Franz Jacob Wigard

Franz Jacob Wigard (* 31. Mai 1807 in Mannheim; † 25. September 1885 in Dresden) war ein deutscher Arzt und liberaler Politiker im Königreich Sachsen. Er war Anhänger der Freireligiösen Bewegung und verfocht die Stenografie. Vor und nach der Deutschen Reichsgründung war er Mitglied des Reichstags.

Franz Jacob Wigard, Stich von Valentin Schertle (1848)

Leben und Werk

Grab von Franz Jacob Wigard, Dresden, Trinitatis-Friedhof

Wigard studierte von 1826 bis 1832 Katholische Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft und Kameralwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 1827 wurde er Mitglied des Corps Palatia München.[1] Anschließend absolvierte er eine Stenografenausbildung bei Franz Xaver Gabelsberger und trat in den bayerischen Staatsdienst ein. 1834 wurde er Landtagsstenograf in Sachsen, 1847 auch in Preußen. 1834 gründete er das Sächsische Stenographische Institut in Dresden, 1843 wurde er zum Professor für Stenografie ernannt. Ab 1845 war Wigard führender Vertreter der deutschkatholischen Bewegung.

Er war Mitglied im Vorparlament und vom 18. Mai 1848 bis zum Ende des Rumpfparlaments im Juni 1849 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung als Abgeordneter für Dresden. Hierbei war er Vorstand der Stenografen-Kanzlei und der Protokoll-Kommission. Er gehörte dem Ausschuss zum Entwurf der Paulskirchenverfassung an. Aufgrund seiner Teilnahme am Rumpfparlament wurde er wegen Hochverrats angeklagt, jedoch später freigesprochen.

1853 begann Wigard Medizin zu studieren. Ab 1856 war er als Arzt in Dresden tätig. 1858 promovierte er an der Universität Jena zum Dr. med.

1850 und 1869/70 gehörte Wigard dem Sächsischen Landtag an. Von 1867 bis 1871 saß er für die Deutsche Fortschrittspartei und den Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 5 im Norddeutschen Reichstag und anschließend bis 1874 in gleicher Funktion im Reichstag des Kaiserreichs.[2]

Wigard war aktiver Freimaurer. 1838 wurde er in die Loge Zum goldenen Apfel in Dresden aufgenommen. Er war u. a. Repräsentant seiner Loge bei der Großen Landesloge von Sachsen. Während seiner Abgeordnetenzeit in Frankfurt nahm er rege am dortigen Logenleben teil.

Zudem gehörte Wigard 1863 zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner Turnerfeuerwehr, der ersten organisierten Feuerwehr der sächsischen Landeshauptstadt und damit unmittelbarer Vorläufer der Feuerwehr Dresden.

Veröffentlichungen

Ehrungen

In Dresden ist eine Straße nach Franz Jacob Wigard benannt. Die Wigardstraße verläuft vom Carolaplatz bis zum Rosa-Luxemburg-Platz und führt vorbei an Staatskanzlei, Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft und dem Kultusministerium.

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 175, 249
  2. Specht, Fritz / Schwabe, Paul: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1904, S. 220

Literatur

  • Albert Bielz: Trauerrede am Begräbnißtage des Herrn Stadtrath Prof. Dr. Franz Jacob Wigard. Dresden 1885.
  • Robert Fischer (Hrsg.): Briefwechsel zwischen Gabelsberger und Wigard (1833–1849). Friedrich Geissler, Leipzig 1886.
  • Julius Pagel: Wigard, Franz Jacob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 458 f.
  • Ernst Ahnert: Wigard und die Seinen, in: Bunte Blätter, Heft 1, Wolfenbüttel 1927, S. 249–256.
  • Ruth Fuchs: Franz Jacob Wigard, in: Männer der Revolution. Verlag das europäische Buch, West-Berlin 1970, S. 369–388 ISBN 3-920 303-46-6.
  • Egbert Weiß: Corpsstudenten in der Paulskirche. Einst und Jetzt, Sonderheft 1990, München 1990, S. 46.
  • Wigard, Franz Jacob In: Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3, S. 360–361.
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