Francis Arinze

Francis Kardinal Arinze (* 1. November 1932 in Eziowelle bei Onitsha) ist ein nigerianischer Geistlicher, ehemaliger Erzbischof von Onitsha und emeritierter Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche. Er leitete zwischen 1984 und 2002 den Päpstlichen Rat für den Interreligiösen Dialog und anschließend bis 2008 die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

Francis Kardinal Arinze (2010)
Wappen von Francis Kardinal Arinze

Leben

Francis Arinze wuchs in einfachen Verhältnissen auf, kam als Kind durch einen Missionar in Berührung mit dem Christentum und ließ sich später katholisch taufen.[1] Er erlangte seine höhere Schulbildung an einem kirchlichen Seminar und studierte anschließend katholische Theologie und Philosophie in Nigeria und Rom, wo er im Jahre 1958 das Sakrament der Priesterweihe durch Kardinal Grégoire-Pierre Agagianian, Patriarch von Kilikien, empfing. Nach seiner Rückkehr nach Nigeria dozierte er Liturgik und Philosophie am Seminar von Enugu. Weitere Studien führten ihn nach London, wo er ein Diplom in Pädagogik erlangte.

Am 6. Juli 1965 wurde er von Papst Paul VI. zum Titularbischof von Fissiana und Koadjutorbischof des Erzbistums Onitsha ernannt. Die Bischofsweihe am 29. August 1965 spendete ihm der Erzbischof von Onitsha, Charles Heerey. Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Lagos, John Kwao Amuzu Aggey, und der Bischof von Ikot Ekpene, Dominic Ignatius Ekandem. Arinze war zu diesem Zeitpunkt der jüngste Bischof der römisch-katholischen Kirche.[2] Am 26. Juni 1967, fast fünf Monate nach Heerys Tod, wurde er zum Erzbischof von Onitsha ernannt.

Arinze nahm 1965 an der letzten Sitzungsperiode des Zweites Vatikanischen Konzils teil. Er ist (Stand: Juli 2023) einer von noch vier lebenden Konzilsvätern, der letzte auf dem afrikanischen Kontinent geborene und zudem der letzte lebende Kardinal, der am Konzil als Konzilsvater teilnahm.[3]

Von 1979 bis 1984 leitete Arinze die Nigerianische Bischofskonferenz, ehe ihn Papst Johannes Paul II. im April 1984 zum Präsidenten des Sekretariates für die Nichtchristen, das 1988 in Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog umbenannt wurde, ernannte und am 25. Mai 1985 als Kardinaldiakon mit der Titeldiakonie San Giovanni della Pigna in das Kardinalskollegium aufnahm. 1996 wurde er unter Beibehaltung seiner Titeldiakonie pro hac vice zum Kardinalpriester ernannt.

Von 2002 bis 2008 leitete Kardinal Arinze als Präfekt die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.[4] Am 25. April 2005 wurde er durch Papst Benedikt XVI. zum Kardinalbischof von Velletri-Segni ernannt[5] und damit dessen Nachfolger als Titelträger dieses suburbikarischen Bistums.

In der Frage der Messfeiern in lateinischer Sprache schlug der Kurienkardinal den Priestern vor, ab und zu die Zelebration der Gottesdienste in der lateinischen Form des Missale Romanum durchzuführen.[6] Kardinal Arinze feierte auch in der außerordentlichen Form des römischen Ritus, etwa am 28. September 2011 in der Kirche Holy Name of Jesus in Providence, Rhode Island.[7]

Am 9. Dezember 2008 nahm Benedikt XVI. sein aus Altersgründen hervorgebrachtes Rücktrittsgesuch vom Amt des Präfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung an.[8] Am 14. Februar 2009 ernannte ihn Benedikt XVI. zum delegierten Präsidenten der im Oktober desselben Jahres stattfindenden Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika.[9]

Nach der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. im Jahre 2013 wurde er, obwohl er durch das Erreichen der Altersgrenze (80. Geburtstag) nicht mehr am Konklave 2013 teilnahm, in verschiedenen Medien als papabile gehandelt.[10] Bereits im Vorfeld des Konklave 2005, an dem er noch teilgenommen hatte, galt Kardinal Arinze als papabile.[11]

Angesichts der ab Februar 2018 diskutierten Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner, für die sich unter anderem eine Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz ausgesprochen hatte[12], übte Kardinal Arinze im Mai desselben Jahres Kritik daran. Er erklärte, die Kommunion sei nichts, „das man mit Freunden wie Bier oder Kuchen teilen“ könne, und sah in deren Öffnung für Nichtkatholiken einen Verstoß gegen die katholische Lehre zur Eucharistie.[13]

Am 5. Januar 2023 konzelebrierte Arinze beim Requiem für Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz.[14]

Mitgliedschaften in der Römischen Kurie

Kardinal Francis Arinze ist Mitglied der folgenden Kongregationen und Räte der Römischen Kurie:

Bibliographie

  • Meeting other believers. The risks and rewards of interreligious dialogue. Gracewing, Leominster 1997. ISBN 0-85244-433-8
    • Begegnung mit Menschen anderen Glaubens. Den interreligiösen Dialog verstehen und gestalten. Dt. von Stefan Liesenfeld. Neue Stadt, München 1999. ISBN 3-87996-399-1
  • Religions for peace. A call for unity to the people of the world. Darton, Longman & Todd Ltd., London 2002. ISBN 0-232-52462-9
    • Religionen gegen die Gewalt. Eine Allianz für den Frieden. Dt. von Ulrich Ruh. In: Herder-Spektrum, Bd. 5267. Herder, Freiburg 2002. ISBN 3-451-05267-9
  • Brücken bauen. Francis Kardinal Arinze im Gespräch mit Helmut S. Ruppert, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2002, ISBN 978-3-929246-49-0

Literatur

Commons: Francis Arinze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Francis Arinze: Nigerianer mit guten Beziehungen zu Muslimen. zeit.de, 15. April 2005, abgerufen am 23. April 2022.
  2. The First Young and Youngest Cardinal in The World in Roman Catholic Church, Opera News, abgerufen am 8. Juli 2022
  3. Die letzten lebenden Konzilsväter – aus Tausenden wurden sechs. katholisch.de, 11. Oktober 2022, abgerufen am 2. März 2023.
  4. Rinuncia del Prefetto della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 1. Oktober 2002, abgerufen am 10. Januar 2016 (italienisch).
  5. Promozione all’Ordine dei Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 25. April 2005, abgerufen am 10. Januar 2016 (italienisch).
  6. Ab und zu Lateinmessen. Radio Vatikan, 21. Dezember 2006, abgerufen am 12. April 2018.
  7. Shawn Tribe: Francis Cardinal Arinze Offers Usus Antiquior in Providence. New Liturgical Movement, 29. September 2011, abgerufen am 10. Januar 2016 (englisch).
  8. Rinuncia del Prefetto della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti e Nomina del Successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 9. Dezember 2008, abgerufen am 10. Januar 2016 (italienisch).
  9. Nomine per la Seconda Assemblea Speciale per l’Africa del Sinodo dei Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 14. Februar 2009, abgerufen am 10. Januar 2016 (italienisch).
  10. Favoriten auf den Heiligen Stuhl: Wer kann Papst werden? Focus Online, 12. Februar 2013, abgerufen am 10. Januar 2016.
  11. Francis Arinze: Nigerianer mit guten Beziehungen zu Muslimen. zeit.de, 15. April 2005, abgerufen am 13. Mai 2020.
  12. Bischofskonferenz zur Kommunion: Ein bisschen Öffnung - im Einzelfall. Tagesschau.de, 23. Februar 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
  13. Nigerianischer Kardinal: Öffnung der Kommunion für Nichtkatholiken ist Verstoß gegen Lehre. die-tagespost.de, 25. Mai 2018, abgerufen am 5. Juni 2018.
  14. Benly Anchunda: #PopeBenedictXVI: Thousands of faithful chant "Saint Now"-"Santo Subito" at the funeral. CRTV Radiodiffusion-télévision du Cameroun, 5. Januar 2023, abgerufen am 2. März 2023 (englisch).
VorgängerAmtNachfolger
Charles Heerey CSSpErzbischof von Onitsha
Koadjutorerzbischof 1965–1967
Erzbischof 1967–1985
Stephen Nweke Ezeanya
Jean JadotPräsident des Sekretariates für die Nichtchristen/Präsident des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog
1984–2002
Michael Fitzgerald
Jorge Arturo Kardinal Medina EstévezPräfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
2002–2008
Antonio Kardinal Cañizares Llovera
Joseph Kardinal RatzingerKardinalbischof von Velletri-Segni
seit 2005
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