Franziska von Kapff-Essenther

Franziska von Kapff-Essenther, geb. Essenther, (* 2. April 1849 auf Schloss Wallenstein bei Leitomischl, Kaisertum Österreich; † 28. Oktober 1899 in Berlin) war eine österreichische Autorin und Intellektuelle. Sie gilt als eine frühe Feministin.

Franziska von Kapff-Essenther

Leben

Franziska Essenthers Vater war Steueroberinspector. Ihre Kindheit verlebte sie in kleineren Städten in Böhmen. Durch Kränklichkeit war sie die meiste Zeit an das Haus gefesselt. So verschaffte sie sich ihre Bildung autodidaktisch und schaffte es durch das Selbststudium zur Lehrerin. Bereits in jungen Jahren leitete sie eine Privat-Mädchenschule in Wien-Hernals, wo sie versuchte, ihre Vorstellungen einer Mädchenbildungsreform umzusetzen. Lehrerin blieb sie jedoch nur für kurze Zeit.

In Wien war sie eine der ersten, die sich mit der Frauenrechtsfrage befassten. Sie veröffentlichte verschiedene Streitschriften, durch die sie Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre Ideen fasste sie 1873 in populärer Form in einen dreibändigen Roman mit dem Titel Frauenehre. Dieser begründete ihren Ruf. Das Werk behandelte die Probleme einer „edlen, nützlichen und naturgemäßen Gleichberechtigung der Frau“. Als „Beirätin des Central-Frauen-Comités des Allgemeinen Vereins für Volkserziehung und Verbesserung des Frauenloses in Wien und Stuttgart“ nahm Kapff-Essenther an der jungen Frauenbewegung teil. Sie unterstützte Bemühungen um verbesserte Ausbildungs- und Berufschancen für Frauen.

Im Jahre 1880 heiratete sie den Musik- und Kunstschriftsteller Otto von Kapff (1855–1918), der sechs Jahre jünger war als sie. Die Ehe wurde als unglücklich geschildert und 1887 gelöst.

Nach der Scheidung siedelte sie nach Berlin über. 1888 erschien in Zürich ihr Roman Ziel und Ende. Im selben Jahr heiratete sie den Literaten Paul Blumenreich (1849–1907). Es folgten zahlreiche Romane, mit denen sie den gemeinsamen Lebensunterhalt bestritt. Fast durchgängig ist die Ehe das Thema dieser Werke.

Ihr Gatte gründete 1889 das Berliner Feuilleton. Nach einer kurzen Zeit in Stuttgart 1892–1893 kehrte das Ehepaar nach Berlin zurück; Blumenreich erneuerte sein Blatt 1894 als Neues Feuilleton. Franziska war in seinen Zeitschriften die Hauptmitarbeiterin, doch sie brachten keinen finanziellen Erfolg. Es folgten unglückliche Theaterspekulationen, insbesondere wurde Blumenreich der Geschäftsführer des Theaters Alt-Berlin, 1898 wegen Veruntreuung verurteilt und floh daraufhin mit vieren seiner Kinder in die USA. Franziska von Kapff-Essenther selbst hatte eine unüberwindliche Furcht vor einer Reise über den Ozean und konnte sich nicht entschließen, Gatten und Kindern nach Amerika zu folgen. Nach der Trennung von ihrem zweiten Mann war Kapff-Essenther aus finanziellen Gründen zu literarischer Massenproduktion gezwungen. Auch in den Jahren der zweiten Ehe publizierte sie nie unter ihrem bürgerlichen Namen Blumenreich; bloß ihre frühesten Werke erschienen unter ihrem Mädchennamen Essenther.

Kapff-Essenther war nervlich sehr labil und litt zeitlebens unter Depression. Wiederholt hatte sie Heilanstalten aufgesucht. 1899 beging sie Suizid durch einen Sturz aus einem Hotelfenster. Die Umstände ihres Entschlusses sind nicht genau geklärt.

Werke

  • Frauenliteratur. In: Frauenblätter 1 (1872), 18
  • Frauenehre. Roman aus dem modernen socialen Leben. (Wien: Leo, 1873. 3 Bände)
  • Die sociale Revolution im Thierreiche. Komisches Epos aus der Gegenwart (Leipzig, 1876)
  • Mein Wien. Wiener Sittenbilder (Leipzig: Winckler, 1884/1889. 2 Bände)
  • Moderne Helden. Charakterbilder. (1885, 2 Bände): Nur ein Mensch Hans, der nicht sterben wollte, Sommernachtstraum
  • Ziel und Ende (Roman, 3 Bände, 1888)
  • Blumengeschichten (1888)
  • Am Abgrund der Ehe. Novellen. Wartig, Leipzig 1888. (Digitalisat)
  • Allerlei Liebe (Sechs Novellen, 1889)
  • Auf einsamer Höhe (Roman, 1889)
  • Glückbeladen (Novelle, 1890)
  • Reisegeschichten (1890)
  • Neue Novellen (2 Bände, 1890)
  • Aus Bädern und Sommerfrischen (1890)
  • Engel auf Erden (1891)
  • Stürme im Hafen (Roman, 2 Bände, 1892)
  • Siegfried (Roman, 1894)
  • Himmel und Hölle (Roman, 1894)
  • Versorgung (Roman, 1895)
  • Evas Erziehung (Roman, Berlin 1895)
  • Das arme Ding. (Novelle, Wien 1895)
  • Schulden (Roman, Steinitz 1895)
  • In der kleinsten Hütte (Roman, Berlin 1896)
  • Der echte Ring (1896)
  • Die graue Mauer. (Novelle, Berlin 1897)
  • Don-Juan-Phantasie (1897)
  • Der Wert des Lebens. Der Ring des Polykrates. (Zwei Novellen, Berlin 1897)
  • Übermenschen In: Unterhaltungsbeilage der Wochenschrift Fürs Haus (1898)
  • Die Brieftasche (Roman, 1898)
  • Mitgiftjäger (Roman, 1898)
  • Jenseits von Gut und Böse (Roman, 1899)
  • Collegenehe (Roman, 1900)
  • Ins Bodenlose. Mitgift. Liane. Lilie. (Vier Erzählungen, 1900)
  • Dienstbotengeschichten (Sechs Erzählungen, 1901)
  • Kleineheleuts-Geschichten (Sechs Erzählungen, 1902): Wie kleine Leute hausen, Edis Väter, Ein guter Kerl, Der Freier der Johanna, Berthas Glück, Allerseelentrost
  • Vergangenheit. (Letzter Roman, 2 Bände, 1902)
  • Vom Glück verfolgt (Erzählung 1903)
  • Die andere Welt (Roman. Berlin: Schlesische Verlagsanstalt, 1914)
  • Das Sakrament der Ehe. Berliner Roman (Berlin 1930)
  • Fifi’s Reise. - Wien, o. J.
  • Ein Mann für Hedchen. - Wien, o. J.

Literatur

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