Franziskanerkloster Geseke
Beim Franziskaner-Kloster in Geseke handelte es sich um eine Neugründung des 17. Jahrhunderts von Franziskaner-Observanten aus der Sächsischen Ordensprovinz. Überwiegend waren sie in der Seelsorge tätig. Lange Zeit leiteten sie außerdem das Gymnasium Antonianum. 1834 wurde das Kloster aufgehoben. Die Klosterkirche wird heute als Kapelle der Westfälischen Klinik für geriatrische Psychiatrie Geseke genutzt.
Geschichte und Entwicklung
Am 10. Dezember 1637 erteilte der Erzbischof von Köln Ferdinand von Bayern den Franziskanern der Sächsischen Ordensprovinz die Erlaubnis, in Geseke eine Niederlassung zu gründen. Der Stadtrat verknüpfte an seine Zustimmung zur Klostergründung die Bedingung, dass die Patres ihre Almosensammlungen auf einen Termin, den so genannten Fruchttermin, beschränken sollten. Vor allem aber sollten sie ein neues Gymnasium errichten und leiten.
Zunächst erwarben die Franziskaner in der Stadt zwei Häuser, in denen sie Kloster und Kapelle einrichteten. 1651 wurde die Residenz in einen selbständigen Konvent umgewandelt. Mit dem Bau einer Kirche begann man 1668. 1674 im Rohbau fertiggestellt, zog sich die Fertigstellung aufgrund finanzieller Engpässe noch über Jahrzehnte hin. 1712 wurde die Kirche durch den Abt des Klosters Liesborn Gregor Waltmann geweiht. Die Ausgestaltung der Inneneinrichtung zog sich dann noch einmal bis 1742 hin.
Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählten die Franziskaner die Seelsorge. So leisteten sie ständige Aushilfen in den beiden Pfarrkirchen von Geseke, in Elsen, Wewer, Haaren, Fürstenberg, Wünnenberg, Marsberg, Velmede, Meschede, Körbecke, Horn, Lippstadt, Esbeck, Hörste, Verne und Thüle. Daneben kümmerten sie sich um Armenfürsorge und Armenspeisung.
Gegenüber der Seelsorge trat der Schulunterricht lange Zeit in den Hintergrund. Das „Gymnasium Antonianum“ konnte erst 1687 eröffnet werden. Grund hierfür waren finanzielle Schwierigkeiten und Streitigkeiten mit dem Magistrat der Stadt Geseke. Hierbei ging es vor allem um die Bereitstellung der Lehrmittel und um die Bezahlung von jährlich je 25 Reichstalern für die fünf Professoren. Seit 1692 bestand das Gymnasium aus fünf Klassen. Wegen anhaltender finanzieller Streitigkeiten mit dem Magistrat schloss der Orden im Jahr 1704 die Schule. Erst durch Initiative einzelner Bürger kam es zu einem Vergleich zwischen Magistrat und Konvent, so dass das Gymnasium 1717 wieder eröffnet werden konnte. Die finanzielle Lage blieb aber während seines ganzen Bestehens kritisch. Ab 1727 boten die Franziskaner zusätzlich das Provinzstudium der Philosophie mit den Schwerpunkten Logik und Physik an.
Die neuen hessischen Landesherren schlossen das Gymnasium im Jahr 1804. Das Schulgebäude wurde anschließend zu verschiedenen Zwecken vermietet, bis es 1851 abgerissen wurde. Die wirtschaftliche Lage des Klosters verschlechterte sich immer mehr, bis es 1834 aufgehoben wurde. 1841 begann man mit dem Umbau des Klosters in eine Heilanstalt. Heute wird die ehemalige Kirche als Kapelle für die Westfälische Klinik für geriatrische Psychiatrie in Geseke genutzt.
In den Quellen wird der Franziskaner-Konvent 1736 Conventus Gesecanus Patrum Franziscanorum strictioris observantiae („Geseker Konvent der Franziskanerpatres der strengeren Observanz“) genannt. Konventsoberer war der Guardian. Außerdem werden Präfekten, Lektoren und Professoren des Gymnasiums erwähnt.
Die Franziskaner stammten überwiegend aus Bürger- und Bauernfamilien aus Westfalen und aus den Niederlanden. Die Konventsstärke betrug bis zu 35 Personen (1735). Bei der Aufhebung 1834 waren es noch 1 Pater und 2 Laienbrüder. Der letzte Guardian starb vier Jahre später. Die beiden Laienbrüder zogen 1841 in das Kloster nach Wiedenbrück, das nicht aufgehoben worden war.
Das Archiv wurde sorgfältig geführt. Bei der Säkularisation wurde es zunächst versiegelt, dann aber wurden die Archivalien über verschiedene Archive verstreut. Die Bibliothek bestand aus 1200 Bänden; ihr Verbleib ist ungeklärt.
Liste der Guardiane
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Literatur und Quellen
- Didakus Falke: Kloster und Gymnasium Antonianum der Franziskaner zu Geseke. Aschendorff, Münster 1915 (Digitalisat)
- Karl Hengst (Hrsg.): Westfälisches Klosterbuch. Teil 1: Ahlen – Mülheim. Aschendorff, Münster 1992, ISBN 3-402-06886-9, S. 344–349 (Quellen und Forschungen zur Kirchen- und Religionsgeschichte 2, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen 44).