François Hennebique

François Hennebique (* 25. April 1842 in Neuville-Saint-Vaast (Département Pas-de-Calais); † 20. März 1921 in Paris) war ein französischer Bauingenieur und Bauunternehmer, der einer der Pioniere bei der Verwendung von Eisen- bzw. Stahlbeton war. Sein „System Hennebique“ wurde sehr erfolgreich europaweit lizenziert, Lizenznehmer in Deutschland waren die Baufirmen von Max Pommer und Eduard Züblin und in Italien jene von Giovanni Antonio Porcheddu und Attilio Muggia.

Porträt von François Hennebique

Biografie

Nach einer Lehre als Steinmetz in Arras machte er sich 1867 selbständig und leitete im gleichen Jahr bereits die Rekonstruktion von St. Martin in Coutrai. Zwei Jahrzehnte lang, bis 1887, arbeitete er vor allem in Brüssel, wo er die Bauweise mit eisenverstärkten Beton nach dem System Joseph Monier kennenlernte.

1879 verwendete er selbst zum ersten Mal Eisenbeton, um ein Landhaus in Eisenskelettbauweise durch Ummantelung der Träger mit Beton feuersicher zu machen.[1] In seiner Auseinandersetzung mit der neuen Technik entwickelte er eine wirtschaftlich sehr effiziente Konstruktion von Geschossdecken als monolithischem System aus bewehrtem Beton.

1892 eröffnete er ein international agierendes Ingenieurbüro in Paris und meldete erste Patente für den Stahlbetonbau nach dem „System Hennebique“ an, u. a. auch für den für das System konstruktiv wichtigen Plattenbalken, das jedoch für ungültig erklärt wurde, da es bereits zuvor ähnliche Lösungen gegeben hatte.[2] Das Büro war davon unabhängig schnell sehr erfolgreich und lizenzierte das System an zahlreiche Bauunternehmen. Es arbeitete sehr häufig auch mit Vertragsfirmen für die Bauausführung zusammen. In den folgenden Jahren entstanden so Tausende von Stahlbetonbauten nach dem „System Hennebique“.[3]

„Maison Hennebique“ in Bourg-la-Reine

Ab 1898 gab Hennebique die programmatische Zeitung „Le Béton armé“ heraus. Hennebique wurde auf der Pariser Weltausstellung von 1900 (Exposition Universelle et Internationale de Paris) einem breiten Publikum aufgrund seiner innovativen Arbeiten im Stahlbetonbau bekannt.

Bauwerke

Die zahllosen und teils sehr unterschiedlichen Bauten des Büros und seiner Vertragsfirmen sind nur selten eindeutig einem bestimmten Entwerfer zuzuschreiben.[4] Bekannte Bauwerke sind:

Literatur

Ponte del Risorgimento, Rom

nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet

  • David P. Billington: Der Turm und die Brücke. Die neue Kunst des Ingenieurbaus. Ernst & Sohn, Berlin 2014, ISBN 978-3-433-03077-6, S. 136–138 (im Original ersch. 1981).
  • Gwenaël Delhumeau: Le béton en représentation. La mémoire photographique de l’entreprise Hennebique, 1890–1930. Hazan, Institut français de l’architecture, Paris 1993, ISBN 2-85025-329-4.
  • Alexander Kierdorf: Why Hennebique Failed in Germany. Strategies and Obstacles in the Introduction of a New Construction Technology (PDF). In: Karl-Eugen Kurrer, Werner Lorenz, Volker Wetzk (Hrsg.): Proceedings of the Third International Congress on Construction History. Neunplus, Berlin 2009, ISBN 978-3-936033-31-1, S. 897–901
  • Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, Berlin 2018, S. 684ff., 962f., 702 u. 772f., ISBN 978-3-433-03229-9.
  • Peter Marti, Orlando Monsch, Birgit Schilling (Hg.): Ingenieur-Betonbau = Schriftenreihe der Gesellschaft für Ingenieurbaukunst 7 = Katalog einer Ausstellung an der ETH 2003. VDF Hochschulverlag AG an der ETH Zürich, Zürich 2005, ISBN 3-7281-2999-2, S. 36–39.
  • Douglas McBeth: Francois Hennebique (1842–1921), reinforced concrete pioneer. In: Proceedings of the Institution of Civil Engineers. Mai 1998, ISSN 0020-3262, S. 86–95.
  • Herbert Ricken: Der Bauingenieur. Geschichte eines Berufes. Verlag für Bauwesen, Berlin 1994. ISBN 3-345-00266-3, S. 220.
  • Ferdinand Werner: Der lange Weg zum neuen Bauen. Band 1: Beton: 43 Männer erfinden die Zukunft. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2016, ISBN 978-3-88462-372-5, S. 186–206.
Commons: François Hennebique – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. vgl. Marti et al.: Ingenieursbetonbau (2005), S. 36; Billington: Der Turm und die Brücke (2014), S. 136
  2. Für den Zeitpunkt der Rücknahme werden unterschiedliche Angaben gemacht: Marti et al.: Ingenieursbetonbau (2005), S. 36 nennt 1893; Eugen Brühwiler, Clementine van Rooden: Manoir Hauteroche im Vallée de Joux. In: Guckloch 1:2014 der Gesellschaft für Ingenieursbaukunst, S. 5 hingegen führen 1903 an (online verfügbar).
  3. Billington (2014), S. 136 nennt die Zahl von 7026 Bauwerken bis 1902
  4. vgl. Billington (2014), S. 137
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