Frank Mastiaux
Leben
Familie
Mastiaux' Vorfahren wanderten im 16. Jahrhundert als französische Protestanten aus der Region um Nantes in die Eifel ein. Sein Großvater und auch sein Vater waren Bauingenieure.[1]
Studium
Mastiaux studierte an der Universität Bochum Chemie und promovierte 1993 anschließend im Fach Chemie an der Universität Duisburg-Essen.[2]
Beruflicher Werdegang
Mastiaux begann seine berufliche Laufbahn 1993 in der Öl- und Gasindustrie bei der Veba Oel AG, der Aral AG sowie dem internationalen Energieunternehmen BP in verschiedenen Management-Positionen in Deutschland, Großbritannien und den USA.
Ab 2007 baute er beim E.ON-Konzern das Geschäft der erneuerbaren Energien auf. Ab 2010 forcierte er die Internationalisierung dieses Konzerns mit Projekten in Schwellenländern mit starkem Wirtschaftswachstum.[3]
Vorstandsvorsitzender EnBW Energie Baden-Württemberg
Am 30. März 2012 gab die EnBW Energie Baden-Württemberg bekannt, dass Mastiaux zum 1. Oktober 2012 das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernehmen würde.[3]
Mastiaux wurde mit Wirkung zum 1. Oktober 2012 zunächst für die Dauer von fünf Jahren zum Mitglied des Vorstands und zu dessen Vorsitzendem bestellt. Der Vertrag wurde Ende 2016 um weitere fünf Jahre bis zum 30. September 2022 verlängert.
Mastiaux kündigte 2012 infolge des Atomausstiegs und der Energiewende eine grundlegende Neuausrichtung des Konzerns hin zu einem Infrastrukturanbieter an:[4] Bis 2020 sollte der Anteil erneuerbarer Energien am EnBW-Energiemix auf 40 Prozent erweitert sowie das Netz- und Vertriebsgeschäft gestärkt werden. Die Ziele wurden 2019 erreicht.[5] Bis 2025 soll der Anteil erneuerbarer Energieträger am EnBW-Energiemix auf 50 Prozent erhöht werden. Mastiaux möchte Unternehmensentscheidungen eng an Aspekten der Nachhaltigkeit orientieren, damit die EnBW bis 2035 klimaneutral wird.[6]
2019 wurde durch den Erwerb des Breitbandunternehmens Plusnet 2019 unter Mastiaux' Leitung das Telekommunikationsgeschäft der EnBW ausgebaut.[7] Ein weiterer Schwerpunkt der Neuausrichtung ist die Förderung der Elektromobilität. Die EnBW betreibt mittlerweile das größte Schnellladenetz in Deutschland.[8]
Mastiaux wurde 2020 zum „Energiemanager des Jahres“ der Fachzeitschrift „Energie & Management“, der Kanzlei Becker Büttner Held sowie des Beratungsunternehmens K.Group GmbH gewählt.[9]
Am 25. Juni 2021 hat Frank Mastiaux bekanntgegeben, dass er nach Auslaufen seines Vertrags Ende September 2022 keine weitere Amtszeit als Vorstandsvorsitzender bei der EnBW anstrebt.[10] Ihm folgte Andreas Schell nach.
Positionierung
Konzernumstrukturierung der EnBW
Mastiaux hat die EnBW Energie Baden-Württemberg neu ausgerichtet.[11] Ausschlaggebend für die neue Strategie waren vor allem die Energiewende und der von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg aus der Kernkraft bis 2022.[12] Mit der Neuausrichtung wurde das Portfolio des Energieunternehmens umgebaut und vor allem in Richtung erneuerbare Energien weiterentwickelt, aber auch in Richtung kritische Infrastruktur. Hierzu zählen Telekommunikation, E-Mobilität und nachhaltige Quartiersentwicklung. Die Neuausrichtung erfolgte ohne Ausgliederung von Konzernteilen und Entlassungen.[13]
Unter Mastiaux hat die EnBW in die Förderung von Start-Ups und neue Technologien investiert und einen Innovations-Campus in Karlsruhe aufgebaut.[14][15]
Energiewende, Ausstieg aus Kernkraft und Kohle
Mastiaux hat sich in Fragen der Energiewende entlang der Unternehmensstrategie frühzeitig und klar positioniert. Der Atomausstieg ist für ihn beschlossene Sache[16] und entsprechend folgte der schrittweise Rückbau der jeweiligen Reaktoren nach Stilllegung.[17][18]
Während Mastiaux die Maßnahmen für den Umbau des Energiesystems in Deutschland für machbar einordnete, hat er wiederholt auf die Notwendigkeit einer Beschleunigung aller Umsetzungsschritte hingewiesen.[19][20]
Nachhaltigkeit
In den vergangenen Jahren hat Mastiaux den Wandel der EnBW vom konventionellen Energieversorger zum nachhaltigen Infrastrukturanbieter vorangetrieben und das künftige Unternehmenswachstum entlang von Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet.[21] Laut Mastiaux werden Nachhaltigkeit und Umweltschutz zunehmend zu relevanten Wirtschaftsfaktoren.[22] So bekenne sich die EnBW voll und ganz zu den Vorgaben und Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens[22] und hat das Ziel, bis zum Jahr 2035 Klimaneutralität zu erreichen.[23]
E-Mobilität
Mastiaux setzt sich für E-Mobilität ein und ist in dem Zusammenhang regelmäßiger Teilnehmer beim Strategiedialog der Automobilwirtschaft Baden-Württemberg.[24][25] Als wichtig erachtet er im Zusammenhang mit einer steigenden Anzahl von E-Autos die Themen Speicher und Netzstabilität, zu denen die EnBW, unter anderem mit Partnern wie Bosch, Pilot- und Forschungsprojekte umsetzt.[26] Darüber hinaus entwickelt die EnBW-Tochter Netze BW in sogenannten Netzlaboren Lösungen, mit denen die Netzintegration von Elektromobilität gelingen soll.[27][28]
Weitere Tätigkeiten
Frank Mastiaux hat unter anderem folgende Positionen inne:
- Mitglied des Aufsichtsrats bei Alstom, Paris[29]
- Mitglied im Advisory Council der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC)[30]
- Präsidialmitglied beim Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.[31]
- Mitglied des Stiftungsrates der Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen[32]
- Mitglied des Kuratoriums der Stiftung 2 Grad[33]
Weblinks
- Frank Mastiaux im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Frank Mastiaux im Manager Magazin: Wir werden die EnBW neu denken
- Interview auf spiegel.de (2013)
- Porträt: Der Transformator auf taz.de (2016), Peter Unfried (die tageszeitung)
- Peter Unfried: Streitgespräch Aktivistin vs. Energieboss: „Streiken Sie mit, Herr Mastiaux?“ In: taz. 20. September 2019 (FFF-Aktivistin Luisa Neubauer und EnBW-Chef Frank Mastiaux im Interview).
- Lebenslauf auf enbw.com
Einzelnachweise
- Frank Mastiaux - Munzinger Biographie. Abgerufen am 15. März 2022.
- Frank Mastiaux: Quantitative Schwingungsspektroskopie von Mineralölprodukten. Eine Studie zur analytischen Anwendung der Chemometrie. 1993 (Diss., Univ. Duisburg, 1993).
- Dr. Frank Mastiaux übernimmt ab Oktober 2012 den Vorsitz des Vorstands bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive), Pressemitteilung der EnBW AG, 30. März 2012
- manager magazin: Frank Mastiaux: "Wir werden die EnBW neu denken". Abgerufen am 25. März 2021.
- EnBW-Chef Mastiaux im Interview: „Wir sind nicht laut, aber dafür umso konsequenter“. Abgerufen am 25. März 2021.
- Energiewirtschaft: Energiekonzern EnBW will klimaneutral werden. Abgerufen am 25. März 2021.
- EnBW baut Telekommunikations-Geschäft aus. In: ZfK.de (Zeitung für kommunale Wirtschaft). 7. Mai 2019, abgerufen am 25. März 2021.
- EnBW verspricht: "Ultraschnelles Laden an der Autobahn". In: Elektroauto-News.net. 1. Februar 2021, abgerufen am 25. März 2021.
- Dr. Frank Mastiaux – „Energiemanager des Jahres 2020“Preisverleihung am 7. Oktober 2021 über den Dächern Berlins | Mitteldeutsches Energiegespräch. Abgerufen am 22. Oktober 2021 (deutsch).
- EnBW CEO Frank Mastiaux strebt keine weitere Amtszeit an | EnBW. Abgerufen am 22. Oktober 2021.
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: EnBW-Chef Mastiaux: „Rund 30 Prozent weniger Führungskräfte“. Abgerufen am 15. Juni 2021.
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: EnBW-Chef Mastiaux im Gespräch: „Es geht nicht nur um Kabel und Kilowatt“. Abgerufen am 15. Juni 2021.
- S. W. R. Aktuell, S. W. R. Aktuell: Die Folgen der Reaktorkatastrophe für das Energieunternehmen EnBW. Abgerufen am 24. Februar 2022.
- Stefan Mayr: "Alle hatten ihre Zeit und eine Chance". Abgerufen am 15. Juni 2021.
- Frank Mastiaux, Vorstandschef EnBW: „Menschen für Veränderungen gewinnen“. Abgerufen am 15. Juni 2021.
- Laura Cwiertnia: Frank Mastiaux: "Die Rückkehr zur Atomkraft ist ein No-Go". In: Die Zeit. 9. August 2019, abgerufen am 24. Februar 2022.
- Rückbau der Kernkraftwerke - Alle Informationen | EnBW. Abgerufen am 24. Februar 2022.
- Antje Höning, Martin Kessler: EnBW-Chef Frank Mastiaux im Interview: „Wir brauchen keine SUV-Steuer“. 5. Oktober 2019, abgerufen am 24. Februar 2022.
- Stefan Mayr, Max Hägler: "Das dauert alles zu lange!" Abgerufen am 23. August 2022.
- Max Hägler, Christina Kunkel: E-Autos: EnBW-Chef Mastiaux beklagt stockenden Ausbau der Schnelllader. Abgerufen am 23. August 2022.
- Energiewirtschaft: Energiekonzern EnBW will klimaneutral werden. Abgerufen am 19. Mai 2022.
- Gabriele Kalt: "Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle". (PDF) In: FAZ Institut. FAZ Institut, Februar 2020, abgerufen am 19. Mai 2022 (deutsch).
- Nachhaltigkeit als Transformationstreiber in der Energiewirtschaft. 14. Januar 2022, abgerufen am 19. Mai 2022 (deutsch).
- Service. Abgerufen am 23. August 2022.
- Service. Abgerufen am 23. August 2022.
- Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: EnBW: „Das Stromnetz reicht noch nicht für E-Mobilität“. Abgerufen am 23. August 2022.
- ecomento.de: Netze BW präsentiert Ergebnisse zu Heimlade-Netzlabor in Wangen. In: ecomento.de. 22. Juli 2022, abgerufen am 23. August 2022 (deutsch).
- E-Mobilität: Sind unsere Netze stabil genug? | EnBW. Abgerufen am 23. August 2022.
- Auf einen Blick - Vorstand | EnBW. Abgerufen am 25. März 2021.
- Advisory Council - Munich Security Conference. Abgerufen am 25. März 2021 (deutsch).
- Präsidium. Abgerufen am 25. März 2021.
- Mitglieder des Vorstandes und des Stiftungsrates der Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen. Abgerufen am 25. März 2021.
- Organisation. Abgerufen am 25. März 2021 (deutsch).