Frau Antje
Frau Antje ist eine Werbefigur des niederländischen Molkereiverbandes NZO (Nederlandse Zuivel Organisatie). Sie stand von 1961 bis in die 1990er Jahre im Mittelpunkt der Werbung für niederländischen Käse und erlangte große Bekanntheit.
Geschichte
Die Idee entstand während der Grünen Woche 1959. Eine junge Studentin namens Antje hatte am Stand des niederländischen Büros für Milcherzeugnisse Käsehäppchen verteilt. Bei einer kurzfristigen Erkrankung der Studentin erkundigten sich Besucher besorgt nach ihrer „Frau Antje“.[1] Daraus entwickelte Hans Willemse (1960 bis 1980 Direktor des Büros in Aachen) bis 1961 die Figur der Frau Antje zur Werbung in Deutschland.
Der ursprüngliche Slogan der Kampagne lautete „Pikantje von Antje“, bekannt wurde aber besonders der spätere Jingle: „Frau Antje bringt Käse aus Holland“ aus der Fernsehwerbung, dessen Musik Klaus Doldinger komponiert hatte.[2] Die Werbung wurde auch in Zeitungen, Zeitschriften, in Broschüren verwendet, und Frau Antje wurde zu einem Synonym für die niederländische Landwirtschaft und Tradition.[3]
Die erste Frau Antje war 1961 Kitty Janssen. Sie wurde 1963 von Emilie Bouwman abgelöst, die die Figur zunächst zehn Jahre lang verkörperte. Danach wurde die Rolle an die jüngere Ellen Soeters vergeben, die, nachdem sie ihren Vertrag aufgelöst hatte, durch Nacktfotos im Playboy einen Skandal auslöste. Bouwman wurde erneut besetzt und spielte die Frau Antje bis Ende der 1980er Jahre. Ihre Nachfolgerin wurde Saskia Valencia.[4] 1998 verzichtete der Molkereiverband auf die Werbeikone, da die Werbung nicht mehr als zeitgemäß betrachtet wurde. Die Bekanntheit beim Publikum war aber so groß, dass sie ab 2000 wieder aufgegriffen wurde.
Inzwischen ist die Kunstfigur „Frau Antje“, die seit 2012 von Floor Schothorst verkörpert wird, eine Art inoffizielle „Käsebotschafterin“ geworden, die bei zahlreichen internationalen Veranstaltungen die Niederlande repräsentiert.[5] Während Frau Antje in Deutschland sehr bekannt ist und positiv bewertet wird, ist sie in den Niederlanden wenig populär und eher umstritten, da das präsentierte Bild als unpassend für das moderne Land empfunden wird.[6]
Siehe auch
Literatur
- Sophie Elpers: Frau Antje bringt Holland. Kulturwissenschaftliche Betrachtungen einer Werbefigur im Wandel. Waxmann-Verlag, Münster et al. 2005, ISBN 3-8309-1568-3.
- Silvia Tewes: Frau Antje – Von der Werbefigur zum Nationalsymbol. In: Deutschland-Niederlande. Heiter bis Wolkig (= Begleitbuch zur Ausstellung im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn vom 22. November 2000 bis 16. April 2001 und im Rijksmuseum Amsterdam vom 26. Mai bis 16. September 2001.) Bouvier, Bonn 2000, ISBN 3-416-02953-4, S. 104–107 (Online).
Weblinks
- Offizielle Website von Frau Antje
- Natalie Muntermann: Frau Antje aus Holland. In: Planet-Wissen.de
- Frau Antje – „Eine unverwechselbare, einmalige Kampagne“. In: NiederlandeNet, 2012
- Christoph Gunkel: 50 Jahre Frau Antje – Die Käse-Schnitte. In: Spiegel.de, 29. August 2011
- Andreas Gebbink: Pikantje, Frau Antje! – Anrüchiges über den Käseklassiker. In: NiederlandeNet, 2008
Einzelnachweise
- Der Deutschen liebste Holländerin. WDR Stichtag, 12. November 2008
- 50 Jahre Frau Antje, Nachricht des Informationszentrums für Landwirtschaft
- Werbung mit Frau Antje (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. im Haus der Geschichte
- Unbekannte Überschrift. In: ndr.de. Ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. März 2024. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2024. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Frank Luerweg: Frau Antje - ind Deutschland beliebt, in ihrer Heimat umstritten. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Pressemitteilung vom 28. November 2005 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 12. März 2024.