Franz Xaver Richter

Franz Xaver Richter, auch František Xaver Richter (* 1. Dezember 1709 in Holleschau, Mähren; † 12. September 1789 in Straßburg) war ein mährischer Sänger (Bass), Komponist und wichtiger Vertreter der Mannheimer Schule.

Franz Xaver Richter am Dirigentenpult, Stich von Christophe Guérin, 1785

Leben

Schon vorher ein bekannter und angesehener Bassist, stand Richter von 1740 bis 1747 als Vize-Kapellmeister in den Diensten von Fürstabt Anselm Reichlin von Meldegg zu Kempten im Allgäu. Während dieser Zeit entstand im Jahr 1742 sein „Kemptener Te Deum“[1], und es wurden zwölf seiner Sinfonien in Paris veröffentlicht. Seit 1747 gehörte er als Komponist, Geiger und Sänger (Bass) zur berühmten Mannheimer Hofkapelle des Kurfürsten Karl Theodor. 1769 folgte er Joseph Garnier als Kapellmeister des Straßburger Münsters, wo in seinen letzten Jahren Joseph Haydns berühmtester Schüler Ignaz Pleyel sein Stellvertreter war. In Frankreich nannte er sich François-Xavier Richter. Einem Brief Wolfgang Amadeus Mozarts an Leopold Mozart zufolge (datiert auf den 2. November 1778, während des Aufenthalts des Salzburger Komponisten in der Stadt) war er auch als starker Trinker bekannt.[2]

In Franz Xaver Richters Werken verbinden sich Stilmerkmale des Barock mit galanten Elementen. Er gehörte zu jenen Meistern der Mannheimer Schule, die für die Anfänge der vorklassischen Sinfonie wichtig waren.

Bekannte Schüler Richters waren Carl Stamitz, František Xaver Pokorný, Joseph Martin Kraus, Ferdinand Fränzl und Sebastian Demar.

Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Sankt-Gall-Friedhof in Straßburg-Königshoffen bestattet.[3]

Werke (Auswahl)

Instrumentalmusik

  • 70 Sinfonien
    • Sinfonien in Sammeldrucken mit verschiedenen Opuszahlen und Werken von verschiedenen Autoren
    • Six grandes simphonies pour les violons &c. en quatre parties séparées et double basse ... parte prima (seconda) (Paris, 1744)
    • Op. 2: Six Simphonies a deux Violons, Taille et Basse, deux Hautbois et deux Cors de Chasse; les quatre derniéres Parties ad Libitum (Amsterdam; London, 1760er)
    • Op. 4: Six Simphonies à deux Violons, Taille et Basse, deux Hautbois, ou Flutes traversieres, & deux Cors de Chasse (Amsterdam, ca. 1760)
    • Op. 7: Sei Sinfonie a otto. Due Violini, due Oboi o Flauti Viola Basso e due Corni (Paris, ca. 1765)
  • Concerti
  • Six Quartetto’s for two Violins, Tenor and Violoncello (komponiert 1757; London, 1768; Paris, 1772, mit einem ausgetauschten Quartett, als Op. 5)
  • Triosonaten
    • Op. 2: 6 Sonate da Camera für Cembalo, Querflöte und Violoncello (F, D, G, C, B, A)
    • Op. 3: Six Sonatas for two Violins and Violoncello, with a thorough Bass for the Harpsichord (London)
    • Op. 4: A second Set of six Sonatas for two Violins and a Violoncello with a thorough Bass for the Harspichord (London)

Vokalmusik

  • Karfreitags-Oratorium La deposizione dalla croce
  • 30 Messen
  • Magnificat C-Dur für Soli SAB, Chor, drei Trompeten, Pauken, Streicher und B. c. (Neuausgabe Berlin 2013)
  • 40 Motetten
  • Kemptener Te Deum

Weitere Werke

  • Theoriewerk Harmonische Belehrungen, Handschrift von 1784, gedruckt 1809

Literatur

  • Stephan Hörner: Richter, Franz Xaver. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 528 f. (Digitalisat).
  • Walter Lebermann: Zu Franz Xaver Richters Sinfonien. In: Die Musikforschung 25, 1972, ISSN 0027-4801, S. 471–480.
  • Rudolf Pečman: Franz Xaver Richter und seine „Harmonische Belehrungen“. Kultur- u. Forschungsstätte Michaelstein, Michaelstein / Blankenburg 1990 (1992), (Kultur- und Forschungsstätte Michaelstein – Institut für Aufführungspraxis Sonderbeitrag 9, ZDB-ID 2041394-4).
  • Jochen Reutter: Studien zur Kirchenmusik Franz Xaver Richters. (1709–1789). 2 Teile. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-631-43871-0, (Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 1), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1990).
  • Jochen Reutter: Richter, Franz Xaver. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 14 (Riccati – Schönstein). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2005, ISBN 3-7618-1134-9 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Jiří Sehnal: Vztah Františka Xavera Richtera k Holešovu. In: Hudební věda 28, 1991, ISSN 0018-7003, S. 242–244.
  • Constantin von Wurzbach: Richter, Franz Xaver. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 26. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 43 f. (Digitalisat).
Commons: Franz Xaver Richter – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Kemptener Te Deum, gloria.tv, Audiodatei, abgerufen am 12. Juni 2016.
  2. „Sobald sie den Namen gehört haben, so sind schon gleich die zwei Herren Silbermann und Herr Hepp (Organist) zu mir gekommen, Herr Kapellmeister Richter auch. Er ist itzt sehr eingeschränkt, anstatt 40 Bouteille Wein sauft er itzt etwa nur 20 des Tages.“ ()
  3. Schreiben des Archives der Stadt Straßburg vom 20. Februar 2017
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