Frieda Wunderlich

Leben und Beruf

Frieda Wunderlich war eine Tochter des Kaufmanns David Wunderlich und der Rosa Askanazy, ihre 1898 geborene Schwester Eva Wunderlich wurde Literaturwissenschaftlerin. Nach dem Schulbesuch nahm sie ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg auf, das sie 1919 mit der Promotion (summa cum laude) zum Dr. phil. (Dissertation: Hugo Münsterbergs Bedeutung für die Nationalökonomie, veröffentlicht 1920) abschloss. Anschließend lehrte sie als Dozentin an der Handelshochschule Berlin und verfasste ihre Habilitationsschrift. Im Juli 1930 erhielt sie einen Ruf als Professorin für Soziologie und Sozialpolitik an das Staatliche Berufspädagogische Institut in Berlin.

Darüber hinaus war sie von 1923 bis 1933 (als Nachfolgerin von Ignaz Jastrow) Herausgeberin der Berliner Wochenzeitung Soziale Praxis, in der sie zahlreiche Artikel über arbeits- und sozialpolitische Themen veröffentlichte. 1924/25 wirkte sie zudem als Richterin am Obersten Sozialversicherungsgericht.

1933 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten, nachdem sie einen Ruf als Professorin an die neu gegründete New School for Social Research in New York City erhalten hatte. Im Anschluss lehrte sie bis 1954 an der Graduate Faculty of Political and Social Science of the New School (University in Exile). Nach dem Tode von Emil Lederer 1939 wurde sie als erste Frau Dekanin einer US-amerikanischen Universitätsfakultät.

Neben ihrem akademischen Beruf publizierte sie zahlreiche sozialpolitische Werke.

Politische Tätigkeit

Frieda Wunderlich trat in die DDP ein, aus der 1930 die Deutsche Staatspartei (DStP) hervorging.

Sie war von 1925 bis 1933 Stadtverordnete in Berlin. Vom 19. März 1930, als sie für den verstorbenen Abgeordneten Reinhold Otto nachrückte, bis 1932 war sie Mitglied des Preußischen Landtages.[1] Im Parlament beschäftigte sie sich vornehmlich mit sozialen Fragen und mit der Arbeitsmarktpolitik.

Schriften (Auswahl)

  • Handbuch der Kriegsfürsorge (Hrsg. Nationaler Frauendienst), 1916
  • Hugo Münsterbergs Bedeutung für die Nationalökonomie, 1920
  • Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Deutschland, 1925
  • Produktivität, Jena 1926
  • Kampf um die Sozialversicherung, 1930
  • Versicherung und Fürsorge, 1930
  • Labor under German Democracy, 1940
  • British Labor and the War, 1941
  • German Labor Courts, 1947
  • Farm Labor in Germany, 1960

Literatur

  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 223 f. (Online, PDF; 3,9 MB).
  • Ellen Freeberg, Gina Luria Walker, Lara-Zuzan Golesorkhi: Recovering Frieda Wunderlich: Gender, Knowledge, and Exile. In: Social Research: An International Quarterly, Vol. 84, Number 4, Winter 2017, S. 1021–1049 (Online).
  • Gary Mongiovi: Wunderlich, Frieda. In: Harald Hagemann, Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Band 2: Leichter–Zweig. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 761f.
  • Theresa Wobbe: Wahlverwandtschaften. Die Soziologie und die Frauen auf dem Weg zur Wissenschaft. Berlin 1995, bes. 170–186.
  • Klemens Wittebur: Die Deutsche Soziologie im Exil 1933–1945. Lit, Münster 1991 (Dissertation von 1989), S. 73 f.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Saur, München 1980, S. 837.
  • Peter Reinicke: Wunderlich, Frieda, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Freiburg : Lambertus, 1998 ISBN 3-7841-1036-3, S. 647f.

Einzelnachweise

  1. Joachim Stang: Die Deutsche Demokratische Partei in Preußen 1918–1933. Droste, Düsseldorf 1994. S. 374.
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