Francesca Ferlaino
Francesca Ferlaino (* 23. Dezember 1977 in Neapel) ist eine italienische Physikerin mit den Forschungsschwerpunkten Atomphysik, Experimentalphysik und Quantenmechanik und ist seit 2006 an der Universität Innsbruck tätig.[1]
Leben
Ferlaino wurde 1977 in Neapel geboren. Von 1996 bis zu ihrem Diplom im Jahr 2000 studierte sie an der Universität Neapel Federico II. Ursprünglich wollte sie Philosophie studieren, entschied sich nach einem Besuch bei einem Professor für ein Physikstudium, obwohl sie keinerlei Grundkenntnisse in Naturwissenschaften besaß.[2] Sie promovierte 2004 an der Università degli Studi di Firenze und war dann Postdoc am European Laboratory for Non-Linear Spectroscopy (LENS) in Florenz. 2006 wanderte sie nach Österreich aus und baute an der Universität Innsbruck ihre eigene Forschungsgruppe auf. Heute ist sie Professorin am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und Geschäftsführende und Wissenschaftliche Direktorin am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Wissenschaftliches Werk
Francesa Ferlaino erforscht Quantenphänomene in atomaren Gasen bei ultratiefen Temperaturen. Ihre Forschungsbeiträge reichen von Themen wie Quantenmaterie aus Atomen und Molekülen bis zu Mehrteilchenphysik und Streuphysik. In den vergangenen Jahren konzentrierte sie sich insbesondere auf die stark magnetischen und bisher wenig erforschten Atome Erbium und Dysprosium und realisierte 2012 das weltweit erste Bose-Einstein-Kondensation aus Erbium[3] und 2018 die erste dipolare Quantenmischung aus Erbium und Dysprosium[4]. Im Jahr 2020 konnte sie den ersten langlebigen supersoliden Zustand im Labor erzeugen[5], einen schwer fassbaren und paradoxen Zustand, in dem kristalline Ordnung und Suprafluidität koexistieren. Mit diesen Systemen erforscht Ferlaino Vielteilchen-Quantenphänomene, die durch die langreichweitige und dipolare Wechselwirkung zwischen den Atomen bestimmt werden.
Auszeichnungen (Auswahl)
- 2009: START-Preis
- 2010: Fritz-Kohlrausch-Preis
- 2010: ERC Starting Grant[6]
- 2011: Preis der Landeshauptstadt Innsbruck
- 2013: Alexander von Humboldt-Professur, abgelehnt
- 2015: Lieben-Preis[7]
- 2016: ERC Consolidator Grant[8]
- 2017: Erwin Schrödinger-Preis[9]
- 2017: Antonio-Feltrinelli-Preis[10]
- 2019: Prix Cécile DeWitt-Morette / École de Physique des Houches[11]
- 2021: Kardinal-Innitzer-Preis – Würdigungspreis für Naturwissenschaften[12][13]
- 2022: ERC Advanced Grant[14]
- 2023: Grete-Rehor-Staatspreis[15]
Ferlaino ist seit 2011 Mitglied der Österreichische Akademie der Wissenschaften.[16] 2014 lehnte sie eine Alexander von Humboldt-Professur an der Universität Ulm ab.[1] 2021 wurde sie korrespondierendes Mitglied der mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).[17]
Weblinks
- Francesca Ferlaino in der Datenbank renommierter Wissenschaftlerinnen AcademiaNet (englisch)
- Homepage der Forschungsgruppe von Francesca Ferlaino
- Die Welt der Quantenphysik Videoporträt des Wissenschaftsfonds FWF
Einzelnachweise
- Francesca Ferlaino. Universität Innsbruck. Abgerufen am 13. Februar 2018.
- Wolfgang Däuble: Durch Zufall zur Quantenphysik. Veröffentlicht am 11. August 2014. Abgerufen am 13. Februar 2018.
- Der Standard: Physiker schaffen erstes Bose-Einstein-Kondensat von Erbium. Veröffentlicht am 22. Mai 2012. Abgerufen am 22. April 2021.
- Informationsdienst Wissenschaft (idw): Ultrakalter „Quantencocktail“ . Veröffentlicht am 22. November 2018. Abgerufen am 22. April 2021.
- Uni Innsbruck: Quantenmaterie fest und supraflüssig zugleich. Veröffentlicht am 22. April 2019. Abgerufen am 22. April 2021.
- Zwei ERC-Grants für Innsbrucker Physik. In: www.uibk.ac.at. 4. August 2010, abgerufen am 22. April 2021.
- Ignaz L. Lieben-Preis geht an Quantenphysikerin Francesca Ferlaino. In: www.oeaw.ac.at. 15. November 2015, abgerufen am 18. Dezember 2021.
- ERC Consolidator Grant für Francesca Ferlaino. In: www.oeaw.ac.at. 11. Januar 2016, abgerufen am 22. April 2021.
- Höchste Auszeichnungen der ÖAW an Historikerin und Quantenphysikerin. In: www.oeaw.ac.at. 21. November 2017, abgerufen am 13. Februar 2018.
- Hoher Forschungspreis Italiens für Francesca Ferlaino. In: www.oeaw.ac.at. 8. November 2017, abgerufen am 22. April 2021.
- Französische Akademie ehrte Francesca Ferlaino. In: www.oeaw.ac.at. 24. Oktober 2019, abgerufen am 22. April 2021.
- Innitzer-Preise für Jurist Burgstaller und Elektrotechniker Paschke. In: Salzburger Nachrichten/APA. 6. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.
- Schönborn: Wissenschaftsbezogene Skepsis bestürzendes Phänomen. In: kathpress.at. 6. November 2021, abgerufen am 7. November 2021.(paywall)
- Francesca Ferlaino erhält ERC Advanced Grant. In: www.oeaw.ac.at. 26. April 2022, abgerufen am 25. Mai 2022.
- Grete Rehor-Staatspreis und Käthe Leichter-Staatspreis für Frauen vergeben. In: bundeskanzleramt.gv.at. 21. November 2023, abgerufen am 21. November 2023.
- Francesca Ferlaino in der Datenbank der Österreichische Akademie der Wissenschaften
- ÖAW wählte 31 neue Mitglieder. In: oeaw.ac.at. 21. Mai 2021, abgerufen am 21. Mai 2021.