Franziskanerkirche Kłodzko
Die Franziskanerkirche (auch Minoritenkirche), seit 1946 polnisch Kościół Matki Bożej Różańcowej (Maria-Rosenkranz-Kirche) ist eine römisch-katholische Kirche in Kłodzko (Glatz) in Niederschlesien. Das heutige Gebäude wurde in den Jahren 1628 bis 1631 an der Stelle einer älteren Kirche errichtet. Es steht unter Denkmalschutz.[1]
Lage
Die Franziskanerkirche steht am Franziskanerplatz auf der durch die Glatzer Neiße und den Mühlgraben gebildeten Insel mit dem Namen Sand (Piasek) und ist hochwassergefährdet. Sie liegt unterhalb der Mühlgrabenbrücke, außerhalb der früher durch die Stadtmauer geschützten Altstadt. Nach Süden schließt sich der Komplex des Franziskanerklosters an.
Geschichte
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts kamen die Franziskanerbrüder nach Glatz und errichteten das hölzerne Kloster „Maria auf dem Sande“. Die 1257 geweihte Kapelle wurde 1264 als Kirche erwähnt. Erster „Guardian“ (Beschützer) des Konvents war der Tscheche Petrus Odranecz. Er übersetzte um 1270 eine Predigt des damals wohl bedeutendsten Minoriten Berthold von Regensburg († 1272), die dieser wegen der großen Zahl der Zuhörer im Freien unter einer Linde hielt.[2] Während der Hussitenkriege wurde das außerhalb der Stadtmauer liegende Kloster 1428 abgerissen, um den Hussiten die Belagerung der Stadt zu erschweren. Die Minoriten fanden eine neue Bleibe innerhalb der Stadtmauern. Als diese 1463 abbrannte, gingen sie wieder auf die Sandinsel zurück und bauten vor 1475 ihr Kloster mit einer Kirche und einem Turm wieder auf.
- Glatz um 1500
Franziskanerkirche eintürmig - Glatz 1737
Franziskanerkirche, heutiger Bau
Während der Reformation im 16. Jahrhundert hörte die Franziskanergemeinde auf zu existieren, und die Klosteranlagen wurden von den städtischen Behörden übernommen und verfielen. Auf dem Gelände wurde ein Friedhof angelegt. 1604 wurde das Gebiet an die Franziskaner zurückgegeben, die mit dem Wiederaufbau des Kirchen- und Klosterkomplexes begannen. Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Klosteranlagen 1619 erneut von den Behörden beschlagnahmt und als Druckerei und evangelische Schule genutzt. 1622 wurde das Anwesen den Franziskanern zurückgegeben. Sie errichteten 1628–1631 den Rohbau der Kirche. Die Innenausstattung konnte erst 1697 fertiggestellt werden.
1783 wurden Kirche und Kloster von einem Hochwasser überflutet. Die Behebung der Schäden musste aus Kostengründen zunächst unterbleiben. Nach der Säkularisation 1810 blieben die Gebäude fast zehn Jahre ungenutzt. Später richtete der preußische Staat im Kloster ein Reserve-Lazarett ein und nutzte das Haus für verschiedene städtische und staatliche Behörden.
1927 konnten die Franziskaner das Anwesen zurückkaufen und in langjähriger Arbeit wieder herrichten. Nach dem Übergang Schlesiens 1945 an Polen infolge des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde die Kirche Gottesdienste der Deutschen bestimmt, bis im November 1946 die letzten deutschen Patres und fast alle Gläubige vertrieben wurden. Das Gotteshaus diente nun als zweite Pfarrkirche. Zugleich wurde sie in „Kirche Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz“ umbenannt.
1974/1975 und 1993/1994 wurde die Kirche revoviert. 1998–2010 wurden die Schäden des katastrophalen Hochwassers von 1997 beseitigt.
Architektur
Die Franziskanerkirche ist eine dreischiffige Basilika, wobei die Seitenschiffe durch jeweils vier Kapellen mit schmalen Durchgängen gebildet werden. Die Länge des Bauwerks beträgt etwa 40 Meter, die Abweichung der Längsachse von der Ostrichtung −5°.[3] Das Langhaus mit vier Jochen besitzt in seinem Obergaden Bogenfenster. Den Chorraum schließt eine halbrunde Apsis.
- Mittelgiebel mit Marienstatue
- Pforte mit Supraportenfenster
- Supraportenfenster von innen
An der Westfront die Kirche stehen zwei dreistöckige Türme. Die Ecken der Türme sind mit zwei Pilasterstreifen verziert, deren Kapitelle im ersten Stock toskanisch und im zweiten korinthisch sind. Die Türme wurden mit doppelten, zwiebelförmigen, kupfergedeckten Helmen mit Laterne abgeschlossen.
In Nischen im Erdgeschoss der Türme und in dem mit Spiralen geschmückten Mittelgiebel befinden sich Statuen. Die mit Pilastern geschmückte Eingangspforte hat im Bogen über der Tür ein Farbglasfenster (Supraporte).
Ausstattung
- Kirchenschiff
- Kanzel
- Orgelempore mit Marienfenster
Das Thema Maria Rosenkranzkönigin beherrscht die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammende Innenausstattung der Kirche. Es beginnt mit dem Retabel des Hauptaltars, welches die Krönung Mariens zum Thema hat, setzt sich über die Gemälde im Tonnengewölbe des Langhauses fort und endet schließlich im Farbglasbild der Westfassade im Orgelprospekt, das Maria als die Schlange zertretende Mondsichelmadonna darstellt.
Die Altäre in den Kapellen der Seitenschiffe sind gewidmet, links vorn beginnend, Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, Josef dem Arbeiter, der Pietà und den hll. Anna sowie auf der rechten Seite Franz von Assisi, Antonius von Padua, der Heiligen Familie und dem böhmischen Landesheiligen Johannes Nepomuk.
Literatur
- Aloys Bernatzky: Lexikon der Grafschaft Glatz. MARX Verlag Leimen/Heidelberg 1984, S. 62/63 und 177/178
- Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz. Band 2, Hrsg. Dieter Pohl 1993, ISBN 978-3-927830-09-7
- Joachim Berke: Die Minoritenkirche. In: Erinnerungen an Glatz: Gedenken einer schlesischen Stadt. Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-8336-1, S. 64/65
Weblinks
- Herder-Institut: Bildergalerie Minoritenkloster und -kirche mit Grundrisszeichnung
- Klasztor i kościół OO. Franciszkanów. Abgerufen am 5. Januar 2021.
Einzelnachweise
- Nr. A/1754/1107. In: Denkmalschutzregister Niederschlesien, S. 70. Abgerufen am 5. Januar 2021.
- Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. DOBU-Verlag u. a., Hamburg u. a. 2006, ISBN 3-934632-12-2, S. 31f.
- gemessen mit Google Maps und Adobe Photoshop