Franz von Reden (Diplomat)

Franz Ludwig Wilhelm von Reden (* 10. Oktober 1754 in Hoya; † 4. März 1831 in Berlin) war ein hannoverscher Staatsmann und Diplomat.

Schattenriss Franz von Reden

Leben

Franz von Reden war der Sohn des 1761 im Gefecht bei Atzenhain gefallenen Generalleutnants Ernst Friedrich von Reden. Er besuchte die Ritterakademie Lüneburg von 1771 bis 1772 und immatrikulierte sich im Mai 1773 zum Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. In Göttingen wurde er ausweislich der überlieferten Protokolle als Mitglied der Hannöverschen Landsmannschaft und von Ostern 1776 bis Michaelis 1776 deren Subsenior[1] sowie weiter Mitglied des einflussreichen Studentenordens ZN.[2] Die ADB stellen heraus, dass er während des Studiums beispielsweise die Kommilitonen Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein und August Wilhelm Rehberg miteinander bekannt machte.

Sein Studium beendete er Michaelis 1776 und wurde 1777 Auditor der Justizkanzlei sowie 1779 Mitglied der hannoverschen Kriegskanzlei. Hier bewährte er sich und zeigte erstes diplomatisches Geschick, so dass er 1792 in den diplomatischen Dienst des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg übernommen wurde. In seiner ersten Mission begleitete er den Staatsminister Ludwig Friedrich von Beulwitz zur Krönung von Kaiser Franz II. in den Frankfurter Dom und wurde danach kurzzeitig Gesandter Hannovers in Kurmainz und in Kurköln. Diese Vertretungen erledigten sich durch die Französische Revolution, die zur Auflösung dieser Höfe führte.

Als Mitglied der hannoverschen Vertretung nahm Reden am Rastatter Kongress teil und wurde nach dessen Abschluss Gesandter Hannovers am preußischen Hof in Berlin. 1803 wurde er Vertreter des Kurfürstentums beim Immerwährenden Reichstag in Regensburg. Von hier aus protestierte er gegen die Besetzung Hannovers durch Frankreich 1803 (Konvention von Artlenburg)[3] wie gegen die Besetzung Hannovers durch Preußen (1806).[4] 1806 blieb er daher zunächst in Regensburg, da Hannover besetzt war, verlegte seinen Wohnsitz dann nach Aschaffenburg, und, als auch dort sein Schutz nicht mehr gewährleistet war, 1813 nach Österreich.

Villa Malta, Rom. Gemälde von Frederic Leighton
Ehem. Palais Groeben, Leipziger Straße 3, Berlin. Die Hannoversche Gesandtschaft nutzte die Beletage

Nach dem Wiener Kongress kehrte er in den diplomatischen Dienst des Königreichs Hannover zurück und wurde hannoverscher Gesandter an den Höfen von Stuttgart und Karlsruhe mit Gesandtschaftssitz in Karlsruhe. 1819 wurde er als hannoverscher Gesandter an den Heiligen Stuhl versetzt und machte das Gesandtschaftsgebäude in Rom, die Villa Malta auf dem Pincio, gemeinsam mit seinem Mitarbeiter und Nachfolger August Kestner zu einem Mittelpunkt protestantischer Kreise, aber auch der zahlreichen deutschen Künstler (z. B. der Nazarener) in der Stadt.

Diplomatisch ging es in der Zeit nach dem Wiener Kongress zwischen dem Königreich Hannover und dem Vatikan um die Frage der Eingliederung der ehemaligen Hochstifte Hildesheim und Osnabrück in das Königreich und den daraus entstehenden Regelungsbedarf zwischen der römisch-katholischen Kirche und Hannover und die Neugliederung der katholischen Kirche in die beiden Bistümer Hildesheim und Osnabrück mit der Weser als Bistumsgrenze sowie die Diasporaarbeit. Das zunächst angestrebte Konkordat kam nicht zustande. In diesen Verhandlungen wurde von Reden seitens der Regierung in Hannover zeitweilig fehlende Härte und eine verfehlte Interessenpolitik vorgeworfen; sie kamen 1824 mit der Zirkumskriptionsbulle Impensa Romanorum Pontificum zum Abschluss.

Im Jahr 1825 wurde er erneut Gesandter Hannovers am preußischen Hof in Berlin und verblieb auf diesem Posten bis zu seinem Tod. Zum Personal der Berliner Gesandtschaft gehörte bis zu seiner Versetzung nach London auch der Kanzlist Karl Klingemann, ein guter Freund von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Reden hatte eine umfangreiche Bibliothek;[5] er verfasste zahlreiche Schriften zu politischen, historischen und kunsthistorischen Themen.

Franz von Reden starb 1831 im Alter von 76 Jahren in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof vor dem Potsdamer Tor. Redens Grab ging spätestens bei der Einebnung des Friedhofs im Jahr 1922 verloren.[6]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Otto Deneke, Alte Göttinger Landsmannschaften, Göttingen 1937, S. 26.
  2. Walter Richter: Der Esperance- und ZN-Orden, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch 1974 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, S. 30–54 (Nr. 69)
  3. [Schreiben, die völlige Entwaffnung der Hannoverschen Truppen durch die erzwungene Konvention vom 5. 7. 1803 durch Frankreich betreffend] vom 20. August 1803 in Reichstags-Schriften, die Erneuerung des Krieges mit Frankreich betreffend: aus den Jahren 1803-1805
  4. Schreiben an die Reichsfürsten, Fürsten und Stände betr. die durch Preußen vorgenommene Invasion der Kurlande und deutschen Staaten, Regensburg 1806
  5. Verzeichniß der von ... Baron von Reden hinterlassenen Bücher-Sammlung aus genealogischen, politischen, diplomatischen, geschichtlichen, kunstgeschichtlichen, geographischen, belletristischen und verschiedenen andern bedeutenden Werken, in Deutscher, Französischer, Lateinischer. Jtalienischer und Englischer Sprache, bestehend ..., Müller, Berlin 1832
  6. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 152–153.
VorgängerAmtNachfolger
Ludwig Karl Georg von Ompteda
Friedrich Wilhelm Alexander von Linsingen
Hannoverscher Gesandter in Preußen
1800 bis 1803
1825 bis 1831
Ludwig Karl Georg von Ompteda
Börries Wilhelm von Münchhausen
Dietrich Heinrich Ludwig von OmptedaHannoverscher Gesandter beim Heiligen Römischen Reich
1803 bis 1806
Amt aufgelöst
Friedrich von OmptedaHannoverscher Gesandter beim Heiligen Stuhl
1819 bis 1825
August Kestner
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