Frühere Gemeindeorganisation des Kantons Thurgau

Das kantonale öffentliche Recht des Kantons Thurgau kannte bis ins ausgehende 20. Jahrhundert zwei um 1800 von der Helvetischen Republik damals für die ganze Schweiz geschaffene parallele Gemeindetypen, die einen eigentlichen Gemeindedualismus begründeten. Im Thurgau hatten die zwei Gemeindetypen folgende Zuständigkeiten:

  1. die Munizipalgemeinden (MG); sie entsprachen territorial im Wesentlichen den Kirchgemeinden und vollzogen vor allem vom Staat übertragene Aufgaben (Zivilstands-, Steuerwesen u. a.),[1]
  2. die Ortsgemeinden (OG) waren unter anderem für Brunnen, Strassen und die Feuerwehr zuständig[2] und trugen ab 1944 das Bürgerrecht.[3]

Geschichte

Nach dem Recht der Helvetik waren die Munizipalgemeinden für verfassungsmässige Aufgaben (wie Polizeiwesen, Zivilstandswesen, Beurkundung und Vormundschaftspflege), die Ortsgemeinden für materielle Aufgaben (wie Flur-, Strassen-, Wasser- und Löschwesen) zuständig. Später verflochten sich die Aufgaben zusehends.

Wo Munizipalgemeinde und Ortsgemeinde deckungsgleich waren, mussten ab 1874 Einheitsgemeinden (EG; z. B. Kreuzlingen) gebildet werden.[4]

1970 wurde im Kantonsrat eine Motion Scheuber für erheblich erklärt, die die Vereinfachung der Gemeindestrukturen verlangte. Es dauerte allerdings fast drei Jahrzehnte, bis zwischen 1995 und 2000 aus 73 Munizipal- und 144 Ortsgemeinden die 80 politischen Gemeinden gebildet wurden, die bis heute Bestand haben.[5]

Munizipalgemeinden und Ortsgemeinden im Jahre 1986

Nachfolgend der Stand im Jahre 1986, wie er im Amtlichen Gemeindeverzeichnis der Schweiz festgehalten ist:

Bezirk Arbon

Bezirk Bischofszell

Bezirk Diessenhofen

Bezirk Frauenfeld

Bezirk Kreuzlingen

Bezirk Münchwilen

Bezirk Steckborn

Bezirk Weinfelden

Einzelnachweise

  1. André Salathé: Munizipalgemeinde. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  2. Gemeindeverwaltung TG. Auf der Webseite der Schule Kreuzlingen, abgerufen am 13. November 2019
  3. André Salathé: Ortsgemeinde. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  4. André Salathé: Einheitsgemeinde. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  5. Gemeindefusionen im Thurgau – vor nächster Strukturreform? In: «direkt» Nr. 83, Zeitschrift des Verbands Thurgauer Gemeinden, Februar 2014
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