Eisenzeit
Die Eisenzeit ist eine nach dem verwendeten Material (Eisen) zur Herstellung schneidender Waffen und Gerätschaften benannte Periode der Ur- und Frühgeschichte. Sie ist nach der Steinzeit und der Bronzezeit die dritte große Periode in der einfachen zeitlichen Gliederung des Dreiperiodensystems. Die Eisenzeit beginnt im Nahen Osten um 1200 v. Chr. mit dem Untergang des hethitischen Reiches, in Nordeuropa reicht sie von etwa 750 v. Chr. bis 1025 n. Chr.
Überblick
In den meisten Regionen der Erde beginnt eine erste, vereinzelte Verwendung von Eisen deutlich vor der jeweiligen Eisenzeit.[1] In diesem Zeitalter findet Eisen als Werkstoff eine breite Verwendung und schlägt sich entsprechend im archäologischen Fundgut nieder und ist damit zur Periodisierung geeignet. Nach dem ursprünglichen Konzept gilt die Eisenzeit als letzter Abschnitt der Urgeschichte vor dem Übergang zu historischen Zeiten. In vielen Fällen stehen schriftliche Quellen zur Verfügung, die belegen, dass die Eisenzeit der Frühgeschichte zugerechnet werden kann. Insbesondere in der englischsprachigen Forschung kommt auch der Begriff der „Historischen Eisenzeit“ (Historic Iron Age) zur Anwendung,[2] wenn Schriftquellen zur Verfügung stehen.
Stark vereinfachter zeitlicher Vergleich der Eisenzeit in ausgewählten Kulturregionen:[3]
Naher Osten
Anatolien
Obwohl in Anatolien bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. vereinzelt Eisen bearbeitet wurde,[4][5] beginnt die Eisenzeit als archäologische Periode um 1200 v. Chr. mit dem Untergang des Hethiterreiches. Die anatolische Eisenzeit wird üblicherweise in drei Phasen unterteilt:
- Frühe Eisenzeit: „Dunkle Jahrhunderte“
- Mittlere Eisenzeit: Phrygische und urartäische Zeit
- Späte Eisenzeit: Persische Zeit
Zusätzlich oder alternativ werden je nach Region einzelne Zeitabschnitte nach den jeweils herrschenden Mächten benannt (vor allem neo-hethitische, assyrische, lydische Zeit).[6][7][8]
Mesopotamien
In Mesopotamien wird der Zeitraum ab Beginn der Isin-II-Zeit (1160–1026 v. Chr.) bis zum Beginn des Hellenismus als Eisenzeit bezeichnet. Sie ist geprägt von mehreren altorientalischen Großreichen.
- Neuassyrische Zeit (1000–600 v. Chr.)
- Neubabylonische Zeit (1025–627 v. Chr.)
- Spätbabylonische Zeit (626–539 v. Chr.)
- Achämenidenzeit (539–330 v. Chr.)
Levante
In der Levante geht mit den Umbrüchen um 1200 v. Chr. (vgl. „Seevölker“) die Bronzezeit in die Eisenzeit über:
- Eisenzeit I (1200–1000 v. Chr.)
- I A (1200–1150 v. Chr.)
- I B (1150–1000 v. Chr.)
- Eisenzeit II (1000–586 v. Chr.)
- II A (1000–925 v. Chr.)
- II B (925–700 v. Chr.)
- II C (700–586 v. Chr.)
- Eisenzeit III (586–332 v. Chr.)
- Babylonische Zeit (586–539 v. Chr.)
- Achämenidische Zeit (539–332 v. Chr.)
Da in der babylonischen und vor allem der persischen Zeit auch für die Levante schriftliche Quellen zur Verfügung stehen und Münzprägung vorhanden war, handelt es sich hierbei nicht mehr um rein urgeschichtliche Perioden. Die Eisenzeit endete spätestens 332 v. Chr. mit der Eroberung durch Alexander den Großen und dem Beginn des Hellenismus.[9]
Zypern
Auf Zypern verlief die Eisenzeit ähnlich wie in Griechenland. Zum Ende der Bronzezeit bestand hier ein großer Einfluss der mykenischen Kultur.
- Zyprisch-geometrische Zeit (1050 – 750 v. Chr.)
- Zyprisch-archaische Zeit (750 – 475 v. Chr.)
Im Laufe der archaischen Zeit geriet Zypern immer wieder unter den Einfluss seiner Nachbarn. Ab dem 9. Jahrhundert entstanden Siedlungen der Phönizier, später war die Insel Teil der Herrschaftsgebiete von Assyrien (707–612 v. Chr.), Ägypten (570–526/525 v. Chr.) und Persien (ab 526/525 v. Chr.).[10]
Ägypten
In der Chronologie des Alten Ägypten besteht durch die bekannten Herrscherlisten und die davon abgeleiteten Periodisierungen kein Anlass für die Verwendung des Begriffes „Eisenzeit“. Unter den ältesten Fundstücken aus Eisen ist vor allem ein Dolch aus dem Grab Tutanchamuns bekannt, der wahrscheinlich aus Meteoreisen gefertigt wurde.[11] Verbreitetere Verwendung fand Eisen in Ägypten jedoch erst nach der Eroberung durch die Assyrer im 7. Jahrhundert v. Chr.[12]
Europa
Griechenland
In Griechenland begann nach dem Ende der spätbronzezeitlichen mykenischen Kultur (ca. 1600 – 1050 v. Chr.) und einer in vielen Regionen nachgewiesenen submykenischen Phase (ca. 1050/1030 – 1020/1000 v. Chr.[13]) um die Jahrtausendwende die Eisenzeit. Diese wird nach Kunst-/Keramikstilen unterteilt in:
- Protogeometrische Zeit (1050/1000 – 900 v. Chr.)
- Geometrische Zeit (900 – 700 v. Chr.)
- Orientalisierende Periode (um 700 v. Chr.)
Die Zeit von ca. 1050 v. Chr. bis 700 v. Chr. wird aufgrund der vergleichsweise geringeren Zahl an Quellen auch „Dunkle Jahrhunderte“ genannt.[14] Die folgende archaische Zeit (700 – 490/480 v. Chr.) zählt bereits zur Antike.[15]
Italien
Unter dem Einfluss der Urnenfelderkultur entwickelten sich in Italien nach einer Übergangszeit ab dem 10./9. Jahrhundert v. Chr. eisenzeitliche Kulturen (Este-Kultur, Golasecca-Kultur, Villanovakultur und andere), später vor allem die etruskische Kultur (8. – 1. Jahrhundert v. Chr.). Mit der Ausbreitung der Römer ging die Eisenzeit in die Antike über.[16]
Mitteleuropa
Mitteleuropäische Eisenzeit[17] | |
---|---|
Hallstattzeit | |
Ha C | 800–620 v. Chr. |
Ha D1–D3 | 620–450 v. Chr. |
Latènezeit | |
LT A | 450–380 v. Chr. |
LT B | 380–250 v. Chr. |
LT C | 250–150 v. Chr. |
LT D | 150–15 v. Chr./ 0 |
Das älteste in Mitteleuropa bekannte Artefakt aus Eisen ist eine Messerklinge aus Gánovce (Ostslowakei), die der bronzezeitlichen Otomani-Kultur zugeordnet und um 1500 v. Chr. datiert wird. Es handelt sich vermutlich um ein Importstück aus dem Kaukasusgebiet oder dem Nahen Osten.[18]
Im Raum nördlich der Alpen entwickelte sich um 800 v. Chr. aus der Urnenfelderkultur die Hallstattkultur. Die damit beginnende Eisenzeit wird unterteilt in
- Frühe Eisenzeit (Ältere Eisenzeit) (800 – 450 v. Chr.): Hallstattkultur
- Ha C: ältere Hallstattkultur
- Ha D: jüngere Hallstattkultur
- Späte Eisenzeit (Jüngere Eisenzeit) (450 v. Chr. – Ende 1. Jahrhundert v. Chr.): La-Tène-Kultur
- LT A – B: Frühlatène
- LT C: Mittellatène
- LT D: Spätlatène
Das Ende der Eisenzeit und der Übergang zur Römischen Kaiserzeit (als Teil der Antike) wird üblicherweise mit der Eingliederung des jeweiligen Gebietes ins Römische Reich angegeben und unterscheidet sich entsprechend je nach Provinz (zum Beispiel Noricum 15 v. Chr.[19]).
Die Definition der Unterteilung in Hallstatt- und Latènezeit erfolgte 1874 durch den schwedischen Prähistoriker Hans Hildebrand.[20] Paul Reinecke unterteilte die Hallstattzeit weiter in die Stufen Ha A – D und die Latènezeit in die Stufen LT A – D,[21] wobei die Stufen Ha A – B jedoch noch der späten Bronzezeit angehören.
Einige wichtige archäologische Fundstätten sind:
- der frühkeltische „Fürstensitz“ Hohenasperg (Baden-Württemberg)
- der frühkeltische „Fürstensitz“ auf der Heuneburg (Baden-Württemberg)
- der frühkeltische „Fürstensitz“ mit dem Fund der Fürstin von Vix (nördliches Burgund)
- das keltische Oppidum von Manching (Bayern)
- Hallstatt in Oberösterreich
- der Neuenburger Vorort La Tène
- der Glauberg und der Dünsberg in Hessen
- die Schnippenburg im Osnabrücker Land
- der Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen
Nordeuropa
In Skandinavien und im nördlichen Mitteleuropa ging die Nordische Bronzezeit ohne starken Bruch in die nordische Eisenzeit über. Deren Abschnitte werden je nach Gebiet etwas unterschiedlich benannt und datiert.
Norddeutschland[22]
- Vorrömische Eisenzeit („Keltische Eisenzeit“)
- Ältere vorrömische Eisenzeit (750 – 480 v. Chr.): Hausurnenkultur, Billendorfer Kultur, Thüringische Kultur
- Jüngere vorrömische Eisenzeit (480 – 30/60 v. Chr.): Jastorf-Kultur, Naumburger Gruppe, Przeworsk-Kultur
- Römische Eisenzeit (Römische Kaiserzeit)
- Ältere Römische Kaiserzeit (30/60 v. Chr. – 160 n. Chr.)
- Jüngere Römische Kaiserzeit (160 – 375 n. Chr.)
- Germanische Eisenzeit (Völkerwanderungszeit, „Nachrömische Eisenzeit“[23]) (375 – 455 n. Chr.)
Dänemark[24]
- Vorrömische Eisenzeit (500 – 1 v. Chr.)
- Römische Eisenzeit (Römische Kaiserzeit) (1 – 375 n. Chr.)
- Germanische Eisenzeit (375 – 775 n. Chr.)
- Wikingerzeit (775 – 1050 n. Chr.)
- Ältere Eisenzeit (500 v. Chr. – 550 n. Chr.)
- Vorrömische Eisenzeit (500 – 1 v. Chr.)
- Römische Eisenzeit (1 – 400 n. Chr.)
- Völkerwanderungszeit (400 – 550 n. Chr.)
- Jüngere Eisenzeit (550 – 1050 n. Chr.)
- Merowingerzeit (550 – 800 n. Chr.)
- Wikingerzeit (800 – 1050 n. Chr.)
- Vorrömische Eisenzeit (500 – 1 v. Chr.) (siehe auch: Keramik der älteren Eisenzeit in Schweden)
- Römische Eisenzeit (1 – 400 n. Chr.)
- Völkerwanderungszeit (400 – 550 n. Chr.)
- Vendelzeit (550 – 800 n. Chr.)
- Wikingerzeit (800 – 1100 n. Chr.)
Finnland[29]
- Vorrömische Eisenzeit (500 – 1 v. Chr.)
- Römische Eisenzeit (1 – 400 n. Chr.)
- Völkerwanderungszeit (400 – 575 n. Chr.)
- Merowingerzeit (575 – 800 n. Chr.)
- Wikingerzeit (800 – 1025 n. Chr.)
Spätestens mit der Christianisierung ging die Eisenzeit ins Mittelalter über.
Westeuropa
Frankreich[30]
Um 800 v. Chr. bestanden in Frankreich drei eisenzeitliche Kulturräume (Atlantischer, Nordalpiner und Südlicher Kreis), die auf entsprechende bronzezeitliche Traditionen zurückgehen. Doch im Laufe der folgenden Jahrhunderte breitete sich der Nordalpine Kreis (Hallstatt-Kultur) auf Kosten der anderen Kreise aus, so dass die Periodisierung der Eisenzeit in Frankreich weitgehend jener in Süddeutschland entsprach.
- Erste Eisenzeit (1er âge du Fer) (800 – 460 v. Chr.): Hallstattzeit
- Zweite Eisenzeit (2e âge du Fer) (460 – 25 v. Chr.): Latènezeit
Britische Inseln[31]
Die Zeit zwischen etwa 800 v. Chr. und der Eroberung durch die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. wird in Britannien Eisenzeit genannt. Sie wird zumindest in Südengland in vier Phasen unterteilt:
- Früheste Eisenzeit (800 – 600 v. Chr.)
- Frühe Eisenzeit (600 – 400/300 v. Chr.)
- Mittlere Eisenzeit (400/300 – 100 v. Chr.)
- Späte Eisenzeit (100 v. Chr. – 43/84 n. Chr.)
Danach folgte die Römische Zeit, obwohl nur der Südosten der Britischen Inseln von den Römern erobert wurde und sich außerhalb dieses Bereiches eisenzeitliche Traditionen bis in christliche Zeit fortsetzten.
Iberische Halbinsel[32]
Mit Beginn des 8. Jahrhunderts haben sich auf der Iberischen Halbinsel drei eisenzeitliche Kulturregionen etabliert: die tartessische (8. – 6. Jahrhundert v. Chr.), die iberische und die keltiberische Kulturregion. An den Küsten bestand intensiver Kontakt mit den Phöniziern und Griechen. Bis zum Zweiten Punischen Krieg wurde der Südosten der Iberischen Halbinsel von den Karthagern beherrscht und bis zur Zeitenwende schließlich die ganze Halbinsel von den Römern erobert.
Eurasische Steppe
Im eurasischen Steppengürtel traten mit Beginn der Eisenzeit die ersten echten Reiternomaden auf. Die erhöhte Mobilität zeigte sich in einer großräumigen Vereinheitlichung der Sachkultur. Angehörige der Oberschicht wurden in reich ausgestatteten Hügelgräbern beigesetzt. Es wird unterschieden in:
- Ältere Eisenzeit (skythische Periode) (9./8. – 3. Jahrhundert v. Chr.): Skythen, Saken
- Jüngere Eisenzeit (hunno-sarmatische Periode) (200 v. Chr. – 400 n. Chr.): Sarmaten, Hunnen
Im 5. Jahrhundert n. Chr. vollzog sich der Übergang zum Frühmittelalter bzw. westlich des Urals zur Völkerwanderungszeit.[33]
Asien
Die Eisenzeit entwickelte sich in Asien ähnlich wie in Europa. Metallurgische Kenntnisse im fernen Osten, die sich zuerst auf die einfacher zu verarbeitende Bronze bezogen, sind frühzeitig nachweisbar. Der Gebrauch von Eisen im Alltag war dabei regional sehr verschieden.
Iran
Das Ende der Bronzezeit und der Beginn der Eisenzeit erfolgten in verschiedenen Regionen Irans nachweislich zeitversetzt.[34] Die Archäologin Erika Bleibtreu teilt die Eisenzeit in die Epochen Eisenzeit I (1500/1400 – 1100 v. Chr. [außerhalb von Elam] bzw. 1300 – 1000/900 v. Chr.), Eisenzeit II (1000/900 v. Chr. bzw. [außerhalb von Elam] 1100 – 800 v. Chr.) und Eisenzeit III (800–600 v. Chr.) ein.[35][36] Um 550 v. Chr. bildete sich das Achämenidenreich.
Indien
Im Gebiet des heutigen Uttar Pradesh wird eine erste Eisenverwendung im Zeitraum des 18. – 12. Jahrhunderts v. Chr aufgrund einiger weniger Nachweise als wahrscheinlich angesehen. Ab dem 13. Jahrhundert lässt sich jedoch eine weithin verbreitete Eisenverhüttung nachweisen und wird somit als Beginn der indischen Eisenzeit angesetzt. Im 2. Jahrhundert v. Chr. endete diese Periode, die historisch mit der vedischen Zeit verknüpft ist. Das Ende der Eisenzeit in Indien lässt sich dabei nicht nur anhand des technologischen Umbruchs festmachen, sondern auch an der Genese der klassischen Periode Indiens. Das Verbindungsglied ist dabei das Maurya-Reich (320 bis 185 v. Chr) und das nördlich davon liegende Reich der Indo-Griechen (bis zur Herrschaft des indo-skythischen Königs Maues ab 120 v. Chr.).
China
Kenntnisse der Metallurgie in China finden sich ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. Der Beginn der chinesischen Eisenzeit wird nach heutigen Erkenntnissen mit dem Erreichen der Eisenverarbeitung in den Königreichen am Yangtse zum Ende 6. Jahrhundert v. Chr. datiert. Sie trifft dort historisch auf die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (722 bis 481 v. Chr.) und der folgenden Zeit der Streitenden Reiche (475 v. Chr. und 221 v. Chr.). Das Ende der Eisenzeit in China wird mit dem Beginn der Qin-Dynastie (ab 221 v. Chr) angesetzt, der ersten Dynastie des chinesischen Kaiserreichs, das als geschichtliches Konstrukt bis ins 20. Jahrhundert überdauern sollte.
Korea
Über den Handel am Gelben Meer erreichten erste Eisengegenstände die frühen koreanischen Königreiche im 4. Jahrhundert v. Chr, hauptsächlich entlang der Flusstäler auf der koreanischen Halbinsel. Die eigene Eisenherstellung wird nach heutigen Erkenntnissen für das 2. – 1. Jahrhundert v. Chr. angesetzt. Werkzeuge aus Eisen waren typische Gebrauchsgegenstände der Bauern. Das chinesische Kaiserreich zerschlug im Gojoseon–Han-Krieg (109 – 106 v. Chr.) das koreanische Go-Joseon, das schon seit der Bronzezeit existierte. Es beginnt die Epoche der Proto-Drei-Reiche, die als späte Eisenzeit gilt. Vor allem vom nördlichen Flusstal des Nakdonggang wurden in dieser Zeit große Mengen Eisen exportiert. Im Zuge der Reichseinigung bildeten sich die Drei Reiche von Korea. Die letzte Kolonie Lelang wurde 313 n. Chr. von Goguryeo eingenommen und bezeichnete weithin das Ende der Eisenzeit. Ein Staatsbau nach chinesischem Vorbild, der in Lelang schon länger existierte, und der Auftritt des Buddhismus im 4. Jahrhundert beeinflussten ab diesem Zeitpunkt maßgeblich die Geschichte. Spätestens mit der Gründung Sillas (ab 600 n. Chr.) gilt dieser Prozess heute als abgeschlossen.
Japan
Über den Handel am Gelben Meer erreichten erste Eisengegenstände die frühen japanischen Königreiche im 3. Jahrhundert v. Chr. und trafen dort historisch auf die Yayoi-Zeit. Obwohl Eisen zuerst nur aus China und Korea importiert wurde, hatte es schon früh eine große Bedeutung für die Produktion von Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen in dieser Epoche, so dass man sie zur japanischen Eisenzeit zählt. Das Ende der Eisenzeit wird auf das Ende der nachfolgenden Kofun-Zeit (538 n. Chr.) datiert. Die folgenden Perioden wurden vom Auftreten des Buddhismus und des sich entwickelnden Beamtenstaats der Asuka-Zeit geprägt.
Afrika
Subsaharisches Afrika
In Afrika kann man das für Europa gängige Dreiperiodensystem nicht ohne Weiteres anwenden, da in Afrika die Eisenzeit auf die Steinzeit ohne eine dazwischenliegende Kupfer- oder Bronzezeit folgte. Die frühesten Belege für Eisenverhüttung stammen aus dem nördlichen Zentralafrika (Adamaua-Plateau). Von dort gibt es Hinweise auf Eisenproduktion, Gebrauch und Verarbeitung anhand von archäologischen Grabungen, die auf die Zeit von 3000 – 2500 v. Chr. datiert werden. Verschiedene Alltagsgegenstände wurden zum Beispiel bei Balimbé, Bétumé und Bouboun gefunden. In Gbabiri gab es nachweislich Schmelzöfen, in Ôboui und Gbatoro Schmiedeaktivitäten.[37] Weitere Funde stammen aus Taruga in Zentral-Nigeria (Nok-Kultur) und N’Djamena im Tschad. Dort fand man bei Ausgrabungen mehrere Verhüttungsöfen , deren Datierung nach ersten Einschätzungen ins erste vorchristliche Jahrtausend fällt (800 – 500 v. Chr.).[38]
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Eisenverhüttung eine indigene Erfindung. Frühere Annahmen einer Herkunft aus Meroe konnten durch die Datierungen Tarugas widerlegt werden, denn letztere sind nach den bisherigen Forschungen älter als die erste Erwähnung Meroes. Eine Beeinflussung durch Karthago scheint nach heutigem Wissenstand unwahrscheinlich, da es bisher keine Quellen gibt, die über eine erfolgreiche Durchquerungen der Sahara zum Beispiel durch Karawanen, die mit Eisenwaren gehandelt haben, berichten.[39][40]
Amerika
| |||
Bedeutende Wikingersiedlungen in Nordamerika |
In der Geschichte Amerikas bestehen für die Zeit vor der Kolonisierung in der Neuzeit eigene Systeme der Epochengliederung, worin der Begriff „Eisenzeit“ nicht vorkommt. In Präkolumbischer Zeit siedelten jedoch Wikinger aus Island an den Küsten von Grönland und Neufundland. Die wichtigsten wikingerzeitlichen Siedlungen in Nordamerika sind:
- Eystribyggð (Ostsiedlung)
- Vestribyggð (Westsiedlung)
- L’Anse aux Meadows
Siehe auch
Literatur
- Ulla Lund Hansen: Römische Kaiserzeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 90–108.
- Rosemarie Müller: Vorrömische Eisenzeit. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 32, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018387-0, S. 623–638.
- Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Zeit der Helden. Die „dunklen Jahrhunderte“ Griechenlands 1200–700 v. Chr. Katalog zur Ausstellung im Badischen Landesmuseum Schloss Karlsruhe, 25.10.2008–15.2.2009. Primus Verlag, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-89678-389-9.
- Gilda Bartoloni: Archäologische Untersuchungen zu den Beziehungen zwischen Altitalien und der Zone nordwärts der Alpen während der frühen Eisenzeit Alteuropas. Ergebnisse eines Kolloquiums in Regensburg, 3.–5. November 1994. Universitätsverlag Regensburg, Regensburg 1998, ISBN 3-930480-23-9.
- Lars Ivar Hansen: Samenes historie fram til 1750. Oslo 2007.
- Roland Oliver, Brian M. Fagan: Africa in the Iron Age. c. 500 B. C. to A. D. 1400. Cambridge University Press, Cambridge 1975, ISBN 0-521-20598-0.
- Wolfgang Schuller: Das Erste Europa. 1000 v. Chr.–500 n. Chr. (= Handbuch der Geschichte Europas. Band 1; UTB Band 2497). Ulmer Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8252-2497-X.
- Otto H. Urban: Der lange Weg zur Geschichte. Die Urgeschichte Österreichs (= Österreichische Geschichte. bis 15 v. Chr.). Ueberreuter, Wien 2000, ISBN 3-8000-3773-4, Kapitel „Eisenzeit“, S. 225–370.
Weblinks
- Literatur von und über Eisenzeit im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Weblinks zur Eisenzeit bei http://www.archaeologie-online.de/ (zuletzt abgerufen am 11. Dezember 2012)
- Eintrag zu Eisenzeit im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon) (zuletzt abgerufen am 11. Dezember 2012)
Einzelnachweise
- Vgl. Radomlr Pleiner: Eisenverhüttung. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 7, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1989, ISBN 3-11-011445-3, S. 61. Siehe auch hier unter den jeweiligen Abschnitten.
- Andrew Daniels: Introduction. In: Andrew Jones (Hrsg.): Prehistoric Europe: Theory and Practice (= Blackwell Studies in Global Archaeology. Nr. 12). Wiley-Blackwell, Oxford 2008, ISBN 978-1-4051-2597-0, S. 6.
- nach den jeweils im Artikel angegebenen Daten
- Michael Zick: Türkei – Wiege der Zivilisation. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2110-7, S. 151–152.
- Ernst Pernicka: Metalle machen Epoche – Bronze, Eisen, Silber. In: Troia – Traum und Wirklichkeit. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1543-X, S. 369–372.
- Uwe Müller: Die eisenzeitliche Keramik von Lidar Höyük. Dissertation an der Universität Heidelberg. Heidelberg 1996, S. 11. (PDF bei HeiDOK)
- Hermann Genz: Ein neues Metall macht Furore – Die frühe Eisenzeit in West- und Zentralanatolien. In: Manfred Korfmann (Hrsg.): Troia – Archäologie eines Siedlungshügels und seiner Landschaft. Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3509-1, S. 71–80.
- Charles Brian Rose: Am Schnittpunkt von Ost und West – Das westliche Kleinasien in griechischer und römischer Zeit. In: Manfred Korfmann (Hrsg.): Troia – Archäologie eines Siedlungshügels und seiner Landschaft. Zabern, Mainz 2006, ISBN 3-8053-3509-1, S. 81–104.
- The Oxford Handbook of The Archaeology of the Levant c. 8000–332 BCE. Edited by Margreet L. Steiner and Ann E. Killebrew. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-921297-2, S. 44–65, 70.
- Veronica Tatton-Brown: Ancient Cyprus. 2. Auflage. British Museum Press, London 1997, ISBN 0-7141-2120-7, S. 15, 91.
- Dolch in Tutanchamun-Grabkammer wohl aus Meteorit-Eisen. 7. Juni 2016, abgerufen am 10. Januar 2018.
- Colin McEvedy: The Penguin Atlas of African History. Revised edition Auflage. Penguin, London 1995, ISBN 978-0-14-051321-9, S. 26.
- Penelope A. Mountjoy: Mycenaean Pottery – An Introduction, Oxford University School of Archaeology, 2. Auflage. 2001, ISBN 0-947816-36-4, S. 28–30; 114–118.
- Birgitta Eder: Das frühe Griechenland. Die Welt der Ägäis in den Bronze- und Eisenzeiten (3000–700 v. Chr.). In: Wolfgang Hameter – Sven Tost (Hrsg.): Alte Geschichte. Der Vordere Orient und der mediterrane Raum vom 4. Jahrtausend v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. VGS Studientexte, Band 3. Wien 2012, S. 77 f.
- Der Brockhaus Archäologie. F. A. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 2009, ISBN 978-3-7653-3321-7, Einträge Eisenzeit, S. 170–172; griechische Kunst, S. 238–245; orientalisierender Stil, S. 456–457.
- Der Brockhaus Archäologie. F. A. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 2009, ISBN 978-3-7653-3321-7, Einträge Eisenzeit, S. 170–172; Estekultur, S. 185; etruskische Kultur, S. 185–189; italische Kunst, S. 297–298; Villanovakultur, S. 650.
- Daten aus der Zeittafel in Die Welt der Kelten. Zentren der Macht. Kostbarkeiten der Kunst. Thorbecke, 2012, ISBN 3799507523, S. 524 f.
- Urban 2000, S. 225, 413.
- Urban 2000, S. 11, 368.
- Hans Hildebrand: Sur les commencements de l’age du fer en Europe. Congrés internationale d’anthropologie et d’archéologie préhistorique 2, 1874, S. 592 ff (Bericht des Internationalen anthropologisch-archäologischen Kongresses in Stockholm).
- Der Brockhaus Archäologie. F. A. Brockhaus, Leipzig/Mannheim 2009, ISBN 978-3-7653-3321-7, Eintrag Eisenzeit, S. 171.
- Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Abgerufen am 19. Mai 2015.
- Chroníco Geschichtsmagazin: Eisenzeit. Abgerufen am 19. Mai 2015.
- Kroppedal Museum: Jernalder. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. April 2015; abgerufen am 1. Juli 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Hg. von Johannes Hoops. De Gruyter, Berlin 1968–2007, ISBN 3-11-016227-X, Eintrag Völkerwanderungszeit. S. 517–518, Abb. 100.
- Steen Hvass; Birger Storgaard: Da klinger i Muld. 25 års arkæologi i Danmark Jysk Arkæologisk Selskab; Det Kongelige Nordiske Oldskriftselskab 1993 ISBN 87-7288-566-1
- Store norske leksikon: Jernalderen i Norge. Abgerufen am 1. Juli 2013.
- Stockholms läns museum: Järnålder. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juli 2014; abgerufen am 1. Juli 2013.
- Museiverket: Järnåldern. Abgerufen am 1. Juli 2013.
- Patrice Brun, Pascal Ruby: L’âge du Fer en France. Premièrs villes, premiers États celtiques. La Découverte, Paris 2008, ISBN 978-2-7071-5664-8.
- Colin Haselgrove: The Iron Age. In: John Hunter, Ian Ralston (Hrsg.): The Archaeology of Britain. An Introduction from Earliest Times to the Twenty-First Century. 2. Auflage. Routledge, London/New York 2009, ISBN 978-0-415-47717-8, S. 149–174.
- Anne-Maria Wittke, Eckart Olshausen, Richard Szydlak (Hrsg.): Historischer Atlas der antiken Welt (= Der Neue Pauly. Supplementband). Sonderausgabe, Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02401-5, unter anderem S. 62–63, 138–145.
- Hermann Parzinger: Die frühen Völker Eurasiens. Vom Neolithikum bis zum Mittelalter. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54961-6, S. 540–832, 841–846, 862–868.
- Vgl. auch U. Löw: Figürlich verzierte Metallgefäße aus Nord- und Nordwestiran (= Altertumskunde des Vorderen Orients. Band 6). Münster 1998, S. 33.
- Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 41 und 52, Anm. 3.
- Erika Bleibtreu: Iran in prähistorischer und frühgeschichtlicher Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 77–185, hier 78–79 mit S. 328.
- Étienne Zangato & Augustin F.C. Holl: On the Iron Front: New Evidence from North-Central Africa. Hrsg.: Journal of African Archeology. Band 8, Nr. 1, 2010, S. 7–23.
- Roland Oliver, Brian M. Fagan: Africa in the Iron Age. c. 500 B. C. to A. D. 1400. Cambridge University Press, Cambridge 1975, ISBN 0-521-20598-0, S. 64.
- R. F. Tylecote: The origin of iron smelting in Africa. In: Westafrican Journal of Archaeology. Bd. 5, 1975, ISSN 0331-3158, S. 1–9.
- R. F. Tylecote: Iron smelting at Taruga, Nigeria. In: Journal of the Historical Metallurgy Society. Bd. 9, Nr. 2, 1975, ISSN 0142-3304, S. 49–56.