Franz Eirenschmalz

Franz Eirenschmalz (* 20. Oktober 1901 in München; † 4. September 1995 in Hausham[1]) war ein deutscher Architekt, Bauleiter und SS-Führer. Eirenschmalz wurde in den Nürnberger Prozessen angeklagt und als Kriegsverbrecher verurteilt.

Franz Eirenschmalz während der Nürnberger Prozesse. Aufnahme von Januar 1947.

Ausbildung, Beruf und politische Betätigung

Eirenschmalz absolvierte nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule in München eine Ausbildung an der dortigen Höheren Technischen Lehranstalt für Hoch- und Tiefbau. Nach dem erfolgreichen Abschluss war Eirenschmalz von Anfang August 1925 bis Anfang April 1928 zunächst als Architekt in Bad Reichenhall. Anschließend war er kurzzeitig als Bauleiter in Donauwörth eingesetzt, bis er von Anfang November 1928 bis Oktober 1930 Bauleiter während der Errichtung des Krankenhauses in Bad Reichenhall war. Danach war er über ein Jahr arbeitslos.[2]

Bereits 1920 trat er der Sturmabteilung (SA) bei und wurde 1922 auch Mitglied im Bund Oberland. Im November 1923 nahm Eirenschmalz am Hitlerputsch teil.[3] Im Juni 1931 trat Eirenschmalz der SS (SS-Nummer 10.051) und zum 1. Oktober 1931 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 644.902).[4][2]

Hauptamtliche Tätigkeit in SS-Ämtern

Ab Februar 1932 war Eirenschmalz hauptamtlicher Mitarbeiter der SS und war ab Anfang Oktober 1932 technischer Zeichner beim Reichsführer SS Heinrich Himmler. Ab Juli 1933 war Eirenschmalz für ein Jahr bei der NSDAP in der Bauleitung beschäftigt, wo er als Bauleiter für Führerbauten (u. a. Führerschule Tölz) eingesetzt war. Ab Anfang Juli 1934 leitete er die Abteilung Bauwesen im SS-Verwaltungsamt und wurde Anfang April 1936 Chef der Hauptabteilung V 5 – Bauwesen, bis Oswald Pohl diese Abteilung Mitte April 1937 übernahm. Anschließend wechselte Eirenschmaz in den Führungsstab der SS-Verfügungstruppen und leitete danach die Hauptabteilung Haushalt und Bauten. In dieser Funktion war Eirenschmalz erneut als Bauleiter tätig (u. a. SS-Kaserne Klagenfurt).[2] Nach Kriegsende sagte der ehemalige Leiter der Inspektionsabteilung der Zentraldienststelle-T4 Gustav Kaufmann aus, dass Eirenschmalz auch Bauleiter bei der Errichtung der NS-Tötungsanstalt Brandenburg gewesen war.[3] Von Anfang Februar 1942 bis Anfang Mai 1945 leitete Eirenschmalz im neu entstandenen Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) das Amt C VI.[2] Spätestens ab Februar 1943 war Eirenschmalz zeitweise in Personalunion Stellvertreter von Hans Kammler. Zwischenzeitlich war Eirenschmalz von Mai 1943 bis Januar 1944 aufgrund eines Krankenhausaufenthalts von seinen Aufgaben entbunden.[5]

Nachkriegszeit

Schlussworte der Angeklagten am 22. September 1947, am Mikrofon Oswald Pohl. Franz Eirenschmalz in der hinteren Reihe links.

Nach seiner Festnahme wurde Eirenschmalz im Prozess Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt der SS mit 17 weiteren Beschuldigten ab dem 13. Januar 1947 vor dem United States Military Tribunal II angeklagt. Eirenschmalz wurde insbesondere seine Verantwortung für die Bauleitung und Instandhaltung der Gaskammern u. a. im KZ Auschwitz vorgeworfen.[3] Er selbst machte vor Gericht unklare Angaben und gab nur zögerlich seine Beteiligung am Aufbau von Konzentrationslagern zu.[2] Eirenschmalz wurde in den Anklagepunkten Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Mitgliedschaft in verbrecherischen Organisationen für schuldig befunden.[6] Eirenschmalz wurde am 3. November 1947 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde später jedoch in eine neunjährige Haftstrafe umgewandelt.[2] Nach teilweiser Haftverbüßung wurde er am 23. Mai 1951 aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.[7] Anschließend war Eirenschmalz in Bayrischzell als Bauingenieur tätig. Eirenschmalz wurde am 10. April 1964 im Zuge der Auschwitzprozesse vor dem Landgericht Frankfurt am Main vernommen:[3] „Die Auschwitzer Krematorien habe ich anläßlich meines Besuchs dort gesehen. Ich weiß nicht, wie der Zeuge Siebenlist dazu kommt, zu behaupten, ich hätte bei Vergasungen zugesehen“.[8]

SS-Ränge von Eirenschmalz[2]
Datum Rang
28. März 1934 SS-Untersturmführer
9. November 1934 SS-Obersturmführer
20. April 1935 SS-Hauptsturmführer
20. April 1936 SS-Sturmbannführer
20. April 1937 SS-Obersturmbannführer
30. Januar 1942 SS-Standartenführer

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-039333-3.
  • Johannes Tuchel: Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934–1938. (= Schriften des Bundesarchivs, Band 39). H. Boldt, Boppard am Rhein 1991, ISBN 3-7646-1902-3.
  • Jan Erik Schulte: Zwangsarbeit und Vernichtung: Das Wirtschaftsimperium der SS. Oswald Pohl und das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1933–1945. Paderborn 2001, ISBN 3-506-78245-2.
  • Records of the United States Nuremberg War Crimes Trials. Vol. V. United States Government Printing Office, District of Columbia 1950. (Band 5 der „Green Series“).

Einzelnachweise

  1. Sterberegister des Standesamtes Hausham Nr. 99/1995
  2. Johannes Tuchel: Konzentrationslager: Organisationsgeschichte und Funktion der Inspektion der Konzentrationslager 1934–1938. H. Boldt, 1991, ISBN 3-7646-1902-3, S. 373.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 132.
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/7610578
  5. Records of the United States Nuremberg War Crimes Trials, Vol. V. District of Columbia 1950, S. 1024.
  6. Records of the United States Nuremberg War Crimes Trials, Vol. V. District of Columbia 1950, S. 1031.
  7. Johannes Tuchel: „Fall 4: Der Prozeß gegen Oswald Pohl und andere.“ In: Gerd R. Ueberschär: Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-13589-3, S. 117.
  8. Aussage von Franz Eirenschmalz im Zuge der Frankfurter Auschwitzprozesse. Zitiert bei: Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. Frankfurt am Main 2013, S. 105.
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