Reiches mit Schweden wandte sich der Schonische Krieg zulasten Dänemarks und Brandenburg-Preußens.
- Im Blick auf die Geschichte der Diplomatie war der Ablauf der Verhandlungen bemerkenswert wegen der Rangstreitigkeiten der anwesenden Gesandten. Die Reichsfürsten bestanden hartnäckig auf der Forderung, Gesandte vom ersten Rang senden zu dürfen, wie z. B. den in Regensburg tätigen Reichstagsgesandten d’Orville. Ihnen sollte dann die Anrede Exzellenz zustehen. Der Forderung der Reichsfürsten wurde nachgegeben und damit wurde eine forwährende Tradition begründet.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- J. H. W. Verzijl: International Law in Historical Perspective, Volume 6. A. W. Sijthoff, Leiden 1973, ISBN 978-90-286-0223-6, S. 143 (englisch, google.com [abgerufen am 15. August 2020]).
- Schweden war nicht Teil des Vertrags, aber ein Abschnitt zwingt die niederländische Republik zu einer neutralen Haltung gegenüber Schweden, mit dem sie seit 1675 im Krieg stand.
- Frankreich und die Vereinigte Niederlande unterzeichneten am selben Tag in Nimwegen diesen separaten Handels- und Schifffahrtsvertrag, der nach 25 Jahren auslaufen sollte.
- deutsche Übersetzung in Theatrum Europaeum, Band 11, 1672–1679, S. 1235–1236
- Thomas Henry Dyer: The History of Modern Europe from the Fall of Constantinople in 1453, to the War in the Crimea, in 1857. John Murray, London 1864, S. 126 (englisch, archive.org).
- History. Treaties of Nijmegen Medal, 2010, abgerufen am 15. August 2020.
- Alle Soldaten Münsters im dänischen Kriegsdienst sollten abgezogen werden.
- Horst Lademacher: Geschichte der Niederlande. Politik – Verfassung – Wirtschaft. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1983, ISBN 3-534-07082-8, S. 153.
- Martin Peters: Friedensorte in Europa – Überlegungen zu einer Topographie vormoderner Friedensschlüsse. In: ders. (Hrsg.): Grenzen des Friedens. Europäische Friedensräume und -orte der Vormoderne (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Beiheft online 4). Mainz 2010, Abschnitt 29–54 (hier: Abschnitt 33 u. Fn. 15).
- Albrecht Klose, Klaus-Peter Rueß: Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg. Texte, Übersetzungen, Biographien, Historische Anmerkungen. In: Stadtarchiv Regensburg (Hrsg.): Regensburger Studien. Band 22. Stadtarchiv Regensburg, Regensburg 2015, ISBN 978-3-943222-13-5, S. 136.