Forchtenstein

Forchtenstein (ungarisch Fraknó, Fraknóváralja; kroatisch Fortnava)[1] ist eine Gemeinde mit 2777 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Mattersburg im Burgenland in Österreich.

Forchtenstein
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Forchtenstein
Forchtenstein (Österreich)
Forchtenstein (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Burgenland
Politischer Bezirk: Mattersburg
Kfz-Kennzeichen: MA
Fläche: 16,59 km²
Koordinaten: 47° 43′ N, 16° 20′ O
Höhe: 343 m ü. A.
Einwohner: 2.777 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 167 Einw. pro km²
Postleitzahl: 7212
Vorwahl: 02626
Gemeindekennziffer: 1 06 02
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Gemeinde Forchtenstein
7212 Forchtenstein
Website: www.forchtenstein.at/
Politik
Bürgermeister: Alexander Knaak (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(23 Mitglieder)
Insgesamt 23 Sitze
Lage von Forchtenstein im Bezirk Mattersburg
Lage der Gemeinde Forchtenstein im Bezirk Mattersburg (anklickbare Karte)
Lage der Gemeinde Forchtenstein im Bezirk Mattersburg (anklickbare Karte)
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Burg Forchtenstein von der Rosalia
Burg Forchtenstein von der Rosalia
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Bekannt ist der Ort vor allem durch die auf einem Abhang über dem Wulkatal gelegene, weithin sichtbare Burg Forchtenstein.[2]

Geografie

Geografische Lage

Forchtenstein ist eine Gemeinde, die aus dem Zusammenschluss von Forchtenau und Neustift entstanden ist.

Die Burg Forchtenstein, die historisch von großer Bedeutung ist, beherrscht den landschaftlichen Umkreis der Gemeinde und markiert durch ihren felsigen Untergrund einen geologischen Übergang zum Rosaliengebirge. Hier liegt auch das Quellgebiet der Wulka, die nach Nordosten zum Neusiedlersee fließt.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Forchtenau und Neustift an der Rosalia, die zusammen die Gemeinde Forchtenstein bilden. Zu Forchtenstein (umgangssprachlich oft Forchtenau) gehören neben Neustift auch die Dörfer Hofleiten, Rosalia, Schreinermühle und mehrere Einzellagen.

Nachbargemeinden

Wiesen
(Bez. Mattersburg, Bgld.)
Lanzenkirchen
(Niederösterreich)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Mattersburg
(Bez. Mattersburg, Bgld.)
Hochwolkersdorf
(Niederösterreich)
Mattersburg
(Bez. Mattersburg, Bgld.)

Geschichte

Vor der römischen Annexion war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.

Später, nach der Eingliederung des Gebietes in das Römische Reich, wurde das heutige Forchtenstein der Provinz Pannonia administrativ zugeordnet. Der wechselvolle Zeitverlauf beließ es nach der ungarischen Landnahme um 900 bei den ungarischen Stammlanden.

Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 mussten auch die einheimischen Deutschen und Kroaten aufgrund der Magyarisierungspolitik der Budapester Regierung den ungarischen Ortsnamen Fraknó verwenden.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs – als die Monarchie Österreich-Ungarn zerfiel, wurde Deutsch-Westungarn 1919 nach zähen Verhandlungen aufgrund der Verträge von St. Germain und Trianon Österreich zugesprochen. Der Ort gehört zu dem 1921 neu gegründeten Bundesland „Burgenland“ (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

1971 wurden die beiden bis dahin eigenständigen Gemeinden Forchtenau und Neustift an der Rosalia zusammengelegt. Bis 1972 hieß die Gemeinde Forchtenstein noch Forchtenau (vermutlich nach der Au am Fuße des Burgberges).

Bevölkerungsentwicklung

Ortsplan von Forchtenstein

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Untere Edelhof aus 1627 war Sitz der Grafschaftsverwaltung Esterházy
Heilige Stiege aus 1719 im Zubau zur Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Sie ist der Scala Santa in Rom nachempfunden.
  • Burg Forchtenstein: Die Burg wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts unter den Grafen von Mattersdorf-Forchtenstein als ungarische Grenzburg errichtet, diente sie in den Türkenkriegen als wichtiges Bollwerk. Seit dem frühen 17. Jahrhundert in Besitz der Esterházy. Kern der gewaltigen Burganlage ist das Hochschloss, das im 17. Jahrhundert seine heutige Form erhielt, unter anderem mit barocker Burgkirche (Wallfahrtskirche hl. Rosalia). Die Burg beherbergt mehrere Dauerausstellungen, die – neben den Ausstellungen im Schloss Esterházy in Eisenstadt – die Geschichte und Schätze des alten Adelsgeschlechtes Esterházy zeigen – deshalb trägt die Burg auch die Bezeichnung „Tresor der Esterházy“.
    • Esterházy-Schatzkammer: einzig komplett erhaltene barocke Kunst- und Wunderkammer in Europa mit Objekten aus Gold, Elfenbein und wertvollen Steinen, Automaten und exotischen Tierpräparaten
    • Esterházy-Ahnengalerie: in den Repräsentationsräumen der Burg befindet sich die größte barocke Ahnenbilder-Galerie Mitteleuropas und die in Europa einzige erhaltene Sammlung von Silbermöbeln aus dem Barock
    • Zeughaus und Waffensammlung: ehemaliges fürstliches Zeughaus
  • Pfarrkirche Forchtenstein: 1347 geweiht, im 18. Jahrhundert Errichtung des Zubaus der „Heiligen Stiege“ – ein Nachbau der Scala Santa in Rom
  • Rosalienkapelle
  • Servitenkloster, ehem. Kloster des Ordens Sevitorum Mariae bei der Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt
  • Unterer Edelhof Forchtenstein, Hauptstraße 75
  • Bildstock, Hauptstraße 89
  • Flur-/Wegkapelle, mit Figur hl. Johannes Nepomuk, Neustiftgasse 1
  • Pest-/Dreifaltigkeitssäule, Gnadenstuhl, Neustiftgasse 1
  • Reptilienzoo Forchtenstein
  • Naturpark Rosalia-Kogelberg

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftssektoren

Von den 66 landwirtschaftlichen Betrieben des Jahres 2010 waren 57 Nebenerwerbsbetriebe. Die Abnahme der Erwerbstätigen im Produktionssektor von 193 auf 153 zwischen 2001 und 2011 liegt vor allem im Baugewerbe. Der stärkste Bereich im Dienstleistungssektor ist der Handel, der fast 120 Menschen beschäftigt.[3][4][5]

Wirtschaftssektor Anzahl Betriebe Erwerbstätige 2)
2011 2001 2011 2001
Land- und Forstwirtschaft 1) 66 96 18 11
Produktion 34 26 153 193
Dienstleistung 132 72 304 215

1) Betriebe mit Fläche in den Jahren 2010 und 1999, 2) Erwerbstätige am Arbeitsort

Arbeitsmarkt, Pendeln

Im Jahr 2011 lebten 1318 Erwerbstätige im Dorf. Davon fanden 276 eine lokale Arbeitsstelle, über 1000 Menschen pendelten aus. Aus der Umgebung pendelten fast 200 Personen zur Arbeit nach Forchtenstein.[6]

Bildung

In der Gemeinde befinden sich ein Kindergarten und eine Volksschule.[7]

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl
 %
50
40
30
20
10
0
47,24 %
(−1,13 %p)
43,08 %
(+4,00 %p)
9,69 %
(n. k. %p)
n. k. %
(−12,54 %p)
2017

2022

Gemeindeamt Forchtenstein

Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 23 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei 2022[8] 2017[9] 2012[10] 2007[11] 2002[12] 1997[12]
Sti. % M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M. Sti.%M.
SPÖ 829 47,24 11 83348,3711 90149,6712 89548,4011 93452,8613 78547,4011
ÖVP 756 43.08 10 67339,089 60433,308 75140,6210 69839,509 nicht kandidiert
FLF 170 9,69 2 nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert
FPÖ nicht kandidiert 21612,543 20311,192 1598,602 1357,641 17510,572
Grüne nicht kandidiert nicht kandidiert 1065,841 nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert
FBL nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert 442,380 nicht kandidiert nicht kandidiert
BL BIRINGER nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert nicht kandidiert 69642,0310
Wahlberechtigte 2662 2597 2510 2518 2455 2384
Wahlbeteiligung 72,43 % 76,05 % 80,80 % 80,50 % 81,14 % 83,39 %

Gemeindevorstand

[veraltet]Neben der Bürgermeisterin Friederike Reismüller (SPÖ) und dem Vizebürgermeister Josef Neusteurer (ÖVP) gehören weiters die geschäftsführenden Gemeinderäte Hans Gerald Gruber (SPÖ), Markus Pinter (ÖVP) und Anna Strodl (SPÖ) dem Gemeindevorstand an.[13]

Bürgermeister

Im Jahr 1997 löste Friederike Reismüller (SPÖ) Gmasz (NL) als Bürgermeisterin ab. Bei der Bürgermeisterdirektwahl 2017 konnte sie sich im ersten Wahlgang mit 53,81 % gegen Josef Neusteurer (ÖVP, 35,55 %) und Christian Spuller (FPÖ, 10,64 %) durchsetzen.[9]

Am 23. Oktober 2022 wurde Alexander Rüdiger Knaak (SPÖ) in einer Stichwahl gegen Josef Neusteurer (ÖVP) als Nachfolger von Friederike Reismüller zum Bürgermeister gewählt.[14] Eine Wahlwiederholung im September 2023 aufgrund einer Anfechtung der Wahl durch die ÖVP bestätigte das Ergebnis der Stichwahl vom Oktober 2022.[15]

Söhne und Töchter der Gemeinde

Literatur

  • Josef Köller: Die Grafschaft Forchtenstein unter besonderer Berücksichtigung der Urbare. Diss. phil., Wien 1960.
Commons: Forchtenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Forchtenstein – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 80.
  2. Nicht zu verwechseln mit Schloss Forchtenstein in der Marktgemeinde Neumarkt in Steiermark.
  3. Ein Blick auf die Gemeinde Forchtenstein, Land- und forstwirtschaftliche Betriebe. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  4. Ein Blick auf die Gemeinde Forchtenstein, Arbeitsstätten. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  5. Ein Blick auf die Gemeinde Forchtenstein, Erwerbstätige. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  6. Ein Blick auf die Gemeinde Forchtenstein, Berufspendler. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  7. Schule und Bildung | Gemeinde Forchtenstein. Abgerufen am 30. Oktober 2020 (deutsch).
  8. Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 26. Oktober 2022.
  9. Land Burgenland: Wahlergebnis Forchtenstein 2017 (abgerufen am 5. Dezember 2017)
  10. Land Burgenland: Wahlergebnis Forchtenstein 2012 (abgerufen am 5. Dezember 2017)
  11. Land Burgenland: Wahlergebnis Forchtenstein 2007 (abgerufen am 5. Dezember 2017)
  12. Land Burgenland: Wahlergebnis Forchtenstein 2002 (abgerufen am 5. Dezember 2017)
  13. Gemeinde Forchtenstein: Gemeindevorstand (abgerufen am 5. Dezember 2017)
  14. Richard Vogler: Bürgermeisterwahl: Forchtenstein: SPÖ behält den Bürgermeister. In: bvz.at. 23. Oktober 2022, abgerufen am 25. Oktober 2022.
  15. Forchtenstein: Knaak gewinnt Stichwahl. In: ORF.at. 3. September 2023, abgerufen am 4. September 2023.
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