Flohlied (Mussorgski)
Das Flohlied (russisch Песня о блохе / Pesnja o bloche, wiss. Transliteration Pesnja o bloche) bzw. das Flohlied des Mephisto oder mit vollem russischen Titel Pesnja Mefistofelja w pogrebke Auerbacha (Песня Мефистофеля в погребке Ауербаха, wiss. Transliteration Pesnja Mefistofelja v pogrebke Auerbacha / Lied des Mephistopheles in Auerbachs Keller) des russischen Komponisten Modest Mussorgski (1839–1881) entstand im Jahr 1879. Sein Text beschreibt auf derb-humoristische Weise politische Verhältnisse im Hofleben seiner Zeit.
Der russische Schriftsteller Alexander Strugowschtschikow[1] (1808–1878) hatte den Text aus dem Faust[2] von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) eingedichtet. Mephisto singt darin das Lied eines von seinem König zum Minister ernannten Flohs: „Es war einmal ein König, der hatt’ einen großen Floh“[3] in einer russischen Fassung. In der russischen Fassung, die ansonsten relativ eng an das deutsche Original angelehnt ist, wird er in einen samtenen Kaftan gekleidet. Häufiges Gelächter (cha, cha, cha ...) wurde eingeschoben.
Im Jahr 1879 hatte Mussorgski seinen Beamtenberuf quittiert und begleitete von August bis November die Altistin Darja Leonowa[4] (1829–1896) als Klavierbegleiter auf einer Tournee nach Südrussland. Er war sehr beeindruckt von Leonowas Gesang und komponierte das Flohlied auf der Reise oder kurz nach seiner Rückkehr nach St. Petersburg, um es der Sängerin zu widmen.
Die Noten des Flohlieds wurden erst 1883, nach Mussorgskis Tod, von Nikolai Rimski-Korsakow als Herausgeber veröffentlicht. Später wurde es von Igor Strawinsky (1914) orchestriert.[5]
Ursprünglich wurde das Lied für Sopran komponiert, jetzt aber wird es hauptsächlich von Interpreten der Stimmlagen Bass oder Bassbariton gesungen. Der berühmte russische Sänger Fjodor Schaljapin hat das Lied gleich mehrmals aufgenommen, viele andere Sänger ebenfalls.
Texte (Strugowschtschikow / Goethe)
Im Folgenden werden der russische Text und der deutsche Text gegenübergestellt:
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Siehe auch
Einzelnachweise und Fußnoten
- Alexander Nikolajewitsch Strugowschtschikow (russisch Александр Николаевич Струговщиков, wiss. Transliteration Aleksandr Nikolaevič Strugovščikov)
- Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil, 1808. Auerbachs Keller in Leipzig, Mephistopheles singt
- Johann Wolfgang von Goethe: Faust. Der Tragödie erster Teil, Verse 2208–2240. Die Figur des Flohs als staatlicher Popanz und Ausdruck des Hofschranzentums wird in Goethes Dichtung sogleich von den Zechbrüdern in Auerbachs Keller kommentiert: „So soll es jedem Floh ergehn! / Spitzt die Finger und packt sie fein! / Es lebe die Freiheit! Es lebe der Wein!“ (ebd. Verse 2242–2244)
- Darja Michailowna Leonowa (russisch Дарья Михайловна Леонова, wiss. Transliteration Dar'ja Michajlovna Leonova)
- vgl. Mephistopheles' Song of the Flea
Literatur
- Hans Christoph Worbs: Modest P. Mussorgsky, mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. (= Rowohlts Bildmonographien. 247). Rowohlt, Reinbek 1976, ISBN 3-499-50247-X.
Weblinks
- Klangbeispiel mit Noten – Jewgeni Nesterenko / Wladimir Krainew (Klavier)
- Klangbeispiel – Leonid Charitonow
- Klangbeispiel – Fjodor Schaljapin (1927) (Orchesterfassung)
- Klangbeispiel – George London
- Klangbeispiel – Rudolf Bandler (deutsche Textfassung)