Fleißdorf

Fleißdorf, bis 1937 deutsch amtlich Dlugy,[1] niedersorbisch Długi , ist ein Gemeindeteil des Ortsteils Naundorf der Stadt Vetschau/Spreewald im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg. Bis zur Eingemeindung nach Naundorf am 1. Januar 1974 war Fleißdorf eine eigenständige Gemeinde.

Fleißdorf
DługiVorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland/Wartung/Alternativname
Koordinaten: 51° 49′ N, 14° 6′ O
Höhe: 58 m ü. NN
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Naundorf
Postleitzahl: 03226
Vorwahl: 035433
Dorfanger in Fleißdorf

Lage

Fleißdorf liegt in der Niederlausitz am südlichen Rand des Biosphärenreservats Spreewald, rund dreieinhalb Kilometer nordöstlich von Vetschau. Umliegende Ortschaften sind Naundorf im Norden, Müschen im Osten, Suschow im Süden, Stradow im Westen und Stradow Ausbau im Nordwesten.

Der Ort liegt an der Landesstraße 541 zwischen Burg und Vetschau, über die an dieser Stelle auch der Gurken-Radweg verläuft. Westlich von Fleißdorf liegen die Stradower Teiche, südwestlich der Wiesenteich.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes erfolgte im Jahr 1520 mit der Schreibweise „Dlugi“. Dieser frühere Ortsname geht auf das sorbische dłujki zurück und bedeutet „lang (gestreckt)“.[2][3] Die Schreibweise des Ortsnamens änderte sich mehrfach, so wurde der Ort im Jahr 1591 „Lugge“ und ab ca. 1708 „Dlugy“ geschrieben.[4] Der sorbische Name wurde in den Jahren 1703 und 1761 jeweils „Dlugi“ und später „Długi“ geschrieben.

Spätestens seit 1578 gehörte Fleißdorf zur Standesherrschaft Lübbenau, diese war seit dem Prager Frieden von 1635 Teil des Kurfürstentums Sachsen. Im Jahr 1718 lebten in Fleißdorf sieben Hufner, fünf Kossäten und sechs Häusler, die eine Schatzung von 1100 Gulden an die Standesherren abzugeben hatten. Nachdem das Kurfürstentum 1806 zunächst zum Königreich Sachsen erhoben worden war, kam Fleißdorf nach dem Wiener Kongress zum Königreich Preußen. Bei der Gebietsreform von 1816 wurde der Ort dem Kreis Calau in der Provinz Brandenburg zugeordnet.

Der zunächst rein sorbische Ort hatte mit Naundorf eine gemeinsame Schule, die seit 1850 erwähnt wird.[5] Das heute als Wohnhaus genutzte Schulgebäude befindet sich auf halbem Weg zwischen Naundorf und Fleißdorf – im Norden der Fleißdorfer Gemarkung – am Fleißdorf-Naundorfer Grenzgraben. Bis zum 29. Oktober 1937 hieß das Dorf Dlugy und wurde dann im Zuge der nationalsozialistischen Germanisierung sorbischstämmiger Ortsnamen in „Fleißdorf“ umbenannt. Auch in mehreren anderen Orten der Region wurden in dieser Zeit Namen sorbischen Ursprungs gegen deutsche Bezeichnungen getauscht, jedoch anderswo nach dem Krieg meist wieder zurück benannt.

In der DDR wechselte die Gemeinde Fleißdorf am 1. Juli 1950 aus dem Landkreis Calau in den Landkreis Lübben (Spreewald). Bei der Gebietsreform am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde dem verkleinerten Kreis Calau im Bezirk Cottbus zugeordnet. Am 1. Januar 1974 wurde Fleißdorf nach Naundorf eingemeindet.[6] Nach der Wiedervereinigung gehörte Fleißdorf zunächst zum brandenburgischen Landkreis Calau, der 1993 im Landkreis Oberspreewald-Lausitz aufging. Gemeinsam mit Naundorf erfolgte am 31. Dezember 2001 die Eingemeindung nach Vetschau.[7]

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875145
1890160
Jahr Einwohner
1910129
1925132
Jahr Einwohner
1933127
1939125
Jahr Einwohner
1946165
1950169
Jahr Einwohner
1964114
197198

Gebietsstand des jeweiligen Jahres[1]

Fleißdorf war ursprünglich ein rein sorbischsprachiges Dorf. Laut Arnošt Muka, der den Ort in den 1880er-Jahren für seine Statistik über die Sorben in der Lausitz besuchte, gab es damals „nicht einen einzigen deutschen Einwohner“.[8] Im Jahr 1956 lag der sorbischsprachige Bevölkerungsanteil bei 56,8 Prozent, damit hatte Fleißdorf den höchsten sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil im Kreis Calau.

Einzelnachweise

  1. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, S. 22ff., 38, abgerufen am 15. April 2023.
  2. Ernst Eichler: Die Ortsnamen der Niederlausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1975, S. 46 (Snippet in der Google-Buchsuche).
  3. Siegfried Körner: Ortsnamenbuch der Niederlausitz. Studien zur Toponymie der Kreise Beeskow, Calau, Cottbus, Eisenhüttenstadt, Finsterwalde, Forst, Guben, Lübben, Luckau und Spremberg. Akademie-Verlag, Berlin 1993, S. 148 (Snippet in der Google-Buchsuche).
  4. Rudolf Lehmann (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für die Niederlausitz. Band 1: Die Kreise Luckau, Lübben und Calau. Verlag Klaus-D. Becker, Potsdam 2013, ISBN 978-3-941919-89-1, S. 262.
  5. Ortsteile: Naundorf. Stadt Vetschau, abgerufen am 15. April 2023.
  6. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  7. Eingliederung der Gemeinden Göritz, Naundorf, Repten und Stradow in die Stadt Vetschau/Spreewald. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 21. Dezember 2001. Amtsblatt für Brandenburg. Nr. 2/2002, 9. Januar 2002, S. 18 (PDF; 182 kB).
  8. Arnošt Muka: Statistik der Lausitzer Sorben. Hrsg. und dt. Übersetzung von Robert Lorenz, Domowina-Verlag, ISBN 978-3-7420-2587-6, Bautzen 2019, S. 58.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.